“Kontroll” spielt komplett im Untergrund, und natürlich gibt es auch einige Schurken: Zum einen ist da Bootsie, ein junger Profi-Schwarzfahrer, der sich mit den Kontrolleuren ein eher witziges und akrobatisches Katz- und Maus-Spiel liefert. Und da ist da noch ein grausamer Serienmörder, die Nacht für Nacht Menschen vor die U-Bahn schubst und für die Überwachungskameras unsichtbar zu sein scheint. Natürlich bleibt aller Ärger an der bürokratischen Verwaltung hängen, die den Schwarzen Peter wiederum den Kontrolleuren zuschieben…
Fazit: Schräg, dreckig, merkwürdig: Eine sehenswerte Überrschung für alle Fans skurriller Low-Budget-Filme Von solchen Filmen dürfte es ruhig mehr geben.
]]>
In eigener Sache (und der Grund, warum ich seit ein paar Wochen nicht dazu kommen, hier ein paar neues Reviews zu schreiben):Mein Buch ist da!
Vor langer, langer Zeit in einer nicht weit entfernten Galaxis … ist allerlei Abschaum zu beseitigen: Space-Blobs und Mutanten strecken ihre schleimigen Tentakel nach der friedlichen Erde aus und wollen die Menschheit regelmäßig unterjochen. Nur einer stellt sich ihnen in den Weg: Weltraum-Commander Scott Bradley – ein Mann so kalt wie sein Bier und so stark wie sein mit Whiskey verdünnter Kaffee!
Das Diplomatie-Studium hat er abgebrochen – aber die Waffenscheine hat er alle gemacht. Heute beseitigt er als Freelancer je nach Tageslaune mal Rebellen, mal Regimes – in 18 spannenden Missionen. Seien Sie dabei!
Mehr Infos:
Das Gegenteil von Science ist: Grenz-, Pseudo- und Para-Science. Unfug, der mit allerlei Fachtermini garniert vorgetragen wird, als handle es sich um letzte Wahrheiten. Atlantis war ein Raumschiff mit beschädigtem Antrieb, Beethovens “Ode an die Freude” enthält Hinweise darauf. Haare schneidet man sich am besten bei abnehmendem Mond, sonst wachsen sie zu schnell nach. Energetische Netzgitter aus Plutonium polen uns um. Das Brandenburger Tor ist ein Wahrzeichen des 3. Weltkrieges – und ein Tor zur Hölle.
Und so weiter, und so fort … Immer mehr Menschen kratzen den dünnen Firnis der mühevoll erarbeiteten Aufklärung ab. Sie kehren Vernunft und Wissenschaft den Rücken und wenden sich der Esoterik zu, oder ihrer intellektuell bebrillten Freundin, der Pseudowissenschaft.
Dabei gibt es keinen obskuren Mummenschanz, an den nicht geglaubt wird. Das zeigt „ Die Mondverschwörung “, eine höchst heitere und zugleich wahnsinnige Dokumentation, die derzeit durch kleinere Kinos tourt ( Tourdaten hier ).
Doku-Spezialist Thomas Frickel greift zu einem bewährten Trick: Der US-Journalist Dennis Mascarenhas mimt für ihn in bester Borat-Manier den unschuldigen Zuhörer „von außerhalb“, der in holprigem Deutsch interessierte Fragen stellt und für alles offen ist, auch für den übelsten Quark.
Die Antworten können für sich stehen. Es gibt Nazi-UFOs – aber die Mondlandung war eine Erfindung der NASA. Die Erde ist eine hohle Kugel, wir leben an der Innenseite und sehen statt eines Himmels auf die 6350 Kilometer entfernte „Himmelskugel“ in der Erdmitte. Witzig ist das Ganze in jedem Fall.
Erschreckend aber auch, etwa wenn erwachsene Personen sich als Planetensystem „aufstellen“ lassen, um so das verborgene Wissen des Universums zutage zu fördern…
Also ganz egal, was heute in Ihrem Horoskop steht: Diesen Film sollten Sie sehen. Mehr Infos auf www.mondverschwoerung.de
]]>
]]>
Was gibt es eigentlich für Gründe, sich Science-Fiction-Filme anzusehen?
Bei nüchterner Betrachtung doch einige: Man sieht zum Beispiel gerne dabei zu, wie mutierte Weltraum-Mollusken ein Team-Mitglied nach dem anderen vernaschen , während die schrumpfende Restschar der Überlebenden sich gegenseitig aggressiv demotiviert. Oder man liebt den Anblick gigantischer grauer Metalltöpfe , die lautlos durchs All donnern, mit bunten Todesstrahlen um sich ballern und dabei gelegentlich in leuchtenden Feuerbällen verglühen. Vielleicht betrachtet man Science Fiction auch als rein philosophische Disziplin , in der sich kluge, vorausschauende Menschen Gedanken darüber machen, wie unsere Gesellschaft morgen aussehen könnte – und was wir dafür tun können, dass es eine lebenswerte Gesellschaft … bla bla bla.
Keinen dieser Gründe bedient “Jäger der verschollenen Galaxie” (USA 1987). Und doch müssen Sie diesen Film einfach gesehen haben. Weil Sie vielleicht zum bisher noch nicht genannten Typus des Phantastik-Freundes gehören: Dieser sieht zuweilen erheitert dabei zu, wie Blondinen mit langen Haaren und kurzen Röcken durchs Bild tapsen, meist verfolgt von diversen Robotern und Monstern. In diesem Fall ist “Jäger der verschollenen Galaxie” der Film der Wahl, was man an seinem Originaltitel “ Slave Girls from Beyond Infinity ” aber viel besser ablesen kann.
Der Story sieht man das Remake von “The Most Dangerous Game” (Graf Zaroff – Genie des Bösen, USA 1932) kaum noch an: Zwei hübsche Blondinen in Sklavinnen-Leder-Minibikinis befinden sich in einer sehr schmutzigen Zelle, angesichts derer man sich wundert, wie ihre Fönfrisuren noch so locker fluffig fallen können. Egal: Sie reißen mit bloßen Händen die Verankerungen ihrer Ketten aus dem Boden, schlagen zwei gepanzerte Wachen nieder, klauen einen Weltraumflitzer und geben im wahrsten Sinne des Wortes Fersengeld, denn das alles tun sie im Bikini, ergo Barfuß . Das bleibt auch so, bis zum Ende des Films.
Aber da: Argh! Schon zieht sie ein Planet an: die Steuerungen fallen aus, wie das ja immer so ist, und die Damen stürzen ab. (Schnitt) Sie haben aber überlebt: Nun sind sie zu Gast bei einem sinisteren Schlossbesitzer namens Zed samt seiner zwei servo-summenden Roboter. Zed gibt sich zwar freundlich, aber seiner schwarzen Lederhose samt schwarzem Flatterhemd sieht man das schurkisch-wahnsinnige sofort an. Die beiden Blondinnen, von “Zed” vorübergehend in knappe, enge schwarze Kleider gewandet, genießen ein Abendessen mit dem Hausherren, der zwei weitere (gestrandete) Gäste hat: eine hübsche langhaarige Brünette (wird später vernascht) und ihr Bruder (wird später vernascht), der hinter vorgehaltener Hand zu verstehen gibt, dass der mysteriöse Zed eventuell ein durchgeknallter Menschenjäger sein könnte.
Aus nicht näher genannten Gründen machen die Damen nachts einen Erkundungsspaziergang. Natürlich barfuß, und sie tragen dabei im außerirdischen Dschungel, in dem es von Monstern und Mutanten wimmelt, verschiedene Negligés und …
Nein, das müssen Sie wirklich selbst sehen. Denn so gehirnerweichend bescheuert das alles klingt, so wunderbar gehirnerweichend amüsant ist der zweifellos doofe Schundstreifen doch auch. Fand jedenfalls ich. Was bedeutet: Ein bisschen schlechten Geschmack müssen Sie schon mitbringen, um das genießen zu können.
Fazit: “Slave Girls from Beyond Infinity – Jäger der verschollenen Galaxie” ist trotz Trash-Robots und Pappmaché-Kulissen ein spaßiges und sehenswertes B-Abenteuer, das auf einzigartige Weise (absolut harmlose) Nakedei-Elemente ins Spiel bringt und nicht nur deswegen mein persönlicher Geheimtipp eines höchst amüsanten guilty pleasure ist. Ich für meinen Teil hatte selten mehr Spaß. Ein Meisterwerk des B-Kinos, das angeblich nur 120.000 Dollar gekostet hat – jeder davon hat sich gelohnt. Bravo! (Und bitte sage mir einer, dass Don Scribner als “Zed” nicht aussieht wie ein Klon von Christian Bale …)
]]>
Als die TV-Serie “Nummer 6″ mit einer kryptischen Doppelfolge endete, liefen beim britischen Sender die Telefondrähte heiß – aus Protest gegen das Ende der 17 Folgen langen, außergewöhnlichen Produktion mit Patrick McGoohan. Kann man sich 40 Jahre danach noch mit dem Fan-Fieber anstecken?
Kurz gesagt: Ja, man kann. Schon aus der Titelsequenz der britischen Serie “Nummer 6″ könnte man einen ganzen Kurzfilm machen: Ein Lotus Super Seven fegt über verlassene Straßen, dann durch London. Am Steuer sitzt ein Mann mit leuchtend blauen Augen. Entschlossen stampft er durch endlose Tunnel, unaufhaltsam, reißt Flügeltüren auf, erreicht ein Büro – offenbar das seines Vorgesetzten. Den brüllt er an, knallt ihm ein persönliches Schreiben auf den Tisch und eilt, nun sichtlich zufrieden, nach Hause.
Es ist seine Kündigung, und die wird sogleich durch eine bizarr-futuristische Maschinerie weitergeleitet, offenbar die Bürokratie des britischen Geheimdienstes. Der – oder jemand anderes – scheint den Abschied aber nicht zu akzeptieren: Kaum zu Hause angekommen, wird der namenlose Ex-Agent betäubt - und erwacht auf einer unbekannten Insel in einem surrealen Dorf. Es ist ein SF-Gefängnis: überall Kameras, Videokontrollen und fortgeschrittene Technik. Lautsprecher verkünden fröhliche Parolen und spielen brackige Kaufhausmusik. Wer eines der Propaganda-Radios zerschmettert, hat drei Minuten später den Elektriker im Haus, der es repariert. Wer zu fliehen versucht, wird von überlebensgroßen weißen Blobs unerbittlich zurückgeholt. Für diese Hintergrund-Story brauchten die Macher keine Zeile Dialog. Und dennoch ertappt man sich dabei, das Intro bei jeder Folge komplett anzustarren, als läge dort des Rätsels Lösung. Denn gerätselt wird in der Serie “Nummer 6″ massiv.
Number Six: Where am I?
Number Two: In The Village.
Number Six: What do you want?
Number Two: Information.
Informationen aber gibt´s nur spärlich. Das Inseldasein ist eine kafkaeske Idylle, der Stadtplan weist die umgebenden Hügel als “the mountains” und die Stadt als “your village” aus, und die einzige Zeitung des Ortes – “the tally ho” – druckt wenig Hilfreiches, gelegentlich auch mal eine Story, die erst noch passieren muß. Alle Insulaner haben Nummern, der Entführte die titelgebende “Nummer 6″. Scheinbarer Boß der Insel ist “Nummer 2″, und ihm brennt in Sachen Nummer 6 eine Frage ganz besonders auf den Lippen: “Warum haben Sie gekündigt?” Nummer 6 hat natürlich seinen eigenen Kopf, keine Lust zu antworten und investiert stattdessen seine ganze Energie in den Versuch, von der Insel zu fliehen. Pro Folge ein Fluchtversuch – 17 Folgen lang.
Number Six: Whose side are you on?
Number Two: That would be telling.
Hört sich langweilig an? Von wegen. Noch heute, 40 Jahre nach dem Serienstart im Jahre 1967, bleiben Sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ab Folge 1 am Seher kleben, selbst wenn “Twin Peaks” oder “Lost” (ähnlich rätselhaft) und “The Avengers” (ähnlich britisch) nicht zu Ihren Lieblingen zählen. Und Hand drauf – Sie werden sich dabei die ganze Zeit über fragen: Wieso eigentlich gucke ich mir diesen Schmarrn an?
Number Two: We want information. Information. Information.
Number Six: You won´t get it.
Number Two: By hook or by crook, we will.
Vielleicht bleiben Sie dran wegen der bizarren Kulissen, die nichts von ihrem Charme verloren haben, auch wenn sie nicht mehr ganz so futuristisch wirken mögen wie noch seinerzeit: drahtlose Telefone, Videokonferenzen, Lavalampen-Screensaver und allerlei Gimmicks und Gadgets, wie sie aus Agenten- und SF-Stoffen nicht wegzudenken sind. Ganz sicher auch wegen der kompromißlosen Regie- und Kameraarbeit, die jede Szene zu einem spannenden Vergnügen macht. Und natürlich wegen der cleveren Drehbücher. Hier geht es um Philosophie, nicht um Autojagden: Die wahren Themen der Serie sind Individualismus, Identität und Willensfreiheit, Wissenschaft und Fortschritt sowie Recht und Demokratie (in “The Village” wird der Chef gewählt!). Obendrauf eine dicke Sahnehaube Paranoia: Wer steht auf welcher Seite? Gibt es überhaupt Seiten? Und wenn ja, gibt es eine richtige?
Wem kann man da trauen? In “The Village” möglicherweise niemanden: So mancher Freund und gleichgesinnter Widerstandskämpfer entpuppt sich am Ende als Werkzeug der Obrigkeit, um “Nummer 6″ zu täuschen und ihm sein Geheimnis zu entlocken. Und wer auch immer das Sagen hat, ist nicht zimperlich. Bis hin zur psychischen Folter bleibt nichts unversucht, das Rätsel der Kündigung zu knacken.
Beispielhaft dafür kann die Folge “The Schizoid Man” stehen: “Nummer 6″ wird über Nacht einer Gehirnwäsche unterzogen, sein Gesicht chirurgisch verändert und ein Doppelgänger als “Nummer 6″ eingeführt – der Held dagegen wird nunmehr als “Nummer 12″ angesprochen und ist entsprechend versessen darauf, zu beweisen, daß in Wirklichkeit er die Nummer 6 ist. Selten war die Paranoia größer, und so kämpft der Held nicht nur mit Fäusten, sondern auch mit Köpfchen und klugen Dialogen, oft herrlich zynisch-humorvoll.
Number Six: Who are you?
Number Two: The new Number 2.
Number Six: Who is Number 1?
Number Two: You are Number 6.
Number Six: I am not a number – I am a free man!
Übrigens flieht “Nummer 6″ nicht in jeder Folge direkt (jedes Mal auf eine originelle Art, doch letztlich stets vergebens), in den meisten Episoden zerstört er vielmehr seinen Widersacher, “Nummer 2″. An Nachschub mangelt es nicht: Es finden sich immer neue 2er, kluge und dumme, eitle und bescheidene, subtile und brachiale – doch wer ist die unbekannte “Nummer 1″, die Person, die die wirkliche Macht hat? Die Queen? Ein Super-Computer? Gott?
Number Two: I suppose you´re wondering why you´re here.
Number Six: The thought had crossed my mind.
Und überhaupt: Wer zur Hölle denkt sich sowas aus? Es war unter anderem Patrick McGoohan, der in der britischen TV-Serie “Danger Man” (´64 -´68) den Geheimagenten John Drake verkörperte. Schon in dieser Serie, so sagt man, quatschte McGoohan mehr hinein als bei Schauspielern üblich. Doch “Danger Man”, einer der besten Agentenserien überhaupt, hat das sichtlich ebenso wenig geschadet wie “Nummer 6″. Dessen Konzept legte McGoohan vor, nachdem er seinen Job als “Geheimagent John Drake” gekündigt hatte – ein Schelm, wer hier eine Koinzidenz sieht. Oder in Orson Welles´ “Der Prozeß”-Verfilmung nicht eine wichtige Inspirationsquelle erkennt.
Der gewiß recht eitle McGoohan (der angeblich Angebote für die Rollen “The Saint” und “James Bond” ausschlug) beherrscht die Serie auch als Darsteller: Stets perfekt in Szene gesetzt und dramatischst ausgeleuchtet, sind es er und sein Wille allein, die sich einem an Gegnern, Techniken und Mitteln haushoch überlegenen System entgegenstemmen. Einem System obendrein, das ebenso gut dem militärischen Gegner des kalten Krieges gehören könnte wie den eigenen, mißtrauischen Leuten – oder gar einer dritten, noch unbekannten Macht. In einem Mikrokosmos, der sich gummiartig jedem Erklärungsversuch entzieht, sich zudem von Folge zu Folge leicht ändert, in dem überhaupt nicht mehr real zu sein scheint. Kein Wunder, daß selbst die korrekte Reihenfolge der Episoden bei Fans hart umstritten ist.
Number 6: Has it ever occured to you that you are as much a prisoner as I am?
Number 2: My dear chap, of course! I know too much. We are both lifers. I am definately an optimist. That´s why it doesn´t matter who Number One is. It doesn´t matter which side runs the village.
Also: Die britische Serie “Nummer 6″ müssen Sie gesehen haben. Obwohl fast jede Episode damit endet, daß sich Gitterstäbe über sein Gesicht schieben: Moralisch, intellektuell, physisch – auf seine Weise gewinnt jedes Mal er, “The Prisoner”. Und das sind natürlich wir selbst, sofern wir nur unseren Hintern hochkriegen …
Number 6: I will not be pushed, filed, stamped, indexed, briefed, debriefed, or numbered! My life is my own.
]]>
]]>