Science Fiction Film Review » Jupiter-Monde http://sciencefictionlexikon.de ... aus einer anderen Welt: SciFi-Filme, Space-Schrott & Blobs Sat, 09 Nov 2013 07:09:37 +0000 en-US hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.7.1 Oblivion http://sciencefictionlexikon.de/oblivion-2013/ http://sciencefictionlexikon.de/oblivion-2013/#comments Sat, 09 Nov 2013 07:09:37 +0000 http://sciencefictionlexikon.de/?p=943 oblivion_2013drohnenNach einem Atomkrieg gegen Außerirdische hat die Menschheit ihre Sachen gepackt, die Heimatwelt verlassen und ist zum Titan ausgewandert. Jack (Tom Cruise) ist als T49 einer letzten Wartungstechniker auf der zerstörten Erde, zuständig für seinen kleinen T49-Bereich. Er flickt unter anderem die Drohnen, die die Wassergewinnungsanlagen verteidigen – gegen einige versprengte Außerirdische, die sich noch auf der verstrahlten Oberfläche rumtreiben. In zwei Wochen wäre seine Schicht zu Ende und er dürfte ebenfalls seine Sachen packen und zum Titan reisen.

oblivion_2013Da stürzt ein Raumschiff ab und Jack rettet daraus eine Frau (Olga Kurylenko), die er vorher schon in Träumen gesehen hat – trotz seiner „vorgeschriebenen Gedächtnislöschung“. Als er sie mit nach Hause nimmt, gibt das natürlich Unfrieden bei der Gemahlin (Andrea Riseborough), die seltsam eifersüchtig wird. Und auch Sally aus der Zentrale, stets nur als Videobild zu sehen, benimmt sich merkwürdig. Bald muss Jack feststellen, dass alles anders ist, als es den Anschein hatte…

oblivion_2013morpheus… und als Zuschauer stellt man das auch fest, leider schon nach 1 Minute. Und das ist das Hauptproblem dieses Films: Es ist einfach schon durch die Inszenierung sofort absolut klar, dass hier irgendwas nicht mit rechten Dingen zugeht.

Das hätte trotzdem spannend sein können: Zuzusehen, wie sich die Indizien nach und nach häufen … doch der Film trägt von Anfang diesen bunten Warn-Aufkleber eines Verdachts in jedem Bild, etwa die sektenartige Nachfrage aus der Zentrale („Seid ihr noch ein gutes Team?“), die einfach jeder als klaren Wurm im Apfel empfinden muss, oder das seltsame Bemühen der Frau Gemahlin, ihren Gatten vom Denken abzuhalten.

„Oblivion“ ein typischer, moderner High-Budget-Science-Fiction-Film im typischen, modernen, farbentsättigten Look. Die visuelle Inszenierung, die Bauten und die Special Effects sind vom Allerfeinsten und machen diesen Film einfach großartig anzuschauen. oblivion_2013cruiseAch, wenn er nur ein bisschen weniger vorhersagbar wäre; man braucht ja nur zu “Morgan Freeman spielt mit” zu sagen, schon weiß man, dass er den Chef der Widerstandsbewegung spielen wird, der Jack die Welt erklärt. Das Drehbuch ist ja eigentlich wendungsreich und gar nicht schlecht (man darf nur nichts zu sehr hinterfragen und muss die Logikfehler ignorieren), doch praktisch alle Motive hat man schon andernorts gesehen: <SPOILER> versunkene Symbole der alten Welt; Suche nach alten Bücher; letzter Mensch in verlassenen Trümmerstädten; Rebellen, die keine sind; geklonte Hauptperson ohne Erinnerung; Rohstoffe raubende Aliens; die Bombe ins Innere des Mutterschiffs bringen; der Sonnenbrillen tragende Erwecker des Schläfers; und und und. Naja: die Mischung machts.

Fazit: Visuell überzeugendes, inhaltlich aber zu vorhersehbares und zuweilen auch etwas seelenloses Sci-Fi-Spektakel. Nicht schlecht, aber das Zeug zum Klassiker fehlt einfach – angesichts der gebotenen Opulenz schade.

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Europa Report http://sciencefictionlexikon.de/europa-report-2013/ http://sciencefictionlexikon.de/europa-report-2013/#comments Sun, 20 Oct 2013 16:32:53 +0000 http://sciencefictionlexikon.de/?p=871 europa-report_013

In naher Zukunft: Die Mission “Europa One” der fiktiven Firma Europa Ventures bricht zum Jupitermond Europa auf, einem der vier Galileischen Monde. Das Ziel der bemannten Mission: Die Eiskruste, unter der man einen gigantischen Ozean vermutet, soll angebohrt und eine Probe entnommen und untersucht werden. Eine solche Mission ist lang, sehr lang. Und natürlich geht auf einer solch unvorstellbaren Strecke allerlei schief.

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Als auf dem Weg zu Europa ein System ausfällt, verliert ein erstes Besatzungsmitglied bei einem Unfall sein Leben. Das drückt die Stimmung, zumal man den Funkkontakt zur Erde verloren hat. Die Laune hebt sich erst wieder, als man Europa nicht nur erreicht, sondern tatsächlich sicher aufsetzt und losforschen kann. Die Sonde bohrt sich wie geplant in die Eiskruste und findet den vermuteten Ozean – doch dann erscheint ein Licht und die Sonde gibt den Geist auf …

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“Europa Report” (2013) verdient sich seine Lorbeeren durch eine gehörige Portion Realismus: Seit “2001″ dürfte kein derart um realistische Darstellung bemühter Weltraum-Film mehr gedreht worden sein, von “Gravity” vielleicht abgesehen (ich hab ihn nicht gesehen). Die Enge der Kabinen, der Alltag der Astronauten, die Privatisierung der Raumfahrt, die Missionsparameter und so weiter halten sich sehr eng ans Mögliche, Glaubwürdige. Auch die Missionsidee selbst ist keineswegs fiktiv: Im Umfeld von NASA und ESA arbeitet man an Plänen für eine Bohrung auf Europa (allerdings unbemannt). Nur das Ende des Films ist spekulativ – aber dennoch nicht undenkbar.

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Und doch kann Regisseur Sebastián Cordero an vielen Stellen die Wissenschaftlichkeit und Realitätsnähe einfach nicht durchhalten. Etwa wenn die rotierenden Arme der Schwerkraft erzeugenden Kabine natürlich mit dem Klischee-Brummen am Zuschauer vorbeiwischen, wenn die gesamte Reise über das Raumschiff den immer größer werdenden Jupiter vor dem Bug hat (in Wirklichkeit fliegt man zu einem berechneten Punkt im Nirgendwo und hofft, dass sich bei der Ankunft auch der Zielplanet dort eingefunden hat) oder wenn der Bohrer (reales Vorbild: Inchworm) keinerlei Aushub produziert.

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Aber das ist Jammern auf hohem Niveau: Wie nur wenige Filme zuvor schafft es der Film, eine im Weltraum spielende Geschichte mit Dramatik und Realitätsnähe zu erzählen. Der Film spielt erfreulich oft auch auch mit dem realistischen Nicht-sehen-können, etwa beim Blick durch die Luke nach draußen, dem sich das Sehen-wollen der Mannschaft entgegenstemmt. Und der Sense of Wonder bleibt nicht auf der Strecke. Visuell folgt “Europa Report” dabei weniger “Sunshine” als vielmehr “Apollo 18“, ohne aber zu aufdringlich auf schlechte Bildqualität zu setzen. Mich begeisterte vor allem der eher körnige Look samt reichlich Störungen und Lensflares, der sich nahtlos in das Material einfügt, das man von der NASA kennt. Insofern lohnen auch die knappen Extras, denn das VFX-Making-Of zeigt, welche Szenen Special-Effects benutzten, obwohl man das beim Zuschauen eigentlich nicht gedacht hätte.

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europa-report_029Perfekt ist der Film nicht. Die Schauspieler sind teils unglücklich besetzt, ihre Charakterisierung ist dünn, und der Wunsch nach Realismus schlägt sich in einigen hölzernen Dialogen nieder. Und der Beginn des Films ist wirr, weil er als Found-Footage-Film erzählt wird: im Rückblick berichten semi-dokumentarisch die zuständige Flight-Direktorin, einige Missions-Wissenschaftler und die Pilotin als eigentlicher Hauptfigur – der Rest findet in den Aufnahmen von Helm-, Außen- und Bordkameras statt. Hat man sich aber durch die ersten 5 bis 10 Minuten gekämpft, beginnt ein wirklich spannender Film, der verhältnismäßig realistisch darzustellen versucht, wie eine solche Mission verlaufen könnte, ohne wiederum so real zu werden, dass es fade wird.

cover_europareport_blurayFazit: Überdurchschnittlich gutes Raumfahrt-Abenteuer, sehenswert für Fans realistischer Near-Future-Sci-Fi. Vor allem zeigt “Europa Report”, dass sich spannendes Drama und um Wissenschaftlichkeit bemühte Darstellung nicht ausschließen müssen. Warnung: “Alien”-Fans und Gorehounds werden hier nicht fündig.

 

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