Science Fiction Film Review » realistisch http://sciencefictionlexikon.de ... aus einer anderen Welt: SciFi-Filme, Space-Schrott & Blobs Thu, 11 Apr 2013 16:06:32 +0000 en-US hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.5.1 Chernobyl Diaries http://sciencefictionlexikon.de/chernobyl-diaries/ http://sciencefictionlexikon.de/chernobyl-diaries/#comments Sat, 02 Feb 2013 13:45:54 +0000 Andreas http://sciencefictionlexikon.de/?p=676 Am 26. April 1986 schmorte (wirklich) im Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl ein bisschen die Sicherung durch. Kernkraft ist ja so sicher… Die Umgebung wurde evakuiert und wird bis heute gemieden. Aber es ist keineswegs unmöglich, sie zu betreten. Und so nehmen ein paar Jugendliche aus verschiedenen Ländern das Angebot einer russischen Extremtourismus-Agentur an, die Geisterstadt Prypjat zu besuchen – das gibt es wirklich. Schon auf dem Weg geht einiges schief: Der Reiseleiter, einer uriger Russe namens Uri (glaubwürdig mürrisch und liebeswert: Dimitri Diatchenko), hat eine Knarre im Gepäck und einen schrottreifen Minibus unterm Hintern und schafft es nicht, wie sonst, sich und seine Touris über die offiziellen Wege in das Sperrgebiet zu tricksen.

Uri muss ins Sperrgebiet also einen inoffiziellen Weg nehmen, und als Zuschauer ahnt man schon, dass die Reisegruppe besser die Gelegenheit ergriffen hätte, sich auf einen Teller Borschtsch in die nächste Kneipe zu verdrücken. Chernobyl DiariesDenn kaum haben die sieben sich ein bisschen umgesehen und wollen wieder nach Hause fahren, müssen sie feststellen, dass irgendwer den Motor ihres Busses sabotiert hat. Weil schon die Nacht anbricht, rät Uri vom Fußmarsch ab. Doch die Übernachtung im Bus entpuppt sich bald als ebenso gefährliche Lösung, denn „da draußen“ sind nicht nur allerlei Geräusche, sondern irgendwelche handfest-fiesen Mutanten…

Chernobyl Diaries (Bild: Warner)

Mach mal Urlaub – in Prypjat: Chernobyl Diaries (Bild: Warner)

„Chernobyl Diaries“ dreht langsam, aber stimmungsvoll die Spannungsschraube hoch und setzt immer wieder kleine Schockmomente, ohne dass wirklich etwas Schlimmes passieren würde. Auch die Bildsprache zeigt, dass die Macher wussten, was sie tun – wie der Film geradezu sonnig beginnt, dann sehr herbstlich wird und im grau endet, das ist schon sorgsam gemacht. Fast eine Stunde lang kann er seine Spannung aufrecht halten, obwohl man ihm stets ansieht, dass er mit minimalen Mitteln gedreht wurde. Als aber klar wird, dass nun „die Kreaturen“, was immer sie sind, einen nach dem anderen holen werden, verliert das Ganze viel von seinen Reiz und wird erst ganz am Ende durch einen Twist wieder spannend. Vielleicht hätte „Chernobyl Diaries“ gut daran getan, auf die Hügel-der-blutigen-Augen-Monster ganz zu verzichten; auch das Found-Footage-Konzept ist halbherzig umgesetzt.

Auch wenn er Defizite hat, finde ich persönlich „Chernobyl Diaries“ sympathisch. Ob man den Film mag und spannend findet, hängt mehr denn je vom Geschmack ab: Wer Action und SPlatter erwartet, kommt hier nämlich nicht auf die Kosten und sollte dem Streifen besser fern bleiben. Auf IMDB urteilt man mit 5.0 derzeit meines Erachtens übertrieben hart, wahrscheinlich wegen der durch zu viel Dunkelheit kaschierten, mageren production values und wegen des staksigen Drehbuchs, das sich so manche Alle-machen-das-Falsche-Dummheit erlaubt. Wer hingegen Atmosphäre bevorzugt und dem kleinen Indie-Streifen seine begrenzten Möglichkeiten verzeihen kann, den erwartet ein Horror-Filmchen, das durch seine reizvolle Location (sieht wirklich aus wie echt) Abwechslung ins Spiel bringt.

Fazit: Ruhiger, action-armer Independent-Gruselstreifen für Fans von atmosphärischem Grusel, der sein Publikum eher spalten wird. Ich mochte ihn.

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Monsters http://sciencefictionlexikon.de/monsters-2010/ http://sciencefictionlexikon.de/monsters-2010/#comments Mon, 22 Aug 2011 05:00:44 +0000 Andreas http://sciencefictionlexikon.de/?p=310 Vor Jahren stürzte eine NASA-Sonde über Mexiko ab. An Bord befanden sich wie gewünscht außerirdische Lebensformen. Weniger gewünscht war, dass diese aus der Sonde entkamen und sich in halb Mexiko breit machten – als 100 Meter lange Riesenkraken. Die Infizierte Zone zwischen Mexiko und den USA gilt nun als unpassierbares Niemandsland, umgehen von hohen Schutzzäunen. Und doch entkommen immer wieder mal ein paar schlecht gelaunte Tierchen. Ausgerechnet jetzt, da Sensationsfotograf Andrew von seinem Verleger genötigt wird, seine Tochter aus Mexiko sicher nach Amerika zu bringen. Weil ihr Zug bald nicht mehr weiterkommt und umkehrt, reisen die beiden weiter per Bus, Autor, Boot und bald zu Fuß – mitten durch das Land der „Monsters“.

Arthouse-Science-Fiction hat ja stets einen schweren Stand. Einerseits will sie natürlich spannend unterhalten, andererseits möchte sie weg von den Genre-Konventionen, die so oft in sinnlose Effekt- und Materialschlachten ausarten. „Monsters“ wandelt hier auf einem schmalen Grad, denn die titelgebenden Wesen tauchen praktisch nur drei Mal auf und bleiben letztlich Staffage; als Creature Feature geht das Stück daher nicht durch. Stattdessen konzentriert sich der Film in der Art eines Road-Movies auf die beiden Hauptdarsteller, für deren Ich-schlage-mich-durch-bis-nach-Amerika-Geschichte die Aliens allerdings gar nötig gewesen wäre.

Trotzdem lohnt es sich, den Film zu sehen. Weniger wegen der erstaunlich zurückhaltend entwickelten Romanze zwischen den beiden Hauptdarstellern, sondern tatsächlich wegen der Schauwerte: Die Illusion, halb Mexiko und die USA befänden sich im Kampf gegen turmhohe Space-Tintenfische, wird so diskret und doch zugleich umfassend als Hintergrund aufgebaut, dass es eine wahre Freude ist. Und natürlich wegen der kaum zu übersehenden (angeblich nicht beabsichtigten) politischen Botschaft dieses Low-Budget-Movies, das für geschätzte 800.000 Dollar erstaunlich gut aussieht.

Fazit: „Monsters“ ist eine beeindruckend stimmungsvolle Metapher auf die Angst vor Einwanderung, hat allerdings mit etlichen Längen zu kämpfen. Als Science-Fiction-Movie geht es gerade noch so durch. Eher ein Tipp für Freunde des leisen phantastischen Films – Action-Fans sollten diese Zone aber meiden, bis jemand mit einem besseren Drehbuch das Remake dreht.

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Operation Jupiter Inferno http://sciencefictionlexikon.de/jupiter-inferno-operation-jupiter-bye-bye-jupiter-1983/ http://sciencefictionlexikon.de/jupiter-inferno-operation-jupiter-bye-bye-jupiter-1983/#comments Mon, 28 Feb 2011 05:48:21 +0000 Andreas http://sciencefictionlexikon.de/?p=224 Der Jupiter war mal richtig hip. Das liegt gewiss an seinem großen roten Fleck. Der ist so herrlich geheimnisvoll und faszinierte daher schon Clarke & Kubrick und hinterließ in Form von “2001″ seine Spuren. Auch die Japaner wollten natürlich mal so was wie “2001″ drehen: einen richtigen Science-Fiction-Film, ohne Gummikostümmonster und zertretene Modell-Städte.

Jupiter Inferno: Operation Jupiter Bye-Bye Jupiter (1983)

Die Weltraumszenen in Jupiter Inferno sind noch immer einwandfrei

Ihre Story: Ein schwarzes Loch steuert auf die Erde zu. Was tun? Es liegt ja fast auf der Hand: Sprengen wir doch einfach den ganzen Jupiter, um das schwarze Loch von seiner Bahn abzulenken. Der internationale Titel von “Sayônara, Jûpetâ” (Japan, 1983), “Bye-Bye Jupiter” trifft den Kern der Sache also sehr genau. Es versteht sich allerdings, dass die komplette Entfernung eines ganzen, nicht unerheblich großen Planeten nicht jedem Bürger recht ist. Unter anderem sind da semi-religiöse Öko-Terroristen, die meinen, man müsse die Natur (des Jupiters, nicht die der Erde) schützen. Und eine schöne Wissenschaftlerin, die zufälligerweise gerade im roten Fleck die Zeichen einer versunkenen Zivilisation entdeckt hat und diese natürlich erforschen will…

Jupiter Inferno: Operation Jupiter Bye-Bye Jupiter (1983)

Stellenweise zeigt Bye Bye Jupiter Liebe zum Detail und ist auch nicht ohne Humor

Jupiter Inferno: Operation Jupiter Bye-Bye Jupiter (1983)

Schöne Wissenschaftlerin, heroischer Held.

Hervorragende Weltraumaufnahmen! Eine richtige Space-Sexszene! Mords Kulissen! Ein einigermaßen nachvollziehbarer Plot (in einem japanischen Film!)! Eine Love-Story, die in einer Tragödie endet! Mysteriöse Schriftzeichen im All! Eine Jupiter-Religion! Ein gigantisches Lebewesen im großen roten Fleck! Zwei Freunde, die nie wieder einen trinken gehen können. Und, und, und …

Jupiter Inferno: Operation Jupiter Bye-Bye Jupiter (1983)

Die Jupiter-Atmosphäre: elektrostatisch wie Office-Teppiche...

…und von allem zu viel. Würde dem Regisseur im Wust zu vieler Handlungsstränge und -schnörkel, zu gewollter 2001-Nachmacherei und hundertprozentiger Klischeeerfüllung nicht die eigentliche Story wegsterben, „Bye-Bye Jupiter“ hätte ganz große Space Opera werden können. So reicht es meiner Meinung nach immerhin noch zu einem der besten technisch orientierten SF-Epen, die Japan je hervorgebracht hat. Keine große Kunst, aber groß gescheitertes Kunsthandwerk. Ein Streifen, der an vielen Stellen das sechs Jahre später folgende, deutlich größere Debakel “Starfire” vorwegnimmt, das sich hier offenbar ziemlich hemmungslos bediente.

Jupiter Inferno: Operation Jupiter Bye-Bye Jupiter (1983)

Wichtig: das Heldenbegräbnis (zwischen Kratern (mit Blumen))

Jupiter Inferno: Operation Jupiter Bye-Bye Jupiter (1983)

'n schwarzes Loch? Nichts wie hin...

Fazit: Unterschätzter und für Fans technisch-spekulativer Near-Future-Sci-Fi und aufwendiger Weltraum-Modelle durchaus sehenswerter Außenseiter, dem allerdings der innere Zusammenhalt und vor allem ein straff allen überflüssigen Mist raussäbelndes Katana fehlte. Einige Szenen ziehen sich wirklich wie Pizzakäse, vor allem die Weltraum-Sex-Szene…

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Operation Ganymed (1977) http://sciencefictionlexikon.de/rainer-erler_operation-ganymed_1977/ http://sciencefictionlexikon.de/rainer-erler_operation-ganymed_1977/#comments Sun, 03 Jan 2010 05:10:54 +0000 Andreas http://sciencefictionlexikon.de/?p=181 Operation Ganymed: der Jupiter geht auf

Operation Ganymed: der Jupiter geht auf

Vier Jahre nach ihrem Start zum Jupitermond Ganymed kehrt 1991 ein Teil der “Operation Ganymed” zurück. Die internationale Mission ist im großen und ganzen gelungen, primitive Lebensformen wurden nachgewiesen, allerdings verlor man eines von zwei Schiffen, den größten Teil der Besatzung – und den Funkkontakt. Und hier liegt auch gleich der Hase im Pfeffer: Weil die Erde seit 900 Tagen nichts mehr von der Expedition gehört hat, sind die Raumfahrer der “Operation Ganymed” längst komplett abgeschrieben. Niemand erwartet sie, kein Rendezvous in der Erdumlaufbahn wurde vorbereitet, und als die “Ganymed 2″ mit kaputtem Funkgerät und nur mehr fünf Besatzungsmitglieder in die Umlaufbahn der Erde einschwenkt, sind sie allein – und haben noch Sauerstoff für 21 Stunden.

Operation Ganymed

Operation Ganymed

Der Kommandant entschließt sich zur Notlandung – die gelingt auch: allerdings in einer menschenleeren Einöde. Die fünf Männer machen sich auf den langen, langen, ja sehr langen Heimweg, das Wasser wird knapp, und zu alledem brechen die jahrelang unterdrückten zwischenmenschlichen Spannungen langsam hervor.

Es versteht sich, dass ein BRD-Streifen wie “Operation Ganymed” auch 1977 keine Hi-Budget-Produktion mit hippen Modellen, bunten Laserstrahlen und sabbernden Aliens war. Ehrlich gesagt könnte man dieses Drehbuch größtenteils als Bühnenstück verfilmen. Nach einer flotten ersten halbe Stunde im All folgen knapp eineinhalb Stunden Fußmarsch – mit zahlreichen Enttäuschungen für das Team, und mit einer wachsenden Zahl von Fragen: Wozu das alles? War die weite Reise denn ihre 38 Milliarden US-Dollar wert, wenn am Ende noch nicht mal ein roter Teppich wartet? Was bleibt vom Ruhm, wenn man nur eine Tube grünen Schleim vorzuweisen hat? Hat möglicherweise gar nicht das Funkgerät der Ganymed 2 versagt – sondern hat man sich auf der Erde in der Zwischenzeit möglicherweise nuklear ausgelöscht?

Operation Ganymed: Fussmarsch satt

Operation Ganymed: Fussmarsch satt

Disziplin ist sinnvoll, wenn man ein Ziel hat. Rückt das Ziel in weite Ferne, bricht sie zusammen – hartgesottene Kontrollfreaks prallen auf vermeintliche Weicheier, Russen auf Amerikaner, und der nächste Schluck Wasser wird neidisch beäugt. Ehrlich gesagt ist es trotz massiv fehlender Spannung ein stimmungsvoller Riesenspaß, den jungen Versionen von Horst Frank, Jürgen Prochnow, Claus Theo Gärtner, Uwe Friedrichsen und Dieter Laser dabei zuzusehen, wie sie sich langsam aber sicher zerfleischen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes … denn am Ende <Spoiler!>überlebt nur ein einziger</Spoiler!>.

Operation Ganymed: Ziel vor Augen

Operation Ganymed: Ziel vor Augen

“Operation Ganymed” ist meines Erachtens ein Muss, kann aber auch daran liegen, dass er mich schon fasziniert hat, als ich ihn als Kind sah (und da bin ich wohl nicht allein). Er ist wahrscheinlich eher ungenießbar für alle, die auf Spannung und Action bestehen und sich märchenhaftes Effekt-Kino a là “Star Wars” (ebenfalls ’77) erwarten. Er folgt also in Realismus und Ruhe eher den Spuren von “2001″ (1968) und “Solaris” (1972), erinnert stellenweise auch an den im selben Jahr gedrehten, empfehlenswerten US-Film “Unternehmen Capricorn” (Capricorn One, 1977).

Operation Ganymed

Operation Ganymed

Fazit: Menschliches Weltraumdrama mit Kammerspiel-Charakter für Fans realistischer und ernster Phantastik, das aus dem Pathos der ruhmreichen Raumfahrt ordentlich die Luft rauslässt und die Helden des Alls hart auf den Boden der Tatsachen crashen lässt.

Infos auf: IMDB, OFDB, Jerry’s Movie Blog.

Die Bildqualität darf einen nicht stören, wahrscheinlich muss man froh sein, dass dieses Material überhaupt existiert. Bedauerlich, dass das ZDF seine eigenen Produkte nicht besser gepflegt hat. Einen minimalen Eindruck gibt dieses Sample:

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