Doom

von Andreas am 16. Jan 2012
Kein Kommentar | Beitrag kommentieren Beitrag bei Twitter teilen Beitrag bei Facebook teilen

Es gibt keine Computerspielverfilmungen. Es gibt nur Filme, die den selben Titel tragen wie erfolgreiche Computerspiele, damit Deppen wie ich ins Kino laufen, um sich den Quark anzusehen. Hatte damals ja auch funktioniert, 2005, ich war sogar im Kino, es gab nur eine Vorstellung pro Woche, Mittwoch 23:00. Ich war einer von fünf Zuschauern, merkwürdigerweise waren drei von uns weiblich (wahrscheinlich wegen Karl Urban, der zuvor durch seine Rolle als sorgenstirnfaltiger Rohan-Recke Èomer in Herr der Ringe einige Feuchtgebiete hinterließ).

Doom: Sarge Dabei ist “Doom” (2005) ganz und gar Jungs-Kino über hartgesottene Helden, die ausziehen, um die die Prinzessin in Form der schönen Wissenschaftlerin ( Rosamund Pike , lechz) zu retten. Denn auf der Mars -Forschungsstation Olduvai ist irgendwas Schlimmes passiert, und ein paar Marines, die gerade in den Urlaub wollten, müssen hin, nachsehen und warten, bis sie die Forschungsergebnisse auf USB-Sticks gezogen hat (Pre-Cloud-Ära?); danach stiehlt sich der Film eine Art Alien meets Resident Evil zusammen, bis alle tot sind, bis auf das genreübliche Pärchen.

Doom: Reaper Das ist alles dünn und altbacken. Aber wenigstens verwirrt der Film den dumpfen Zuschauer weder mit irgendwelchen neumodischen Einfällen noch mit nebensatzreichen Dialogen. Und ich bin sicher, dass das ursprüngliche Drehbuch mal ganz anders aussah, denn es gibt einige Szenen und Schauplatzwechsel, die derart seltsam deplaziert wirken,  das es kein Zufall sein kann: Ich wette, irgendwann ist der Produktion das Geld ausgegangen und einige größere Szenen mussten entfallen, obwohl die Anschlussstellen schon gedreht waren – auf Kosten der Glaubwürdigkeit und Stringenz. Ist aber ohnehin Wurst, denn so vieles an diesem Film entbehrt jeglicher Logik, da könnte dann auch noch ein pinkes Tapir durchs Bild laufen, es fiele nicht auf.

Wie jeder Käse, so ist auch “Doom” im Lauf der Zeit eher gereift. Und so kann man sich den B-Stinker durchaus wieder ansehen. Jede Einstellung schwelgt in Testosteron, zeigt uns geölte Muskeln und abgebrühte Visagen. Die Männer sind unrasiert, verschwitzt, dreckig und größtenteils liebenswürdige Psychopathen, denen man mit wenig Pinselstrichen erstaunlich viel Instant-Charakter gegeben hat. Die Tonspur unterstreicht die Massivität der immer größeren Wummen, von denen so viele zum Einsatz kommen, dass der Film geradezu an ihnen vorbeihuschen muss.

Doom: Dr. Sam Grimm Die einzige nennenswerte Frau im Film trägt nabelfrei und augenscheinlich noch nicht mal einen BH, dazu ständig Doktorinnen-Fummel – so wird auch noch der Krankenschwestern-Fetisch bedient. Sie wühlt obendrein mit einer Lust in den Eingeweiden der erlegten Mutant-Monster, dass man sofort mit ihr Pferde stehlen möchte. Dazu ganz gelungene, wenn auch schwach ausgeleuchtete Kulissen und eine anständige Zahl von Gimmicks (Ark-Teleporter, Nanowände, …), mehr kann man von einem B-Movie eigentlich nicht erwarten.

Vor allem Spiele-Fans werfen dem Film vor, dass er nichts mit dem Game zu tun habe. Das ist absolut richtig. Zwar hakt er im Galopp alles wichtige ab (immer größere Knarren, UAC, BFG, POV), aber die Story über <Spoiler!>das Chromosom 24 einer versunkenen Zivilisation, das gute Menschen zu Übermenschen macht, schlechte Menschen zu Monstren mutieren lässt, <!Spoiler> hat natürlich rein gar nichts mit dem Spiele-Plot zu tun, in dem das Böse wirklich metaphysisch “das Böse” ist, und die Gegner allerlei Dämonen-Abschaum. Aber: Ich habe Doom I bis III + Add-on gespielt und geliebt und konnte es dem Film jetzt beim zweiten Anschauen verzeihen, denn dass Dämonen sich von einer Shotgun beeindrucken lassen, dass fand ich schon bei diesen Grusel-Schießbuden merkwürdig. Der etwa 5 Minuten langen, wirklich einmaligen (und einmalig platten) Ego-Shooter-Sequenz merkt man an, dass man aufrichtig versuchte, die Fans glücklich zu machen. (Die den Film trotzdem hassten.)

Doom: BFG

Schlimm fand ich nur Blödheiten wie das Mann-gegen-Mann-Prügel-Finale oder bescheuerte Ungereimtheiten wie die merkwürdig gigantischen “Abwasseranlagen” der Mars -Forschungsstation, die denen von New York das (dreckige) Wasser reichen können. Diese Eierköpfe urinieren offenbar minütlich, selbst wenn sie tot sind oder längst evakuiert. Und ein bisschen mehr Mars hätte ich gerne gesehen…

Fazit: Gehoben inszeniertes Dumm-Geballer mit genetisch an-zombifizierten Monster-Mutanten, das man nur als B-Fan und mit reduzierten Erwartungen gut finden kann. Ich fands prima.

Infos:

  • zu haben auf DVD , HD-DVD und Blu-ray
  • Uncut-Vergleich auf schnittberichte.com
  • für Time gehört Doom zu den schlechtesten Videospiel-Adaptionen; man fragt sich, was die besten sein sollen…
  • gerüchteweise ist ein Remake geplant
  • offizielle Website: universal-pictures-international-germany.de





"Doom" © , publiziert: ~16. Jan 2012
Der Autor der Science-Fiction-Schund-Serie Scott Bradley bloggt auf sciencefictionlexikon.de über Filme, die er gerne sieht.

Abgestempelt als: Creature-Film , Horrorfilm , Prädikat: *** (für Fans) , Science Fiction , [Blu-rays] , [DVDs] , , 2005 , , , , , , genetisch , , , Mars , , , , Rollstuhl-Geek , , , , , versunkene Zivilisation , ...

Beitrag , twittern oder facebooken ,
Beitrag kommentieren .

Themenwolke: 1980er 2000er 2010er abgedreht actionreich Aliens apokalyptisch Ausserirdische billig dilettantisch dystopisch dümmlich endzeitlich Forschungslabor intelligent interessant kultig langweilig low-budget missglückt Monster! moralisch mysteriös Near-Future-Sci-Fi phantastisch schöne Beschützenswerte Sex stereotypisch trashig ungewöhnlich unlogisch USA Zombies

Bisher kein Kommentar.

Hinweis an Kommentarspammer: Nein! Weg! Pscht! Ksst! Aus! Bäh! Schämen Sie sich!

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

*

You may use these HTML tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>

Suche:

Neu:

Dredd

Baller-Polizist Judge Dredd und seine Auszubildende Anderson wollen der Drogen-Baroness Ma-Ma das Handwerk legen, doch leider wohnt sie im 200sten Stockwert.

Resident Evil 5: Retribution

Paul W.S. Anderson hat mit der Resident-Evil-Reihe einen mittelmäßigen Zombie-Streifen zum milliardenschweren Franchise aufgebaut. In Teil 5 beweist er erneut, dass ...

Sunshine

Eine Gruppe psychotischer Pickelgesichter soll die Menschheit retten und verbockt es beinahe.

Scavengers / Space Soldiers

Captain Wake und Crew fällt beim Plündern von Weltraumschrott ein seltsames Artefakt in die Hände...

Total Recall – das Remake von 2012

Das Total-Recall-Remake von 2012 bietet Action und Schauwerte satt, im Radau verliert er aber das philosophische Grundthema. Ist er so schlecht, ...



Storage 24

Im Container-Lager Storage 24 treiben sich neben Charlie, Shelley, Mark & Nikk auch ein hungriges Alien herum ...

Sci-Fighter

Ein Schurke infiziert sich mit Alien-Parasiten, um seinen Nebenbuhler besser bekämpfen zu können. Oder so. Egal: In diesem prima B-Movie mischen ...

TOTAL RECALL – der totale Ripoff

Ja, wer sich diesen Vergleich zwischen der alten Schwarzenegger-Version von 1990 und der neuen von 2012 ansieht, der kann nicht anders ...

Jack the Giant Killer – 21.6.2012

Fantasy-Schinken über den Kampf Mann gegen Riesen-Baum...

The Divide (2011)

Mal angenommen, irgendjemand (Russen, Nazis, Islamisten und wer sonst noch dafür in Frage kommt) würden Ihr Hochhaus nuklear bombardieren, und während ...
  • Tag cloud

  • Sci-Fi-Blogroll:

    • Der neunte Planet
    • Die-besten-Horrorfilme.de
    • 1000 MISSPENT HOURS AND COUNTING
    • http://wechoosethemoon.org
    • scifinet.org
    • Movie Mistakes
    • SFCD
    • MOLOsovskysCHRONIK
    • A Parallax View
    • simi
    • Sense of View
    • EVOLVER BOOKS