Chernobyl Diaries


von Andreas am 02. Feb 2013
Kein Kommentar

Beitrag kommentieren , an Twitter , Facebook senden



Am 26. April 1986 schmorte (wirklich) im Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl ein bisschen die Sicherung durch. Kernkraft ist ja so sicher… Die Umgebung wurde evakuiert und wird bis heute gemieden. Aber es ist keineswegs unmöglich, sie zu betreten. Und so nehmen ein paar Jugendliche aus verschiedenen Ländern das Angebot einer russischen Extremtourismus-Agentur an, die Geisterstadt Prypjat zu besuchen – das gibt es wirklich . Schon auf dem Weg geht einiges schief: Der Reiseleiter, einer uriger Russe namens Uri (glaubwürdig mürrisch und liebeswert: Dimitri Diatchenko ), hat eine Knarre im Gepäck und einen schrottreifen Minibus unterm Hintern und schafft es nicht, wie sonst, sich und seine Touris über die offiziellen Wege in das Sperrgebiet zu tricksen.

Uri muss ins Sperrgebiet also einen inoffiziellen Weg nehmen, und als Zuschauer ahnt man schon, dass die Reisegruppe besser die Gelegenheit ergriffen hätte, sich auf einen Teller Borschtsch in die nächste Kneipe zu verdrücken. Chernobyl Diaries Denn kaum haben die sieben sich ein bisschen umgesehen und wollen wieder nach Hause fahren, müssen sie feststellen, dass irgendwer den Motor ihres Busses sabotiert hat. Weil schon die Nacht anbricht, rät Uri vom Fußmarsch ab. Doch die Übernachtung im Bus entpuppt sich bald als ebenso gefährliche Lösung, denn „da draußen“ sind nicht nur allerlei Geräusche, sondern irgendwelche handfest-fiesen Mutanten…

Chernobyl Diaries (Bild: Warner)

Mach mal Urlaub – in Prypjat: Chernobyl Diaries (Bild: Warner)

„Chernobyl Diaries“ dreht langsam, aber stimmungsvoll die Spannungsschraube hoch und setzt immer wieder kleine Schockmomente, ohne dass wirklich etwas Schlimmes passieren würde. Auch die Bildsprache zeigt, dass die Macher wussten, was sie tun – wie der Film geradezu sonnig beginnt, dann sehr herbstlich wird und im grau endet, das ist schon sorgsam gemacht. Fast eine Stunde lang kann er seine Spannung aufrecht halten, obwohl man ihm stets ansieht, dass er mit minimalen Mitteln gedreht wurde. Als aber klar wird, dass nun „die Kreaturen“, was immer sie sind, einen nach dem anderen holen werden, verliert das Ganze viel von seinen Reiz und wird erst ganz am Ende durch einen Twist wieder spannend. Vielleicht hätte „Chernobyl Diaries“ gut daran getan, auf die Hügel-der-blutigen-Augen-Monster ganz zu verzichten; auch das Found-Footage-Konzept ist halbherzig umgesetzt.

Auch wenn er Defizite hat, finde ich persönlich „Chernobyl Diaries“ sympathisch. Ob man den Film mag und spannend findet, hängt mehr denn je vom Geschmack ab: Wer Action und SPlatter erwartet, kommt hier nämlich nicht auf die Kosten und sollte dem Streifen besser fern bleiben. Auf IMDB urteilt man mit 5.0 derzeit meines Erachtens übertrieben hart, wahrscheinlich wegen der durch zu viel Dunkelheit kaschierten, mageren production values und wegen des staksigen Drehbuchs, das sich so manche Alle-machen-das-Falsche-Dummheit erlaubt. Wer hingegen Atmosphäre bevorzugt und dem kleinen Indie-Streifen seine begrenzten Möglichkeiten verzeihen kann, den erwartet ein Horror-Filmchen, das durch seine reizvolle Location (sieht wirklich aus wie echt) Abwechslung ins Spiel bringt.

Fazit: Ruhiger, action-armer Independent-Gruselstreifen für Fans von atmosphärischem Grusel, der sein Publikum eher spalten wird. Ich mochte ihn.

  • Auf Amazon als DVD (reicht) und Blu-ray .





"Chernobyl Diaries" © , publiziert: ~02. Feb 2013

Der Autor der Science-Fiction-Schund-Serie Scott Bradley bloggt auf sciencefictionlexikon.de über Filme, die er gerne sieht. Diesen Film hat er abgestempelt als: Creature-Film , Horrorfilm , Prädikat: *** (für Fans) , Tipps , [Blu-rays] , [DVDs] , , , , Atommüll , Bär , Extremtourismus , , , gruselig , Hunde , , , Motorschaden , , , Prypjat , , , , Urlaub .

Sie können den Beitrag bei Twitter , Facebook , G+ teilen oder kommentieren .

Bisher kein Kommentar.

Hinweis an Kommentarspammer: Nein! Weg! Pscht! Ksst! Aus! Bäh! Schämen Sie sich!

Ihr Kommentar

Suche:

Neu:

Broken Bells: After The Disco

Die jungen Leute können ja noch Filme machen! Siehe etwa diese zwei Sci-Fi-Stummfilm-Episoden, die zwar vor allem ein neues Band-Album featuren ...

World War Z (2013)

Ein Erreger breitet sich aus: Wer sich ansteckt, verwandelt sich in Sekunden in ein um sich beißendes Monster. Die meisten Hauptstädte ...

John Dies at the End

Die Looser Dave und John ziehen sich die neue Superdroge 'Sojasauce' rein und geraten auf einen Parallelwelten-Monster-Splatter-Trip ohne Ende ...

Kamikaze 1989

In einer dystopischen Zukunft geht der zynische Trinker Jansen als Polizist den Spuren einer Bombendrohung nach: Sie führen in den nicht ...

The Dark Side Of The Moon

Raumschiff Spacecore 1 treibt antriebslos durchs All. Mit an Bord: der Teufel persönlich...



Divergent – Die Bestimmung (10.4.)

Noch ne Dystopie mit Mädchen, die erwachsen werden ... http://www.youtube.com/watch?v=YRrw6Wch8rc

Oblivion

Techniker Jack flickt Killerdrohnen und vögelt ab und zu seine Frau im Pool, was will man mehr vom Leben auf der ...

The Purge – Die Säuberung

Grelle SF-Satire: Einmal im Jahr bringen die reichen Amerikaner straffrei die armen Amerikaner um; schlecht für Mittelschicht-Aufsteiger James, der ein Herz ...

Universal Soldier – Day of Reckoning

"Universal Soldier" Deveroux ermordet vor Johns Augen seine Frau und seine Tochter. Von dieser Erinnerung ziemlich motiviert, sinnt John auf Rache ...

Universal Soldier: Regeneration

Psychowrack Deveroux wird wieder zum "Universal Soldier", um Ostblock-Terroristen aufzuhalten ...

  • Meistgeklickt:

  • Sci-Fi-Blogroll: