Schon beim Betreten einer gigantischen Pyramide wird deutlich, was die Reise von einem gemütlichen Sonntagsspaziergang unterschiedet. Baelon, erklärter Unsympath und Chefansager nach dem überraschend frühen Tod des Mission Commanders beim Versuch, an der Tür des monströsen Bauwerks zu klingeln, grätzt seine Schäfchen derart durch die Gänge, dass der Zuschauer im Drehbuch schnellstens bis zu der Stelle blättern möchte, wo er sein verdientes Ende findet. Schön zu wissen, dass das Script auch diesbezüglich keine unerwarteteten Wendungen enthält.
Die Idee, Menschen gegen ihre eigenen Ängste antreten zu lassen, ist grundsätzlich nicht unintelligent und so müssen unsere Protagonisten, die sich übrigens nicht in Zweiergruppen aufteilen, mehr oder weniger psychologisch tiefenwirksam ihrem Unterbewußtsein ins überwiegend blutige Auge sehen. Für fast alle das Letzte, was sie zu sehen bekommen. Captain Trantor, wieder und wieder geplagt vom Trauma einer Weltraumschlacht, Quuhod, Testosteron betriebener Krieger mit tief verwurzeltem Glaube an den Überzeugungsgehalt von Wurfsternen – sie alle müssen auf dieser Mission erkennen, dass der größte Feind in ihnen selbst wohnt. Klar ist auch, dass es nur eine Frau sein kann, die das Ausleben Chitin und Eiweiß gewordener erotischer Ängste mit einem glitschigen Tod bezahlt.
Zum Endkampf mit dem Meister im Zentrum der Pyramide gibt es ein weniger fröhliches Wiedersehen mit den getöteten Kollegen, denen ein weiteres Mal handgreiflich erklärt werden muss, warum sie von der Gehaltsliste gestrichen wurden – erst dann ist der Chef selbst an der Reihe, der seines Jobs aber offensichtlich überdrüssig ist und nach kurzem, Laser gestützten Gedankenaustausch fast schon freiwillig den bedeutungsschwangeren Schneidersitz räumt.
Wahrscheinlich hat ihn die flache Konversation an Bord des Schiffes zermürbt, auf dem er als Koch getarnt unter ihnen wandelte.
Mit von der sehenswerten Partie ist auch Robert Englund , der hier schon mal den irren Blick üben darf, mit dem er später als Freddy Krüger, Gammelfleisch gewordener Betttuchschlitzer pubertierender Teenager, in die Filmgeschichte eingehen wird. Orchestriert wird der Streifen von einem deprimierten Einfinger-Synthesizer, der offenbar zu tief in die Tasten geschaut hat – fertig ist ein kleines Trashschmuckstück. Production-Designer und Second Unit Director ist übrigens ein gewisser James Cameron und der wird der Legende zufolge ja noch Großes vollbringen.
Inzwischen zu haben auf einer ansehnlichen, aber zu teuren DVD-Umsetzung .
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Als 1984 “Nightmare – Mörderische Träume” (“A Nightmare on Elm Street”) in die Kinos kam, waren die Erwartungen nicht gerade hoch. Wes Craven kannte man nur in eingeweihten Kreisen als Regisseur, der neben bösen Reißern wie “Hügel der blutigen Augen” (“The Hills Have Eyes”, 1977) durchaus auch brave (wenn auch nicht völlig uninteressante) TV-Science-Fiction-Arbeiten wie “Exit – Ausgang in Nichts” (“Invitation to Hell”, 1984) abgeliefert hatte.
Doch “Nightmare” wurde überraschend zum Riesenerfolg – vor allem, weil es nicht einfach ein weiterer blöder Slasher-Streifen im “Halloween”-Style war; sondern ein nicht allzu blöder Slasher-Streifen, der genreüberdurchschnittlich kunstvoll und interessant Wirklichkeit und Traumwelt ineinanderfließen ließ und dabei auch visuell ideenreich die zeitgenössischen Ängste von Teenies und Kleinstadtbürgern aufgriff: der Schwarze Mann, der grundlos meuchelt! Nach nur einer Woche hatte man die Produktionskosten herinnen. Und so ist es kein Wunder, daß eine ganze Reihe von “Nightmare”-Filmen folgte, die dem Original natürlich allesamt nicht das Wasser reichen konnten, stellenweise sehr albern wurden und nach verschiedenen Höhen und Tiefen schließlich im tumben Bodensatz von “Freddy vs. Jason” endeten.
Nun hätte es vorbei sein und man hätte Freddy endgültig begraben können, ehe diese Ikone der Popkultur vollends zur Witzfigur wurde.
Nachdem man nun aber “Batman” und “Superman” und “Terminator” und auch Horrorklassiker wie “Halloween” und “Freitag der 13.” oder “The Hills Have Eyes” auf “ernste Weise” neu gedreht hatte, war es nur eine Frage der Zeit, bis auch “A Nightmare on Elm Street” ein “ernstes” Remake erfahren mußte. Was beim geneigten Fan, und ein solcher ist der Rezensent trotz vieler Schwächen der Serie, natürlich nur geringe Erwartungen weckte.
Denn was ist das Entscheidende an “A Nightmare on Elm Street”? Es ist der bösartige und gnadenlose Freddy Krueger, der im gestreiften Strickpulli mit Lederhut und Messerklingen-Handschuh durch die Träume schlafender Teenager spukt und dabei herzhafte Sprüche von sich gibt. Ihm lieh bislang der mittelmäßige Schauspieler Robert Englund sein Gesicht – man hatte sich dennoch richtig an ihn gewöhnt (und er bekam kaum gute Rollen jenseits der Elm Street). Und damit sind wir beim Remake, denn das ändert das wichtigste Element: den Freddy-Darsteller. An seine Stelle tritt Jackie Earle Haley, den man schon als grummeligen “Rorschach” in der “Watchmen”-Verfilmung einfach mögen mußte und der derzeit auch als wunderbar zwielichtiger Nebendarsteller die Knallbumm-TV-Serie “Human Target” bereichert.
Haley funktioniert überraschend gut, sehr gut sogar. Der hätte es bringen können! – Doch leider funktioniert der ganze Rest nicht. Zum Beispiel der verzweifelte Versuch, Freddy Kruegers Motive zu psychologisieren und die “wahre” Geschichte seiner Genese zu erzählen. Einmal ehrlich: Wer will das wissen? War es nicht irgendwie der Sinn geheimnisvoller Superschurken, auf sinistre Weise unergründlich zu sein? Wo bleibt denn die Furcht vor dem Schwarzen Mann, wenn man vor seinem angekündigten Auftritt erst die Tonbänder seines Analytikers zu hören kriegt? Meine Güte, wie peinlich … aber nun gut, sagt man sich, lasse ich mich drauf ein, also erzählt schön, warum wurde der brave Herr Krueger denn zu Freddy? Und auch mit dieser Sehhaltung scheitert man am Ende, weil einem der unvermeidliche Twist eines Nicht-Twists den Hintern zeigt. Natürlich so brav, daß davon keiner aufwacht, der während des müden Streifens in Sekundenschlaf gefallen ist.
Na ja, wer braucht schon ein Drehbuch? Wir reden hier, sehen wir den Tatsachen ins Auge, von üblem Horror-Schund in Serie. Waren es nicht vor allem die visuellen Einfälle der Traumwelt, die die Stärke der früheren ANoES-Filme ausmachten? Für den Rezensenten waren sie der einzige Grund, sich diesen ganzen Gore-Schmarrn überhaupt anzusehen. Kino ist schließlich Magie der Bilder! Man sollte nun erwarten, daß das alles mit modernen Mitteln und höherem Budget besser aussehen würde. Tut es aber nicht.
Stellvertretend kann dafür eine Szene stehen, in der Freddy über dem Bett eines Teenagers aus der Wand zu kommen scheint: Im Original prima handgemacht und schaurig, im Remake deutlich digital – und daher so reizlos wie die Unterseite eines Mauspads. Man sollte Regisseure auspeitschen, die CGI einsetzen, um schwer Zeigbares zu zeigen, und die sich dann damit zufriedengeben, schwer Zeigbares schlecht gezeigt zu haben. Selbst die handgemachten Traumszenen sehen meistens nicht aus wie Szenen eines Alptraums, sondern wie Szenen eines Films, die Alptraumszenen darstellen sollen. Man kann als Zuschauer sogar die Mühe sehen, die sich das Filmteam hier gegeben hat – nur den Horrorfilm sieht man nicht. Ab und zu ein Geisterbahn-”Buh!”; für mehr reicht es nicht.
Fazit: “A Nightmare on Elm Street” ist keineswegs ein schlechter Slasher-Streifen. Er serviert Krankenhauskost für Genrefans. Nur der Schrecken ist halt weg, und der Spaß auch. Hat man die Originale im Kopf, bietet der Film noch nicht einmal was Neues. Doch Drehbuch und Regieeinfälle überzeugen nicht, das ganze Remake wirkt wie ein Kaffeehausgespräch mit einem Psychologiestudenten, der grundlos Anspielungen auf seine mögliche Pädophilie macht. Haley, der neue Freddy Krueger, muss den Film ganz allein tragen – und das kann er nicht. Denn hier liegt das letzte Problem: Die gesichtslosen Teenies sind den Machern völlig egal, die interessierten sich bloß für Kruegers psychologischen Hintergrund, statt die Charaktere der Opfer herauszuarbeiten. Dabei wären die viel interessanter. Um sie möchte man sich als Zuschauer doch ein paar Sorgen machen dürfen – denn so ein Alptraum macht schließlich nur Angst, wenn ihn auch jemand träumt.
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