Science Fiction Film Review » merkwürdig ... aus einer anderen Welt: SciFi-Filme, Space-Schrott & Blobs Thu, 11 Apr 2013 16:06:32 +0000 en-US hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.5.1 Kontroll /kontroll-2003/ /kontroll-2003/#comments Thu, 31 Jan 2013 21:59:25 +0000 Andreas /?p=672 Kontroll (2003) Manchmal lohnt es sich, sich auf Experimente einzulassen, etwa diesen wunderlichen Thriller aus Ungarn. Er erzählt die Geschichte einer Gruppe von Fahrkartenkontrolleuren in der Metró von Budapest, und er tut es wild: Die Fahrgäste sind respektlos und merkwürdig, wie überhaupt alles in diesem Film seltsam ist, Kontrollen arten schon mal zu Schlägereien aus, und der Kontrolleur Bulcsú lebt praktisch Tag und Nacht in der Metró, bis er sich in die geheimnisvolle Szofi verliebt, die zwar keine Fahrkarte hat, aber dafür immer ein Bärenkostüm trägt.

Kontroll (2003) “Kontroll” spielt komplett im Untergrund, und natürlich gibt es auch einige Schurken: Zum einen ist da Bootsie, ein junger Profi-Schwarzfahrer, der sich mit den Kontrolleuren ein eher witziges und akrobatisches Katz- und Maus-Spiel liefert. Und da ist da noch ein grausamer Serienmörder, die Nacht für Nacht Menschen vor die U-Bahn schubst und für die Überwachungskameras unsichtbar zu sein scheint. Natürlich bleibt aller Ärger an der bürokratischen Verwaltung hängen, die den Schwarzen Peter wiederum den Kontrolleuren zuschieben…

Fazit: Schräg, dreckig, merkwürdig: Eine sehenswerte Überrschung für alle Fans skurriller Low-Budget-Filme Von solchen Filmen dürfte es ruhig mehr geben.

  • Auf Amazon als DVD .

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V/H/S /vhs/ /vhs/#comments Sun, 20 Jan 2013 05:55:06 +0000 Andreas /?p=660 v/h/s

Muß man sich jeden Mist reinziehen?

Eine Band von Rumtreiber und Schlägertypen, die sich ohnehin damit vergnügen, sich bei Überfällen zu filmen, kriegt den Auftrag, aus einem Haus einige mysteriöse VHS-Kassetten zu stehlen. Weil dort ein Zuschauer tot vor Videobildschirmen hockt, gucken sich die Jungs die Bänder an. Diese Hintergrundgeschichte bildet in “V/H/S” die Rahmenhandlung für einige sehr seltsame, teilweise gar nicht mal schlechte, teils bodenlos zähe, stellenweise heftig schockierende Horror-Episoden, deren gemeinsamer Faktor nur die POV-Wackelkameraperspektive a la Blair Witch / REC / Cloverfield ist, teils auch (aber nicht konsequent) im 80er-Jahre-VHS-Look.

Richtig gut ist das nicht. Richtig schlecht war das aber auch nicht. Stellenweise langweilig auf Amateurfilmerniveau. Stellenweise wirklich ungewöhnlich, mit etlichen interessanten Ideen. Sehr finster.

Fazit: Fünf Horror-Mystery-Episoden im Found-Footage-Look für experimentierfreudige Hartgesottene. Aber Vorsicht: Teilweise etwas splattrig, und ich denke, V/H/S ist ein Film, den man entweder hasst oder liebt.

Auf Amazon als DVD (reicht) und BD .

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Dante 01 /dante-01/ /dante-01/#comments Sun, 01 Apr 2012 05:35:01 +0000 Andreas /?p=559 Auf der Raumstation 01 im Orbit des feurig glühenden Planten Dante sperrt man die Irren weg, die psychopathischen Mörder. Sie leben in einem eigenen Schiffsdeck voller Überwachungskameras, während Psychologen in einem abgeschotteten Bereich sie beobachten und sich Behandlungsmethoden ausdenken. Dann dockt Shuttle 02 an und bringt einen Neuzugang.

Raumstation Dante 01: Ganz nah am Inferno

Raumstation Dante 01: Ganz nah am Inferno

Der Unbenannte kann zwar nicht sprechen, aber er scheint die Fähigkeit zu haben, andere zu heilen – schwere Verletzungen ebenso wie psychische Defekte. Die Psychologin Persephone würde das gerne genauer untersuchen, doch mit dem Unbekannten brachte das Shuttle auch eine neue Expertin an Board, die skrupellose Nanotechnikerin Elisa, die möglicherweise eine ganz eigene Agenda hat…

Die Franzosen machen seit Jahrzehnten die besseren Filme als Hollywood, oft aber auch verkopfte Stinker, mit denen man hinterher irgendwie nicht zufrieden ist. ‘Dante 01′ (2006) ist einer davon.

Dante 01 (2006) Dabei stimmt so vieles: Regisseur Marc Caro kennt man von seiner Mitarbeit bei ‘Delikatessen’, das sieht man dem Film an. Die Kulissen der Station und die Spezialeffekte sind über Kritik erhaben, ebenso wie die beeindruckenden Schauspieler und die deutsche Synchro. Die Geschichte ist ein bisschen wirr, ja, aber beim zweiten Ansehen durchaus interessant, und das nicht nur, weil sie die Grenzen des Genreüblichen zu sprengen versucht.

Allerdings ist in ‘Dante 01′ alles zu dick mit Metaphernsauce übergossen und mit christlicher und anderer Symbolik überwürzt, bis hin zu den Namen: Der Stationsleiter heißt Charon , zwei Wärter Cer und Berus , was haben wir gestaunt, ui, ob das was zu bedeuten hat?  Schon das Setting weist logische Lücken auf, das Drehbuch spart auch nicht damit. Irgendwann bricht in dem düsteren, bildstarken Streifen nicht ‘Dantes Inferno’, sondern regelrechte Wirrnis aus. Und das abrupte Ende scheint wie ein angeklebter Fremdkörper von jemandem, der auf Droge einmal zuviel ’2001′ gesehen hat. (Das Ende haben aber wohl die Produzenten verpfuscht, die dem Regisseur das Budget von 8 auf 4 Millionen kürzten. Dafür ist das Ding wirklich erstaunlich gut geworden. Aber halt wirr, wirr, wirr.)

Fazit: ‘Dante 01′ ist ein atmosphärisch und visuell äußerst gelungenes Science-Fiction-Psycho-Kammerspiel, das leider an einem dürftigen Drehbuch und einer zugleich übertrieben messianischen Symbolik scheitert. Okay für filmische Abenteurer, absolut untauglich für Mainstreamer. Man kann sich das Ding schon geben – aber nur im Wachzustand und wenn man bereit ist, sich einem rätselhaften Rätsel auszusetzen, gegen das ‘Solaris’ (die Version von 1972) richtig verständlich wirkt.

Zu haben auf DVD , derzeit auch kostenlos bei Lovefilm-VoD.

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Nummer 6: The Prisoner /nummer-sechs-6-the-prisoner-blu-ray/ /nummer-sechs-6-the-prisoner-blu-ray/#comments Fri, 05 Nov 2010 05:00:08 +0000 Andreas /?p=13

Patrick McGoohan: The Prisoner

Als die TV-Serie “Nummer 6″ mit einer kryptischen Doppelfolge endete, liefen beim britischen Sender die Telefondrähte heiß – aus Protest gegen das Ende der 17 Folgen langen, außergewöhnlichen Produktion mit Patrick McGoohan. Kann man sich 40 Jahre danach noch mit dem Fan-Fieber anstecken?

Kurz gesagt: Ja, man kann. Schon aus der Titelsequenz der britischen Serie “Nummer 6″ könnte man einen ganzen Kurzfilm machen: Ein Lotus Super Seven fegt über verlassene Straßen, dann durch London. Am Steuer sitzt ein Mann mit leuchtend blauen Augen. Entschlossen stampft er durch endlose Tunnel, unaufhaltsam, reißt Flügeltüren auf, erreicht ein Büro – offenbar das seines Vorgesetzten. Den brüllt er an, knallt ihm ein persönliches Schreiben auf den Tisch und eilt, nun sichtlich zufrieden, nach Hause.

Es ist seine Kündigung, und die wird sogleich durch eine bizarr-futuristische Maschinerie weitergeleitet, offenbar die Bürokratie des britischen Geheimdienstes. Der – oder jemand anderes – scheint den Abschied aber nicht zu akzeptieren: Kaum zu Hause angekommen, wird der namenlose Ex-Agent betäubt ­- und erwacht auf einer unbekannten Insel in einem surrealen Dorf. Es ist ein SF-Gefängnis: überall Kameras, Videokontrollen und fortgeschrittene Technik. Lautsprecher verkünden fröhliche Parolen und spielen brackige Kaufhausmusik. Wer eines der Propaganda-Radios zerschmettert, hat drei Minuten später den Elektriker im Haus, der es repariert. Wer zu fliehen versucht, wird von überlebensgroßen weißen Blobs unerbittlich zurückgeholt. Für diese Hintergrund-Story brauchten die Macher keine Zeile Dialog. Und dennoch ertappt man sich dabei, das Intro bei jeder Folge komplett anzustarren, als läge dort des Rätsels Lösung. Denn gerätselt wird in der Serie “Nummer 6″ massiv.

Number Six: Where am I?

Number Two: In The Village.

Number Six: What do you want?

Number Two: Information.

Informationen aber gibt´s nur spärlich. Das Inseldasein ist eine kafkaeske Idylle, der Stadtplan weist die umgebenden Hügel als “the mountains” und die Stadt als “your village” aus, und die einzige Zeitung des Ortes – “the tally ho” – druckt wenig Hilfreiches, gelegentlich auch mal eine Story, die erst noch passieren muß. Alle Insulaner haben Nummern, der Entführte die titelgebende “Nummer 6″. Scheinbarer Boß der Insel ist “Nummer 2″, und ihm brennt in Sachen Nummer 6 eine Frage ganz besonders auf den Lippen: “Warum haben Sie gekündigt?” Nummer 6 hat natürlich seinen eigenen Kopf, keine Lust zu antworten und investiert stattdessen seine ganze Energie in den Versuch, von der Insel zu fliehen. Pro Folge ein Fluchtversuch – 17 Folgen lang.

Number Six: Whose side are you on?

Number Two: That would be telling.

Hört sich langweilig an? Von wegen. Noch heute, 40 Jahre nach dem Serienstart im Jahre 1967, bleiben Sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ab Folge 1 am Seher kleben, selbst wenn “Twin Peaks” oder “Lost” (ähnlich rätselhaft) und “The Avengers” (ähnlich britisch) nicht zu Ihren Lieblingen zählen. Und Hand drauf – Sie werden sich dabei die ganze Zeit über fragen: Wieso eigentlich gucke ich mir diesen Schmarrn an?

Number Two: We want information. Information. Information.

Number Six: You won´t get it.

Number Two: By hook or by crook, we will.

Vielleicht bleiben Sie dran wegen der bizarren Kulissen, die nichts von ihrem Charme verloren haben, auch wenn sie nicht mehr ganz so futuristisch wirken mögen wie noch seinerzeit: drahtlose Telefone, Videokonferenzen, Lavalampen-Screensaver und allerlei Gimmicks und Gadgets, wie sie aus Agenten- und SF-Stoffen nicht wegzudenken sind. Ganz sicher auch wegen der kompromißlosen Regie- und Kameraarbeit, die jede Szene zu einem spannenden Vergnügen macht. Und natürlich wegen der cleveren Drehbücher. Hier geht es um Philosophie, nicht um Autojagden: Die wahren Themen der Serie sind Individualismus, Identität und Willensfreiheit, Wissenschaft und Fortschritt sowie Recht und Demokratie (in “The Village” wird der Chef gewählt!). Obendrauf eine dicke Sahnehaube Paranoia: Wer steht auf welcher Seite? Gibt es überhaupt Seiten? Und wenn ja, gibt es eine richtige?

Wem kann man da trauen? In “The Village” möglicherweise niemanden: So mancher Freund und gleichgesinnter Widerstandskämpfer entpuppt sich am Ende als Werkzeug der Obrigkeit, um “Nummer 6″ zu täuschen und ihm sein Geheimnis zu entlocken. Und wer auch immer das Sagen hat, ist nicht zimperlich. Bis hin zur psychischen Folter bleibt nichts unversucht, das Rätsel der Kündigung zu knacken.

Beispielhaft dafür kann die Folge “The Schizoid Man” stehen: “Nummer 6″ wird über Nacht einer Gehirnwäsche unterzogen, sein Gesicht chirurgisch verändert und ein Doppelgänger als “Nummer 6″ eingeführt – der Held dagegen wird nunmehr als “Nummer 12″ angesprochen und ist entsprechend versessen darauf, zu beweisen, daß in Wirklichkeit er die Nummer 6 ist. Selten war die Paranoia größer, und so kämpft der Held nicht nur mit Fäusten, sondern auch mit Köpfchen und klugen Dialogen, oft herrlich zynisch-humorvoll.

Number Six: Who are you?

Number Two: The new Number 2.

Number Six: Who is Number 1?

Number Two: You are Number 6.

Number Six: I am not a number – I am a free man!

Übrigens flieht “Nummer 6″ nicht in jeder Folge direkt (jedes Mal auf eine originelle Art, doch letztlich stets vergebens), in den meisten Episoden zerstört er vielmehr seinen Widersacher, “Nummer 2″. An Nachschub mangelt es nicht: Es finden sich immer neue 2er, kluge und dumme, eitle und bescheidene, subtile und brachiale – doch wer ist die unbekannte “Nummer 1″, die Person, die die wirkliche Macht hat? Die Queen? Ein Super-Computer? Gott?

Number Two: I suppose you´re wondering why you´re here.

Number Six: The thought had crossed my mind.

Und überhaupt: Wer zur Hölle denkt sich sowas aus? Es war unter anderem Patrick McGoohan, der in der britischen TV-Serie “Danger Man” (´64 -´68) den Geheimagenten John Drake verkörperte. Schon in dieser Serie, so sagt man, quatschte McGoohan mehr hinein als bei Schauspielern üblich. Doch “Danger Man”, einer der besten Agentenserien überhaupt, hat das sichtlich ebenso wenig geschadet wie “Nummer 6″. Dessen Konzept legte McGoohan vor, nachdem er seinen Job als “Geheimagent John Drake” gekündigt hatte – ein Schelm, wer hier eine Koinzidenz sieht. Oder in Orson Welles´ “Der Prozeß”-Verfilmung nicht eine wichtige Inspirationsquelle erkennt.

Der gewiß recht eitle McGoohan (der angeblich Angebote für die Rollen “The Saint” und “James Bond” ausschlug) beherrscht die Serie auch als Darsteller: Stets perfekt in Szene gesetzt und dramatischst ausgeleuchtet, sind es er und sein Wille allein, die sich einem an Gegnern, Techniken und Mitteln haushoch überlegenen System entgegenstemmen. Einem System obendrein, das ebenso gut dem militärischen Gegner des kalten Krieges gehören könnte wie den eigenen, mißtrauischen Leuten – oder gar einer dritten, noch unbekannten Macht. In einem Mikrokosmos, der sich gummiartig jedem Erklärungsversuch entzieht, sich zudem von Folge zu Folge leicht ändert, in dem überhaupt nicht mehr real zu sein scheint. Kein Wunder, daß selbst die korrekte Reihenfolge der Episoden bei Fans hart umstritten ist.

Number 6: Has it ever occured to you that you are as much a prisoner as I am?

Number 2: My dear chap, of course! I know too much. We are both lifers. I am definately an optimist. That´s why it doesn´t matter who Number One is. It doesn´t matter which side runs the village.

Also: Die britische Serie “Nummer 6″ müssen Sie gesehen haben. Obwohl fast jede Episode damit endet, daß sich Gitterstäbe über sein Gesicht schieben: Moralisch, intellektuell, physisch – auf seine Weise gewinnt jedes Mal er, “The Prisoner”. Und das sind natürlich wir selbst, sofern wir nur unseren Hintern hochkriegen …

Number 6: I will not be pushed, filed, stamped, indexed, briefed, debriefed, or numbered! My life is my own.

  • Zu haben (endlich wieder) auf DVD: Nummer 6 – The Prisoner (7 DVDs)
  • 2010 auch auf Blu-ray erschienen: Nummer 6 [Blu-ray]

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The Box – Du bist das Experiment /the-box-du-bist-das-experiment/ /the-box-du-bist-das-experiment/#comments Mon, 22 Feb 2010 16:45:09 +0000 Andreas /?p=6

The Box

Die Story von “The Box”, 2009: Wenn einer den Knopf drückt, stirbt jemand.

Man wünscht sich, es hätte den Volltrottel getroffen, der den Untertitel “Du bist das Experiment” dazugedichtet hat.

Anfangs hochspannender Alien-Verschwörungs-Mystery-Thriller mit wenig subtiler Moral-Tünche, beeindruckend sauber fotografiert und mit einigen höchst ungewöhnlichen Bildern faszinierend; erst gegen Ende ein bisschen unbefriedigend. Geben Sie ihm trotzdem eine Chance, es lohnt sich! Mehr im Special: Richard Kelly .

Wer shoppen mag:

  • The Box (DVD).
  • The Box [Blu-ray]

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Donnie Darko /donnie-darko/ /donnie-darko/#comments Mon, 22 Feb 2010 15:50:39 +0000 Andreas /?p=8

Donnie Darko: Visionen von schwarzen Hasen

“Donnie Darko. Was soll das eigentlich für ein Name sein?” Ja, mit so einem Namen hat man es als 16jähriger nicht leicht; zumal, wenn man etwas schizophren ist, Drogen konsumiert, Visionen von schwarzen Horror-Hasen oder vierdimensionalem Willensglibber hat und verhindern möchte, daß einem eine Turbine aufs Hausdach donnert.

Man tut sich schwer, das aus dem Jahr 2001 stammende Regiedebüt von Richard Kelly nicht außerordentlich zu mögen. Mehr im Special: Richard Kelly .

Wer shoppen mag:

  • Interessente Kombi: Southland Tales / Donnie Darko (2 DVDs, Steelbook)
  • Donnie Darko (Single Disc) – billiger
  • Donnie Darko – Director’s Cut DVD – besser
  • Die ‘Fortsetzung’ s. Darko kann man ungesehen abhaken. Und wann gibts endlich Donnie Darko als Blu-ray ? (Derzeit: Nur als UK-Import…)

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Die Reise ins Glück (2004) /die-reise-ins-glueck-2004/ /die-reise-ins-glueck-2004/#comments Wed, 29 Apr 2009 15:59:57 +0000 Andreas /?p=10 Sowas haben Sie noch nie gesehen: “Die Reise ins Glück” (2004) verhält sich zu einem normalen Film in etwa so wie ein LSD-Trip in Las Vegas zu Ibsens “Stütze der Gesellschaft” in einer dreiminütigen Stummfilmfassung, die als Filmrolle im Schrank vergammelt, ohne dass man davon weiß. Ich als Movie-Masochist habe ihn mir angesehen. Mehrmals .

In meiner Heimatstadt gibt es ein kleines, schäbiges Programmkino mit kaum 30 Plätzen. Der Eintritt kostet 5 Euro, die Flasche Bier kann direkt aus dem Kasten abgegriffen werden. Ab und zu kommt die Polizei und macht das Kino dicht, w

Bei diesem Film fliegt Ihnen das Hirn raus ...

eil es Tsukamoto-Filme zeigt oder mongolische Pflanzenpornos. Ich übertreibe natürlich etwas, aber ich möchte einfach klarstellen, daß man da nicht reingeht, wenn man Richard-Gere-Filme sehen will.

Trotzdem war ich nicht auf das gefasst, was mich 2005 beim Besuch von “Die Reise ins Glück” erwartete. Spritzend schäumte mir das Bier aus dem Rachen, als mein Gehirn durch den Hals in den Darm fliehen wollte. Zwei Fragen würgten die Restruinen meines Verstandes: “Wann hört dieser beknackte Blödsinn endlich auf?” und “Das können die doch nicht ernsthaft gedreht haben!” Wiederholtes Ansehen auf DVD ändert nichts an dieser einzigartig zwiespältigen Erfahrung.

Die Story kann man nur mutmaßen. Ein netter Junge rettet einem blödem das Leben und wird ihn daher nicht mehr los. Der gute Gustav löst die freundschaftlichen Bande erst, als sie erwachsen sind und er mit seiner neuen Liebe Eva durchbrennt. Gustav wird als Seemann mit Eva und den Kindern glücklich alt und möchte sich auf einer Insel zur Ruhe setzen. Dort jedoch ist der blöde Junge inzwischen zum brutalen Tyrannen “König Knuffi” aufgestiegen und raubt ihm seine Eva. Die raubt Gustav irgendwie zurück und haut dann ab, und aus ist der Film. Oder so ähnlich.

Die Reise ins Glück: ein Ausstattungsfilm

Ent-setz-lich. Dennoch möchte man als Betrachter nach dem Abspann wieder in die Welt dieses Films zurückkehren, sie geradezu bewohnen. Vielleicht liegt es daran, daß das Boot des sächselnden Seemanns Gustav eine riesige schwimmende Schnecke ist, übrigens eine mit österreichischem Akzent. Vielleicht liegt es am ersten Kommandanten, einem sprechenden Bären mit der Stimme von Harry Rowohlt. Ich erinnere mich auch an ein Kaninchen, eine Eule und Frösche, alle mit nicht näher bestimmten Aufgaben, die man wohl nur dann verstehen kann, wenn man den Film öfter anschaut, als der geistigen Gesundheit zuträglich ist.

Die weitere Besatzung besteht aus schwarz angemalten Übergewichtigen, die sowas wie eine Neger-Kapelle mimen und irgendwann aus Auspuffrohren in das schießen, was wohl Dschungel sein soll. Das Königreich des Widersachers König Knuffi zeigt sich als Prunkalptraum aus Gold und Kitsch, in einer von Farben und Formen glänzenden Überfülle, gegen die sogar das “Brazil”-eske Innere des Schneckenschiffes aufgeräumt wirkt. Dieses Boot penetriert übrigens gegen Ende eine Kirche und verwandelt sich – in deren Beichtstuhl ejakulierend – in eine Zeitmaschine.

Kurz: Sowas haben Sie noch nie gesehen. Garantiert nicht.

Die Band, die Tellerlip Girl singt

“Citizen Kane” ist ein guter Film, da sind sich die meisten einig. Aber muss man “Citizen Kane” auch wirklich gesehen haben? Im Rückblick finde ich es irgendwie eine entbehrliche Erfahrung. Ganz anders “Die Reise ins Glück”. Dieser Film ist eindeutig schlecht, oder sagen wir zumindest: nicht gut. Dennoch behaupte ich: Anders als “Citizen Kane” müssen Sie “Die Reise ins Glück” unbedingt gesehen haben. Ich gehe sogar noch weiter: Wer diesen Film ignoriert und stirbt, wird in einer Folge von “Ghost Whisperer” als unbefriedeter Geist zurückkehren.

Zugegeben, man kann sich diese trippende Orgie maximal zwei, drei Mal ansehen, möglichst über mehrere Jahre verteilt, denn das verringert die Gefahr spontaner Selbstentzündung des Rückenmarks . Wer jedoch ganz auf dieses kolossale Vergnügen verzichtet, verschenkt sein Leben – und verpasst obendrein den grandiosen Ohrwurm “Tellerlip Girl”, Playback-gespielt von erwähnter Schuhcreme-Mohren-Combo, gesungen von Max Raabe. Allein dieser Act, zu hören auf der Website des Autors, ist den Eintrittspreis oder die DVD-Beschaffung wert. Und dem Hauptdarsteller Gustav Höhne, privat Lastwagenfahrer, wird man in einer fernen Zukunft Denkmäler setzen dafür, daß er sich für dieses mind-melting Machwerk in den umständlichsten Taucheranzug seit Noahs Kutte gezwängt hat.

Der Hauptdarsteller im Kostüm

Dazu kommt, dass DVD-Zuschauer nicht nur in den kritikerspaltenden Genuß des knapp 75minütigen Monumentalepos kommen, sondern sich auch noch vier Stunden Extras reinziehen können. Was sich absolut lohnt: Die Making-ofs beweisen, dass der Film nicht länger das eigentliche Kunstwerk ist; stattdessen war hier die Herstellung des Films die wirkliche Kunst, ein Event-Happing ohnegleichen. Dem staunenden Betrachter wird klar: Hier waren Wahnsinnige am Werk, und das mehrere Jahre lang. Selbst fehlendes Budget hinderte sie nicht, sie klauten einfach. Neben Regie-Chaot Wenzel Storch nimmt sich selbst Terry Gilliam wie ein Buchhalter aus, der mit großem Hollywood-Geld nur fade Hochzeitsvideos drehte.

Ein Film, für den 60 Tonnen Schrott bunt angemalt wurden, kann selbst nicht Schrott sein. Wurde ich von den Anbietern geschmiert, um diese zweifelhafte Zweckentfremdung von 35-mm-Zelluloid so übertrieben zu zelebrieren? Ich schwöre: nein. Seit Jahren schreibe ich Mails an Herrn Storch mit der Bitte um Infos, wann denn endlich die DVD erscheint; doch ich habe nie eine Antwort erhalten und stieß nur per Zufall auf den Release. Ja, so müssen Künstler arbeiten! Ganz für die Kunst leben und uns, dem Publikum, den nackten Arsch zeigen! Ich unterstütze das hiermit ausdrücklich und rufe dennoch auch Sie auf, sich dieses – Ding – auf DVD anzuschaffen. Sie werden es zwar bitter bereuen und mich verfluchen, aber die bewußtseinsmutierende Erfahrung wird es wert gewesen sein.

  • Die Reise ins Glück – von Wenzel Storch (Doppel DVD) bei Amazon
  • Offiziell: www.kulturserver-hildesheim.de

Die Reise ins Glück: Trailer

Eine Szene

Tellerlip Girl

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