Near-Future-Sci-Fi – Science Fiction Film Review ... aus einer anderen Welt: SciFi-Filme, Space-Schrott & Blobs Wed, 17 Jun 2015 17:40:21 +0000 en-US hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.5.2 Outpost 37 / Alien Outpost /outpost-37-alien-outpost-2014/ /outpost-37-alien-outpost-2014/#respond Sun, 22 Feb 2015 16:34:55 +0000 /?p=1597 Alien Outpost 37 Im Jahr 2033 haben sich die Außerirdischen „Heavys“ nach einer misslungen Invasion von der Erde zurückgezogen. Nur hier und da sind noch einzelne zurückgebliebene Aliens verstreut, aber es scheint nicht zu stören: Die Invasion ist sogar schon wieder so lange her, dass die Außenposten, die eine zweite Invasionswelle erkennen und zurückschlagen sollten, inzwischen unzureichend finanziert sind. So wie „Outpost 37“  in Pakistan, wo ein internationaler Trupp von Soldaten die Fahne hochhält und mal gegen aufständische Einheimische, mal gegen versprengte Außerirdische kämpfen muss.

Alien Outpost 37 Als Film folgt „Outpost 37 – Die letzte Hoffnung der Menschheit“ einem Fernsehteam, das offenbar eine Dokumentation über die Soldaten drehen soll. Der Zuschauer sieht dabei, wie sich neue Gefahren zusammenbrauen, auf die unsere Helden zunächst keine Antwort haben. Dabei mischt „Outpost 37“ (im Original: „Alien Outpost“ (2014)) auf erstaunlich effektive Weise die Genres Science Fiction, Action-Kriegsfilm und Fake-Dokumentation ( Mockumentary ).

Alien Outpost 37 Es dampft das Testosteron der harten Männer mit den weichen Herzen, und wenn nach dem Abspann (!) ein Clip die nächste Mission ankündigt, wäre man gerne wieder dabei. Die stellenweise an Falling Skies erinnernde Story ist geradlinig und hält wenig Überraschungen bereit, leistet sich aber keine Längen. Die Noname-Darsteller sind durch die Bank sehr sympathisch und verleihen dem Geschehen überzeugendes Leben. Der actionreiche Streifen spart zwar an Tricks, wo es geht – doch wo er sie einsetzt, ist das gebotene Knallbumm-Spektakel ohne Fehl und Tadel. Kann man sich wirklich reinziehen.

Alien Outpost 37 “Outpost 37” hätte sogar ein echter Geheimtipp werden können, wenn er nicht zwei Macken hätte. Zum einen ist das Ganze furchtbar US-patriotisch überladen und trägt den Geschmack einer Botschaft der Art “Wir haben sie befreit – und wie danken sie es uns?” in sich. Zum anderen entschieden die Macher, den Film wirklich wie eine Doku zu gestalten: Immer wieder kommen im Rückblick die überlebenden Soldaten in Studio-Situationen zu Wort. Das vertieft zwar deren Charakterdarstellung, reißt den Zuschauer aber immer wieder aus der Action heraus. Kann man aushalten, aber der Film hätte besser sein können, wenn er darauf verzichtet hätte.

Fazit: Handwerklich überzeugender, gut besetzter, spannender und actionreicher Sci-Fi-Kriegsfilm ohne Tiefgang, aber mit viel Kamera-Gewackel, nervtötendem Sternenbanner-Geschwenke und leicht misslungendem Doku-Touch. Vorsicht: Das ist mehr Military als Sci-Fi !

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Transcendence /transcendence-2014/ /transcendence-2014/#comments Fri, 10 Oct 2014 17:08:53 +0000 /?p=1441 Transcendence (2014) Der knuffige Wissenschaftsnerd Will Caster (Johnny Depp) bastelt an einer neuen Art der künstlichen Intelligenz . Als er bei einem Attentat von Anti-Technik-Terroristen radioaktiv vergiftet wird und an Strahlenkrankheit zu sterben droht, sorgen seine Frau und ein Kollege dafür, dass sein Bewusstsein in die Hardware der KI hochgeladen wird. Doch danach stellt sich (kurz) die berechtigte Frage: Ist diese KI noch Will Caster – oder was ganz anderes? Die Gattin stellt sich diese Frage erst, als er längst mit Nanobots einige Menschen vernetzt hat, FBI und Technik-Terroristen arbeiten da schon an der Abschaltung des Internet…

Um positiv einzusteigen: “Transcendence” (2014) ist optisch wenigstens auf hohem Niveau gescheitert. Das sieht alles hübsch aus (der Regisseur war Kameramann für Chistopher Nolan) und kann für zwei Stunden auch passabel unterhalten.

Transcendence (2014) Aber nur, sofern man sein Gehirn vorher auf Festplatte auslagert. Denn Transcendence ist auf vielen Ebenen so ungeheuer doof, dass es der Sau graust. Das beginnt bei rein filmischen Problemen, wie etwa dem Timing (innerhalb des Films), geht weiter bei visuellen Torheiten (Avatare “pixeln” – auf Quantencomputern?) und endet nicht bei Drehbuchidiotien, wie der, dass das FBI (warum die?) sich mit Terroristen verbündet (Warum? Gibts kein Militär?), um das Problem in die Luft zu sprengen. Und nicht zuletzt weiß der Film auch gar nicht, wie er sein Geschehen jetzt finden soll. Armer Johnny Depp.

Immerhin meidet Transcendence einige übliche Klischees: Das Militär will nichts böses (ist gar nicht dabei), der FBI-Mann ist nicht “falsch”, die KI dreht nicht durch (sie wählt halt nur den vielleicht falschen Weg). Dafür gibts drei ganz schlimme Klischees (Spoiler!) : Die Zillionen-Ganz-Schnell-Sich-Öffnenden-Fenster, Der-Finale-Virus-Upload,-der-alles-lahmlegt, plus: Nanobot-Tentakel, die irgendwann plötzlich aus dem Boden schnellen. Oh Mann.

Natürlich beschäftigt sich Transcendence punktuell auch mit interessanten Themen. Und tatsächlich hat man diese nicht alle schon in den Cyber-Dingsbums-Filmen 80ern und 90ern gehört. Doch mit welcher Tölpelhaftigkeit der Film praktisch alles umschifft, was irgendwie interessant sein könnte, das geht auf keine Kuhhaut: Sind digitale Abbilder das Original? Hätten sie dann Rechte? Würden sie sich in ihrer Existenz wohlfühlen? Würden Menschen sich wirklich vernetzen lassen für das ewige Leben? Wie würde eine Entität denken, die tatsächlich nahezu Allgegenwärtig wäre und wie würden wir mit ihrer Allwissenheit umgehen? Wie gestaltet sich überhaupt die Kommunikation mit einer (angeblich) viel, viel, viel schlaueren Intelligenz? Und wie ist es, die Frau eines Großrechners zu sein? All das ist dem Film wurstegal. Drei hochinteressante Stellen – das Ziehen des Steckers von PINN, die Idee vom Schreien des digitalen Affenabbildes, der Ex-Vernetzte, der wieder ans Netz will – finden ebenfalls nur in Nebensätzen statt. Selbst die religiösen Motive werden aufgebaut, nur um dann unbeachtet wieder zu verschwinden. Auch vom Transhumanismus als Bewegung hat man in diesem letztlich moralinsauren, konservativen Film noch nichts gehört.

Transcendence (2014) Transcendence meidet wohl absichtlich “das große Bild” (nie sieht man, dass “die Menschheit bedroht” ist), will bei seinen Hauptpersonen bleiben und sichtlich nichts weiter sein als ein Starvehikel-Liebesfilm mit Thriller-Elementen. Und das ginge sogar völlig Ordnung, wenn er wenigstens thrillen oder eine gute Liebesgeschichte erzählen würde. Tut er aber beides nicht. (Zum Vergleich sehe man sich mal Splice oder A.I. – Künstliche Intelligenz an.) Nur schön aussehen tut er, doch auch hier fragt man sich nach dem Film, was genau man eigentlich gesehen hat.

Fazit: Mutloser, seichter Edel-Cyberkitsch für Wenns-sonst-nichts-im-TV-gibt.

  • Zu haben auf DVD und Blu-ray .

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The Road /road-2009/ /road-2009/#respond Wed, 08 Oct 2014 21:28:25 +0000 /?p=1429 The Road (2009) Die menschliche Zivilisation ist hinüber. Warum, das ist (und bleibt) unklar. Ist wohl auch egal, denn hier ist sowieso alles symbolisch gemeint … Der Himmel steckt hinter einer dunklen, grauen Wolkendecke. Alles ist von grauer Asche bedeckt. Pflanzen sind gestorben, Tiere mangels pflanzlicher Nahrung auch, und weil kaum noch Tiere da sind, essen sich die zerlumpten Menschen gegenseitig auf. In dieser sinistren Idylle reist ein Vater (Viggo Mortensen) nach dem Freitod seiner Frau (Charlize Theron) mit seinem Sohn (Kodi Smit-McPhee) über zerstörte Straßen in Richtung Süden. Dabei verlassen ihn zunehmend die Kräfte, während auf dem Weg überall Kälte und Kannibalen lauern …

The Road (2009) “The Road” ist ein furchtbar düsterer Endzeitfilm, in dem praktisch nix passiert, nichts explodiert, und gerettet wird letztlich auch keiner. Alles ist von einem so unerhörten Grau, dass man im Anschluss sofort eine Staffel “Barbapapa” sehen möchte. Der Film folgt dem Buch Die Straße des meistens großartigen Cormac McCarthy, das literarisch betrachtet genauso karg und trist ist wie “The Road”, das dem Film aber eben seine Sprache voraus hat.

The Road (2009) Will man sich das ansehen? Nur mit Johanniskraut! Positiv ist zu vermerken, dass wir in “The Road” von den meisten üblichen Zutaten des Genres verschont bleiben: Nur minimaler Mad-Max-Klimbim, keine Verfolgungsjagden, Null Action, Null Zombies. Das hätte großes Arthaus-Kino werden können. Technisch top umgesetzt, hörenswerte Musik, beeindruckende Darsteller.

The Road (2009) Und doch fand ich persönlich die eigentliche Handlung, das Kammerspiel zwischen Vater und Sohn, zu inhaltsleer und platt, gerade weil die dick aufgetragene Symbolik aller Handlungselemente in jeder Szene zum Greifen nah ist: Hier sehen wir den Zerfall der Familie, dort die Entstehung der egoistischen Gesellschaft, und da, sehr ihr, da raubt der arme Weiße auch noch den noch ärmeren Schwarzen aus; richtiggehend “abgehakt” kommt mir das vor, und am Ende gibts auch noch ein Happy End, das selbst konservativsten CDU-Senioren gefallen dürfte.

The Road (2009) Ein 111 Minuten langes, düsteres Gemälde, dass zu fast allem etwas sagen möchte, aber nichts zu sagen hat, was sich nicht ohnehin von selbst verstehen sollte. Kunst? Auf jeden Fall “bemüht”.

Fazit: Überbewertetes, graues Endzeit-Drama als gut gemeinter Lehrfilm, aber etwas arg aufdringlich geratener Spiegel unserer Gesellschaft.

  • Als Blu-ray (lohnt sich, schöner war das Weltende nie in Szene gesetzt) und DVD zu haben.

Der Trailer zeigt übrigens einen ganz anderen Film. Dem kann man entnehmen, dass “The Road” absichtsvoll nach an der Einschlafgrenze des Unspektakulären operiert und selbst dort, wo es schlimm werden könnte, das harmlose bevorzugt.

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Moontrap – Gefangen in Raum und Zeit /moontrap-gefangen-in-raum-und-zeit-1989/ /moontrap-gefangen-in-raum-und-zeit-1989/#respond Wed, 08 Oct 2014 18:05:26 +0000 /?p=1382 Moontrap - Gefangen in Raum und Zeit (1989) Als die Astronauten der Apollo-Mission nach der ersten bemannten Mondlandung wieder abfliegen, werden sie beobachtet. Nicht nur von Millionen Zuschauern auf der Erde – nein: Auch von einem fremden Roboter mit Kamerasystem, der sichtlich unter der Mondoberfläche haust. 20 Jahre später sind die Astronauten Jason Grant ( Walter Koenig alias Pavel Chekov vom Raumschiff Enterprise bzw. Alfred Bester, der Psi-Chor-Schurke aus Babylon 5 ) und Ray Tanner (B-Veteran Bruce Campbell , zuletzt sehenswerter Hawaiihemd-Sidekick in Burn Notice ) im All unterwegs. Bei einer Routinemission im Orbit sichten sie ein riesiges Raumschiff und gehen mal eben an Bord. Dort finden sie Leichen – und ein seltsames Ei.

Moontrap - Gefangen in Raum und Zeit (1989)

Moontrap – Gefangen in Raum und Zeit (1989)

Ein seltsames Ei an Bord eines fremdes Raumschiffes? Quizfrage: Alles sprengen und abhauen? Oder das Ei mitnehmen zur Erde? Natürlich klemmen sie es sich unter den Arm (ja wirklich!) und reisen damit in die USA ein. Immerhin kommt das Ei nun in die Quarantäne eines Labors. Moontrap - Gefangen in Raum und Zeit (1989) Nützt aber nichts, denn als man es für einen Augenblick unbewacht lässt (man lässt diese Eier aus dem All ja immer für mindestens einen Moment ohne Aufsicht), schlüpft daraus ein kleines mechanisches Wesen, schraubt sich das umgebende Labor als Exoskelett an die eigene Mechanik und poltert Minuten später als zerstörerischer Metall-Koloss durch die NASA-Gänge.

Moontrap Den ratternden Recycling-Robot kann man allerdings gerade noch aufhalten … Doch natürlich legen inzwischen Berechnungen nahe, dass das im Orbit gefundene Raumschiff vom Mond stammt. Nun liegt auf der Hand, was jeder von Routinemissionen gelangweilte Astronaut natürlich ganz genauso vorschlagen würde: Wir müssen zum Mond! Das tun sie denn auch, doch was sie dort finden, soll sich bitte jeder selbst ansehen.

Moontrap - Gefangen in Raum und Zeit (1989) Denn Moontrap – Gefangen in Raum und Zeit (1989) ist meiner Meinung nach eine der ganz, ganz großen Trash-Perlen, die man imho als SF-Fan gesehen haben muss . Ich selbst sah den Film damals, kurz nach dem Release in irgendeinem Kleinkino, danach war er jahrelang nicht auf DVD zu haben (kursierte allerdings als schäbige Raubkopie in VHS-Qualität) und ist jetzt endlich in einer sehenswerten Version auf Blu-ray und DVD erschienen.

Moontrap: Walter Koenig, Bruce Campbell

Staunen auf dem Mond: Walter Koenig, Bruce Campbell

Moontrap - Gefangen in Raum und Zeit (1989) Moontrap macht aus vielen Gründen Spaß. Zum einen ist da natürlich die Story, der es zwar stellenweise an Logik mangelt, die aber eine prima Mischung aus solider Near-Future-SF und weirder Sense-of-Wonder-Sci-Fi mit einem Schuss Buddy-Comedy zusammenpanscht. Die Hybrid-Robots, die sich aus Mensch- und Maschinen-Teilen gleichermaßen zusammen, liefern soliden Horror (und wurden dann später von „ Virus – Schiff ohne Wiederkehr (1999) “ abgekupfert). Und nicht zuletzt geben Koenig und Campbell ein ganz gutes Team ab. Hinzu kommen Szenen von einmaliger Absurdität (brutalstüberflüssige S ex-im-unpassenden-Moment -Szene).

Moontrap - Gefangen in Raum und Zeit (1989) Also Vorsicht: Richtig „gut“ ist Moontrap nicht. Der Film fühlt sich aus verschiedenen Gründen sogar ein bisschen misslungen an. Die Musik ist oft nervtötend, der stellenweise konsequent betriebene Realismus (Stille im Vakuum) stört hier irgendwie, das Timing ist nicht optimal und es gibt doch einige Längen und seltsam deplatzierte Stellen (etwa vor der Mission, der Abschied von der Familie). Trotzdem: Auf der Haben-Seite gibt’s auch viele beeindruckende Szenen sowie im Großen und Ganzen ein Weltraumabenteuer im besten Sinne, ganz ohne Laserschwerter. Einer meiner Lieblingsfilme.

Moontrap (1989) Fazit: Sehenswertes, aber nicht ganz gelungenes Low-Budget-SF-Kleinod, dass man entweder sehr mag – oder halt nicht. Von „Kultfilm“ kann eher nicht die Rede sein, aber je nach Geschmack kann man diesen Film durchaus sehr schätzen.
Es deutet sich an, dass mit Moontrap: Target Earth eine Fortsetzung (Start: 2015) gedreht wurde und schon in der Postproduktion ist ( Facebook ). Auch wieder ein B-Movie, und natürlich diesmal mit sexy Schnitte als Astronaut(in)…

  • Zu haben als 2-Disc-Edition auf Blu-ray und DVD . Die Extras: naja. Die zweite Disc enthält in beiden Fällen die „alten“ Versionen (US, DE) unrestauriert (und unbrauchbar).
  • Hinweis: Ich habe die restaurierte Blu-ray-Version gesehen und war damit absolut zufrieden. Es ist halt auch ein 89er-B-Movie. Wer die Amazon-Bewertungen anschaut, findet eine Reihe von 1-Stern-*-Bewertungen, die meines Erachtens jegliches Augenmaß verloren haben. Von „VHS-Qualität“ kann jedenfalls nicht die Rede sein. Besser hat dieser Film auch damals im Kino nicht ausgesehen – und ich war dabei.

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Memory Effect – Verloren in einer anderen Dimension /memory-effect-verloren-einer-anderen-dimension-extracted-2012/ /memory-effect-verloren-einer-anderen-dimension-extracted-2012/#respond Sat, 08 Mar 2014 10:37:45 +0000 /?p=1117 extracted_memory_effect_tom

Tom

Der Wissenschaftler Tom hat ein neues technisches Verfahren entwickelt, mit dessen Hilfe man sich in die Erinnerungen anderer Menschen hineinbegeben kann. Tom will damit natürlich nur Menschen mit traumatischen Erlebnissen helfen, doch das Geld für die Forschung kommt, nein, nicht vom Militär, sondern von der Staatsanwaltschaft. Und eines Tages will die auch was für ihr Geld sehen: Er soll in die Erinnerung eines rauschgiftsüchtigen Angeklagten hineinkriechen und anhand seiner Erinnerung prüfen, ob der wirklich des Mordes schuldig ist. Ist er offenbar – doch dann geht was schief, und Tom bleibt in den Erinnerungen des Kleinkriminellen Anthony stecken. Während Toms Körper nun über Jahre hinweg im Koma liegt, analysiert sein Geist die Erinnerungen von Anthony, welcher derweil im Gefängnis sitzt…

Anthony

Anthony

Es ist fast schon ein eigenes Filmgenre: Die Geschichte von den Wissenschaftlern, die sich aus diversen Gründen in die Erinnerungen eines anderen Menschen hineinbegeben. Genau das gleiche passiert bei “Memory Effect – Verloren in einer anderen Dimension” (im Original zutreffender: Extracted, 2012), aber ausnahmsweise mal nicht, um wie bei “The Cell”, “Inception” oder “Dreamscape” mit möglichst vielen Effekten oder einer weirden Vorstellungswelt zu punkten. Statt dessen setzt dieser Indie-Film ganz auf das Drama, und das Ergebnis ist mitnichten eine Arthaus-Schlaftablette, sondern ein ziemlich spannendes Kammerspiel. In dem klärt Tom einerseits den wahren Hintergrund des Mordes auf, andererseits stellt der Film stets die Frage stellt, wie unser Ich sich aus unseren Erinnerungen konstituiert und wie zuverlässig diese Erinnerungen eigentlich sind.

extracted_memory_effect Man muss einige Kröten schlucken, die selbst das Vorstellungsvermögen von Berufsphantasten sprengen, etwa, wie ein Gehirn zwei komplette Bewusstseine aufbewahren kann, von denen das eine (Tom) sich nur bemerkbar machen kann, indem es die Erinnerungen des anderen (Anthony) so ändert, dass Anthony sich an Tom “erinnern” kann. Ist aber egal, denn man zweifelt keine Sekunde daran, dass dies nur das phantastische Was-wäre-wenn-Element einer doppelten Kriminal-Liebes-Geschichte ist, die überrschend ergreifend, spannend und abwechslungsreich serviert wird. Und das alles mit dem Budget eines halben “Tatort”.

Fazit: Gelungenes Science-Fiction-Drama ohne Effekthascherei für Fans radauarmer Independent-Phantastik.

Zu haben als DVD und Blu-ray .

Credit: Filmbilder (C) Sunfilm Entertaiment

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World War Z /world-war-z-2013/ /world-war-z-2013/#respond Mon, 18 Nov 2013 15:43:34 +0000 /?p=976 Foto (C) Paramount Familienvater Gerry Lane (Brad Pitt) war früher Angestellter der United Nations, heute kümmert er sich um seine Kinder. Als eine Tollwut-ähnliche Epidemie ausbricht, die Menschen in sabbernde Zombies verwandelt, beruft ihn die UN ein, um einen Virologen bei der Suche nach dem Ursprung des Erregers zu begleiten. Als der sich versehentlich selbst erschießt, muss sich Gerry für ihn auf die Suche machen, während um ihn herum die Welt zum Teufel geht.

Schwächen hat dieser Blockbuster reichlich. Es ist, wie so oft, unglaubwürdig, dass ein einzelner Mann, noch dazu ein Nichtforscher, über Wohl und Wehe der Welt entscheiden soll. Daran krankt der Film wirklich, denn ich fragte mich die ganze Zeit, was mit all den anderen Immunfritzen ist – sind die alle schon tot oder forschen die gerade an was wichtigerem? Vor allem die Figur des Gerry Lane ist fragwürdig, denn wozu wird eine finstre Vergangenheit angedeutet, wenn das letztlich keine Auswirkung auf die Story hat? Foto (C) Paramount Woher kommt die Motivation, gerade ihm diese Aufgabe aufzudrängen? Überhaupt fehlt dem ganzen Movie der Kitt klarer kausaler Zusammenhänge – es passiert viel, aber warum eigentlich? Der Zufall regiert, etwa der Flugzeugcrash genau vor dem Labor, wo man eh hin wollte … Und auch die Darsteller sind (bis auf Pitt und Daniella Kertesz (Soldatin ‘Segen’)) irgendwie unbefriedigend.

Aber letztlich tritt all das vielleicht absichtlich in den Hintergrund. Denn der wahre Star in diesem Film ist der Weltuntergang durch Zombies. Und den hat man niemals beeindruckender gesehen. Schon “28 Days Later” setzte Maßstäbe, was das Grauen angeht, indem die Zombies nicht mehr müde vor sich hin schlurften, sondern schnell rennen konnten. (Ob das noch “Zombies” sind, sei dahingestellt – in “World War Z” nennt man sie eben so, weil sie wie Film-Zombies wirken.)

“World War Z” (2013) legt noch eine Schippe Panik drauf: Hier rennen die Zombies nicht nur, es sind derer auch so viele, dass die reine Masse allein schon für sich genommen das Grauen erzeugt. Und gemeint ist damit nicht nur die spektakuläre Foto (C) Paramount Überwindung der Mauer aus dem Trailer, die auch das bekannteste Filmbild ist und die man in Bewegung gesehen haben muss. Nein, jede einzelne Szene schafft es, die schiere Masse der Menschen bedrohlich einzusetzen. Und das alles ist dann auch noch stets so sauber (vielleicht einen Tick “zu sauber”) fotografiert, dass es eine wahre Freude ist.

Und allen, denen der Trend zu Folterpornos und Splatterfilmen auf den Nerv geht, sei gesagt, dass dies wahrscheinlich der erste Zombiefilm ist, der weitgehend ohne Blut & Innereien auskommt. Das mögen die einen als größtes Defizit empfinden. Doch der Film kommt sehr gut ohne aus, weil er seine Drastik viel besser durch seine Massenszenen und sein inszenatorisches Geschick erzielt.

Wirklich, ich war trotz des fragwürdigen Drehbuchs schwer beeindruckt. Sich aber mit innovativen Ideen – jenseits wahnsinnig beeindruckender Massenszenen – aus der gesichtslosen Menge der Zombiestreifen herauszuheben, das hat der Film irgendwie nicht geschafft. In der Gesamtschau war ich dennoch positiv überrascht: World War Z ist entsetzlich, packend und spannend bis zum Finale (das nicht schlecht ist, aber seltsam angepappt wirkt und, leider, einem zweiten Teil Platz einräumt; Gerüchten zufolge gab es ein anderes Ende, das deutlich hoffnungsloser war).

Fazit: Kein Kultfilm, aber ein prima Popcorn-Reisser.

  • Zu haben auf DVD und Blu-ray .

(Szenenbilder: Paramount)

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Kamikaze 1989 /kamikaze-1989-krysmopompas-1982/ /kamikaze-1989-krysmopompas-1982/#respond Fri, 15 Nov 2013 13:15:04 +0000 /?p=934 kamikaze-1989_004 In naher Zukunft: Deutschland ist die reichste Nation der Erde. Alle technischen Probleme wurden gelöst, es gibt weder Umweltverschmutzung noch andere Probleme. Zwar ist Alkohol verboten, doch Drogen sind erlaubt, zudem gibt es reichlich Fernsehshows zur Bedröhnung, unter anderem der monatliche Lachwettbewerb mit 99% Einschaltquote. Der wird vom größten, wenn nicht einzigen Konzern Deutschlands veranstaltet, der auch sonst alle Medien steuert.

kamikaze-1989_094 Eines Tages erhält die Konzernspitze eine Bombendrohung. Polizeileutnant Jansen (Rainer Werner Fassbinder), 100% Aufklärungsquote, heimlicher Alkoholiker, unangenehmer Zeitgenosse, brutaler Zyniker, weder Mitläufer noch Widerständler, soll herausfinden, was dahinter steckt. Die (reichlich verworrenen) Spuren führen ihn in den 31. Stock des Konzernhochhauses, doch dieses hat nur 30 Stockwerke. Zunehmend sind Konzern- und Polizeichefs von seinen Ermittlungen genervt und wenden sich gegen ihn. Und dann ist da noch der geheimnisvolle Staatsfeind Krysmopompas

kamikaze-1989_033 Diese schwer genießbare Perle aus deutschen Landen darf man sich nur zu Gemüte führen, wenn man sich wirklich aufrichtig für abseitige Filme und bizarre SF-Szenarien interessiert. „Kamikaze 1989“ (Deutschland, 1982) ist nämlich als Science-Fiction-Film eher mäßig, trotz reichlich Zukunfts-Firlefanz. Auch wer sich eine Art „Welt am Draht“ erhofft, wird enttäuscht: Auf dem Regiestuhl saß hier Wolf Gremm, nicht Fassbinder, und als Darsteller torkelt letzterer sichtlich dem Ende seiner multiplen Drogenabhängigkeit entgegen.

kamikaze-1989_090 Doch das kann in seinem Fall immer noch ein ganz großes Vergnügen sein: Wie er als „Jansen“ im Leopardenfell-Anzug (samt mit Leopardenfell bezogenem Revolver und Leopardenfell-Armaturen im Auto) mit versoffenem Gesicht durch diese grelle, absurde Zukunftssatire stampft, das ist einfach grandios. Der Sage nach hat sich Fassbinder übrigens in diesem Anzug beerdigen lassen.

kamikaze-1989_039 Ich gebe zu: ich liebe „Kamikaze 1989“, trotz des nervtötend lieblosen Edgar-Froese-Gedudels im Soundtrack. Ich hatte den Film vor Jahren mal auf einem portablen Casio-Minifernseher gesehen und war fasziniert, auch das erneute Ansehen habe ich sehr genossen. Brigitte Mira in einem Sci-Fi sieht man ja auch nicht oft. Und Franco Nero. Gerade weil das Alles einerseits furchtbar trashig ist, sich andererseits durchaus bemüht, ein Action-Krimi zu sein – sogar mit einer für damalige deutsche Verhältnisse gewiss erstaunlichen Autojagd. Und doch den Charme einer unerhört skurrilen Zukunftsvision entwickelt.

kamikaze-1989_098 Vieles der arg überzeichneten Zukunft wurde vielleicht nicht wahr, wäre aber noch immer vorstellbar: Der OK-„Daumen“ der Polizei; das Verbot von Alkohol und selbst gezüchtetem Gemüse; der Neusprech des „unerwarteten Todes“; die Monopolisierung der Wirtschaft samt Gleichschaltung der Medien in fast 50 TV-Kanälen; die allgegenwärtige “wearable” Kamera (hier: am Ring) als Vorwegnahme der Google Glasses…
Okay, so manches wurde wohl tatsächlich wahr.
Es ist in jedem Fall bedauerlich, dass Fassbinder starb, denn weitere Jansen-SF-Krimis hätte zumindest ich gerne gesehen.

kamikaze-1989 Fazit: Wunderbar trashig-bunte, absurd-schrille Dystopie. Geheimtipp für Fans des Abseitigen. Eigentlich ein Must-see, aber gewiss nicht für jeden Geschmack geeignet.

  • Zu haben als DVD . Die Bildqualität ist noch erträglich. Das Bonusfeature dreht sich um die letzte Tage von Fassbinder – eher was für RWF-Fans.
  • Nach dem Buch Mord im 31. Stock des “Kommissar Beck”-Autors Per Wahlöö. Der Film hält sich teilweise inhaltlich erstaunlich eng an die Vorlage, dichtet aber manches hinzu. Das Buch (von 1964!) kann man noch heute lesen, und als Abrechnung mit einem meinungslosen, gleichgeschalteten Medienapparat, der sich vor allem mit Stars & bunten Bildern beschäftigt, sind die Schilderungen seiner knappen Prosa noch heute prophetisch. (Als Krimi taugt das Buch nicht viel.)

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