Science Fiction Film Review » Gerichtsdrama http://sciencefictionlexikon.de ... aus einer anderen Welt: SciFi-Filme, Space-Schrott & Blobs Thu, 11 Apr 2013 16:06:32 +0000 en-US hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.5.1 Testflug zum Saturn http://sciencefictionlexikon.de/testflug-zum-saturn-test-pilota-pirxa-1978/ http://sciencefictionlexikon.de/testflug-zum-saturn-test-pilota-pirxa-1978/#comments Fri, 06 Apr 2012 15:00:14 +0000 Peter http://sciencefictionlexikon.de/?p=542 Testflug zum Saturn: wer ist Mensch, wer Nichtlinearer?Commander Pirx soll in “Testflug zum Saturn” (“Test Pilota Pirxa”, Polen/ UdSSR 1978) eine aus Menschen und “Nichtlinearen” (Androiden) gemischte Mannschaft zum Saturn führen und dort Satelliten aussetzen, um zu testen, ob Roboter im Weltraum für Menschen zu gefährliche Aufgaben übernehmen können. Um sein Urteilsvermögen nicht zu beinflussen, lassen ihn seine Auftraggeber bewusst im Ungewissen darüber, welches der Besatzungsmitglieder ein Mensch ist und welches nicht. Denn Pirx steht der Mission über alle Maßen spektisch gegenüber. So weigert er sich nach einer ersten “Inspektion” seines Teams zunächst, das Kommando zu übernehmen. Erst als ihm bei einer an Steven SpielbergsDuell” von 1971 erinnernde Verfolgungsjagd durch die Konkurrenz nach dem Leben getrachtet wird, die lieber einen ihrer Absicht positiver gegenüber stehenden Piloten an Stelle von Pirx sähen, stimmt er zu.

Testflug zum Saturn: Droh-Videomail eines Nichtlinearen?Der Film basiert auf der Kurzgeschichte “Die Verhandlung” des polnischen Schriftstellers Stanislav Lem. Während die Buchvorlage im Gerichtssaal spielt und die Geschichte in Zeugenaussagen aufrollt, ist der Film größtenteils in den Weltraum verlegt. Lem erschuf in seinen Büchern eine ganze Reihe wiederkehrender Charaktere: Ijon Tichy, einen leichtfertigen, aber liebenswerten Weltraum-Rumtreiber, dessen Erzählungen vor Asteroidenjägerlatein nur so strotzen (und dessen Abenteuer 2007 wirklich gelungen vom ZDF verfilmt wurden!) und die befreundeten, aber in ständigem Wettstreit liegenden Erfinder Trurl& Klabauzius – um nur ein paar zu nennen. Mit Commander Pirx schickt Lem einen seiner besonnensten Protagonisten auf die Reise, einen moralistischen Skeptiker, der sich in menschlichen Fehlbarkeiten festbeißt.

Testflug zum Saturn: gefährliches Manöver im AllAuf dem Weg zum Saturn offenbaren sich einzelne Mitglieder der Besatzung aus unterschiedlichen Beweggründen als Menschen oder Nichtlineare, was in jedem Fall wahr sein kann – oder aber auch gelogen. Die Situation wird dadurch für Pirx nicht einfacher. Im Gegenteil: Ein Saboteur scheint an Bord zu sein, und als dem Commander ein Video zugespielt wird, in dem ein (vorgeblicher) Nichtlinearer nach der Machtübernahme mit der Versklavung der Menschheit droht, ist es mit Pirx’ Vertrauen in seine Mannschaft endgültig vorbei. Als die Zielkoordinaten erreicht sind, gibt sich der Androide zu erkennen, als er versucht, eine Gefahrensituation herauf zu beschwören. Er versagt jedoch, weil er in seinem Unfehlbarkeitswahn die menschliche Unlogik nicht einkalkuliert – er wird zerstört, während das Schiff mit für Menschen gefährlichen Beschleunigungskräften die Cassinische Teilung der Saturnringe passiert.

Fazit: Testflug zum Saturn ist beileibe kein so episches Werk wie “Solaris”, wirft aber, wie in damaligen Filmproduktionen jenseits des eisernen Vorhangs typisch, Fragen nach menschlichen (Un)tiefen auf, die auch vor dem Weltraum nicht halt machen. Ein Film, der im Kopf des Zuschauers stattfindet und fast ohne Effekte auskommt. Lem zwingt den Zuschauer, über das Ende der Geschichte hinaus weiter zu denken – denn ob Aleksandr Kaidanovsky, (-> Stalker, UdSSR 1972) ein Nichtlinearer oder ein Mensch ist, bleibt offen.

Zu haben als DVD in achtbarer Qualität und angenehm altmodischer Synchronisation. Die zugrunde liegende Kurzgeschichte “Die Verhandlung” findet sich im Band “Die Jagd“.

Statt Trailer eine Szene aus dem Streifen:

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InAlienable (2008) http://sciencefictionlexikon.de/inalienable-2008/ http://sciencefictionlexikon.de/inalienable-2008/#comments Thu, 20 Jan 2011 17:40:25 +0000 Andreas http://sciencefictionlexikon.de/?p=194
“Willst Du den wirklich ausleihen?”, fragte der Videothekar. “Der ist nämlich bestimmt sauschlecht.” Irrtum, mein lieber. Es kommt halt darauf an, was man erwartet. – Ich erwartete mir jedenfalls keine 0815-Alien-Schlachtplatte, denn das Cover – ein erwachsene Hand fasst eine kindliche, und ein Tentakel ist auch dabei – suggerierte ja schon, dass man hier etwas ganz anderes serviert bekommen würde.

Die Story: Der heruntergekommene Biowissenschaftler Dr. Norris, der vor einigen Jahren durch eigenes Verschulden Frau und Kind verloren hatte, bekommt Besuch von einem Freund: Der hat einen Meteoriten auf die Erde niedergehen sehen, die Einschlagstelle besichtigt und den genreüblichen Gesteinsbrocken eingepackt. Genreüblich krabbelt ein Alien raus, während unser Bio-Doc gerade ein Nickerchen macht, und als er wieder aufwacht, ist das Tierchen weg. Was er aber nicht wirklich mitbekommt, weil er sich gerade in seine Kollegin Dr. Mayfield verliebt hat und sich endlich dazu durchringen kann, ein Date zu wagen, mit allem, was dazugehört.

Kurz darauf hat er einen parasitären Symbionten im Leib. Kollegen untersuchen ihn und stellen fest: Ja, da wächst was, und zwar ziemlich schnell. Seine eigene Theorie: Das Alien hat ihn zum Date mit seiner Kollegin verführt und beim Geschlechtsverkehr ein bisschen Sperma abgezweigt, um sich auf diese Weise mit ihm zu paaren – und er ist jetzt schwanger. Seine neue Freundin hält zu ihm, erwartet aber nichts gutes: Vor allem erwartet sie Wissenschaftler, die ihren neuen Freund aufschlitzen und untersuchen wollen. Sie schafft ihn auf einen entlegenen Bauernhof – und bringt mit ihm gemeinsam das Alien zur Welt.

Ich zitiere aus “Men in Black”: “Herzlichen Glückwunsch! Es ist ein … Tintenfisch!” – Doch weil der gute Doc Norris ja noch immer seinem verstorbenen Sohn nachtrauert, ist ihm das tentakelige Tintenfisch-Alien “Benjamin” sofort willkommen. Entsprechen sauer ist er, als Wissenschaftler und FBI ihm den “Sohn” wegnehmen…

Wer sich das Drehbuch ausgedacht hat, hat wohl zu viel Science-Fiction-Filme gesehen? Ja! Mehr noch: Autor dieses Scripts war kein anderer als Walter Koenig, bekannt als Pavel Chekov von der “Enterprise” oder als düsterer Psi-Chor-Scherge Bester aus “Babylon 5″, der hier in “InAlienable” außerdem als “Dr. Shilling” einen bösen, gewissen- und herzlosen Wissenschaftler mimen darf. Sein Drehbuch hat zwar längst nicht die Klugheit des thematisch teils ähnlich gelagerten “Splice”, verdient aber trotz geschwätziger Längen einen Oskar für Mut und Originalität, denn das Alien wird nicht mit Waffengewalt befreit, sondern über einen Gerichtsprozess … und auch sonst wandert das Script erfreulich oft jenseits ausgetretener Pfade.

Dass der zu lange Film trotzdem hinten und vorne ächzt, ist einem sichtlich zu klein ausgefallenem Budget, einer eher konservativen bis uninspirierten Regie und vielen hölzernen B-Schauspielern in Nebenrollen geschuldet. Außerdem enttäuscht er natürlich Genre-Fans: Das Alien steht nicht wirklich im Mittelpunkt, es ist ohnehin kein wirkliches Monster, außerdem ist seine Maske furchtbar schlecht und billig. Kurz: Es ist sehr leicht, diesen Film “schlecht” zu finden, daher das IMDB-Rating von 3.4. Doch soo schlecht ist er wirklich nicht, auch wenn es deutlich mehr Geld und einen Meister des Emotionalen wie Spielberg gebraucht hätte, um das Tränendrüsen-SF-Gerichtsdrama draus zu machen, das es eigentlich sein möchte. Es ist daher ein “B-Movie” im allerbesten Sinne.

Denn seien wir ehrlich: Der Grundgedanke der Science-Fiction, nämlich “Was wäre, wenn…”, geht bei zu vielen Filmen und Büchern zugunsten von Action, Effekten und Genre-Konventionen flöten. “InAlienable” hingegen verfolgt diesen Weg weitgehend konsequent: Was wäre denn wirklich, wenn … – das ist die wahre (leider halt auch die einzige) Stärke dieses Films.

Fazit: Langsame, ungewöhnliche, krude, interessante, billig gemachte, teils ins absurde spielende Science-Fiction-Spekulation für offene Geister, die mal “was ganz was anderes sehen” wollen und können und denen es nichts ausmacht, das es keinen einzigen Special Effect gibt. Garantiert *nichts* für Fans von harten Männern in Alien-Splatter-Kämpfen.

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