Kein Tag wie jeder andere also für Judge Dredd. Erst recht, als die Untersuchung von drei Toten sie auf die Spur der schrecklichen Ma-Ma führen, die sich mit Drogen und Gewalt von einer einfachen Nutte zur Herrin des Mega-Towers Peach Trees hochgearbeitet hat. Sie lässt das Gebäude abschotten und erklärt den beides Judges den offenen Krieg. Während alles, was Beine und Waffen hat, sich Dredd und Anderson in den Weg stellen, ballern und boxen sich die beiden bis ins 200ste Stockwerk hoch, um Ma-Ma das Handwerk zu legen.
“Dredd” (2012) ist anders als “ Judge Dredd ” (1995). Realistischer im Look, weniger verspielt, durchgehend auf das Notwendigste reduziert, extrem düster, gewalttätig, brutal und zynisch, blutig bis splattrig und dabei so humorarm wie die Wandfarbe im Zwischengeschoss einer Tiefgarage. Seine Schauwerte können sich indes sehen lassen: CGI um des CGIs willen gibt es hier nicht, dennoch fliegt reichlich in die Luft, und das Produktionsdesign schafft es stellenweise, die Stadt wirklich “real” wirken zu lassen, also nicht wie eine “glaubhafte Stadt der Zukunft”, sondern wie eine Stadt unserer Gegenwart, wie wir sie in einigen Jahren wirklich erleben könnten. Unbeholfen wirkt hier im Vergleich nur die müde “Baller-Action” in vielen allzu simplen Gängen.
Sieht man genauer hin, ist Dredd nur an der Oberfläche ein Actioner. Sehr präzise setzt der Film den anonymen, weil durchgehend maskierten, Vornamen- und geschichtslosen Dredd in seinem Kampfpanzer gegen die individuelle, weil vernarbte, tätowierte, leicht und salopp gekleidete und ausdrücklich mit einem kompletten Namen und einer Geschichte versehene Madeline ‘Ma-Ma’ Madrigal.
Anders als 1995 ist der Dredd von 2012 kein zynischer Faschist, sondern zeigt in mehrfacher Hinsicht Verantwortungsbewusstsein, während die trotz Badewanne stets schmutzige Sadistin Ma-Ma massiv über Leichen geht, einen Massenmord begeht und einen noch größeren Massenmord androht.
Auf einer symbolischen Ebene tritt hier also wirklich “das Gesetz” gegen “das Verbrechen” an – was aber zugleich durch den Umstand ad absurdum geführt wird, dass der Auslöser (drei Tote) den durch die Polizei herbeigeführten Bodycount (mehrere Hundert Tote) nicht rechtfertigt.
Das Urteil lautet trotzdem: Schuldig, und zwar der verpassten Chancen. So ist etwa die Droge “Slo-Mo” nur für visuelle Gimmicks gut. Die Action ist schlapp inszeniert. Alles fühlt sich so an, als wolle man eine politische Message vermitteln – aber was von Bedeutung ließe sich sagen zwischen all den detailreich und visuell opulent inszenierten Tötungsakten? Was für eine Vision vom Polizeistaat soll das sein, in dem Dredd einen Bettler (Plakataufschrift “Obdachloser Junkie entwürdigt sich für Geld”) der Vagabundiererei beschuldigt, in einem Gebäude mit 96% Arbeitslosigkeit, das sich zu 100% in der Hand der Superschurkin befindet? (Kurz: Wohin ist die unmissverständliche Satire der Comics verschwunden?)
Trotz zahlreicher Stellen, die nach tieferer Bedeutung klingen, und Dialogpassagen, die förmlich nach einem Directors Cut mit Erklärungen rufen, ist Dredd also ein politisch unentschlossener Film, in dem ein stoischer Held ab Minute 30 durch den Kugelhagel stampft, bis er im Hochhaus oben angekommen und der Film aus ist.
Auch bekommen Dredd und Azubine Anderson kaum Gelegenheit, mehr als angedeuteten Charakter zu entwickeln. Am Interessantesten ist noch die Figur der Gang-Chefin Ma-Ma, edel besetzt mit Lena Headey, der guten Königin Gorgo aus ’300′ und bösen Cersei Lannister aus ‘Game of Thrones’. Ihr stehen nur blasse Nebenfiguren zur Seite, von denen allein der namenlose Hacker positiv auffällt, dessen interessante Geschichte seiner technischen künstlichen Augen (als Gegensatz zu Andersons ‘telepathischem Auge’) aber letztlich ebenfalls im Radau einiger übertrieben kunstvoller Einstellungen des Sterbens untergeht.
Fazit: “Dredd” gibt sich kompromisslos und will scheinbar weder Mainstream, noch Gorehounds oder gar Cineasten bedienen – und macht es am Ende doch allen ein bisschen recht. Das Ergebnis ist leider keine Satire wie die Comics, sondern eine Art reaktionäre “Kunst-Action”, die ob ihrer Trostlosigkeit nicht jeder mögen wird. Nur Fans finstrer Dystopien kommen klar auf ihre Kosten. Man wird aber das Gefühl nicht los, dass alle Beteiligten so deprimiert waren wie die Welt der Zukunft, in der sich das ganze abspielt – dann doch lieber den Trash-Spaß aus Judge Dredd . Und doch ist “Dredd” vielleicht einer dieser kleinen Filme, die man erst in zehn Jahren richtig zu schätzen weiß.
Zu haben auf DVD und Blu-ray und Blu-ray 3D .
(Bilder: Universum Film)
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Der Unbenannte kann zwar nicht sprechen, aber er scheint die Fähigkeit zu haben, andere zu heilen – schwere Verletzungen ebenso wie psychische Defekte. Die Psychologin Persephone würde das gerne genauer untersuchen, doch mit dem Unbekannten brachte das Shuttle auch eine neue Expertin an Board, die skrupellose Nanotechnikerin Elisa, die möglicherweise eine ganz eigene Agenda hat…
Die Franzosen machen seit Jahrzehnten die besseren Filme als Hollywood, oft aber auch verkopfte Stinker, mit denen man hinterher irgendwie nicht zufrieden ist. ‘Dante 01′ (2006) ist einer davon.
Dabei stimmt so vieles: Regisseur Marc Caro kennt man von seiner Mitarbeit bei ‘Delikatessen’, das sieht man dem Film an. Die Kulissen der Station und die Spezialeffekte sind über Kritik erhaben, ebenso wie die beeindruckenden Schauspieler und die deutsche Synchro. Die Geschichte ist ein bisschen wirr, ja, aber beim zweiten Ansehen durchaus interessant, und das nicht nur, weil sie die Grenzen des Genreüblichen zu sprengen versucht.
Allerdings ist in ‘Dante 01′ alles zu dick mit Metaphernsauce übergossen und mit christlicher und anderer Symbolik überwürzt, bis hin zu den Namen: Der Stationsleiter heißt Charon , zwei Wärter Cer und Berus , was haben wir gestaunt, ui, ob das was zu bedeuten hat? Schon das Setting weist logische Lücken auf, das Drehbuch spart auch nicht damit. Irgendwann bricht in dem düsteren, bildstarken Streifen nicht ‘Dantes Inferno’, sondern regelrechte Wirrnis aus. Und das abrupte Ende scheint wie ein angeklebter Fremdkörper von jemandem, der auf Droge einmal zuviel ’2001′ gesehen hat. (Das Ende haben aber wohl die Produzenten verpfuscht, die dem Regisseur das Budget von 8 auf 4 Millionen kürzten. Dafür ist das Ding wirklich erstaunlich gut geworden. Aber halt wirr, wirr, wirr.)
Fazit: ‘Dante 01′ ist ein atmosphärisch und visuell äußerst gelungenes Science-Fiction-Psycho-Kammerspiel, das leider an einem dürftigen Drehbuch und einer zugleich übertrieben messianischen Symbolik scheitert. Okay für filmische Abenteurer, absolut untauglich für Mainstreamer. Man kann sich das Ding schon geben – aber nur im Wachzustand und wenn man bereit ist, sich einem rätselhaften Rätsel auszusetzen, gegen das ‘Solaris’ (die Version von 1972) richtig verständlich wirkt.
Zu haben auf DVD , derzeit auch kostenlos bei Lovefilm-VoD.
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Ich weiß nicht mehr, wann genau ich diesen Müll zum ersten Mal in der Glotze sah. Es muss eine Nacht gewesen sein, in der alle Kanäle nur Werbung oder Arzt-Soaps ausspien. Nur dann hält man einen NoBrainer wie “The Apocalypse” (von 1997) aus. Weiß der Geier, warum ich meinte, mir den Quark ein zweites Mal ansehen zu müssen…
Wahrscheinlich, weil ich ihn verdrängt hatte. Und “Apokalypse” ist ja immer gut, irgendwie. Die Handlung: äh. So circa um 3068 herum dackelt eine Art “Bergungsmannschaft” unter der Führung von Commander J.T. Wayne durchs All. Warum heißt eigentlich der Commander nie Müller oder Smith? Egal.
Ihr Ziel: Einen ganz dicken Atom-Tanker auftreiben. Passiert dann auch. Die Buben und knapp bekleideten Mädels freuen sich schon, dicke Beute gemacht zu haben, als der Bordcomputer auf nervig verrätselte Weise bekanntgibt, dass das riesige Schiff mit der gefährlichen Ladung die Erde ansteuert. Zwecks völliger Vernichtung und so, sonst käme ja überhaupt keine Spannung auf. Mal ehrlich: Das hätte sich die Mannschaft eigentlich denken müssen, schließlich hört der geheimnisvolle Weltraum-Tanker auf den Namen Agamemnon . Es folgen: zahlreiche Bemühungen der Mannschaft, den Tanker aufzuhalten, ihn woanders hinzusteuern oder wenigstens am Explodieren zu hindern. Dabei werden Computer angepöbelt, Fausthiebe und Pistolenkugel ausgetauscht, es wird durch Belüftungsschächte gekrochen und vieles mehr.
Könnte man aushalten, selbst mit den hier reichlich vorhandenen B-Akteuren, die sich mit billigen C-Props durch D-Bauten schleppen oder sinnlos auf Tastaturen eindreschen müssen. Doch selbst B-Mime Frank Zagarino, sonst Garant für unterste Schublade , wirkt in diesem Streifen überqualifiziert – im Vergleich zum Regisseur Hubert Charles de la Bouillerie. Denn der versäumt punktgenau jede Chance, Interesse an irgendeiner der Figuren zu wecken oder dem stinkenden Käse auch nur ein Schnapsglas Spannung einzuhauchen. Einziger Trost ist die Darstellerin Sanda Bernhard als Commander J.T. Wayne, die mit kräftigem Kinn in Kicking-Asses-Babe-Manier eine einigermaßen gute Figur macht.
Selbst die Weltraum-Aufnahmen sind für ein B-Movie noch okay. Aber es hilft nichts. Dieser Film ist nicht langweilig, er tötet einem den letzten Nerv. Vor allem weil die gefährliche Super-Hacker-Programmiererin Goad , die dem Atom-Schiff vor 30 Jahren den tödlichen Kurs eingab, die Mannschaft die ganze Zeit per Video-Blog zubrabbelt (siehe Trailer unten). Sie wiederholt gefühlte 100 Zillionen Mal die gleichen Shakespeare-Zeilen, in denen die Raumfahrer des Bergungsteams fehlende Wörter einsetzen sollen, um den Crash mit der Erde zu verhindern.
Aua! So ein Dreck wurde noch 1997 gedreht!
Der schäbige Sternendreck ist schwer auszuhalten. Wenn die unterste Schublade noch ein Geheimfach hat, dann liegt bestimmt dieser zähe Streifen drin. Wer die Zelluloidverschwendung bis zum Ende durchhält, darf sich getrost den “Purple SF-Nerd Star” ans Revers heften, sofern ihm das die 95 Minuten Lebenszeit wert war (die DVD kommt ohne nennenswerte Extras).
Fazit: Zu viel Gelaber, zu viel Wirrnis, zu wenig Drehbuch, zu wenig Action, überhaupt keine Blobs. Immerhin: Eine Explosion, keine Überlebenden.
Links:
Dieser schnittige Trailer wird dem Film kaum gerecht…
Der hier schon eher:
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