Zombiefilme gehen eigentlich nicht als Science-Fiction durch, es sei denn, sie begründen das Zombietum durch wissenschaftliche Experimente, egal wie knapp und nebenbei. Die Zombie-Reihe von George A. Romero verzichtet ursprünglich ausdrücklich auf jede Erklärung der Seuche, und auch “Dawn of the Dead” (2004), Zack Snyders Remake des gleichnamigen Romero-Films, hält sich nicht mit wissenschaftlichen Erklärungen auf: Die Seuche dringt nach wenigen Minuten in den Film und das Leben der Krankenschwester Ana ein, kurz darauf kann die Handvoll der Überlebenden bereits die ganze Welt abhaken. Es ist also eher ein Endzeitfilm, auch wenn die Plage als Infektion dargestellt wird, anders als bei Romero, wo sie stets einen metaphysischen Touch behält.
Die Überlebenden fliehen wie im Original “Dawn of the Dead” von 1978 zunächst in einen Supermarkt. Bei Romero läßt sich dieser noch sehr eindeutig als Gesellschaftskritik lesen: Alles, was den Überlebenden bleibt, ist die bunte Welt ihrer Kaufhäuser, und auch die Zombies scheinen nur deswegen zur Mall zu strömen, weil dies der Ort ist, an dem sie glücklich waren. Beim damals noch unbekannten Zack Snyder, der erst später mit “300″, “Watchmen” und “Sucker Punch” beeindruckte, tritt diese Gesellschaftskritik in den Hintergrund.
Sein Supermarkt, deutlich auch mit den Security-Wärtern darin, ist eher ein Mikrokosmos der Gesellschaft. Und nicht jeder will in der Chrossroads Mall vor der Glotze versauern, wie wir Lebenden: Einige wollen mehr im Leben, zur Yacht fliehen und damit zu einer angeblichen, paradiesischen Insel schippern, die noch nicht infiziert ist …
Als Ersatz für die politische Message des Originals liefert der “Dawn of the Dead” von 2004 in einigen Strecken echten Horror – und damit ist nicht der durchaus hohe Blut-und-Beuschel-Anteil dieses Streifens gemeint.
Der stets visuell arbeitende Snyder hat sich sichtlich von ‘ 28 days ‘ beeinflussen lassen – ohne allerdings wirklich zu verstehen, warum die Zombies in Danny Boyles Film vom Filmschnitt förmlich zerhackt und aus der filmischen Sichtbarkeit geradezu entfernt werden (ein Gimmick, den Boyle dann in ‘Sunshine’ – mit weniger Erfolg – wiederholte). Wie man ganz allgemein sagen darf, dass “Dawn of the Dead” im direkten Vergleich der deutlich dümmere Film ist, was sich in einigen Stereotypen (einfühlsame Krankenschwester, egoistischer Yuppie, Redneck-Kaufhausbulle…) und Drehbuchlöchern niederschlägt. Im Vergleich zum Zombie-Einerlei dieser und der folgenden Jahre ist Snyders Beitrag aber immer noch ein Highlight, das rockt.
Fazit: Das Remake von “Dawn of the Dead” ist gut gemacht, ordentlich besetzt, ziemlich spannend und stellenweise verdammt finster. Nichts für schwache Nerven und auch nichts für Puristen, die nur das Original anbeten.
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Douglas Quaid nimmt das Angebot der Firma “Rekall” an und läßt sich billige Erinnerungen an einen Urlaub implantieren. Quaid spart nicht und bucht das volle Programm, samt Feature, in der gekauften Erinnerung als Superagent eine Verschwörung aufzudecken … wums!, stürmen Polizisten das Erinnerungslabor und verfolgen Quaid als abtrünnigen Agenten. Wo flieht er hin? Nach Hause, wo seine (unglaubwürdig gut aussehende) Gemahlin (Kate Beckinsale) nicht etwa mit dem Essen auf ihn wartet, sondern mit Handkanten und Automatikwaffen. Quaid muß wieder fliehen und herausbekommen, was hinter all dem steckt.
Wer sich total erinnern kann: 1990 sahen wir das schon mal. Paul “Robocop” Verhoeven verfilmte die P.-K.-Dick-Story ( We Can Remember It for You Wholesale / Erinnerungen en gros ) im Jahr 1990 mit Arnold Schwarzenegger als Quaid. Und Verhoeven, kein Mann der leisen Töne, tat das richtige: Er legte den ganzen Schmarrn als hämmernde Satire an und produzierte einen völlig übertrieben inszenierten Actioner, der an Zynismus und Body Count seinerzeit seinesgleichen suchte (und allenthalben für dümmlich gehalten wurde – die hätten mal das Remake sehen sollen …). Das Original kann man sich übrigens heute noch gut ansehen, auch wenn es ein bisschen nach Plastik riecht.
Das Remake “Total Recall” (2012) will sichtlich einiges anders machen, ernster und vor allem actionreicher sein. Das philosophische Grundthema – Ist Quaid wirklich ein Agent oder ist alles nur die implantierte Erinnerung? – interessiert den Film dabei allerdings nicht mehr im Geringsten. Auch streicht er den Mars und die Außerirdische-Artefakte-Schnörkel, vielleicht nicht die dümmste Idee, ersetzt ihn aber durch einen Aufzug quer durch die Erde, vielleicht nicht die schlauste Idee – zumal “ the fall ” letzlich keine Rolle spielt, ausser in einer vorhersagbaren Schwerkraftumkehrungsszene hübsch auszusehen.
Ist das Remake also “schlecht”? Nicht wirklich. Es ist halt glatter & platter. Und man hätte es besser nicht als “Remake” vermarktet, denn einige Szenen, etwa die dreibrüstige Prostituierte, werden abgespult wie ein Pflichtprogramm. Und überhaupt ist der “Rekall”-Effekt im Kontext des Remakes gar kein sinnvoller Plot-Bestandteil mehr; ließe man es weg, es würde sich kaum etwas ändern. Das gilt aber auch für den Aufzug durch die Erdmitte oder die merkwürdig fehlplatzierten Robot-Polizisten.
Letzlich geht es also um nichts, ausser um die Optik. Als SF-Spektakel ist “Blade Runner” immerhin visuell absolut erstklassig umgesetzt und bietet Schauwerte satt. Da fehlt es an nichts.
Außer vielleicht, nun ja, an Originalität: denn er stiehlt seinen Look bei Vorbildern wie Blade Runner , Das fünfte Element , I, Robot , Minority Report. Aber dafür darf man Jessica Biel und Kate Beckinsale zugucken, wie sie in engen Lederklamotten durchs Bild hetzen und rumballern, was ja auch ein Trost ist, bzw. sein könnte, wäre Kate nicht gerade die Frau des Regisseurs und hätte daher mehr Screentime abgekriegt als vielleicht nötig. Freude hatte der Regisseur sichtlich auch daran, den ganzen Film “räumlich” zu gestalten: Ich habe selten einen Film gesehen, der sich (ohne 3D) derart ausgiebig dem Raum widmet wie dieser.
Man muß es wirklich sagen: Beim Anschauen ist dieser Film völlig okay. Aber je mehr man drüber nachdenkt, desto schlechter kommt er einem vor. Remake-Effekt.? Lieber schnell vergessen…
Fazit: Das temporeiche SF-Spektakel hat zwar weder Ecken und Kanten noch Tiefgang oder Verstand, aber anschauen kann man ihn sich trotzdem. Besser als erwartet, schlechter als er hätte sein können. ~2022 durchaus ein Kandidat für ein weiteres, klügeres Remake!
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Die Story: In einer nicht allzu fernen Zukunft sind die “Judges” Polizisten, Staatsanwälte und Richter in einem. Trotzdem kriegen sie in der 65 Millionen Einwohner zählenden “Mega City 1″ nichts mehr auf die Reihe. Während die einen versuchen, die Probleme mit Verstand zu lösen, will Jurgen Prochnow hart durchgreifen. Weil ihm dabei Ober-Judge Max von Sydow im Weg steht, intrigiert er den trickreich aus dem Weg – und bei der Gelegenheit auch seinen Schützling, den allseits gefürchteten Judge Dredd (Sylvester Stallone). Doch wer für die gute Sache mit dem Bösen paktiert, darf sich nicht wundern, wenn plötzlich ein Dolch im Rücken steckt…
Judge Dredd bietet (fast) alles, was das hirnlose SF-Herz begehrt. Harte Männer und schöne Frauen (Diane Lane in engen Kostümen), zwischen denen es nie funkt. Finstre Schurken mit bösen Mega-Kampfrobotern. Outback-Hillbilly-Mutant-Kannibalen (ja, man fragt sich, wie die in den Film kommen). Dazu wilde Schießereien und wüste Verfolgungsjagden. Und ein nervig dauerwitzelnder Sidekick, der uns regelmäßig daran erinnert, diese ganze Show bloß nicht ernst zu nehmen – wozu angesichts schwuchteliger Hodenbetoner-Kostüme von Versace, reichlich käsig geratenen Luft-Motorrädern oder Mega-City-großen Plotholes ohnehin selten Anlass besteht.
Der ganze Schmarren poltert vor allem laut und sinnlos über den Screen und wirkt dank im Dutzend verschenkter Drehbuch-Themen (Bruderzwist, Gewaltentrennung, Klonierung, Urbanität) und seiner Plastik-Kostüme in Plastik-Kulissen wie ein aus den 80ern übrig gebliebener Sci-Fi-Burger, dessen Mayonnaise am Rand der gilbenden Blätter schon etwas glasig wird.
Egal: Damals, 1995, war “Judge Dredd” richtig schlimm, weil man sich nach den 80ern endlich bessere SF-Filme erhoffte. Heute geht der Popcorn-Streifen völlig in Ordnung, weil man sich von damaligen Filmen eben nichts besseres erhofft als bunten Big-Budget-Trash. Und den kriegt man hier, auf Blu-ray übrigens in Top-Qualität.
Fazit: 100% Klischeeerfüllung für Fans actionreicher No-Brainer, voller herrlich doofer Oneliner und sinnloser Knallbumm-Action. Also nicht so verheerend, wie die Kritik damals sagte. Aber für echten Kult auch heute noch zu mittelmäßig und routiniert zusammengeklaut.
Die Neuverfilmung “ Dredd ” von 2012 aus UK geriet weniger schrott-spaßig und dafür total realistisch-ernst – siehe Dredd-Besprechung…
Info:
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Was ist besser als Science Fiction? Natürlich Science Fiction mit irgendwelchen Vampiren drin, der zugleich im Wilden Westen spielt und ein bisschen einen auf Steampunk macht. Dachten sich wohl die Leute, die sich “Priest” ausgedacht haben, mit 60 Mio US$ gewiss nicht als B-Movie geplant.
Und was da nicht alles geboten wird:
ein Bösewicht, der vor lauter Coolheit kaum unter seiner “Spiel mir das Lied vom Tod”-Hutkrempe hervorschauen kann
Hätte “Priest” nicht wirklich blendend aussehende Sets und ein beeindruckendes production design , er würde unter seiner eigenen dümmlichen Zusammengeklautheit zusammenbrechen.
Special-Effekt-Veteran Scott Charles Stewart, der hier Regie führte, weiß sichtlich, was gut ausschaut; doch wie man einen anständigen Film macht, hat er seit dem inhaltlich ähnlich substanzlosen, aber optisch beeindruckenden Fantasy-Engels-Geschnetzel “Legion” noch nicht gelernt.
Ärgerlich an diesem Streifen ist also nicht, dass er schlecht ist, sondern dass er mit wenig Mühe und Geschick gut hätte werden können.
Fazit: Als actionreicher Lückenfüller geht der Steampunk-Vampir-Endzeit-Western wegen seiner Schauwerte eigentlich in Ordnung. Aber viele werden enttäuscht sein: “Priest” ist ein missglücktes Hochglanz-A-Movie ohne echte Seele, echte Spannung oder echten Horror. Er hält sich für saucool, nimmt sich aber viel zu ernst – und klaut zugleich dreister als die deutsche Polit-Prominenz. Ein Kawumm-Burger mit schlechtem Nachgeschmack.
Zu haben auf
DVD
und (besser)
Blu-ray
.
Infos auf
sonypictures.com/homevideo/priest/
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Also gut, hören Sie sich das an: Ein Virus namens MM88, in den USA produziert und während des kalten Krieges in Ostdeutschland analysiert, soll nach Genf transportiert werden. Ein besorgter DDR-Forscher will nämlich, dass man ein Gegenmittel entwickelt – dringend, sagt er, denn das sei so gut wie nicht möglich bei dieser extrem bösen Killerbazille. Da plötzlich: Schießerei! Alle gehen drauf, nur die Kuriere entkommen. Leider sind auch sie nur Virendiebe, und wie das in solchen Filmen ist, stürzt ihre kleine Propellermaschine in den Alpen ab. (Merke: Biowaffen in Themoskannen zu transportieren ist immer irgendwie gefährlich.)
Das Virus, das praktischerweise bei Kälte passiv bleibt
und sich nur bei Temperaturen über dem Gefrierpunkt ausbreitet, bricht im folgenden Frühjahr aus (“Italian flu”) und plättet die Menschheit. Ganz Gallien? Nein: Ein paar Südpol-Forscher bleiben gesund, wegen des besagten Frostschutzes. Jedenfalls, nachdem der US-Präsident (Glenn Ford) dank eines klügeren Senators (Robert Vaughn) herausbekommen hat, dass seine eigene Biowaffenabteilung MM88 hergestellt hat, ist er sehr deprimiert. Die große Chance für den bösen General Garland (mal wieder großartig wahnsinnig: Henry Silva), der noch mal eben kurz den Atom-Erstschlag der USA vorbereitet, ehe er vom Stuhl kippt. Was kein Problem wäre, würde nicht jeden Augenblick ein zufällig vorbeikommendes Erdbeben den Erstschlag auslösen und der dann folgende, weil ebenfalls automatisierte, russische Gegenangriff nicht ausgerechnet auch die Polarstationen zum Ziel haben, in denen die kümmerlichen Reste der Menschheit gerade die Rechte der Frauen bei der notwendigen Fortpflanzung der Menschheit diskutieren …
Und hier sind wir erst am Ende der ersten Stunde des gefühlt ewig dauernden Streifens!
Alles ist ein bisschen wirr, aber nicht schlecht. Ja, mehr noch: Man hat das Gefühl, ein zwar gescheitertes, aber großes High-Budget-Epos anzusehen. Und tatsächlich: Regisseur Kinji Fukasaku hat uns durchaus sehenswerte Filme wie “Tora Tora Tora” oder “Battle Royal” beschert, und “Virus” war seinerzeit wohl einer der teuersten Filme Japans – kein Wunder, dass dieser Streifen sich nicht wirklich schlecht anfühlt. Seltsam wirkt anfangs, dass die Credits auf einen japanischen Film deuten, aber wahnsinnig viele amerikanische (B-)Schauspieler im Vordergrund stehen. Des Rätsels Lösung: Das Original “Fukkatsu no hi” (Japan 1980) ist 156 Minuten lang, die US-Version, die als Grundlage der deutschen Version gelten darf, je nach Version nur 103 bis 108 Minuten. Kurz: Die Amis haben einfach 50 Minuten “überflüssige” japanische Szenen entfernt, dabei steckte in denen wahrscheinlich das ganze Drama und auch die Hauptperson. Eigentlich Wahnsinn, aber auch bei “Godzilla” existieren ja völlig verschiedene Versionen für Japaner und Amerikaner (und für Deutschland auch).
Bleibt die Frage: Lohnt das Ansehen? Ich finde: JA. Den Zuschauer erwartet ein nur stellenweise zähes Spektakel, in dem aber immer noch allerhand los ist und in dem trotz seiner fragmentarischen DVD-Version einige interessante Ideen angedacht werden. Der sichtlich gealterte Streifen bringt trotz einiger Schwächen genug Charme mit, um dem wahren Freund von SF-Katastrophen- & -Endzeit-Filmen zwei Stunden ins Reich der Apokalypse zu entführen, die sympathischen Akteure tun ihr übriges. Man muss diesen Film irgendwie mögen, auch wenn man die typische Freundin besser nicht zum Zuschauen einlädt. (Meines Erachtens ein Kandidat für ein Remake. Dann natürlich mit knapp bekleideten Models, die sich mit Pumpguns durch Zombies schnetzeln …)
Fazit: Gelegentlich zähes, aber interessantes High-Budget-Endzeit-Virus-Drama mit ganz ganz wenig Überlebenden.
Offenbar haben die Inhaber den Film gemeinfrei gestellt, daher kann man ihn
… wird eher dem japanischen Original gerecht, denn der japanische Teil enthält reichlich Drama, die deutsche/US-Version vor allem Handlung.
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Vor 1984 waren alle Killerroboter bestenfalls Dosenblech. Die Filme, in denen sie mitspielten, nur um am Ende irgendwie von gnadenlosen Menschen terminiert zu werden, waren weitgehend Schrott. Daran konnten auch große Namen nichts ändern. Nehmen wir zum Beispiel 1980. In einem SF-Flick namens “ Saturn 3 “, auch als “ Saturn City ” bekannt, spielt Kirk Douglas (!) unter der Regie von Stanley Donen (!) nach einem Drehbuch von Martin Amis (!) den Leiter einer Raumstation, dem man einen neuen Großroboter als Hilfskraft zuteilt. Das Gehirn des Roboters wird leider von einem psychisch labilen Piloten (Harvey Keitel!) eingelernt. Der lechzt zudem Kirks Gespielin Farrah Fawcett (!) an. So erbt der Blechgolem gleich zwei Knäckse von Keitel, kann nicht mehr besonders gerade denken und dreht durch. Es ist zwar beeindruckend, was die Verantwortlichen in diesem Film für einen Aufwand betrieben haben, käsig und lahm ist er leider trotzdem. Der Roboter hieß übrigens Hector – schon der Name war Schrott, so nennt man doch bestenfalls seinen rostigen Sony-Cyberdog.
Den Zylonen aus “Kampfstern Galactica” von 1978 fehlte es nicht am Willen zur Macht. Doch die surrenden Blechhünen mit dem Knight-Rider-Lauflicht im Visier ließen sich stets gleich im Dutzend aus dem All putzen und wirkten daher kaum bedrohlicher als Gene Roddenberrys “Questor” von 1974. Dabei gab es schon einen wirklich prominenten und effizienten Terminator: 1973 verkörperte Yul Brunner in “Westworld” den “Gunslinger”, einen künstlichen Westernhelden, der dann allerdings ein bißchen durchdreht und für unerwartete Abwechslung in einem Themenpark sorgt. Mit dem künstlichen Bordarzt Ash aus “Alien” führte Ridley Scott dann 1979 – und bis heute ungeschlagen – vor, daß ein Roboter ganz ohne Wumme und rote Augen furchteinflößend sein kann.
Dann … kam der Terminator, Cyberdyne Systems Modell 101 oder auch T-800, so genau weiß das keiner. Er kam in einem B-Movie, das einfach deutlich besser war als der ganze Science-Fiction-Mist, der zu Beginn der 80er im Fahrwasser von “Star Wars” und “Alien” heruntergekurbelt wurde. Schaut man sich den Film heute an, darf man auch 25 Jahre später feststellen: Die Spezialeffekte sind gealtert, nicht jedoch der Film. Dabei ist es gar nicht die steirische Eiche, deren körperliche Präsenz bedrohlich wirkt, sondern ihr unmenschlicher Wille, die Mission zu erfüllen. Regiefrischling James Cameron, der bis dahin außer trickreichen Effekten bei verschiedenen B-Movies (unter anderem in der legendären Roger-Corman-Produktion “Galaxy of Terror”) und dem Freßfisch-Aufguß “Piranhas II” nicht viel vorzuweisen hatte, porträtierte gekonnt nicht nur einen Terroristen aus der Zukunft, mit dem man nicht verhandeln kann, sondern auch die Verwandlung der Sarah Connor von einer schüchternen Durchschnittsbürgerin zu einer Frau, die ums Überleben kämpft – zweifellos war er dabei inspiriert von Sigourney Weaver als Ripley in “Alien”.
Schon “Terminator” war nicht ohne Humor, zum Beispiel in den Dialogen der beiden Cops, die die Morde an allen Sarah Connors der Stadt aufklären sollen, oder in jener Szene, als Schwarzenegger, ein gefühlloser Maschinenmensch in geklauter Lederkluft, sich nach der Entfernung eines Auges prüfend im Spiegel betrachtet und mit beiden Händen den korrekten Sitz des Haupthaares prüft. Was haben wir gelacht.
“Terminator 2 – Judgement Day” führte die Ironie weiter: Während Cameron auf der einen Seite mit den Bildern des nuklearen Untergangs auf einem Spielplatz um sich ballerte, mußte die nunmehr zur guten Seite der Macht konvertierte Maschine auf einem Bein stehen und flapsige Sprüche lernen. “T2″ sprengte in Sachen Kawumm und (heute sichtlich gealtert wirkenden) Effekten alle bekannten Maßstäbe. Doch das Beste an T2 war erneut die Figur der Sarah Connor, die beim Kampf gegen die Maschinen ihre Menschlichkeit zu verlieren droht.
“Terminator 2″ war und ist so eindeutig der bestmöglich machbare Killermaschinenfilm, daß es kaum einer gewagt hat, ihn übertreffen zu wollen. Untertroffen wurde er hingegen mit Leichtigkeit, man denke nur an “American Cyborg: Steel Warrior” von 1993, zu den man alle Kritiker zwingen möchte, die irgendein Stäubchen an “Terminator 2″ zu bekritteln haben.
Immerhin ließen sich einige wenige B-Regisseure etwas einfallen, um fehlendes Geld auszugleichen. So ist denn Albert Pyuns “Nemesis” aus dem Jahr 1993 – mit B-Mimen Olivier Gruner als Killer-Cyborg Alex Rayne – aus rein visuellen Gründen ein passabler C-Schund, den man sich mal ansehen kann, auch wenn man nicht recht versteht, worum es eigentlich geht (doch meiden Sie die Fortsetzungen!). Einen seriösen Terminator-Ersatz liefert die “Variante 2″ der Killermaschinen aus dem beachtlichen und unterschätzten “Screamers” von 1995. Er gewinnt dem Genre – dank Philip-K.-Dick-Vorlage – neue philosophische Seiten ab. Mehr zur Belustigung eignet sich “Virtuosity” (1995) mit dem jungen Russell Crowe (!) als bösem “SID 6.7″, der gegen den (wie üblich faden) Denzel Washington antreten muß. Ziemlicher Cyber-Schrott …
Erst 2001 durften Killerroboter-Liebhaber (darf man das so sagen?) wieder aufatmen, da in “Terminator 3: Rise of the Machines” Arnold mal wieder was terminieren durfte. Diesmal war es das schnieke Model Kristanna Loken – und, ehrlich gesagt, die Begegnungen zwischen ihr und Arnie sind das beste am Film. So hemmungslos und genüßlich gewalttätig ist das schwache Geschlecht noch nie verprügelt worden. Und doch wurde den meisten Zuschauern wohl noch im Kino klar, daß hier vor ihren Augen der Gaul zu Tode geritten wurde. Dem Mehr an Explosionen stand deutlich ein Weniger an Drehbuch-Hirnschmalz gegenüber. Die Figur des John Connor war ebenso Comic-haft wie nervig, die Schnalle an seiner Seite – wie er selbst – eine gruselige Fehlbesetzung, und der Versuch der Autoren, den popkulturellen Impact der beiden ersten Terminator-Filme mit Sprüchen wie “Talk to the hand” zu wiederholen, gab sich selbst der peinlichen Lächerlichkeit preis. Ja, immer noch ein prima Radau-Movie, aber eigentlich bedeutungslos und nicht ernstzunehmend.
Das müssen auch die Macher von “Terminator Salvation” (2009) so gesehen haben. Daher schrieben sie sich auf die Fahnen: “Alles in diesem Film muß ernst sein. Wir müssen uns neu erfinden. So wie der Bond. Oder der Batman. Diese ganze Ironiesache muß raus.” Der Rezensent gesteht: Er hält den “neuen Bond” für Mist und “Dark Knight” für überschätzt (den Film, nicht den Comic), wenngleich natürlich besser als die Epoche Batman vs. Mr. Freeze. Diese “Wir sind jetzt mal ernst”-Kiste ist ja nicht beliebig erweiterbar – wollen wir wirklich “Stirb Langsam V” ohne coole Oneliner? (Und ist dieser farbentsättigte Look nicht langsam passé?)
Mal ehrlich: Christian Bale kann noch so angestrengt ernst aus der Wäsche gucken, es bleibt ja doch nur ein Film. Ein grauer Buntfilm mit Riesen-Mecha-Robotern und einem Plot, den jeder, der “Total Recall” gesehen hat, nach drei Minuten erahnen kann. Kein Wunder, denn man ließ tatsächlich dieselben Pfeifen das Buch schreiben, die schon “Terminator 3″ verpfuscht hatten. Eigentlich unglaublich. Da kann der Regisseur geschniegelter Musikvideos und TV-Serien noch so viele Zweikämpfe, Gefechte, Explosionen, Mini-, Maxi- und Unterwasser-Terminatoren sowie Luft- und Straßenschlachten aufbieten und dabei jeden tricktechnischen Gimmick abfeuern, den die Zauberkiste derzeit hergibt: All die FX-Perfektion täuscht nicht darüber hinweg, daß T4 nur ein höllisch lauter, aber seelenloser Radau ist, den auch die Darsteller nicht aus der Drehbuch-Mittelmäßigkeit retten können. Selbst der Score bleibt grau, trotz Danny Elfman.
Wer sich an digitalem Detonationsgebrösel nicht sattsehen kann, für den bietet T4 immerhin Maßstäbe setzende Schauwerte. Alle anderen sollten sich sofort den aktuellen “Star Trek”-Film ansehen – der ist zehnmal unterhaltsamer.
Wer shoppen will:
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Ähnlich ratlos meine Reaktion auf “Lady in the Water”. Den fanden alle doof – dabei war das ein prima Märchenfilm: wunderbar postmodern seine Konstruktion offenlegend, ohne wegen seiner Ideenüberladenheit an Unterhaltungswert einzubüßen. Eine herrlich versponnene Knallschote, in der nur der zornig reingeschriebene, böse Filmkritiker fehlplaziert war. “Lady in the Water” war jedenfalls der wahre Grund des Rezensenten, sich auf “The Happing” zu freuen.
Zu früh gefreut. Nach ungefähr fünf Minuten erzählt der Naturkundelehrer (Mark Wahlberg) seiner Schulklasse vom amerikanischen Bienensterben. Die Bienen seien weg, keiner wisse, wohin, und es gäbe auch keine Bienenleichen. Seine Schüler sollen nun auf Basis dieser tangaknappen Fakten “naturwissenschaftliche” Theorien aufstellen, wieso das passiert sein könnte. Sie brabbeln allerhand, irgendwas mit Umweltverschmutzung und globaler Erwärmung. Ein Schüler paßt nicht auf, ihn fordert der Lehrer heraus: Naturwissenschaft ist wichtig, laß dir was einfallen!
Vielleicht ein unerklärliches Naturphänomen , sagt der Schüler. An dieser Stelle stirbt der Film. Ein unerklärliches Naturphänomen. – Deutlicher kann der Regisseur einem nicht ins Gesicht zischen: Egal, was du in den nächsten 90 Minuten sehen wirst, rechne bloß nicht mit einer Erklärung. Denn: Es wird ein unerklärliches Naturphänomen sein. Es wird unerklärlich sein. Ein unerklärliches Naturphänomen.
Die These des Films steht dann auch hinter Wahlberg an der Tafel: “Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben.” Hat angeblich Einstein gesagt, aber es war wohl eher ein Imker.
Ebenfalls ein unerklärliches Phänomen: Warum der Rest des Streifens bis auf ganz wenige, zu kurze Szenen so ein langweiliger Stinker ist. Mit Dialogen, die noch hölzerner sind, als selbst unfreiwillige Komik sie verträgt. Schlecht geschauspielert obendrein, was aber vielleicht am Regisseur lag, der seinen Darstellern offenbar die stets unglaubwürdigste Reaktion auf das Geschehnis abverlangte. Das macht diesen tristen Fluchtfilm auch so amateurhaft hölzern: “The Happening” passiert, aber keiner reagiert darauf. Als Zuschauer kann man kaum glauben, was man sieht, oder besser: wie wenig Film pro Minute auf der Leinwand zu sehen ist.
Vor dem letzten Drittel des Streifens erreichen die Flüchtenden ein seltsames Haus. Alles darin ist Fake: der Monitor aus Plastik, der Bildschirminhalt nur aufgemalt. Die Sushis aus Kunststoff, die Rotweingläser daneben gefüllt mit Plastikwein. Ui, spooky! Wird´s jetzt spannend? Nein, es ist nur ein Modellhaus, wie man eine Szene später sieht. Hat das was zu bedeuten? Wer weiß …
Falsche Gefühle wirft man einander ja auch in den armseligen emotionalen Konflikten des Films vor. Ausnahmsweise ist das jedoch glaubwürdig, denn Gefühle haben diese Menschen keine sichtbaren. Liegt aber vielleicht auch daran, daß Shyamalan seine Pappfiguren zu oft fast direkt in die Kamera sprechen läßt. Und die haben dann fast alle auch noch Namen, die mit J beginnen: Julian, Jared, Josh, Joey, Jess und Mrs. Jones. Zufall? Leider ja.
Der ganze Film ist bestenfalls eine schlechte Entschuldigung für den Paranoia-Thriller, den man aus seiner Idee hätte machen können. 57 Millionen Dollar soll er laut IMDb gekostet haben, dabei sieht er aus wie ein B-Movie. Schließlich laufen die Darsteller die meiste Zeit preiswert durchs Grüne.
Am Ende wünscht man sich dann die Monster aus “Der Nebel”, einen Godzilla, der alles platt trampelt oder Todesstrahlen aus dem Inneren der Erde, einen “Es war nur ein Traum”-Twist oder zumindest ein schlecht angepapptes Dumpf-Ende wie das von “The Forgotten”.
Das einzige Gefühl, das dieser Film auslöst: Ungeduld. Weil man bis zum Ende auf Erleuchtung wartet, M. Night Shyamalan sich aber weigert, wenigstens eine Kerze in den Kuhfladen zu stecken.
(Spoiler-)PS: Falls Sie es jedoch unbedingt wissen müssen: Die Pflanzen treiben uns in den Tod, tja, shit happens, but who cares? Und einmal sieht man die flüchtenden Menschen im wahrsten Wortsinne “plakativ” neben dem großen Schild: “You deserve it”. Den Rest haben Sie im Trailer schon gesehen, dort jedoch spannender.
Was lernen wir daraus? Natur gut, Mensch böse. Genau: Die 80er sind wieder da.
PPS: Diversen Meldungen zufolge wurde “The Happening” für die deutschen Kinos auch noch um einige blutige Momente entschärft. Na prost!
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