Eines Tages erhält die Konzernspitze eine Bombendrohung. Polizeileutnant Jansen (Rainer Werner Fassbinder), 100% Aufklärungsquote, heimlicher Alkoholiker, unangenehmer Zeitgenosse, brutaler Zyniker, weder Mitläufer noch Widerständler, soll herausfinden, was dahinter steckt. Die (reichlich verworrenen) Spuren führen ihn in den 31. Stock des Konzernhochhauses, doch dieses hat nur 30 Stockwerke. Zunehmend sind Konzern- und Polizeichefs von seinen Ermittlungen genervt und wenden sich gegen ihn. Und dann ist da noch der geheimnisvolle Staatsfeind Krysmopompas …
Diese schwer genießbare Perle aus deutschen Landen darf man sich nur zu Gemüte führen, wenn man sich wirklich aufrichtig für abseitige Filme und bizarre SF-Szenarien interessiert. „Kamikaze 1989“ (Deutschland, 1982) ist nämlich als Science-Fiction-Film eher mäßig, trotz reichlich Zukunfts-Firlefanz. Auch wer sich eine Art „Welt am Draht“ erhofft, wird enttäuscht: Auf dem Regiestuhl saß hier Wolf Gremm, nicht Fassbinder, und als Darsteller torkelt letzterer sichtlich dem Ende seiner multiplen Drogenabhängigkeit entgegen.
Doch das kann in seinem Fall immer noch ein ganz großes Vergnügen sein: Wie er als „Jansen“ im Leopardenfell-Anzug (samt mit Leopardenfell bezogenem Revolver und Leopardenfell-Armaturen im Auto) mit versoffenem Gesicht durch diese grelle, absurde Zukunftssatire stampft, das ist einfach grandios. Der Sage nach hat sich Fassbinder übrigens in diesem Anzug beerdigen lassen.
Ich gebe zu: ich liebe „Kamikaze 1989“, trotz des nervtötend lieblosen Edgar-Froese-Gedudels im Soundtrack. Ich hatte den Film vor Jahren mal auf einem portablen Casio-Minifernseher gesehen und war fasziniert, auch das erneute Ansehen habe ich sehr genossen. Brigitte Mira in einem Sci-Fi sieht man ja auch nicht oft. Und Franco Nero. Gerade weil das Alles einerseits furchtbar trashig ist, sich andererseits durchaus bemüht, ein Action-Krimi zu sein – sogar mit einer für damalige deutsche Verhältnisse gewiss erstaunlichen Autojagd. Und doch den Charme einer unerhört skurrilen Zukunftsvision entwickelt.
Vieles der arg überzeichneten Zukunft wurde vielleicht nicht wahr, wäre aber noch immer vorstellbar: Der OK-„Daumen“ der Polizei; das Verbot von Alkohol und selbst gezüchtetem Gemüse; der Neusprech des „unerwarteten Todes“; die Monopolisierung der Wirtschaft samt Gleichschaltung der Medien in fast 50 TV-Kanälen; die allgegenwärtige “wearable” Kamera (hier: am Ring) als Vorwegnahme der Google Glasses…
Okay, so manches wurde wohl
tatsächlich
wahr.
Es ist in jedem Fall bedauerlich, dass Fassbinder starb, denn weitere Jansen-SF-Krimis hätte zumindest ich gerne gesehen.
Fazit: Wunderbar trashig-bunte, absurd-schrille Dystopie. Geheimtipp für Fans des Abseitigen. Eigentlich ein Must-see, aber gewiss nicht für jeden Geschmack geeignet.
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Vorweg: Ich bin kein Fan von van Damme oder von “ Universal Soldier “-Filmen, an denen mich vor allem die Dummheit der Grundidee stört: Aufwändig Leichen wiederbeleben? Das ist doch viel teurer als “arbeitslosen Abschaum” zu rekrutieren – daher macht das Militär meist letzteres. Und auch die Cyberimplantate fand ich stets lächerlich: Sie machen den Soldaten angreifbarer und verletzbarer, niemand würde so was in der Praxis machen. Und immerzu diese “ Supersoldaten “-“Geheimprogramme” der “Regierung” … auwei, das ist so unsäglicher 80er-Jahre-Hollywood-Bullshit, dass es der Sau graust.
Doch “Universal Soldier – Day of Reckoning” (2012), der je nach Zählung vierte oder sechste Teil des UniSol-Franchise, hat mich wirklich vom Hocker gehauen. Dieser Film nimmt das Thema erstmalig ernst: Er gibt sich wirklich Mühe, einmal zu zeigen, was praktisch umgesetzte Supersoldaten wirklich bedeuten würden. Und genau das will der Film auch: Daher sehen wir von Anfang an durch die Augen von John, wie seine Familie draufgeht. Und wir sehen diese irren, “befreiten” Ex-Universal-Soldiers, die sich im Puff austoben oder sich wegen Kleinigkeiten in ihrem Camp nicht streiten, sondern gleich gegenseitig zerfleischen.
Während “Universal Soldier” von Emmerich vielleicht noch klar macht, wie technisch blödsinnig das ganze Unterfangen ist, lautet die Botschaft von “Universal Soldier – Day of Reckoning” vor allem, wie unmenschlich und kriminell die Idee ethisch gesehen ist. Vor allem deswegen kommt der Film komplett ohne SF-Elemente aus: Keine leuchtenden Displays, keine Cryo-Särge, keine Cyber-Video-Implantate. Das alles wird sichtlich absichtlich vermieden. Denn darum geht’s hier dar nicht, und das macht “Day of Reckoning” auch als SF gut.
Und doch nimmt der Film den Action-Fan mit. Auf eine Tour, die es in sich hat: Selten sah man derart trocken und hart servierte Schlägereien in höchster Perfektion und mit maximaler Brutalität. Dieser Film nimmt keine Gefangenen: Wem es wirklich noch “Spaß” macht, diese erbitterte Action zu sehen, der ist bereits selbst zur seelenlose Maschine verroht.
Kein Wunder, dass Fans der Reihe diesen Film hassen. Und das angekunstete Movie gibt ihnen genug Gründe: So sind Lundgren und van Damme nur mehr Marketing-Vehikel für das Cover (doch das hätte jedem schon nach Teil III klar sein müssen; dennoch ist “Day of Reckoning” besser als der meiste Mist, den die beiden B-Mimen in den letzten zehn Jahren abgekurbelt haben). Der alte Style der “Universal Soldiers” ist weg, ja, daher jaulen viele, es wäre kein echter “UniSol”-Film – mag sein, aber es ist meines Erachtens viel besser so. Wirklich schlecht inszeniert ist nur die Auto-Verfolgungsjagd, die irgendwie mehr wollte, als sie konnte. Und das Drehbuch ist ausgesprochen dünn, das Ende schon in der ersten Szene vorhersehbar, spätestens beim “Streichholzheft”-Meta-Hint muss man wissen, um was sich das Ganze eigentlich dreht.
Doch die Inszenierung macht es wett: Mit beeindruckender Kameraführung und Schnitt sowie einem hämmernden Score sprengt dieser “Universal Soldier” die Grenzen des Genres und ist daher deutlich besser als der ganze Rest, auch als der passable “ Universal Soldier: Regeneration ” (2009) vom selben Regisseur. So kann Genre-Kino aussehen, das kein Schund-Kino sein will.
Fazit: Einer der dunkelsten Action-Filme aller bisherigen Zeiten. Packende, Testosteron-stinkende Kunst. Muss man gesehen haben. WARNUNG: Fans, die den immer gleichen Einheitsbrei wollen, werden wahrscheinlich enttäuscht sein, ebenso puristische Lundgren-van-Damme-Anhänger.
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Douglas Quaid nimmt das Angebot der Firma “Rekall” an und läßt sich billige Erinnerungen an einen Urlaub implantieren. Quaid spart nicht und bucht das volle Programm, samt Feature, in der gekauften Erinnerung als Superagent eine Verschwörung aufzudecken … wums!, stürmen Polizisten das Erinnerungslabor und verfolgen Quaid als abtrünnigen Agenten. Wo flieht er hin? Nach Hause, wo seine (unglaubwürdig gut aussehende) Gemahlin (Kate Beckinsale) nicht etwa mit dem Essen auf ihn wartet, sondern mit Handkanten und Automatikwaffen. Quaid muß wieder fliehen und herausbekommen, was hinter all dem steckt.
Wer sich total erinnern kann: 1990 sahen wir das schon mal. Paul “Robocop” Verhoeven verfilmte die Philip K. Dick -Story ( We Can Remember It for You Wholesale / Erinnerungen en gros ) im Jahr 1990 mit Arnold Schwarzenegger als Quaid. Und Verhoeven, kein Mann der leisen Töne, tat das richtige: Er legte den ganzen Schmarrn als hämmernde Satire an und produzierte einen völlig übertrieben inszenierten Actioner, der an Zynismus und Body Count seinerzeit seinesgleichen suchte (und allenthalben für dümmlich gehalten wurde – die hätten mal das Remake sehen sollen …). Das Original kann man sich übrigens heute noch gut ansehen, auch wenn es ein bisschen nach Plastik riecht.
Das Remake “Total Recall” (2012) will sichtlich einiges anders machen, ernster und vor allem actionreicher sein. Das philosophische Grundthema – Ist Quaid wirklich ein Agent oder ist alles nur die implantierte Erinnerung? – interessiert den Film dabei allerdings nicht mehr im Geringsten. Auch streicht er den Mars und die Außerirdische-Artefakte-Schnörkel, vielleicht nicht die dümmste Idee, ersetzt ihn aber durch einen Aufzug quer durch die Erde, vielleicht nicht die schlauste Idee – zumal “ the fall ” letzlich keine Rolle spielt, ausser in einer vorhersagbaren Schwerkraftumkehrungsszene hübsch auszusehen.
Ist das Remake also “schlecht”? Nicht wirklich. Es ist halt glatter & platter. Und man hätte es besser nicht als “Remake” vermarktet, denn einige Szenen, etwa die dreibrüstige Prostituierte, werden abgespult wie ein Pflichtprogramm. Und überhaupt ist der “Rekall”-Effekt im Kontext des Remakes gar kein sinnvoller Plot-Bestandteil mehr; ließe man es weg, es würde sich kaum etwas ändern. Das gilt aber auch für den Aufzug durch die Erdmitte oder die merkwürdig fehlplatzierten Robot-Polizisten.
Letzlich geht es also um nichts, ausser um die Optik. Als SF-Spektakel ist “Blade Runner” immerhin visuell absolut erstklassig umgesetzt und bietet Schauwerte satt. Da fehlt es an nichts.
Außer vielleicht, nun ja, an Originalität: denn er stiehlt seinen Look bei Vorbildern wie Blade Runner , Das fünfte Element , I, Robot , Minority Report. Aber dafür darf man Jessica Biel und Kate Beckinsale zugucken, wie sie in engen Lederklamotten durchs Bild hetzen und rumballern, was ja auch ein Trost ist, bzw. sein könnte, wäre Kate nicht gerade die Frau des Regisseurs und hätte daher mehr Screentime abgekriegt als vielleicht nötig. Freude hatte der Regisseur sichtlich auch daran, den ganzen Film “räumlich” zu gestalten: Ich habe selten einen Film gesehen, der sich (ohne 3D) derart ausgiebig dem Raum widmet wie dieser.
Man muß es wirklich sagen: Beim Anschauen ist dieser Film völlig okay. Aber je mehr man drüber nachdenkt, desto schlechter kommt er einem vor. Remake-Effekt? Lieber schnell vergessen…
Fazit: Das temporeiche SF-Spektakel hat zwar weder Ecken und Kanten noch Tiefgang oder Verstand, aber anschauen kann man ihn sich trotzdem. Besser als erwartet, schlechter als er hätte sein können. ~2022 durchaus ein Kandidat für ein weiteres, klügeres Remake!
Ja, wer sich diesen Vergleich zwischen der alten Version von 1990 und der neuen von 2012 ansieht, der kann nicht anders als sich die Augen zu reiben:
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Ist das schon Wirklichkeit oder wurde uns der alte Film nur als künstliche Erinnerung implantiert?
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Dabei ist die Story gewiss nicht neu: Die Friedensverhandlungen zur Beendigung eines Jahrzehnte dauernden galaktischen Krieges sollen sabotiert werden – der illusionslose Captain Jack Walker muss die Diplomatin Cynthia Perkins, die entsprechende Informationen hat, durch allerlei Gefahren und Feinde eskortieren, um die Sabotage abzuwenden.
Man sieht es diesem Film schnell an, dass man es mit einem B-Picture zu tun hat. Und nach etwa 45 Minuten sagte ich zu meiner Frau: “Ich wette, der Hauptdarsteller ist der Regisseur.”
So war es denn auch. Störte aber weder mich, noch meine MilFi-verschlingende Gattin, die ebenfalls ihren Spaß hatte. Um so erstaunter war ich am Ende bei Sichtung der Extras, dass es nicht nur ein B-Movie ist, sondern ein eigenfinanzierter Fan-Film. Aus Deutschland. Reiner Wahnsinn.
Was bei “Nydenion” eine Handvoll von SF-Fans und Modellbauern in kolportierten 15 Jahren Arbeit (mehr im Interview mit Nydenion-Regisseur Jack Moik auf deutsche-science-fiction.de ) geleistet haben, das kann einem nur größten Respekt abringen. 1977 hätte man sich damit neben Star Wars nicht schämen müssen (und den SFX-Oscar hätte man ihnen abgenommen), auch wenn man heute natürlich sieht, dass bei Nydenion allzuviele Video-Effekte fehlende production values vertuschen müssen.
Doch schon allein die vielen Modelle (statt öder CGIs!) machen diesen B-Knaller für Fans empfehlenswert und lassen Fan-Herzen höher schlagen, und Filmstudenten sollten sich dieses Lehrstück ebenfalls nicht entgegen lassen.
Nydenion ist arm, aber sexy. Ja, gut, die Schauspieler sind gelegentlich ein bisschen hölzern, die Dialoge nicht immer rasierklingenscharf … aber völlig egal: Dieser Film ist nie langweilig und macht fehlendes Geld mit Einfallsreichtum wett.
Fazit: Ein Geheimtipp von Fans für Fans. Wenn Sie wissen, was eine AE-35-Einheit ist und wer den Kessel-Flug in weniger als 12 Parsecs machte, dann sind Sie Nerd genug, um diesen Steifen genießen zu können.
Seit heute auf DVD und Blu-ray zu haben.
Interessantes Review auch auf phantanews.de .
Mehr im Nydenion-YouTube-Channel .
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Das Gegenteil von Science ist: Grenz-, Pseudo- und Para-Science. Unfug, der mit allerlei Fachtermini garniert vorgetragen wird, als handle es sich um letzte Wahrheiten. Atlantis war ein Raumschiff mit beschädigtem Antrieb, Beethovens “Ode an die Freude” enthält Hinweise darauf. Haare schneidet man sich am besten bei abnehmendem Mond, sonst wachsen sie zu schnell nach. Energetische Netzgitter aus Plutonium polen uns um. Das Brandenburger Tor ist ein Wahrzeichen des 3. Weltkrieges – und ein Tor zur Hölle.
Und so weiter, und so fort … Immer mehr Menschen kratzen den dünnen Firnis der mühevoll erarbeiteten Aufklärung ab. Sie kehren Vernunft und Wissenschaft den Rücken und wenden sich der Esoterik zu, oder ihrer intellektuell bebrillten Freundin, der Pseudowissenschaft.
Dabei gibt es keinen obskuren Mummenschanz, an den nicht geglaubt wird. Das zeigt „ Die Mondverschwörung “, eine höchst heitere und zugleich wahnsinnige Dokumentation, die derzeit durch kleinere Kinos tourt ( Tourdaten hier ).
Doku-Spezialist Thomas Frickel greift zu einem bewährten Trick: Der US-Journalist Dennis Mascarenhas mimt für ihn in bester Borat-Manier den unschuldigen Zuhörer „von außerhalb“, der in holprigem Deutsch interessierte Fragen stellt und für alles offen ist, auch für den übelsten Quark.
Die Antworten können für sich stehen. Es gibt Nazi-UFOs – aber die Mondlandung war eine Erfindung der NASA. Die Erde ist eine hohle Kugel, wir leben an der Innenseite und sehen statt eines Himmels auf die 6350 Kilometer entfernte „Himmelskugel“ in der Erdmitte. Witzig ist das Ganze in jedem Fall.
Erschreckend aber auch, etwa wenn erwachsene Personen sich als Planetensystem „aufstellen“ lassen, um so das verborgene Wissen des Universums zutage zu fördern…
Also ganz egal, was heute in Ihrem Horoskop steht: Diesen Film sollten Sie sehen. Mehr Infos auf www.mondverschwoerung.de
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Vor diesem Hintergrund verfolgt DHS-Ermittler Reynolds (Serien-Highlander und B-Mime Adrian Paul) die Spur einer Verschwörung, die den Präsidenten der USA (inzwischen auf 76 Staaten angewachsen) per Attentat beseitigen will. Doch seltsam: Immer öfter scheint das, was laut Zeugen passiert ist, nicht mehr mit dem übereinzustimmen, was die überall herumkrabbelnden Kameras aufgezeichnet haben… haben die Terroristen das Überwachungsnetz manipuliert?
Nein, noch schlimmer. Denn die Grundidee von Eyeborgs ist so gut, dass sie ein größeres Budget verdient hätte. Leider lässt B-Regisseur Richard Clabaugh, der uns schon Stinker wie “Deep Core” eingebrockt hat, die interessante Fiktion eines Überwachungsstaates auf dem Höhepunkt ebenso fallen wie alle Thriller-Ansätze und setzt statt dessen nach einer knappen, aber wirklich ganz passablen Stunde Film auf ein zu lautes, zu dummes Ende mit blöden Ballereien gegen CGI-Riesenkamera-Robots, die nur selten echt aussehen. Man war wohl schlicht zu faul für ein gutes Drehbuch.
Trotzdem kann man sich den Schinken mal ansehen und wird zum Beispiel feststellen, dass Danny Trejo mehr kann, als er in “Machete” zeigen durfte. Denn obwohl “Eyeborgs” mit geschätzten 3,7 Mio. US$ (laut IMDB ) nur knapp über dem Budget typischer Direct-to-Video-Horrorfilme liegt, ist er nämlich nicht ganz so trashig, wie man auf den ersten Blick vermuten möchte. Es gibt sogar einige seltsam satirische Einlagen, etwa das Paar, das heimlich … in einem Autor auf einem abgelegenen Parkplatz … von einem Dealer … ganz gewöhnlichen Tabak (!) erwirbt und eine Zigarette raucht – und dafür von den Robots geschnetzelt wird. Noch Fiktion oder bald EU-Gesetz?
Fazit: Eyeborgs ist gewiss kein ernsthaftes Film-Essay über die Abschaffung der Bürgerrechte in Zeiten der Terror-Hysterie, aber ein prima SF-Quatsch für zwischendurch, der Zynikern und Verschwörungsparanoikern aus dem Herzen spricht.
Zu haben auf
DVD
und
Blu-ray
.
Infos auf
www.eyeborgs.com
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Als die TV-Serie “Nummer 6″ mit einer kryptischen Doppelfolge endete, liefen beim britischen Sender die Telefondrähte heiß – aus Protest gegen das Ende der 17 Folgen langen, außergewöhnlichen Produktion mit Patrick McGoohan. Kann man sich 40 Jahre danach noch mit dem Fan-Fieber anstecken?
Kurz gesagt: Ja, man kann. Schon aus der Titelsequenz der britischen Serie “Nummer 6” könnte man einen ganzen Kurzfilm machen: Ein Lotus Super Seven fegt über verlassene Straßen, dann durch London. Am Steuer sitzt ein Mann mit leuchtend blauen Augen. Entschlossen stampft er durch endlose Tunnel, unaufhaltsam, reißt Flügeltüren auf, erreicht ein Büro – offenbar das seines Vorgesetzten. Den brüllt er an, knallt ihm ein persönliches Schreiben auf den Tisch und eilt, nun sichtlich zufrieden, nach Hause.
Es ist seine Kündigung, und die wird sogleich durch eine bizarr-futuristische Maschinerie weitergeleitet, offenbar die Bürokratie des britischen Geheimdienstes. Der – oder jemand anderes – scheint den Abschied aber nicht zu akzeptieren: Kaum zu Hause angekommen, wird der namenlose Ex-Agent betäubt - und erwacht auf einer unbekannten Insel in einem surrealen Dorf. Es ist ein SF-Gefängnis: überall Kameras, Videokontrollen und fortgeschrittene Technik. Lautsprecher verkünden fröhliche Parolen und spielen brackige Kaufhausmusik. Wer eines der Propaganda-Radios zerschmettert, hat drei Minuten später den Elektriker im Haus, der es repariert. Wer zu fliehen versucht, wird von überlebensgroßen weißen Blobs unerbittlich zurückgeholt. Für diese Hintergrund-Story brauchten die Macher keine Zeile Dialog. Und dennoch ertappt man sich dabei, das Intro bei jeder Folge komplett anzustarren, als läge dort des Rätsels Lösung. Denn gerätselt wird in der Serie “Nummer 6” massiv.
Number Six: Where am I?
Number Two: In The Village.
Number Six: What do you want?
Number Two: Information.
Informationen aber gibt´s nur spärlich. Das Inseldasein ist eine kafkaeske Idylle, der Stadtplan weist die umgebenden Hügel als “the mountains” und die Stadt als “your village” aus, und die einzige Zeitung des Ortes – “the tally ho” – druckt wenig Hilfreiches, gelegentlich auch mal eine Story, die erst noch passieren muß. Alle Insulaner haben Nummern, der Entführte die titelgebende “Nummer 6”. Scheinbarer Boß der Insel ist “Nummer 2”, und ihm brennt in Sachen Nummer 6 eine Frage ganz besonders auf den Lippen: “Warum haben Sie gekündigt?” Nummer 6 hat natürlich seinen eigenen Kopf, keine Lust zu antworten und investiert stattdessen seine ganze Energie in den Versuch, von der Insel zu fliehen. Pro Folge ein Fluchtversuch – 17 Folgen lang.
Number Six: Whose side are you on?
Number Two: That would be telling.
Hört sich langweilig an? Von wegen. Noch heute, 40 Jahre nach dem Serienstart im Jahre 1967, bleiben Sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ab Folge 1 am Seher kleben, selbst wenn “Twin Peaks” oder “Lost” (ähnlich rätselhaft) und “The Avengers” (ähnlich britisch) nicht zu Ihren Lieblingen zählen. Und Hand drauf – Sie werden sich dabei die ganze Zeit über fragen: Wieso eigentlich gucke ich mir diesen Schmarrn an?
Number Two: We want information. Information. Information.
Number Six: You won´t get it.
Number Two: By hook or by crook, we will.
Vielleicht bleiben Sie dran wegen der bizarren Kulissen, die nichts von ihrem Charme verloren haben, auch wenn sie nicht mehr ganz so futuristisch wirken mögen wie noch seinerzeit: drahtlose Telefone, Videokonferenzen, Lavalampen-Screensaver und allerlei Gimmicks und Gadgets, wie sie aus Agenten- und SF-Stoffen nicht wegzudenken sind. Ganz sicher auch wegen der kompromißlosen Regie- und Kameraarbeit, die jede Szene zu einem spannenden Vergnügen macht. Und natürlich wegen der cleveren Drehbücher. Hier geht es um Philosophie, nicht um Autojagden: Die wahren Themen der Serie sind Individualismus, Identität und Willensfreiheit, Wissenschaft und Fortschritt sowie Recht und Demokratie (in “The Village” wird der Chef gewählt!). Obendrauf eine dicke Sahnehaube Paranoia: Wer steht auf welcher Seite? Gibt es überhaupt Seiten? Und wenn ja, gibt es eine richtige?
Wem kann man da trauen? In “The Village” möglicherweise niemanden: So mancher Freund und gleichgesinnter Widerstandskämpfer entpuppt sich am Ende als Werkzeug der Obrigkeit, um “Nummer 6” zu täuschen und ihm sein Geheimnis zu entlocken. Und wer auch immer das Sagen hat, ist nicht zimperlich. Bis hin zur psychischen Folter bleibt nichts unversucht, das Rätsel der Kündigung zu knacken.
Beispielhaft dafür kann die Folge “The Schizoid Man” stehen: “Nummer 6” wird über Nacht einer Gehirnwäsche unterzogen, sein Gesicht chirurgisch verändert und ein Doppelgänger als “Nummer 6” eingeführt – der Held dagegen wird nunmehr als “Nummer 12” angesprochen und ist entsprechend versessen darauf, zu beweisen, daß in Wirklichkeit er die Nummer 6 ist. Selten war die Paranoia größer, und so kämpft der Held nicht nur mit Fäusten, sondern auch mit Köpfchen und klugen Dialogen, oft herrlich zynisch-humorvoll.
Number Six: Who are you?
Number Two: The new Number 2.
Number Six: Who is Number 1?
Number Two: You are Number 6.
Number Six: I am not a number – I am a free man!
Übrigens flieht “Nummer 6” nicht in jeder Folge direkt (jedes Mal auf eine originelle Art, doch letztlich stets vergebens), in den meisten Episoden zerstört er vielmehr seinen Widersacher, “Nummer 2”. An Nachschub mangelt es nicht: Es finden sich immer neue 2er, kluge und dumme, eitle und bescheidene, subtile und brachiale – doch wer ist die unbekannte “Nummer 1”, die Person, die die wirkliche Macht hat? Die Queen? Ein Super-Computer? Gott?
Number Two: I suppose you´re wondering why you´re here.
Number Six: The thought had crossed my mind.
Und überhaupt: Wer zur Hölle denkt sich sowas aus? Es war unter anderem Patrick McGoohan, der in der britischen TV-Serie “Danger Man” (´64 -´68) den Geheimagenten John Drake verkörperte. Schon in dieser Serie, so sagt man, quatschte McGoohan mehr hinein als bei Schauspielern üblich. Doch “Danger Man”, einer der besten Agentenserien überhaupt, hat das sichtlich ebenso wenig geschadet wie “Nummer 6”. Dessen Konzept legte McGoohan vor, nachdem er seinen Job als “Geheimagent John Drake” gekündigt hatte – ein Schelm, wer hier eine Koinzidenz sieht. Oder in Orson Welles´ “Der Prozeß”-Verfilmung nicht eine wichtige Inspirationsquelle erkennt.
Der gewiß recht eitle McGoohan (der angeblich Angebote für die Rollen “The Saint” und “James Bond” ausschlug) beherrscht die Serie auch als Darsteller: Stets perfekt in Szene gesetzt und dramatischst ausgeleuchtet, sind es er und sein Wille allein, die sich einem an Gegnern, Techniken und Mitteln haushoch überlegenen System entgegenstemmen. Einem System obendrein, das ebenso gut dem militärischen Gegner des kalten Krieges gehören könnte wie den eigenen, mißtrauischen Leuten – oder gar einer dritten, noch unbekannten Macht. In einem Mikrokosmos, der sich gummiartig jedem Erklärungsversuch entzieht, sich zudem von Folge zu Folge leicht ändert, in dem überhaupt nicht mehr real zu sein scheint. Kein Wunder, daß selbst die korrekte Reihenfolge der Episoden bei Fans hart umstritten ist.
Number 6: Has it ever occured to you that you are as much a prisoner as I am?
Number 2: My dear chap, of course! I know too much. We are both lifers. I am definately an optimist. That´s why it doesn´t matter who Number One is. It doesn´t matter which side runs the village.
Also: Die britische Serie “Nummer 6” müssen Sie gesehen haben. Obwohl fast jede Episode damit endet, daß sich Gitterstäbe über sein Gesicht schieben: Moralisch, intellektuell, physisch – auf seine Weise gewinnt jedes Mal er, “The Prisoner”. Und das sind natürlich wir selbst, sofern wir nur unseren Hintern hochkriegen …
Number 6: I will not be pushed, filed, stamped, indexed, briefed, debriefed, or numbered! My life is my own.
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