Science Fiction Film Review » grauenvoll ... aus einer anderen Welt: SciFi-Filme, Space-Schrott & Blobs Thu, 11 Apr 2013 16:06:32 +0000 en-US hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.5.1 [•REC] & [•REC]² /rec-rec2-quarantaene/ /rec-rec2-quarantaene/#comments Mon, 21 Nov 2011 05:43:37 +0000 Andreas /?p=413 [REC] Mit ihrem Reality-TV-Team soll eine Reporterin eine Nacht lang das Leben und die Arbeit von ein paar Feuerwehrmännern in Spanien dokumentieren. Deswegen ist sie auch dabei, als sie zu einem scheinbaren Routineeinsatz ausrücken: Eine ältere Dame läuft in einem Wohnhaus Amok und soll beruhigt werden. Dort angekommen, wecken erste Blutspritzer an den Wänden das Misstrauen, doch schon kommt ihnen die erste Zombie-Oma blutverschmiert entgegen, schreit um sich und beißt zu. Noch ehe Hausbewohner, Feuerwehrmänner und das TV-Team sich vom Schock erholt haben und langsam zu verstehen beginnen, welche Gefahr sich da virusartig ausbreitet, spitzt sich die Lage zu: Die Polizei stellt das Gebäude unter Quarantäne, wickelt es dazu in Plastik ein und erschießt jeden, der sich auch nur in der Nähe der Fenster zeigt. Die Überlebenden sind auf sich allein gestellt…

[REC] Der Films spielt größtenteils im Inneren des Wohnhauses: Die Reporterin spricht direkt zum Publikum, ihr Kameramann zeichnet alles auf – und genau das ist das Material, das wir als Zuschauer zu sehen bekommen. “[•REC]” (Spanien, 2007) folgt hier dem modischen Trend zur “ Mockumentary ” à la “ Die Delegation ” (1970) oder “Blair Witch Project” (1999), wie man ihn auch in „Diary Of The Dead“ (2007) oder (später) “Cloverfield” (2008) ertragen muss. Mit dem entscheidenden Unterschied, dass die genannten Beiträge zum Horror-Genre sich neben [REC] wie eine laue Folge von Ernie & Bert ausnehmen.

[REC] Ohne spoilern zu wollen: 0 Überlebende * . [REC] ist zweifellos einer der eindringlichsten Horrorfilme des Jahres 2007 und einer der wenigen Wackelkamera-Filme, bei denen das Gimmick nicht nervt, sondern passend zur Story wirklich an den Nerven zehrt. Er fängt langsam und harmlos an und zieht dann gnadenlos die Daumenschrauben der Spannung an. Selbst abgebrühte Gore-Hounds kommen voll auf ihre Kosten, ohne dass der klaustrophobische Zombie-Thriller je in sinnlosen Splatter abdriften würde. Ganz harter Tobak, blendend inszeniert – daher mussten fantasielose US-Studios das ganze unter dem Titel “ Quarantäne ” nachdrehen…

Fazit: Egal, ob Sie noch nie einen Zombie-Film gesehen haben oder deren viele: Dieser spanische Low-Budget-Reißer ist ein Muss . Wenn anlässlich des Endes der Welt die Infizierten schon hinter Ihnen her sind und Sie vor dem Rückweg ins Versteck nur noch ein einziges Video klauen wollen, dann stecken Sie statt noch mehr Munition lieber [REC] ein. Der packt Sie nach den harmlosen 20 ersten Minuten derart an der Gurgel, dass Sie beim Abspann Blutergüsse am Hals haben.

(Infos: movies.filmax.com/rec/ , Amazon: DVD , Blu-ray , 3D-BD )

[REC]²

[REC]2 2009 folgte die unvermeidliche Fortsetzung, die so nahtlos an das Original anschließt, das man glauben könnte, die beiden Filme wären hintereinander gedreht worden. Über die Story lässt sich streiten: Am Ende von [REC] wurde ja angedeutet, dass das ganze Zombie-Problem überhaupt nichts mit Viren zu tun hat, stattdessen ist unter Umständen die Kirche involviert. Und so begibt sich im Aufguss des Nachbarschafts-Geschnetzels ein Team Polizisten (mit “Helmkameras”) unter der Führung eines geheimnisvollen Experten in das noch immer in Plastik eingewickelte Gebäude. Dort finden sie überraschenderweise eine Überlebende ( * aus [REC]), und auch eine Gruppe Jugendlicher hat sich über die Kanalisation in das Gebäude geschlichen um mit einem DV-Recorder zu filmen, welche Party da steigt. Gemeinsam prallen sie auf die schlecht gelaunten Untoten, die möglicherweise – möglicherweise auch nicht – Besessene sind; Rosenkranz und Bibelsprüche sind jedenfalls erstaunlich wirksam…

Natürlich kann [REC]2 nicht ganz so gut sein wie [REC], einfach weil der Überraschungsmoment fehlt und auch die starke Protagonistin aus dem Original. Und doch liefert auch die Fortsetzung von Anfang an vibrierende Hochspannung mit etlichen grausigen Höhepunkten sowie vielen Ideen, wie sich das Subjektive-Kamera-Dogma noch weiter verwenden lässt, ohne sich abzunutzen. Man darf sich auch vom religiösen Exorzist-Unterton nicht stören lassen, in Spanien hat das gewiss noch eine andere Bedeutung.

Fazit: [•REC]² ist fast so gut wie [•REC]. Im Doppel ein Garant für einen entsetzlichen Abend.
(Info: rec2lapelicula.com , Amazon: DVD , Blu-ray )

[•REC] 3/4

[REC]3: Genesis kommt in Spanien gerade heraus (mehr hier ), auch [REC] 4 : Apokalypse ist gerüchteweise in Arbeit. Man muss beten, dass sich der Franchise nicht wieder einmal an seinen eigenen Fortsetzungen totbeißt…

]]>
/rec-rec2-quarantaene/feed/ 0
Star Crystal – Todesgalaxie /star-crystal-todesgalaxie-1986/ /star-crystal-todesgalaxie-1986/#comments Fri, 25 Feb 2011 21:36:39 +0000 Andreas /?p=232 Okay, also, hören Sie sich diese Story an: Mitglieder der Besatzung des Raumschiffs SC-37 holen ein Objekt an Bord … heraus schlüpft ein schleimiges Monster … dieses verzehrt nach und nach die Mannschaftsmitglieder … Hey, das hatten wie noch nie!

Star Crystal - Die Todesgalaxie

Gar

Am Anfang denkt & hofft man ja noch, “Star Crystal” (USA 1986, auf keinen Fall zu verwechseln mit “Galaxy of Terror”) könnte als schlechter, aber immerhin blutiger Alien-Ripoff durchgehen, doch am überraschenden Ende <Spoiler!> ist es so, dass das Monster “Gar”, das wie E.T.s schleimiger Leucht-Bruder aussieht, eigentlich unschuldig & freundlich ist und die Überlebenden der Crew ihm helfen, wieder nach Haus zu kommen … war ja alles nur ein Missverständnis. </Spoiler!> Was? Wie?

Was für ein wahnsinniger Mist! Kaum auszuhalten!!! Schwer zu unterbieten jedenfalls. Sehenswert eigentlich nur, weil kaum zu fassen ist, wie dieser Film endet. Wer seine Freundin loswerden will, zwinge sie, den Film gemeinsam anzusehen. Auch als Therapie geeignet, um von TV-Sucht loszukommen. Hat aber Nebenwirkungen, daher besser direkt in den Weltraummüll geben…

Fazit: Richtig übler Splatter-Trash mit einigen wenigen, dann passablen Tentakel-Momenten (für Gorehounds (aber nur solche im Vollrausch)). Verdiente eigentlich einen großen Warn-Aufdruck.

  • Auf DVD zu sehen als einer der vier Filme auf der Science Fiction Classic Box, Vol. 1 .
  • Infos: IMDB , OFDB

]]>
/star-crystal-todesgalaxie-1986/feed/ 2
Die Reise ins Glück (2004) /die-reise-ins-glueck-2004/ /die-reise-ins-glueck-2004/#comments Wed, 29 Apr 2009 15:59:57 +0000 Andreas /?p=10 Sowas haben Sie noch nie gesehen: “Die Reise ins Glück” (2004) verhält sich zu einem normalen Film in etwa so wie ein LSD-Trip in Las Vegas zu Ibsens “Stütze der Gesellschaft” in einer dreiminütigen Stummfilmfassung, die als Filmrolle im Schrank vergammelt, ohne dass man davon weiß. Ich als Movie-Masochist habe ihn mir angesehen. Mehrmals .

In meiner Heimatstadt gibt es ein kleines, schäbiges Programmkino mit kaum 30 Plätzen. Der Eintritt kostet 5 Euro, die Flasche Bier kann direkt aus dem Kasten abgegriffen werden. Ab und zu kommt die Polizei und macht das Kino dicht, w

Bei diesem Film fliegt Ihnen das Hirn raus ...

eil es Tsukamoto-Filme zeigt oder mongolische Pflanzenpornos. Ich übertreibe natürlich etwas, aber ich möchte einfach klarstellen, daß man da nicht reingeht, wenn man Richard-Gere-Filme sehen will.

Trotzdem war ich nicht auf das gefasst, was mich 2005 beim Besuch von “Die Reise ins Glück” erwartete. Spritzend schäumte mir das Bier aus dem Rachen, als mein Gehirn durch den Hals in den Darm fliehen wollte. Zwei Fragen würgten die Restruinen meines Verstandes: “Wann hört dieser beknackte Blödsinn endlich auf?” und “Das können die doch nicht ernsthaft gedreht haben!” Wiederholtes Ansehen auf DVD ändert nichts an dieser einzigartig zwiespältigen Erfahrung.

Die Story kann man nur mutmaßen. Ein netter Junge rettet einem blödem das Leben und wird ihn daher nicht mehr los. Der gute Gustav löst die freundschaftlichen Bande erst, als sie erwachsen sind und er mit seiner neuen Liebe Eva durchbrennt. Gustav wird als Seemann mit Eva und den Kindern glücklich alt und möchte sich auf einer Insel zur Ruhe setzen. Dort jedoch ist der blöde Junge inzwischen zum brutalen Tyrannen “König Knuffi” aufgestiegen und raubt ihm seine Eva. Die raubt Gustav irgendwie zurück und haut dann ab, und aus ist der Film. Oder so ähnlich.

Die Reise ins Glück: ein Ausstattungsfilm

Ent-setz-lich. Dennoch möchte man als Betrachter nach dem Abspann wieder in die Welt dieses Films zurückkehren, sie geradezu bewohnen. Vielleicht liegt es daran, daß das Boot des sächselnden Seemanns Gustav eine riesige schwimmende Schnecke ist, übrigens eine mit österreichischem Akzent. Vielleicht liegt es am ersten Kommandanten, einem sprechenden Bären mit der Stimme von Harry Rowohlt. Ich erinnere mich auch an ein Kaninchen, eine Eule und Frösche, alle mit nicht näher bestimmten Aufgaben, die man wohl nur dann verstehen kann, wenn man den Film öfter anschaut, als der geistigen Gesundheit zuträglich ist.

Die weitere Besatzung besteht aus schwarz angemalten Übergewichtigen, die sowas wie eine Neger-Kapelle mimen und irgendwann aus Auspuffrohren in das schießen, was wohl Dschungel sein soll. Das Königreich des Widersachers König Knuffi zeigt sich als Prunkalptraum aus Gold und Kitsch, in einer von Farben und Formen glänzenden Überfülle, gegen die sogar das “Brazil”-eske Innere des Schneckenschiffes aufgeräumt wirkt. Dieses Boot penetriert übrigens gegen Ende eine Kirche und verwandelt sich – in deren Beichtstuhl ejakulierend – in eine Zeitmaschine.

Kurz: Sowas haben Sie noch nie gesehen. Garantiert nicht.

Die Band, die Tellerlip Girl singt

“Citizen Kane” ist ein guter Film, da sind sich die meisten einig. Aber muss man “Citizen Kane” auch wirklich gesehen haben? Im Rückblick finde ich es irgendwie eine entbehrliche Erfahrung. Ganz anders “Die Reise ins Glück”. Dieser Film ist eindeutig schlecht, oder sagen wir zumindest: nicht gut. Dennoch behaupte ich: Anders als “Citizen Kane” müssen Sie “Die Reise ins Glück” unbedingt gesehen haben. Ich gehe sogar noch weiter: Wer diesen Film ignoriert und stirbt, wird in einer Folge von “Ghost Whisperer” als unbefriedeter Geist zurückkehren.

Zugegeben, man kann sich diese trippende Orgie maximal zwei, drei Mal ansehen, möglichst über mehrere Jahre verteilt, denn das verringert die Gefahr spontaner Selbstentzündung des Rückenmarks . Wer jedoch ganz auf dieses kolossale Vergnügen verzichtet, verschenkt sein Leben – und verpasst obendrein den grandiosen Ohrwurm “Tellerlip Girl”, Playback-gespielt von erwähnter Schuhcreme-Mohren-Combo, gesungen von Max Raabe. Allein dieser Act, zu hören auf der Website des Autors, ist den Eintrittspreis oder die DVD-Beschaffung wert. Und dem Hauptdarsteller Gustav Höhne, privat Lastwagenfahrer, wird man in einer fernen Zukunft Denkmäler setzen dafür, daß er sich für dieses mind-melting Machwerk in den umständlichsten Taucheranzug seit Noahs Kutte gezwängt hat.

Der Hauptdarsteller im Kostüm

Dazu kommt, dass DVD-Zuschauer nicht nur in den kritikerspaltenden Genuß des knapp 75minütigen Monumentalepos kommen, sondern sich auch noch vier Stunden Extras reinziehen können. Was sich absolut lohnt: Die Making-ofs beweisen, dass der Film nicht länger das eigentliche Kunstwerk ist; stattdessen war hier die Herstellung des Films die wirkliche Kunst, ein Event-Happing ohnegleichen. Dem staunenden Betrachter wird klar: Hier waren Wahnsinnige am Werk, und das mehrere Jahre lang. Selbst fehlendes Budget hinderte sie nicht, sie klauten einfach. Neben Regie-Chaot Wenzel Storch nimmt sich selbst Terry Gilliam wie ein Buchhalter aus, der mit großem Hollywood-Geld nur fade Hochzeitsvideos drehte.

Ein Film, für den 60 Tonnen Schrott bunt angemalt wurden, kann selbst nicht Schrott sein. Wurde ich von den Anbietern geschmiert, um diese zweifelhafte Zweckentfremdung von 35-mm-Zelluloid so übertrieben zu zelebrieren? Ich schwöre: nein. Seit Jahren schreibe ich Mails an Herrn Storch mit der Bitte um Infos, wann denn endlich die DVD erscheint; doch ich habe nie eine Antwort erhalten und stieß nur per Zufall auf den Release. Ja, so müssen Künstler arbeiten! Ganz für die Kunst leben und uns, dem Publikum, den nackten Arsch zeigen! Ich unterstütze das hiermit ausdrücklich und rufe dennoch auch Sie auf, sich dieses – Ding – auf DVD anzuschaffen. Sie werden es zwar bitter bereuen und mich verfluchen, aber die bewußtseinsmutierende Erfahrung wird es wert gewesen sein.

  • Die Reise ins Glück – von Wenzel Storch (Doppel DVD) bei Amazon
  • Offiziell: www.kulturserver-hildesheim.de

Die Reise ins Glück: Trailer

Eine Szene

Tellerlip Girl

]]>
/die-reise-ins-glueck-2004/feed/ 0
Haze – Ganz schön eng hier /haze-ganz-schon-eng-hier/ /haze-ganz-schon-eng-hier/#comments Thu, 21 Dec 2006 16:15:03 +0000 Andreas /?p=14 Haze - Shinya Tsukamoto Wenn Sie glauben, Sie hätten schon alles gesehen, dann schauen Sie sich diesen Film von Shinya Tsukamoto an. Mit Japan-Grusel hat das nix zu tun – das ist wahrer Horror.

Ein Mann erwacht. Um sich herum: Beton oben, Beton unten, Beton links, Beton rechts. Gerade genug Platz, um zu existieren, aber nicht genug, um sich selbst zu bewegen. Stattdessen wird er bewegt – irgendwohin. Verliert das Bewusstsein. Erwacht, erneut gefangen, diesmal eingeklemmt zwischen zwei Betonwänden.

Haze - Shinya Tsukamoto Zwischen seinen offenen Kiefern klemmt eine Metallröhre, die ihn an die Wand dahinter presst. Er kann den Kopf nicht bewegen, den Mund nicht schließen, nicht schreien. Er kann nur blind seitwärts tippeln, wobei seine Zähne über das Stahlrohr kratzen. Er tut´s trotzdem. Es dauert, aber irgendwann erreicht er doch eine Wand: Sackgasse. Er ist verzweifelt, trippelt seitwärts zurück, in die einzige andere Richtung, den Kopf zwischen Wand und Rohr geklemmt. Alle paar Meter hat das Stahlrohr einen Vorsprung, seine Zähne kreischen über das Metall – es ist entsetzlich. Endlich gelangt er ans linke Ende, das Rohr biegt ab und verschwindet in der Wand. Sein Kopf ist frei, endlich.

Haze - Shinya Tsukamoto Doch wie geht´s weiter? Nun steht er in einem Hohlraum, in dem er sich nicht bewegen kann, nicht umdrehen, nicht hinsetzen. Vor ihm: ein Loch in der Wand. Ein Hammer zischt heraus, haut ihm auf den Kopf. Wieder und immer wieder. Er bricht zusammen, doch es geht nicht, weil kein Platz für ihn ist. Doch da! Hinter seinen Beinen: ein Loch im Beton! Es ist so eng, er kann nur rückwärts hinein kriechen, das Becken voraus, Arme und Beine hinter sich herziehend, ohne zu sehen, wohin er kriechen wird.

Haze - Shinya Tsukamoto Und so geht´s weiter.

Wer sich “Haze” ansehen kann, ohne mit den Zähnen zu klappern, sollte dringend einen Therapeuten aufsuchen. Shinya Tsukamoto, Regisseur und Hauptdarsteller in einer Person, liefert einen Kurzfilm ab, der unter die Haut geht wie ein Fahrradunfall auf dem Kiesweg – in Badehose. Nur gut, dass der Horror nicht allzu lange währt: “Haze” dauert gerade mal 48 Minuten. Und von diesen spielen auch nur gut 25 Minuten in der allerschlimmsten Hölle der Einsamkeit.

Haze - Shinya Tsukamoto Dann trifft der Namenlose eine Frau, und es wird etwas erträglicher. Bei Shinya geht´s ja – wie meistens sonst – um die Liebe, ganz egal, was für ein scheinbar krudes Zeug auf der Leinwand zu sehen ist.

Für all jene, die mit dem Tsukamotoschen Oeuvre bereits vertraut sind: Von der Machart her liegt “Haze” wohl irgendwo zwischen dem Mensch-Maschine-Monsterkunstfilm Tetsuo – The Iron Man und dem Betonschluchten-Boxerstreifen “ Tokyo Fist , nur viel schlichter gestrickt und mit einfachsten Mitteln (DV-Camcorder) gedreht. Das tut der Wirkung keinen Abbruch – Shinya könnte wahrscheinlich auch mit einem Kamera-Handy interessante Filme machen.

Haze - Shinya Tsukamoto Als Extras bietet die Haze-DVD ein eher durchschnittliches Interview mit Tsukamoto (19 Minuten) und ein “Making of” (24 Minuten), bei dem man sich erstens darüber amüsieren kann, wie trödelig das Filmteam mit winzigen Pinseln große Betonflächen bemalte, und zweitens darüber staunt, wie simpel und harmlos das Set dieses Film aussieht, wenn man es nicht durch den Kopf und die Augen des Regisseurs gezeigt bekommt. Schade: Im Interview ist die Rede von einer kürzeren Fassung des Films (25 Minuten), die auf Festivals zu sehen war, der DVD aber fehlt. Es wäre schon interessant gewesen, zu sehen, was der Autor da ausgelassen hat.

Egal, trotzdem unbedingt ansehen: “Haze” ist keine Filmerzählung, er ist eine Erfahrung.

]]>
/haze-ganz-schon-eng-hier/feed/ 0
Pulse /pulse/ /pulse/#comments Thu, 30 Nov 2006 16:17:31 +0000 Andreas /?p=15 Wir schluckten die Videokassette, die Zuschauer ins Erdloch schickt. Wir schluckten deren Sequels, Prequels und Hollywood-Aufgüsse. Und jetzt sollen wir “Pulse” schlucken?

Beginnen wir am Anfang: Girl-Teenie macht sich Sorgen, weil ihr Freund Boy-Teenie A sich lange nicht mehr gerührt hat. Zu diesem Zeitpunkt ist der Film noch bunt. Girl-Teenie macht sich auf den Weg, um ihn aus seiner Studentenbude herauszuholen. Hier wird der Film dann grau. Wir kapieren rasch: alles gaaanz düster hier. Ja, und in der Wohnung von Boy-Teenie A krabbeln ja auch schon die Maden rum, im Hintergrund flimmert böse der Monitor. Wir kapieren: Gleich passiert was gaaanz Schreckliches. Und richtig: Boy-Teenie A ist irgendwie grau, blaß und lethargisch, sagt Hallo zu seiner Freundin und hängt sich mal eben im Badezimmer auf. Huch!

Es kommt noch dicker: Immer mehr Menschen verlieren die Lust am Leben. Bringen sich um. Oder lösen sich in Wölkchen auf, die Flecken an den Wänden hinterlassen. Steckt mehr dahinter oder liegt´s nur an den Hormonen von Girl-Teenie? Selbst der kluge Schulpsychologe glaubt ja, sie hätte bloß Schuldgefühle wegen des Freitods von Boy-Teenie A – und das, obwohl auch die Uni schon halb entvölkert ist. Netter ist da schon Boy-Teenie B, der auf dem PC seines Vorgängers allerlei gespenstische Videos gefunden hat. Obwohl nicht klar wird, wieso genau. Und es wird immer gespenstischer: Die Leute lösen sich inzwischen schon auf offener Straße auf! Und wer ist schuld? Natürlich die Mobiltelefone! In den Handy-Signalen leben gar schröckliche Wesen – und wenn die auf einem Flachbildschirm fragen: “Do you want to see ghosts?”, dann sollte man wohl besser nicht drauf klicken. Sie tun es aber trotzdem, die Girl-Teenies und Boy-Teenies. Sie tun es alle. Sie klicken drauf. Und lösen sich später auf. Oder so ähnlich.

Reiner Schwachsinn jedenfalls. Und zwar übler. Wenn wirklich Wes Craven an diesem Drehbuch mitgekritzelt hat, dann möge er bitte recht intensiv von Freddy Krueger träumen. Als Regisseur hätte man sich weigern müssen, diesen Mist abzudrehen. Jaja, einzelne Szenen sind irgendwie ganz hübsch anzusehen, gewiß auch ein bißchen düster-gruselig hier und schockig da – es liegt also eindeutig kein B-Movie von Pfuschern vor.

Die Schauwerte sind teils schon okay, das Produktions-Design stimmt. Das beweist die beste Szene des Streifens, in der ein Monster gar schaurig aus einer Keller-Waschmaschine krabbelt. Doch als Ganzes ist “Pulse” so seelen-, geist- und zusammenhanglos hingerotzt, daß man den Machern das kleine Mädchen mit den schwarzen Haaren ins Schlafzimmer wünscht.

(Hat wieder einmal Hollywood einen guten Japan-Stoff versaut? Mitnichten. Der Bockmist lief 2001 schon mal in Japan unter dem Titel “Kairo” und ist derzeit auch als DVD zu haben. Natürlich unter dem Titel “Pulse”, damit die Verwirrung komplett ist und wir Zuschauer optimal abgezockt werden können. Die Story ist die gleiche, bloß noch ein bißchen besser, weil trostloser, aber letztlich genauso blutleer. Die Umsetzung ist nämlich noch langweiliger und zusammenhangloser. In Nippon dürfte “Kairo” nur einen Bruchteil der US-Fassung “Pulse” gekostet haben; das Original zeigt daher auch, was vom Remake übrigbleibt, wenn man dem Drehbuch seine Special Effects wegnimmt: ein grauer Fleck an der Wand.)

]]>
/pulse/feed/ 0
Krieg der Welten: platt gemachtes Plattmachen /krieg-der-welten-platt-gemachtes-plattmachen/ /krieg-der-welten-platt-gemachtes-plattmachen/#comments Mon, 04 Jul 2005 16:26:38 +0000 Andreas /?p=18 Nach “E.T.” und “Unheimliche Begegnung der dritten Art” war klar: Aliens sind eigentlich nette Kerle. Jetzt hat Spielberg seine Meinung revidiert und gießt Öl ins Feuer der US-Paranoia.

Vorweg: Wenn Sie die Vorschau kennen, haben Sie den eigentlichen Film schon gesehen – im Kino wird der Trailer bloß noch gestreckt mit Special Effects und Tom Cruise. Aber fangen wir ganz vorne an, nämlich beim Kranführer Ray Ferrier (Cruise), geschiedener Vater zweier Kinder. Der stammt aus dem Drehbuchseminar “Helden anfangs stark negativ zeichnen” und ist daher erstens nicht besonders schlau, zweitens verantwortungslos und drittens ein Arschloch. Kaum hat seine Ex-Frau bei ihm fürs Wochenende die Kinder abgeliefert, blitzt es schon los und die Außerirdischen greifen an. Die dreibeinigen Maschinenmonster machen den Strom kaputt, hauen Gebäude zu Klump und ballern Menschen zu Asche. Da bleibt nur eins: Abhauen!

Ja, Steven, tritt diesem Emmerich mal so richtig in den Hintern! Denn der Katastrophen-Roland hätte sich garantiert auf Schauplätze wie NASA-Center, Militär-Stützpunkte, geheime Labors etc. kapriziert und diese im Eilverfahren abgehandelt, damit wir auch gewiss mitkriegen, daß der Angriff aber auch sowas von global abläuft. Emmerich hätte sich in zig Flybys bedrohlich donnernder Alien-Schiffe gesuhlt und uns Explosionen und Todesstrahlen genüsslich um die Ohren gehauen, denn dafür gehen wir ja in so einen Action-Reißer. Aber ha! – Spielberg ist einfach klüger: Er bleibt von Anfang an nur bei dieser einen Familie – Vater Cruise, halbstarker Sohn, kleine Tochter – und weicht ihnen nicht mehr von der Seite. Wenn wir die Gegenwehr der US-Truppen sehen, dann nur, weil unsere Helden am Rande eines Gefechts vorbei fliehen. Explosionen, Alien-Tripods, sterbende Menschen zeigt Spielberg oft indirekt, im spiegelnden Glas einer Windschutzscheibe oder im Monitorsucher eines heruntergefallenen Camcorders (der seltsamerweise trotz EMP funktioniert). Dies und das ununterbrochene Tempo der Flucht in der ersten Hälfte sind nachgerade genial, zumal der Meister hier auch in Sachen Bildgestaltung, Kamerafahrten und Tränendrüse aus dem Vollen schöpft.

Aber so geht´s dann halt auch weiter in der öden zweiten Hälfte. (Lesen Sie nicht weiter, wenn Sie den Film noch sehen wollen.) Flucht, Kabang, Flucht, Kabumm. Und so weiter, in verschiedenen Variationen, mit schwindender Dynamik. Dramatische Steigerung unmöglich, denn der Held kann ja gar nichts ausrichten: Er trägt sein Töchterlein durch die Gegend, während um ihn herum die Außerirdischen unsere heile Welt in Schutt und Asche legen. Flucht, Kabang, Flucht, Kabumm. Nach dem Ende der väterlichen Probleme mit den Kindern auf dem Niveau von “Wie schmiere ich ein Wurstbrot?” existiert überhaupt kein Konflikt mehr, der diesen Film noch zusammenhalten würde – außer notdürftig reingerührte Kammerspiele. Hätte Hollywood nicht auf das geradezu kindertaugliche Rating geschielt, wäre vielleicht noch eine Steigung der Brutalität denkbar gewesen – aber Spielberg durfte? konnte? wollte? leider noch nicht mal die Absturzstelle eines Flugzeugs so aussehen lassen, als wäre da mehr passiert als ein harmloses Schleudertrauma. Selbst dafür geeignete Szenen wie ein Blutbad mit Alien-Glibber sehen so verdammt nach überteuerter Kinderkino-Kulisse aus, daß man sich an einem Enterprise-Pappfelsen samt Captain Kirk wähnt. So bleibt die Invasion bedrohlich wie ein Frischkäse-Spot.

Kein Wunder, daß der Filmverleih die Vorberichterstattung der Presse zu knebeln versuchte und reichlich Marketing-Millionen möglichst viele Zuschauer ins Kino locken sollen, ehe sich herumspricht, was für eine müde Materialschlacht Spielberg da abgeliefert hat.

Und am Ende fallen die bösen Tripoden dann um. Einfach so. Weil: Diese blöden Aliens haben sich mit menschlichen Bazillen angesteckt. Prust! War das die Grundidee: “Nach dem Gehirnaussaugen – Hände waschen!”? Mal ehrlich: Wer diesen Film nicht enttäuscht verläßt, der hatte im Kinodunkeln bestimmt heimlich Sex. Daß die verbal wie visuell mehrfach (!) als technisch absolut überlegen dargestellten Aliens ausgerechnet an menschlichen Krankheiten draufgehen, geht bei der 1953 gedrehten Vorlage “Kampf der Welten” (DVD-Titel) schmunzelnd als Sci-Fi-Naivität durch. Bei Spielberg, der ganze Szenen des Originals 1:1 kopiert hat, ohne sie jedoch verbessern zu können, bricht daraufhin leider die ohnehin schon dünne Dramaturgie zusammen.

Übrig bliebe das innere Drama des egoistischen Teilzeitpapis Ray Ferrier, der sich zum verantwortungsvollen Vater wandelt. Doch damit allein füllt ein Tom Cruise halt keinen Film. Man leihe sich also lieber “Der weiße Hai”, um sich erinnern, was für ein Genie Mister Spielberg einmal war – hoffentlich wird “Indiana Jones 4″ besser als dieser fade Murks. Und für “Krieg der Welten” gilt: Am Besten, Sie gehen nach der Hälfte raus und stellen sich vor, wie Emmerich den zu Ende gedreht hätte. Oder Sie lassen sich von der DVD des Originals erobern, die neben einer prima 50er-Jahre-SF-Stimmung auch noch einen interessant religiösen Subtext bietet, vor dem sich das heutige Hollywood sichtlich gedrückt hat.

]]>
/krieg-der-welten-platt-gemachtes-plattmachen/feed/ 0