Mak Sim wird gefangen genommen und strandet auf einer der beiden Seiten. Sie wird von fünf rätselhaften Machthabern regiert, die sich gegenseitig nicht besonders leiden können und ständig nur an Intrigen stricken. Immerhin hatten sie Zeit, ein System totaler Unterdrückung zu errichten, das auf der Bestrahlung der Bevölkerung mit willenslähmenden Frequenzen beruht. Doch Massaraksch! fluchen sie, denn der Widerstand bekämpft die Sendeanlagen in einem blutigen Guerillakrieg.
Jung, blond und im wahrsten Sinne des Wortes blauäugig kann Mak Sim das natürlich nicht mit ansehen. Zumal er sich soeben in die schöne Rada verguckt hat, die Schwester des Soldaten, der ihn gefangen genommen hat. So macht er praktisch überall mal mit – bei der Polizei, beim Militär, beim Widerstand – um herauszubekommen, was man wie ändern müsste, damit sich auf dem Planeten Saraksh überhaupt mal was ändert. Wie passend, dass dort eine Prophezeiung vom Befreier aus fernen Welten kündet, was ihn natürlich ins Visier der Mächtigen rückt…
Eine Arkadi-und-Boris-Strugazki-Buchverfilmung aus Russland? Seit “Wächter der Nacht” wissen wir ja, dass die Russen zwar hübsch bunte, aber ziemlich wirre Filme machen können. Und wenn das Ganze dann noch bei einem kleinen Label wie Capelight erscheint, dann erwartet man nichts Gutes. Jedenfalls nicht, dass “Die bewohnte Insel” hier wirklich werkgetreu verfilmt worden sein könnte.
Ist aber trotzdem so.
Mehr noch: “Dark Planet”, so der hirnrissige deutschsprachige Titel, ist außerdem ein wirklich sehenswerter Film geworden. Ein gigantomanisches Epos, das einem (im zweiteiligen Extended Cut, der einzig sehenswerten Version) fast vier Stunden lang eine wunderliche und wunderschön gefilmte Szene nach der anderen um die Ohren haut und dabei trotzdem auch vor banalsten Stellen und trivialsten Hollywood-Anleihen nicht zurückschreckt. Der Rezensent meint das ganz ernst: Wer sich auf das Abenteuer eines “Abenteuerfilms auf fernen Planeten” einlässt, der wird angesichts des phänomenalen Aufwands, der hier getrieben wurde, durchgehend mit vor Staunen hängender Kinnlade vor diesem höchst unterhaltsamen Buntfilm sitzen, in dem es eine fiese Geheimpolizei, wahnsinnige Wissenschaftler, Monster und Mutanten, schöne Frauen und echte Freundschaft gibt.
Einige werden ihn natürlich hassen. Denn dieser oft naive und gelegentlich in visuellen Klischees gefangene, angeblich bisher teuerste russische Film wäre für sich genommen nicht im geringsten klug, hätten das Buch nicht die Strugazkis geschrieben. Ich hingegen fand ihn trotzdem ganz, ganz großartig. Denn er ist immer unterhaltsam. Und dabei oft so liebenswert, dass man ihm seine kleinen Schwächen vergibt. Etwa, dass er gelegentlich eben doch ein bisschen wirr ist. Das liegt sicher auch daran, dass hier doch reichlich Stoff verarbeitet werden musste. Und so manchen Hintergrund des Gesehenen kann man sich erst nach einiger Zeit zusammenreinem – dafür wird einem dankenswerterweise nicht alle fünf Minuten erklärt, was man gerade gesehen hat.
Wer Reviews liest, wonach man den Film überhaupt nicht verstehen könne, liest Reviews der fast auf die Hälfte gekürzten Kinoversion – die kann nämlich niemand mehr verstehen (und man muss sich schon fragen, warum diese überhaupt herausgebracht wurde). Also bitte: nur den Extended Cut (Blu-ray, 3 Discs) nehmen oder besser verzichten!
Viele Zuschauer bemängeln die Besetzung: Vor allem der muskulöse Schönling Vasiliy Stepanov fällt Fans der Maxim-Kammerer-Trilogie sicher nicht als erste Wahl für diese wichtige Figur der Strugazkis ein und hat der Sage nach den Regisseur in den Nervenzusammenbruch getrieben.
Andererseits verkörpert gerade er in meinen Augen auf wunderbare Weise den unschuldigen, naiven Forschergeist, der ohne Vorbehalte auf mögliche Feinde zugeht, der immer nur lachen, wissen und kennenlernen möchte. Ein gestrandeter Everybody’s Darling einer höherstehenden Zivilisation, der vom Drang beseelt ist, die schurkischen Regierenden abzusetzen und die Bewohner von Saraksh mit Frieden, Weisheit und Gerechtigkeit zu beglücken. Was natürlich erstens schwer ist und zweitens nicht klappt. Massaraksch!
Fazit: Buntes, etwas naives, vergleichsweise aufwändiges und sehr unterhaltsames Planeten-Abenteuer mit interessanter Message. Für Fans russischer SF ein Muss, für alle anderen mal einen Versuch wert! Aber Vorsicht: Unseren Sehgewohnheiten entspricht das ganze eben nicht immer…
Wichtig: Nur die Blu-ray “3-Disc Limited Jumbo Steelbook Edition” nehmen! Nur sie beinhaltet neben der überflüssigen, enttäuschenden internationalen Kinofassung (120 Min.) den Extended Cut in 2 Teilen (“Die bewohnte Insel” 120 min. und “Die bewohnte Insel: Rebellion” 107 min.) plus eine Bonus-Disc mit der Dokumentation “Dark Planet: Die bewohnte Insel – Ein Film über den Film”. Eine DVD mit dem Extended Cut gibt es derzeit nicht.
Was wir in diesem Film für’s Leben lernen:
Infos: www.capelight.capevision.de
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Odin ist entsprechend erzürnt, beraubt Thor seiner göttlichen Macht, schmeißt ihn aus Asgard raus und verbannt ihn nach Midgard – bei uns Sterblichen besser bekannt als „die Erde“. Danach fällt er bekümmert in den Odinsschlaf – und macht so den Thron frei für Loki, der all das natürlich geschickt eingefädelt hat.
In New Mexiko gestrandet hat Thor erst mal schlechte Laune, weil ihn in der Klapse niemand ihn so recht als Gottheit anerkennen will. Doch die Laune bessert sich, als er nach einem kräftigen Frühstück seinen magischen Hammer Mjölnir wiederfindet, den Odin ihm (praktischer)weise hinterher geschmissen hat.
Doch ganz so einfach ist es nicht: Denn Odin flüsterte dem Hammer ein, nur dem die Macht Thors zurückzugeben, der sich seiner würdig erweist – und der einst mächtige Thor ist offenbar noch nicht soweit. Bedauerlich und auch etwas problematisch, weil doch just in diesem Augenblick Thors intriganter Bruder Loki auftaucht, um Thors eventuelle Rückkehr nach Asgard wirkungsvoll zu verhindern…
Ja, “Thor” ist ein bisschen zu glatt und zu platt geraten, aber auch spaßig: Regisseur Kenneth Branagh sorgte dank Theatererfahrung dafür, dass “Thor” nicht zu Noch-’n-Superhelden-Film verkam. Statt dessen inszenierte er den Stoff als klassischen Götterdrama-Buntfilm in der Tradition der besten Sandalen-Schinken.
Dank reichlich Rumms, ansehnlichen Effekten, vielen gut gelaunten Darstellern, einem klugen und dennoch geradlinigen Drehbuch mit humorvollen Szenen zergeht “Thor” jedem Fan von Action-Fantasy auf der Zunge, und auch Sci-Fi-Fans kommen auf ihre Kosten, denn bekanntlich ist jede hinreichend entwickelte Technik von Magie nicht zu unterscheiden…
Fazit: 100% unterhaltsames Popcorn-Bombastkino vom Allerfeinsten.
Die Blu-ray ist der DVD in jedem Fall vorzuziehen. Selbst die entfallenen Szenen der Extras sind sehenswert und hätten dem Film nicht geschadet. thor.marvel.com
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Wenn dann noch in den ersten Szenen Männer in geschlossenen Raumanzügen durch die Wüste (eines fremden Planeten) latschen und sich per Helmfunk gegenseitig anstänkern, dann steht die Frage im Raum, ob die Filmemacher sich vielleicht sogar die Schauspieler gespart haben und ob man jetzt 4fach oder gleich 16fach vorspulen sollte.
Bei “Space Prey – Der Kopfgeldjäger” (Hunter Prey, USA 2010) sollte man das nicht tun. Denn ja: es ist ein B-Movie, aber ein gutes, und zugleich ein Paradebeispiel für die Kunst, aus ganz wenig Material sehr viel herauszuholen.
Wer etwas Geduld mitbringt, erkennt nämlich bald, dass es tatsächlich einen aus dem Drehbuch hergeleiteten Grund gibt, warum die Männer zunächst mit geschlossenem Helm zu sehen sind. Weil es sich nämlich gar nicht um Männer handelt, sondern um Außerirdische. Sie jagen das Mitglied einen verfeindeten Volkes, der während des Gefangenentransports ihr Raumschiff sabotiert hat und nun auf der Flucht ist – mitsamt der Möglichkeit, sich für die Zerstörung seines Planeten auf schlimmstmögliche Weise zu rächen.
Natürlich erwartet einen hier nicht Enemy Mine meets Galactica . Trotzdem haben die Macher ein spannendes und unterhaltsames Katz-und-Maus-Spiel auf die Beine gestellt, bei dem die wendungsreiche Story im Vordergrund steht und dessen geschickte Regie die dürftige Ausstattung schnell vom Armutszeugnis zum Stilmittel ummünzt. Der Genre-Fan kriegt trotzdem Schießereien, augmentierte Realität, fremde Monde am Himmel und ein paar Raumschiffe. Nicht viel, aber gerade genug, um einen bei der Stange zu halten.
Genau das macht diesen kleinen, einfachen Zwei-Wesen-in-der-Wüste-hauen-sich-Streifen ungemein sympathisch: Er kommt mit wenig Geld aus (schon deshalb Anseh-Pflicht für jeden Filmstudenten!) und will trotzdem keine Sekunde lang Trash sein, sondern ein ernsthaftes Weltraum-Abenteuer erzählen. Es würde mich nicht wundern, wenn dieser Stoff einmal mit großem Budget ein Remake erfahren würde.
Fazit: Sehr schmal budgetiertes, dafür aber ideenreiches Sci-Fi-Kammerspiel für jeden SF-Liebhaber, der bereit ist, auch jenseits von Action-Wumms und Blockbuster-Mainstream sein Glück zu versuchen. Geheimtipp!
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Als die TV-Serie “Nummer 6″ mit einer kryptischen Doppelfolge endete, liefen beim britischen Sender die Telefondrähte heiß – aus Protest gegen das Ende der 17 Folgen langen, außergewöhnlichen Produktion mit Patrick McGoohan. Kann man sich 40 Jahre danach noch mit dem Fan-Fieber anstecken?
Kurz gesagt: Ja, man kann. Schon aus der Titelsequenz der britischen Serie “Nummer 6″ könnte man einen ganzen Kurzfilm machen: Ein Lotus Super Seven fegt über verlassene Straßen, dann durch London. Am Steuer sitzt ein Mann mit leuchtend blauen Augen. Entschlossen stampft er durch endlose Tunnel, unaufhaltsam, reißt Flügeltüren auf, erreicht ein Büro – offenbar das seines Vorgesetzten. Den brüllt er an, knallt ihm ein persönliches Schreiben auf den Tisch und eilt, nun sichtlich zufrieden, nach Hause.
Es ist seine Kündigung, und die wird sogleich durch eine bizarr-futuristische Maschinerie weitergeleitet, offenbar die Bürokratie des britischen Geheimdienstes. Der – oder jemand anderes – scheint den Abschied aber nicht zu akzeptieren: Kaum zu Hause angekommen, wird der namenlose Ex-Agent betäubt - und erwacht auf einer unbekannten Insel in einem surrealen Dorf. Es ist ein SF-Gefängnis: überall Kameras, Videokontrollen und fortgeschrittene Technik. Lautsprecher verkünden fröhliche Parolen und spielen brackige Kaufhausmusik. Wer eines der Propaganda-Radios zerschmettert, hat drei Minuten später den Elektriker im Haus, der es repariert. Wer zu fliehen versucht, wird von überlebensgroßen weißen Blobs unerbittlich zurückgeholt. Für diese Hintergrund-Story brauchten die Macher keine Zeile Dialog. Und dennoch ertappt man sich dabei, das Intro bei jeder Folge komplett anzustarren, als läge dort des Rätsels Lösung. Denn gerätselt wird in der Serie “Nummer 6″ massiv.
Number Six: Where am I?
Number Two: In The Village.
Number Six: What do you want?
Number Two: Information.
Informationen aber gibt´s nur spärlich. Das Inseldasein ist eine kafkaeske Idylle, der Stadtplan weist die umgebenden Hügel als “the mountains” und die Stadt als “your village” aus, und die einzige Zeitung des Ortes – “the tally ho” – druckt wenig Hilfreiches, gelegentlich auch mal eine Story, die erst noch passieren muß. Alle Insulaner haben Nummern, der Entführte die titelgebende “Nummer 6″. Scheinbarer Boß der Insel ist “Nummer 2″, und ihm brennt in Sachen Nummer 6 eine Frage ganz besonders auf den Lippen: “Warum haben Sie gekündigt?” Nummer 6 hat natürlich seinen eigenen Kopf, keine Lust zu antworten und investiert stattdessen seine ganze Energie in den Versuch, von der Insel zu fliehen. Pro Folge ein Fluchtversuch – 17 Folgen lang.
Number Six: Whose side are you on?
Number Two: That would be telling.
Hört sich langweilig an? Von wegen. Noch heute, 40 Jahre nach dem Serienstart im Jahre 1967, bleiben Sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ab Folge 1 am Seher kleben, selbst wenn “Twin Peaks” oder “Lost” (ähnlich rätselhaft) und “The Avengers” (ähnlich britisch) nicht zu Ihren Lieblingen zählen. Und Hand drauf – Sie werden sich dabei die ganze Zeit über fragen: Wieso eigentlich gucke ich mir diesen Schmarrn an?
Number Two: We want information. Information. Information.
Number Six: You won´t get it.
Number Two: By hook or by crook, we will.
Vielleicht bleiben Sie dran wegen der bizarren Kulissen, die nichts von ihrem Charme verloren haben, auch wenn sie nicht mehr ganz so futuristisch wirken mögen wie noch seinerzeit: drahtlose Telefone, Videokonferenzen, Lavalampen-Screensaver und allerlei Gimmicks und Gadgets, wie sie aus Agenten- und SF-Stoffen nicht wegzudenken sind. Ganz sicher auch wegen der kompromißlosen Regie- und Kameraarbeit, die jede Szene zu einem spannenden Vergnügen macht. Und natürlich wegen der cleveren Drehbücher. Hier geht es um Philosophie, nicht um Autojagden: Die wahren Themen der Serie sind Individualismus, Identität und Willensfreiheit, Wissenschaft und Fortschritt sowie Recht und Demokratie (in “The Village” wird der Chef gewählt!). Obendrauf eine dicke Sahnehaube Paranoia: Wer steht auf welcher Seite? Gibt es überhaupt Seiten? Und wenn ja, gibt es eine richtige?
Wem kann man da trauen? In “The Village” möglicherweise niemanden: So mancher Freund und gleichgesinnter Widerstandskämpfer entpuppt sich am Ende als Werkzeug der Obrigkeit, um “Nummer 6″ zu täuschen und ihm sein Geheimnis zu entlocken. Und wer auch immer das Sagen hat, ist nicht zimperlich. Bis hin zur psychischen Folter bleibt nichts unversucht, das Rätsel der Kündigung zu knacken.
Beispielhaft dafür kann die Folge “The Schizoid Man” stehen: “Nummer 6″ wird über Nacht einer Gehirnwäsche unterzogen, sein Gesicht chirurgisch verändert und ein Doppelgänger als “Nummer 6″ eingeführt – der Held dagegen wird nunmehr als “Nummer 12″ angesprochen und ist entsprechend versessen darauf, zu beweisen, daß in Wirklichkeit er die Nummer 6 ist. Selten war die Paranoia größer, und so kämpft der Held nicht nur mit Fäusten, sondern auch mit Köpfchen und klugen Dialogen, oft herrlich zynisch-humorvoll.
Number Six: Who are you?
Number Two: The new Number 2.
Number Six: Who is Number 1?
Number Two: You are Number 6.
Number Six: I am not a number – I am a free man!
Übrigens flieht “Nummer 6″ nicht in jeder Folge direkt (jedes Mal auf eine originelle Art, doch letztlich stets vergebens), in den meisten Episoden zerstört er vielmehr seinen Widersacher, “Nummer 2″. An Nachschub mangelt es nicht: Es finden sich immer neue 2er, kluge und dumme, eitle und bescheidene, subtile und brachiale – doch wer ist die unbekannte “Nummer 1″, die Person, die die wirkliche Macht hat? Die Queen? Ein Super-Computer? Gott?
Number Two: I suppose you´re wondering why you´re here.
Number Six: The thought had crossed my mind.
Und überhaupt: Wer zur Hölle denkt sich sowas aus? Es war unter anderem Patrick McGoohan, der in der britischen TV-Serie “Danger Man” (´64 -´68) den Geheimagenten John Drake verkörperte. Schon in dieser Serie, so sagt man, quatschte McGoohan mehr hinein als bei Schauspielern üblich. Doch “Danger Man”, einer der besten Agentenserien überhaupt, hat das sichtlich ebenso wenig geschadet wie “Nummer 6″. Dessen Konzept legte McGoohan vor, nachdem er seinen Job als “Geheimagent John Drake” gekündigt hatte – ein Schelm, wer hier eine Koinzidenz sieht. Oder in Orson Welles´ “Der Prozeß”-Verfilmung nicht eine wichtige Inspirationsquelle erkennt.
Der gewiß recht eitle McGoohan (der angeblich Angebote für die Rollen “The Saint” und “James Bond” ausschlug) beherrscht die Serie auch als Darsteller: Stets perfekt in Szene gesetzt und dramatischst ausgeleuchtet, sind es er und sein Wille allein, die sich einem an Gegnern, Techniken und Mitteln haushoch überlegenen System entgegenstemmen. Einem System obendrein, das ebenso gut dem militärischen Gegner des kalten Krieges gehören könnte wie den eigenen, mißtrauischen Leuten – oder gar einer dritten, noch unbekannten Macht. In einem Mikrokosmos, der sich gummiartig jedem Erklärungsversuch entzieht, sich zudem von Folge zu Folge leicht ändert, in dem überhaupt nicht mehr real zu sein scheint. Kein Wunder, daß selbst die korrekte Reihenfolge der Episoden bei Fans hart umstritten ist.
Number 6: Has it ever occured to you that you are as much a prisoner as I am?
Number 2: My dear chap, of course! I know too much. We are both lifers. I am definately an optimist. That´s why it doesn´t matter who Number One is. It doesn´t matter which side runs the village.
Also: Die britische Serie “Nummer 6″ müssen Sie gesehen haben. Obwohl fast jede Episode damit endet, daß sich Gitterstäbe über sein Gesicht schieben: Moralisch, intellektuell, physisch – auf seine Weise gewinnt jedes Mal er, “The Prisoner”. Und das sind natürlich wir selbst, sofern wir nur unseren Hintern hochkriegen …
Number 6: I will not be pushed, filed, stamped, indexed, briefed, debriefed, or numbered! My life is my own.
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Aber halt! Bevor das “UFO” die Erde zerstören kann, haben japanische Eierköpfe einen Spitzenplan: Gigantische Düsentriebwerke am Südpol sollen die ganze Erde einfach mal eben aus der Bahn werfen, so dass Gorath vorbeifliegt und die Erde nicht, wie im Titel versprochen, zerstört. Wissenschaftlich gesehen ist das gelinde gesagt eine große Herausforderung – doch die Kunst der Ingenieure der Welt und der Wille der vereinten Erdvölker machen es möglich. Allein dieser Idealismus verdient schon einen Oscar.
Dennoch geht natürlich Haufen zu Bruch, denn “Yôsei Gorasu” (1962) ist einer dieser japanischen Streifen, in denen man Heldentode stirbt, selbstlos für das gemeinsame Ziel zusammenarbeitet und trotzdem irgendwann die Miniatur-Modelle (von Toho -Mastermind Eiji Tsuburaya ) malerisch in sich zusammenstürzen. Die Autoren von Filmen wie “Meteor”, “Armageddon”, “Deep Impact” und wie sie alle heißen haben sicher alle diesen wegweisenden Streifen gesehen, dem seinerseits ein Kinobesuch bei “Der jüngste Tag” (When Worlds Collide, USA 1951) vorangegangen sein dürfte.
“Gorath” wäre ein Godzilla-Film ohne Godzilla – wenn da nicht kurz vor Schluss einige Minuten lang völlig ohne Sinn und Verstand dieses merkwürdige Walross-Monster namens Maguma auftauchen würde, das aber letztlich nicht wichtig ist und wahrscheinlich nur dazu diente, via Trailer die Gummikostüm-Monster-Fans in die Kinos zu locken…
Fazit: Charmanter Science-Fiction-Katastrophenfilm vom zu verehrenden Godzilla-Regisseur Ishirô Honda, den man am besten mit viel Koffein und wenig Verstand genießt. Für Liebhaber japanischer Modell-Crash-Filme ein absolutes Muss; für SF-Fans immerhin ganz sehenswert und keineswegs der übliche Trash ; für Realisten natürlich eine Katastrophe; – aber warum schauen die überhaupt Filme?
Tolle Trailer folgen. Sehen Sie sich unbedingt beide an – denn sowohl die japanische als auch die deutsche Version (die dreist lügt) haben ihren Charme.
Mehr Infos:
Also gut, hören Sie sich das an: Ein Virus namens MM88, in den USA produziert und während des kalten Krieges in Ostdeutschland analysiert, soll nach Genf transportiert werden. Ein besorgter DDR-Forscher will nämlich, dass man ein Gegenmittel entwickelt – dringend, sagt er, denn das sei so gut wie nicht möglich bei dieser extrem bösen Killerbazille. Da plötzlich: Schießerei! Alle gehen drauf, nur die Kuriere entkommen. Leider sind auch sie nur Virendiebe, und wie das in solchen Filmen ist, stürzt ihre kleine Propellermaschine in den Alpen ab. (Merke: Biowaffen in Themoskannen zu transportieren ist immer irgendwie gefährlich.)
Das Virus, das praktischerweise bei Kälte passiv bleibt
und sich nur bei Temperaturen über dem Gefrierpunkt ausbreitet, bricht im folgenden Frühjahr aus (“Italian flu”) und plättet die Menschheit. Ganz Gallien? Nein: Ein paar Südpol-Forscher bleiben gesund, wegen des besagten Frostschutzes. Jedenfalls, nachdem der US-Präsident (Glenn Ford) dank eines klügeren Senators (Robert Vaughn) herausbekommen hat, dass seine eigene Biowaffenabteilung MM88 hergestellt hat, ist er sehr deprimiert. Die große Chance für den bösen General Garland (mal wieder großartig wahnsinnig: Henry Silva), der noch mal eben kurz den Atom-Erstschlag der USA vorbereitet, ehe er vom Stuhl kippt. Was kein Problem wäre, würde nicht jeden Augenblick ein zufällig vorbeikommendes Erdbeben den Erstschlag auslösen und der dann folgende, weil ebenfalls automatisierte, russische Gegenangriff nicht ausgerechnet auch die Polarstationen zum Ziel haben, in denen die kümmerlichen Reste der Menschheit gerade die Rechte der Frauen bei der notwendigen Fortpflanzung der Menschheit diskutieren …
Und hier sind wir erst am Ende der ersten Stunde des gefühlt ewig dauernden Streifens!
Alles ist ein bisschen wirr, aber nicht schlecht. Ja, mehr noch: Man hat das Gefühl, ein zwar gescheitertes, aber großes High-Budget-Epos anzusehen. Und tatsächlich: Regisseur Kinji Fukasaku hat uns durchaus sehenswerte Filme wie “Tora Tora Tora” oder “Battle Royal” beschert, und “Virus” war seinerzeit wohl einer der teuersten Filme Japans – kein Wunder, dass dieser Streifen sich nicht wirklich schlecht anfühlt. Seltsam wirkt anfangs, dass die Credits auf einen japanischen Film deuten, aber wahnsinnig viele amerikanische (B-)Schauspieler im Vordergrund stehen. Des Rätsels Lösung: Das Original “Fukkatsu no hi” (Japan 1980) ist 156 Minuten lang, die US-Version, die als Grundlage der deutschen Version gelten darf, je nach Version nur 103 bis 108 Minuten. Kurz: Die Amis haben einfach 50 Minuten “überflüssige” japanische Szenen entfernt, dabei steckte in denen wahrscheinlich das ganze Drama und auch die Hauptperson. Eigentlich Wahnsinn, aber auch bei “Godzilla” existieren ja völlig verschiedene Versionen für Japaner und Amerikaner (und für Deutschland auch).
Bleibt die Frage: Lohnt das Ansehen? Ich finde: JA. Den Zuschauer erwartet ein nur stellenweise zähes Spektakel, in dem aber immer noch allerhand los ist und in dem trotz seiner fragmentarischen DVD-Version einige interessante Ideen angedacht werden. Der sichtlich gealterte Streifen bringt trotz einiger Schwächen genug Charme mit, um dem wahren Freund von SF-Katastrophen- & -Endzeit-Filmen zwei Stunden ins Reich der Apokalypse zu entführen, die sympathischen Akteure tun ihr übriges. Man muss diesen Film irgendwie mögen, auch wenn man die typische Freundin besser nicht zum Zuschauen einlädt. (Meines Erachtens ein Kandidat für ein Remake. Dann natürlich mit knapp bekleideten Models, die sich mit Pumpguns durch Zombies schnetzeln …)
Fazit: Gelegentlich zähes, aber interessantes High-Budget-Endzeit-Virus-Drama mit ganz ganz wenig Überlebenden.
Offenbar haben die Inhaber den Film gemeinfrei gestellt, daher kann man ihn
… wird eher dem japanischen Original gerecht, denn der japanische Teil enthält reichlich Drama, die deutsche/US-Version vor allem Handlung.
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In meiner Heimatstadt gibt es ein kleines, schäbiges Programmkino mit kaum 30 Plätzen. Der Eintritt kostet 5 Euro, die Flasche Bier kann direkt aus dem Kasten abgegriffen werden. Ab und zu kommt die Polizei und macht das Kino dicht, w
eil es Tsukamoto-Filme zeigt oder mongolische Pflanzenpornos. Ich übertreibe natürlich etwas, aber ich möchte einfach klarstellen, daß man da nicht reingeht, wenn man Richard-Gere-Filme sehen will.
Trotzdem war ich nicht auf das gefasst, was mich 2005 beim Besuch von “Die Reise ins Glück” erwartete. Spritzend schäumte mir das Bier aus dem Rachen, als mein Gehirn durch den Hals in den Darm fliehen wollte. Zwei Fragen würgten die Restruinen meines Verstandes: “Wann hört dieser beknackte Blödsinn endlich auf?” und “Das können die doch nicht ernsthaft gedreht haben!” Wiederholtes Ansehen auf DVD ändert nichts an dieser einzigartig zwiespältigen Erfahrung.
Die Story kann man nur mutmaßen. Ein netter Junge rettet einem blödem das Leben und wird ihn daher nicht mehr los. Der gute Gustav löst die freundschaftlichen Bande erst, als sie erwachsen sind und er mit seiner neuen Liebe Eva durchbrennt. Gustav wird als Seemann mit Eva und den Kindern glücklich alt und möchte sich auf einer Insel zur Ruhe setzen. Dort jedoch ist der blöde Junge inzwischen zum brutalen Tyrannen “König Knuffi” aufgestiegen und raubt ihm seine Eva. Die raubt Gustav irgendwie zurück und haut dann ab, und aus ist der Film. Oder so ähnlich.
Ent-setz-lich. Dennoch möchte man als Betrachter nach dem Abspann wieder in die Welt dieses Films zurückkehren, sie geradezu bewohnen. Vielleicht liegt es daran, daß das Boot des sächselnden Seemanns Gustav eine riesige schwimmende Schnecke ist, übrigens eine mit österreichischem Akzent. Vielleicht liegt es am ersten Kommandanten, einem sprechenden Bären mit der Stimme von Harry Rowohlt. Ich erinnere mich auch an ein Kaninchen, eine Eule und Frösche, alle mit nicht näher bestimmten Aufgaben, die man wohl nur dann verstehen kann, wenn man den Film öfter anschaut, als der geistigen Gesundheit zuträglich ist.
Die weitere Besatzung besteht aus schwarz angemalten Übergewichtigen, die sowas wie eine Neger-Kapelle mimen und irgendwann aus Auspuffrohren in das schießen, was wohl Dschungel sein soll. Das Königreich des Widersachers König Knuffi zeigt sich als Prunkalptraum aus Gold und Kitsch, in einer von Farben und Formen glänzenden Überfülle, gegen die sogar das “Brazil”-eske Innere des Schneckenschiffes aufgeräumt wirkt. Dieses Boot penetriert übrigens gegen Ende eine Kirche und verwandelt sich – in deren Beichtstuhl ejakulierend – in eine Zeitmaschine.
Kurz: Sowas haben Sie noch nie gesehen. Garantiert nicht.
“Citizen Kane” ist ein guter Film, da sind sich die meisten einig. Aber muss man “Citizen Kane” auch wirklich gesehen haben? Im Rückblick finde ich es irgendwie eine entbehrliche Erfahrung. Ganz anders “Die Reise ins Glück”. Dieser Film ist eindeutig schlecht, oder sagen wir zumindest: nicht gut. Dennoch behaupte ich: Anders als “Citizen Kane” müssen Sie “Die Reise ins Glück” unbedingt gesehen haben. Ich gehe sogar noch weiter: Wer diesen Film ignoriert und stirbt, wird in einer Folge von “Ghost Whisperer” als unbefriedeter Geist zurückkehren.
Zugegeben, man kann sich diese trippende Orgie maximal zwei, drei Mal ansehen, möglichst über mehrere Jahre verteilt, denn das verringert die Gefahr spontaner Selbstentzündung des Rückenmarks . Wer jedoch ganz auf dieses kolossale Vergnügen verzichtet, verschenkt sein Leben – und verpasst obendrein den grandiosen Ohrwurm “Tellerlip Girl”, Playback-gespielt von erwähnter Schuhcreme-Mohren-Combo, gesungen von Max Raabe. Allein dieser Act, zu hören auf der Website des Autors, ist den Eintrittspreis oder die DVD-Beschaffung wert. Und dem Hauptdarsteller Gustav Höhne, privat Lastwagenfahrer, wird man in einer fernen Zukunft Denkmäler setzen dafür, daß er sich für dieses mind-melting Machwerk in den umständlichsten Taucheranzug seit Noahs Kutte gezwängt hat.
Dazu kommt, dass DVD-Zuschauer nicht nur in den kritikerspaltenden Genuß des knapp 75minütigen Monumentalepos kommen, sondern sich auch noch vier Stunden Extras reinziehen können. Was sich absolut lohnt: Die Making-ofs beweisen, dass der Film nicht länger das eigentliche Kunstwerk ist; stattdessen war hier die Herstellung des Films die wirkliche Kunst, ein Event-Happing ohnegleichen. Dem staunenden Betrachter wird klar: Hier waren Wahnsinnige am Werk, und das mehrere Jahre lang. Selbst fehlendes Budget hinderte sie nicht, sie klauten einfach. Neben Regie-Chaot Wenzel Storch nimmt sich selbst Terry Gilliam wie ein Buchhalter aus, der mit großem Hollywood-Geld nur fade Hochzeitsvideos drehte.
Ein Film, für den 60 Tonnen Schrott bunt angemalt wurden, kann selbst nicht Schrott sein. Wurde ich von den Anbietern geschmiert, um diese zweifelhafte Zweckentfremdung von 35-mm-Zelluloid so übertrieben zu zelebrieren? Ich schwöre: nein. Seit Jahren schreibe ich Mails an Herrn Storch mit der Bitte um Infos, wann denn endlich die DVD erscheint; doch ich habe nie eine Antwort erhalten und stieß nur per Zufall auf den Release. Ja, so müssen Künstler arbeiten! Ganz für die Kunst leben und uns, dem Publikum, den nackten Arsch zeigen! Ich unterstütze das hiermit ausdrücklich und rufe dennoch auch Sie auf, sich dieses – Ding – auf DVD anzuschaffen. Sie werden es zwar bitter bereuen und mich verfluchen, aber die bewußtseinsmutierende Erfahrung wird es wert gewesen sein.
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