Science Fiction Film Review » Terroristen ... aus einer anderen Welt: SciFi-Filme, Space-Schrott & Blobs Sun, 01 Dec 2013 11:36:13 +0000 en-US hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.7.1 Kamikaze 1989 /kamikaze-1989-krysmopompas-1982/ /kamikaze-1989-krysmopompas-1982/#comments Fri, 15 Nov 2013 13:15:04 +0000 /?p=934 kamikaze-1989_004 In naher Zukunft: Deutschland ist die reichste Nation der Erde. Alle technischen Probleme wurden gelöst, es gibt weder Umweltverschmutzung noch andere Probleme. Zwar ist Alkohol verboten, doch Drogen sind erlaubt, zudem gibt es reichlich Fernsehshows zur Bedröhnung, unter anderem der monatliche Lachwettbewerb mit 99% Einschaltquote. Der wird vom größten, wenn nicht einzigen Konzern Deutschlands veranstaltet, der auch sonst alle Medien steuert.

kamikaze-1989_094 Eines Tages erhält die Konzernspitze eine Bombendrohung. Polizeileutnant Jansen (Rainer Werner Fassbinder), 100% Aufklärungsquote, heimlicher Alkoholiker, unangenehmer Zeitgenosse, brutaler Zyniker, weder Mitläufer noch Widerständler, soll herausfinden, was dahinter steckt. Die (reichlich verworrenen) Spuren führen ihn in den 31. Stock des Konzernhochhauses, doch dieses hat nur 30 Stockwerke. Zunehmend sind Konzern- und Polizeichefs von seinen Ermittlungen genervt und wenden sich gegen ihn. Und dann ist da noch der geheimnisvolle Staatsfeind Krysmopompas

kamikaze-1989_033 Diese schwer genießbare Perle aus deutschen Landen darf man sich nur zu Gemüte führen, wenn man sich wirklich aufrichtig für abseitige Filme und bizarre SF-Szenarien interessiert. „Kamikaze 1989“ (Deutschland, 1982) ist nämlich als Science-Fiction-Film eher mäßig, trotz reichlich Zukunfts-Firlefanz. Auch wer sich eine Art „Welt am Draht“ erhofft, wird enttäuscht: Auf dem Regiestuhl saß hier Wolf Gremm, nicht Fassbinder, und als Darsteller torkelt letzterer sichtlich dem Ende seiner multiplen Drogenabhängigkeit entgegen.

kamikaze-1989_090 Doch das kann in seinem Fall immer noch ein ganz großes Vergnügen sein: Wie er als „Jansen“ im Leopardenfell-Anzug (samt mit Leopardenfell bezogenem Revolver und Leopardenfell-Armaturen im Auto) mit versoffenem Gesicht durch diese grelle, absurde Zukunftssatire stampft, das ist einfach grandios. Der Sage nach hat sich Fassbinder übrigens in diesem Anzug beerdigen lassen.

kamikaze-1989_039 Ich gebe zu: ich liebe „Kamikaze 1989“, trotz des nervtötend lieblosen Edgar-Froese-Gedudels im Soundtrack. Ich hatte den Film vor Jahren mal auf einem portablen Casio-Minifernseher gesehen und war fasziniert, auch das erneute Ansehen habe ich sehr genossen. Brigitte Mira in einem Sci-Fi sieht man ja auch nicht oft. Und Franco Nero. Gerade weil das Alles einerseits furchtbar trashig ist, sich andererseits durchaus bemüht, ein Action-Krimi zu sein – sogar mit einer für damalige deutsche Verhältnisse gewiss erstaunlichen Autojagd. Und doch den Charme einer unerhört skurrilen Zukunftsvision entwickelt.

kamikaze-1989_098 Vieles der arg überzeichneten Zukunft wurde vielleicht nicht wahr, wäre aber noch immer vorstellbar: Der OK-„Daumen“ der Polizei; das Verbot von Alkohol und selbst gezüchtetem Gemüse; der Neusprech des „unerwarteten Todes“; die Monopolisierung der Wirtschaft samt Gleichschaltung der Medien in fast 50 TV-Kanälen; die allgegenwärtige “wearable” Kamera (hier: am Ring) als Vorwegnahme der Google Glasses…
Okay, so manches wurde wohl tatsächlich wahr.
Es ist in jedem Fall bedauerlich, dass Fassbinder starb, denn weitere Jansen-SF-Krimis hätte zumindest ich gerne gesehen.

kamikaze-1989 Fazit: Wunderbar trashig-bunte, absurd-schrille Dystopie. Geheimtipp für Fans des Abseitigen. Eigentlich ein Must-see, aber gewiss nicht für jeden Geschmack geeignet.

  • Zu haben als DVD . Die Bildqualität ist noch erträglich. Das Bonusfeature dreht sich um die letzte Tage von Fassbinder – eher was für RWF-Fans.
  • Nach dem Buch Mord im 31. Stock des “Kommissar Beck”-Autors Per Wahlöö. Der Film hält sich teilweise inhaltlich erstaunlich eng an die Vorlage, dichtet aber manches hinzu. Das Buch (von 1964!) kann man noch heute lesen, und als Abrechnung mit einem meinungslosen, gleichgeschalteten Medienapparat, der sich vor allem mit Stars & bunten Bildern beschäftigt, sind die Schilderungen seiner knappen Prosa noch heute prophetisch. (Als Krimi taugt das Buch nicht viel.)

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Universal Soldier: Regeneration /universal-soldier-regeneration-2009/ /universal-soldier-regeneration-2009/#comments Mon, 04 Nov 2013 22:33:21 +0000 /?p=921 Eine Gruppe von Terroristen entführt die Kinder eines russischen Politikers, besetzt einen Reaktor des Tschernobyl-Kernkraftwerks und droht mit einer Sprengung samt radioaktiven Folgen, wenn man nicht ihre Bedingungen erfüllt. Natürlich schickt man das Militär los – doch das wird aufgerieben, denn die Terroristen haben obendrein Teile der neuesten “Universal Soldier”-Technik an sich gebracht – und ihr “Next Generation UniSol” (Andrei Arlovski) macht natürlich alle Angreifer ruckzuck platt – selbst die vier Standard-UniSols, die das befreundete Amerika aufbietet, um den Russen zu helfen.

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Gottlob wird ausgerechnet jetzt dem Ex-Universal-Soldier Luc Deveraux, der sich gerade bei einer Psychoklempnerin ausspricht, langsam klar, dass keine Therapie ihn heilen und wieder zu einem echten Menschen machen kann. Heimatlos und vom Leben enttäuscht stimmt er zu, wieder zum “Universial Soldier” zu werden, um seinerseits die Terroristen und ihren Super-Universal-Soldier platt zu machen.

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UniversalSoldierRegeneration250jcvd Wie “Universal Soldier: Regeneration” (2009) von Anfang an aufs Gas steigt, das ist einfach fantastisch. Die Entführung der Kinder bis hin zur Ankunft im AKW ist ein dreißig Minuten langes Stück Actionkino, wie man es selten erleben darf. Hier kündigt sich bereits die seelenlose Rücksichtlosigkeit an, mit der die reanimierten “ Supersoldaten ” später im (noch besseren) Universal Soldier – Day of Reckoning (2012) aufeinander losgehen. Leider bleibt der Rest hinter diesem fulminanten Einstieg etwas zurück. Dass die Soldaten en masse chancenlos gegen den “NGU” sind, wird behauptet, ist aber so, wie es gezeigt wird, einfach nicht glaubwürdig. Aber nun gut, das ist eben die Kröte des Plots, die man schlucken muss.

UniversalSoldierRegeneration250lundgren Dafür gibt es reichlich mittelmäßige Ballereien im etwas altbackenen Söldnerfilmstil der 90er, wohl dem dürftigen Budget geschuldet. Am Ende erklimmt der Film dann nochmal eine Höhe, wenn der NGU aufgemischt ist und der geklonte Dolph Lundgren (zu kurz) aus der Cryo-Reservekiste geholt wird, nur um im Bossfight gegen JCVD philosophisch daran zu zweifeln, ob diese endlosen Kämpfe wirklich sinnvoll sind… zu recht. So handwerklich solide “Regeneration” als Actioner auch daherkommt, so deutlich ist doch, dass diese Reihe so tot ist wie ein UniSol.

Fazit: Passable Ballereien mit SF-Zutaten, die es sich wegen der perfekt inszenierten ersten halben Stunde anzusehen lohnt.

  • Zu haben weder auf DVD und Blu-ray, hat offenbar keine Altersfreigabe.
  • Zum Trost: Universal Soldier – Day of Reckoning ist besser und zu haben als DVD und (lohnende) Blu-ray .
  • Das Original: Universal Soldier von Emmerich ist zwar Hollywood-Mist, aber als solcher ganz okay ( DVD / Blu-ray ).
  • Für Vervollständiger: Universal Soldier – Die Rückkehr ist der typische Sequel-Aufguss des Originals ( DVD / Blu-ray ).

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Equilibrium /equilibrium-2002/ /equilibrium-2002/#comments Sun, 25 Aug 2013 04:24:18 +0000 /?p=839
Nach dem dritten Weltkrieg hat die Menschheit die Schnauze voll: Emotionen gelten als der entscheidende Motor für menschliche Gewalt, und wenn das so ist, dann drücken wir uns eben alle die Psychodroge Prozium , die es kostenlos im Regierungsgebäude, dem Equilibrium gibt. Und weil wir dann alle emotional tot sind, fangen wir keine Kriege und Konflikte mehr an.

Aber nicht alle spielen mit. Immer wieder lassen sich die Menschen bei Sinnesverbrechen erwischen. Ihre Vergehen: Gefühle zu haben, mit Haustieren zu schmusen, Bilder zu malen und anzugucken, Musik zu hören oder zu machen, an Parfums zu schnuppern, alle Arten von Kunst und Kultur. Glücklich im Gleichgewicht des „Equilibrium“ kann eben nur sein, wer all dem entsagt.

John Preston (Christian Bale) ist Teil einer Spezialeinheit, den Grammaton-Klerikern , die solche Kriminellen aufspüren. Dafür ist er in einer speziellen Kampftechnik ausgebildet, dem Gun Kata . Als er, der bereits seine Frau als Sinnesverbrecherin dem Schafott zugeführt hatte, auch noch seinen Partner exekutieren muss, will er mehr wissen. Er setzt mehr oder weniger freiwillig das „Prozium“ ab und macht sich auf die Suche nach dem „Untergrund“, der den Staat umstürzen will.
Um ihn dem obersten Staatschef, dem „Vater“ auszuliefern? Oder sich selbst von den Fesseln der Emotionslosigkeit zu befreien? Man wird es sehen…

Ist das Kunst oder kann das weg?

Als ich „Equilibrium“ (2002) zum ersten Mal, fand ich es einen ziemlichen Scheißfilm. Das liegt vor allem an den unübersehbaren Schwächen im Gebäude der Logik. Es beginnt schon damit, dass es höchst fragwürdig ist, ob die Kriege unserer Welt wirklich von Emotionen ausgelöst wurden und werden, oder nicht eher von ganz rationalen Entscheidungen, kühl in Hinterzimmern getroffen. Aber selbst, wenn man die These schluckt, bleibt da noch das Problem, dass viele in diesem Film nicht so gefühllos sind, wie sie es sein müssten. So grient etwa der neue Partner von Preston, Brandt (Taye Diggs), ständig vor sich hin, während Bale als Preston selbst dann noch den Gefühlskalten spielt, als er schon längst die Seiten gewechselt hat. Man könnte argumentieren, dass auch er (wie angedeutet auch ihr gemeinsamer Chef) die Droge abgesetzt hat – aber wozu? Ich glaube, hier war der Regisseur einfach nicht konsequent genug. So fand ich vor allem die schauspielerische Darstellung der Emotionslosigkeit unglaubwürdig und die Darstellung des Gegenteils, der Preston erwachsenden Emotionen, schwerfällig bis süßlich. Und an Bale liegt das sicher nicht.

Hinzu kommen die zahllosen Idiotien, der dieser Verschnitt aus Fahrenheit 451 (Kulturverbrenner), 1984 (Gefühlsverbot) und Brave New Wold (Dauerdroge) durch reichlich Actiongetöse zu kaschieren versucht. Etwa, dass etwa ein Überwachungsstaat sich auf eine Psychodroge verlässt, die sich jeder selbst verabreichen muss – statt das Zeug einfach ins Wasser zu mischen. Dass dieses „Prozium“ wohl nur in Fünferpacks ausgegeben wird und es offenbar nur eine Ausgabestelle in der ganzen Stadt gibt – die dann ausgerechnet geschlossen ist, als der Held sich eindecken will (ohne diesen zufälligen Fehler im System wäre nämlich nichts passiert). Dass für eine „Sinnesverbrecherin“ einen Spiegel zu besitzen illegal ist – Preston aber auch einen hat. Und dass niemand die anderen, super-kämpfenden „Grammaton-Kleriker“ auf Preston hetzt, sondern er nur immer das Kanonenfutter wegschnetzeln darf, das eh keine Chance gegen ihn hat (das ließe sich durch den Twist erklären, müsste dann aber wenigstens Preston auffallen). Und das “Gun-Kata” ist einfach albern (obschon der Endkampf gegen Vater hier durchaus beeindruckt). Genau wie die Legionen von Kanonenfutter-Cops in den immer gleichen Ledermänteln mit Motorrad-Sturzhelmen. Oder die aufdringlich religiösen Verweise, die letztlich doch auf nichts verweisen und daher nur leere Symbolik sind (anders als etwa in dem in dieser Hinsicht großartigen “ Perfect Creature ” von 2006).

Aber: Ich gebe zu, dass der Film mit der Zeit gewinnt. Man darf ihn nur nicht so ernst nehmen, wie er selbst es tun. Und man darf vor allem nie vergleichen, was man „selbst in der Situation tun würde“ (nämlich: nichts von allem, vor allem nicht Händchenhalten vor der Überwachungskamera).

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auf Prozium

Betrachtet man „Equilibrium“ rein als grob gezimmertes Action-Märchen, dann ist das alles eigentlich halb so schlimm. Szenen wie die mit dem Hund erscheinen dann zwar unbeholfen, aber eben als rein märchenhafte Elemente – wie der Frosch, den eben auch niemand küssen würde, oder das Pfefferkuchenhaus, von dem jedes Kind weiß, dass damit etwas nicht stimmen kann. Ein Hinweis darauf ist das Badezimmer Prestons: da ist nichts, keine Zahnpasta, kein Rasiergel, kein Waschlappen; es ist ein “Badezimmer” nur auf einer rein symbolischen Ebene. Ein weiterer Hinweis ist der „Arbeitsplatz“ des ach so einzigartigen „Grammaton-Klerikers“ Preston: In einem miesen Großraumbüro, wo er Büroklammern und ein Papierheftgerät auf dem Schreibtisch stehen hat, aber nicht einen einzigen Fitzel Papier. Weil eben auch hier nichts real ist, sondern nur symbolisch gemeint: „Preston arbeitet in einer seelenlosen Bürokratie“, will der Autor sagen (allen, die es bis dahin noch nicht gemerkt hatten); darum, *wirklich* zu zeigen, wo der Kleriker arbeitet, geht es sichtlich nicht. Alles ist nur prächtig anzuschauendes Symbol (etwas, das Regisseur Kurt Wimmer in “Ultraviolett” 2006 noch weiter auf die Spitze treibt).

auf Emotion

Inhaltlich geht der Film gar nicht so sehr an der Wirklichkeit vorbei. Kunst und Kultur werden schon heute vom Mainstream nur noch dann akzeptiert, wenn sie für jeden verständlich, also „Unterhaltung“ sind. Was nach höherem, besserem, edlerem strebt, sich intellektuell (aka „verschwurbelt“) gibt, hat keine Chance. Noch werden Opern, Theater, Klassische Musik, Kultur- und Gesellschaftskritik subventioniert, als Symbole der Hochkultur von Gestern. Aber der Tag ist nicht mehr fern (wir, Sie und ich, werden ihn noch erleben!), wo man all das allmählich abschaffen wird. Mit der Begründung, irgendwelche selbstverliebten Eliten würden sich dort gegenseitig die Posten zuschieben, aber nichts von betriebswirtschaftlichem Wert produzieren, was das Volk, also der Steuerzahler, wirklich würde haben wollen. (Und haben Sie genau das nicht selbst schon mal gedacht, etwa wenn das Feuilleton begeistert über irgendeine kryptische Wagner-Aufführung salbadert, als handle es sich um sich selbst erwärmende Hot-Dogs?)
Gewiss, vom fehlenden Wunsch, künstlerisch über das Naheliegende, Verständliche, Unterhaltsame und Mainstreamige hinauszuwachsen, ist es noch ein großer Schritt bis zu einem „Verbot von Kultur“, wie es in der Welt von Libria zu sehen ist. Aber genau das macht ja das Märchen, wie übrigens auch jede gute Science Fiction aus: uns etwas über die Gegenwart zu erzählen, indem es sie uns übertrieben und verfremdet als Zukunft serviert.

Und so konnte ich mich zehn Jahre später doch noch mit „Equilibrium“ versöhnen.

Fazit: Mit erstaunlichem Sinn für totalitäre Architektur und Bilder ins Szene gesetzt, kann man sich das um Anspruch immerhin bemühte Action-Märchen durchaus ansehen – sofern man es rein symbolisch betrachtet und sich von den Schwerfälligkeiten und vom fehlenden Realismus nicht vergrätzen lässt.

  • Zu haben als DVD und Blu-ray .

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Tykho Moon /tykho-moon-1986/ /tykho-moon-1986/#comments Mon, 29 Jul 2013 13:12:16 +0000 /?p=735 Im heruntergekommenen Überwachungsstaat einer Siedlung auf dem Mond kämpft der todkranke, zunehmend wahnsinnige Diktator Mac Bee (Michel Piccoli) nicht nur mit Terroristen und zunehmender Paranoia, sondern er ringt auch mit dem Leben.

Sein nicht minder wahnsinniger Chirurg (Jean-Louis Trintignant) verspricht ihm nicht nur eine heilende Operation, sondern will ihm auch noch die Unsterblichkeit verschaffen, oder besser: 170 Jahre. In dieser Zeit sollen seine Frau und seine Söhne das Zepter übernehmen – bis er wieder aufgetaut wird und die Führung übernehmen kann.

Doch die für die Operation notwendigen, kompatiblen Ersatzorgane hat ausgerechnet nur “Tykho Moon” (Johan Leysen). Und der ist ein früherer Widerstandskämpfer, der jedoch aus der Gefangenschaft ausbrechen und nach einer Gesichtsoperation untertauchen konnte. Dabei verlor er sein Gedächtnis – nun schlägt er sich unter dem Namen Anikst als Bildhauer durch.

Welche Rolle spielt die schöne Lena (Julie Delpy) – ist sie Prostituierte, Terroristin, Agentin? Warum hat der zwielichtige Journalist Glen Barr (Richard Bohringer, seit “Diva” ein unvergessliches Gesicht) ausgerechnet jetzt ein Buch über Tykho Moon geschrieben? Wer steckt hinter den Flugblättern, die verkünden, dass der Widerstandskämpfer noch lebt? Und wer hinter den Anschlägen auf die “Mac Bees”, die drei missratenen und vom Neid zerfressenen Söhne des Diktators, die ebenfalls nach etwas Unsterblichkeit dürsten?

In der Welt von “Tykho Moon” möchte man nicht leben. Ständig genetische Identitätskontrollen. Wohnraum ist so knapp, dass die Leute sich in Hotels pferchen. Die Zimmer darin sind unbezahlbar und nur mit speziellen Scheinen und Beziehungen zu kriegen. Und dennoch haben Hotelangestellte noch genug Macht, einen aus purer Missgunst in die Badewanne umzusiedeln (“da können Sie sich ausstrecken!”). Nur wer vom Hoteldach über die undurchdringliche Mauer blickt, schafft es vielleicht, wenigstens einen Blick auf den Palast der Herrscherfamilie zu ergattern. Doch auch dort möchte man letztlich nicht leben, denn die Mac Bees langweilen  oder zerfleischen sich gegenseitig und leiden zudem an einem mysteriösen, blauen Geschwür…

Wie bei “Bunker Palace Hôtel” (1989) verzichtet Comic-Legende Enki Bilal in seinem zweiten Realfilm auf typische SF-Effekte, sieht man von einigen eher obskuren Fotomontagen ab. Statt dessen gestaltet er eine Welt, die nur über die reichlich vagen Andeutungen und vor allem nur symbolisch zu verstehen ist. “Tykho Moon” wirkt dabei deutlich “leichter” als “Bunker Palace Hôtel” , inhaltlich leider auch deutlich dünner.Vor allem stört ein wenig, dass die Figuren sich der Grenze zur Karikatur bewegen und dadurch eigentlich nichts mehr symbolisieren können. Oder anders: Das, was Bilal angreifen möchte, verschwindet im übertriebenen Bemühen, es sichtbar zu machen. (Ein Fehler der Jugend, btw.)

“Tykho Moon” ist immer noch eine sehenswerte Erfahrung jenseits des Mainstreams. Und doch man wird das Gefühl nicht los, dass hier Style deutlich über Substance geht und das sich die Schicht der Symbole (etwa die zu Hotelrezeptionisten mutierten Verwalter von Macht) einfach nicht mit der geradezu straighten Hollywood-Story verträgt: Freiheitskämpfer mit Amnesie wird von Dritten instrumentalisiert, um eine Diktatur zu stürzen. Man muss den Film wirklich mehrmals sehen, um herauszufinden, dass es um mehr geht als das, und zugleich deutet sich an, was bei Immortal noch sichtbarer wird, nämlich dass Bilal eher filmische (politische) Gedichte machen will als Filmerzählungen.

Doch dafür kann man Tykho Moon fast wie einen normalen Spielfilm genießen, mit Gewürzen wie Spannung, Action und einem erstaunlichen Ensemble von Darstellern. Marie Laforêt als Diva und Gattin ist eine Augenweide, wie überhaupt das ganze Personal geradezu fellinisch von der Ästhetik dominiert wird. Auch wegen des traum- und rauschhaften Titelsongs “ Mister Sun ” von Brigitte Bardot lohnt das Anschauen…

Fazit: Bilderreiche, vielschichtige und ungewöhnliche Arthaus-SF über eine Liebe im Mondmeer Mare Tranquillitatis . Erreicht nicht ganz die reduziert-visuelle Wucht von “Bunker Palace Hôtel” , ist dafür aber etwas gefälliger und somit auch für SF-Fans diesseits des Kunstfilms einen Blick wert.

  • Infos beim Vertrieb
  • Zu haben als DVD

Ein kurzer deutscher und ein langer französischer Trailer:

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Bunker Palace Hôtel /bunker-palace-hotel-1989/ /bunker-palace-hotel-1989/#comments Sun, 28 Jul 2013 18:19:40 +0000 /?p=734 Maschinengewehrgeknatter und Kriegsgeräusche im Hintergrund. Holm (köstlich: Jean-Louis Trintignant), sichtlich ein mächtiger Mann in Führungsposition, packt im Büro seinen Koffer, hinterlässt eine Bombe, verlässt das Gebäude. Im Auto hört er die Explosion hinter sich. Ein Chauffeur bringt ihn fort, das Auto fährt dabei durch milchig-weißen Regen (Ansage des Säureanteils per Radio) und Industrieruinen.

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Holm hinterlässt im Auto eine Bombe, betritt ein Gebäude, hält inne. Das Auto hinter ihm explodiert. Er geht weiter. Gänge. Treppen. Flure. Irgendwann ein Zug. Die schwere Lokomotive wird von außen beschossen, bringt ihn aber unbeschadet zu einer bestimmten Position. Dort befördert ihn weitere Technik sicher in den Untergrund. bunkerpalacehotel_open300x300 Und als er schließlich am Ende seiner Reise ankommt, befindet er sich im “Bunker Palace Hôtel”.

Es ist ein bizarrer Schutzbunker, offenbar reserviert für den Führungskader einer Diktatur. Die Schönen und Reichen und Wichtigen sollen hier wohl unbeschadet überleben, während “draußen” die blutige Revolution ihre Opfer fordert, natürlich nur beim Fußvolk.

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Der Industrielle und Waffenverkäufer Holm ist nicht der einzige, der nun im Luxusbunker wohnt: Andere Gäste sind schon da, einige haben es möglicherweise nicht geschafft, vor allem der Führer wird noch vermisst.

bunker_palace_hotel_3clara_300x Die meisten Gäste kennen sich. Unbekannt ist ihnen nur die schöne Clara (nervtötend distanziert: Carole Bouquet), eine Agentin (für welche Seite?) die ganz eigene Pläne zu verfolgen scheint. Und während an der Erdoberfläche (nur hörbar) der Krieg weitergeht, nimmt man im Bunker Palace Hôtel bei Smalltalk kühle Drinks zu sich.

Doch das Personal, allesamt Roboter, zeigt zunehmend Ausfallerscheinungen und Fehlfunktionen, der Pool verdreckt, aus den Leitungen kommt bald kein sauberes Wasser mehr, die Heizung fällt aus und so steigt die Laune nicht gerade …

Man muss “Bunker Palace Hôtel” (1989) einfach selbst gesehen haben, denn Worte können nicht vermitteln, was einem hier serviert wird. Allerdings braucht man ordentlich Sitzfleisch. Was der bekannte Comic-Zeichner Enki Bilal hier vorlegt, ist Science-Fiction-Kunst – und hat so wunderbar rein gar nichts mit Hollywood zu tun. Das meiste bleibt rätselhaft, nichts wird erklärt. bunkerpalacehotel_sextoy300 Nur indirekt deuten sich Motive an: Eine Diktatur, vermutlich Ostblock, kriegsführend, korrupte, kaltherzige und sinnentleerte Funktionäre, eine verbotene Sprache, eine Widerstandsbewegung – und der Umstand, dass sich letztlich nichts ändert, egal, ob die Regierung wechselt … Zugleich ist die teils absurd, konfus oder sinnlos wirkende Handlung wegen überlanger, vager, teils grotesk platter Dialoge so action-frei und spannungslos, dass man wirklich Mühe hat, beim Zuschauen wach zu bleiben.

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Doch allein die Bauten, die Innenarchitektur, die – leider viel zu wenigen – Matte Paintings, der weiße Regen, die absurden Androiden und die überall fast greifbar rauhe Textur sind das Anschauen wert. Aber vor allem natürlich die eigenwillige Filmsprache, auf die man sich einlassen muss, sonst bleibt “Bunker Palace Hôtel” nicht viel mehr als ein Experimentalvideo.

bunker_palace_hotel_300x Ich liebe diesen Film irgendwie, obwohl ich dabei fast einschlafe. Ich empfehle “Bunker Palace Hôtel” daher ausdrücklich, auch wenn zugleich davor warne, sich zu viel zu erwarten. Dieser Ritt ist zäh. Bilals erster Film ist irgendwie mehr ein absurdes Sci-Fi-Theaterstück als ein SF-Movie. Doch zugleich ist es einer der unkonventionellsten SF-Filme, die man überhaupt sehen kann. Ich würde mir sehr wünschen, dass einige seiner filmsprachlichen Ideen auch im Mainstream ankommen würden – es müsste ja nicht in der hier vorliegenden, erschlagenden Kunsthaftigkeit sein. Etwas leichter zugänglich ist Bilals zweiter Film, Tykho Moon .

Fazit: Für Arthaus-Fans höchst sehenswerter, für SF-Fans aber möglicherweise etwas schwer verdaulicher Kunstfilm über die möglichen letzten Tage der jeweils mächtigen Gesellschaftsklasse. Ausdrückliche Empfehlung für alle, die das Ungewöhnliche, Symbolische und Absurde lieben und Spannung nicht vermissen. Warnung an alle, die mit sowas eher nichts anfangen können.

  • Infos beim Vertrieb .
  • Zu haben auf DVD . Bildqualität passabel, die Synchro ist teilweise fragwürdig, wenn nicht entstellend übersetzt und auch betont. Ich rate dringend, sich den Film ein zweites Mal mit O-Ton und Untertitel anzusehen.

Trailer gibts keinen, der folgende Clip gibt die Stimmung gut wieder:

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Dark Planet – Obitaemyy ostrov /dark-planet-obitaemyy-ostrov/ /dark-planet-obitaemyy-ostrov/#comments Tue, 17 Apr 2012 10:02:50 +0000 /?p=577 Dark Planet - die bewohnte Insel - Obitaemyy ostrov Der junge, ja, sehr junge Mak Sim hat keine Lust, etwas ernsthaftes tun und fühlt sich, sagt er seiner Mutter am Weltraumtelefon, keineswegs zu alt, um noch zu forschen – da schrammt er einen Asteroiden, verliert den Funkkontakt und stürzt auf den Planeten Saraksh ab. Sein Raumschiff explodiert, er selbst kann sich retten und findet sich in einer seltsamen Welt wieder: Hier glaubt man, auf der Innenseite einer Hohlkugel zu leben; die Bevölkerung hat sich in zwei Gruppen gespalten, die sich seit Jahren bekriegen und die eine dritte Gruppe, die seltsamen Degenerierten jagen.

Obitaemyy ostrov - Dark Planet: Prisoners of Power Mak Sim wird gefangen genommen und strandet auf einer der beiden Seiten. Sie wird von fünf rätselhaften Machthabern regiert, die sich gegenseitig nicht besonders leiden können und ständig nur an Intrigen stricken. Immerhin hatten sie Zeit, ein System totaler Unterdrückung zu errichten, das auf der Bestrahlung der Bevölkerung mit willenslähmenden Frequenzen beruht. Doch Massaraksch! fluchen sie, denn der Widerstand bekämpft die Sendeanlagen in einem blutigen Guerillakrieg.

Jung, blond und im wahrsten Sinne des Wortes blauäugig kann Mak Sim das natürlich nicht mit ansehen. Zumal er sich soeben in die schöne Rada verguckt hat, die Schwester des Soldaten, der ihn gefangen genommen hat. So macht er praktisch überall mal mit – bei der Polizei, beim Militär, beim Widerstand – um herauszubekommen, was man wie ändern müsste, damit sich auf dem Planeten Saraksh überhaupt mal was ändert. Wie passend, dass dort eine Prophezeiung vom Befreier aus fernen Welten kündet, was ihn natürlich ins Visier der Mächtigen rückt…

Dark Planet - die bewohnte Insel

Eine Arkadi-und-Boris-Strugazki-Buchverfilmung aus Russland? Seit “Wächter der Nacht” wissen wir ja, dass die Russen zwar hübsch bunte, aber ziemlich wirre Filme machen können. Und wenn das Ganze dann noch bei einem kleinen Label wie Capelight erscheint, dann erwartet man nichts Gutes. Jedenfalls nicht, dass “Die bewohnte Insel” hier wirklich werkgetreu verfilmt worden sein könnte.
Ist aber trotzdem so.
Dark Planet - Die bewohnte Insel - Obitaemyy ostrov Mehr noch: “Dark Planet”, so der hirnrissige deutschsprachige Titel, ist außerdem ein wirklich sehenswerter Film geworden. Ein gigantomanisches Epos, das einem (im zweiteiligen Extended Cut, der einzig sehenswerten Version) fast vier Stunden lang eine wunderliche und wunderschön gefilmte Szene nach der anderen um die Ohren haut und dabei trotzdem auch vor banalsten Stellen und trivialsten Hollywood-Anleihen nicht zurückschreckt. Der Rezensent meint das ganz ernst: Wer sich auf das Abenteuer eines “Abenteuerfilms auf fernen Planeten” einlässt, der wird angesichts des phänomenalen Aufwands, der hier getrieben wurde, durchgehend mit vor Staunen hängender Kinnlade vor diesem höchst unterhaltsamen Buntfilm sitzen, in dem es eine fiese Geheimpolizei, wahnsinnige Wissenschaftler, Monster und Mutanten, schöne Frauen und echte Freundschaft gibt.

Dark Planet - Die bewohnte Insel - Obitaemyy ostrov Einige werden ihn natürlich hassen. Denn dieser oft naive und gelegentlich in visuellen Klischees gefangene, angeblich bisher teuerste russische Film wäre für sich genommen nicht im geringsten klug, hätten das Buch nicht die Strugazkis geschrieben. Ich hingegen fand ihn trotzdem ganz, ganz großartig. Denn er ist immer unterhaltsam. Und dabei oft so liebenswert, dass man ihm seine kleinen Schwächen vergibt. Etwa, dass er gelegentlich eben doch ein bisschen wirr ist. Das liegt sicher auch daran, dass hier doch reichlich Stoff verarbeitet werden musste. Und so manchen Hintergrund des Gesehenen kann man sich erst nach einiger Zeit zusammenreinem – dafür wird einem dankenswerterweise nicht alle fünf Minuten erklärt, was man gerade gesehen hat.

Wer Reviews liest, wonach man den Film überhaupt nicht verstehen könne, liest Reviews der fast auf die Hälfte gekürzten Kinoversion – die kann nämlich niemand mehr verstehen (und man muss sich schon fragen, warum diese überhaupt herausgebracht wurde). Also bitte: nur den Extended Cut (Blu-ray, 3 Discs) nehmen oder besser verzichten!

Dark Planet - Die bewohnte Insel - Obitaemyy ostrov Viele Zuschauer bemängeln die Besetzung: Vor allem der muskulöse Schönling Vasiliy Stepanov fällt Fans der Maxim-Kammerer-Trilogie sicher nicht als erste Wahl für diese wichtige Figur der Strugazkis ein und hat der Sage nach den Regisseur in den Nervenzusammenbruch getrieben.

Andererseits verkörpert gerade er in meinen Augen auf wunderbare Weise den unschuldigen, naiven Forschergeist, der ohne Vorbehalte auf mögliche Feinde zugeht, der immer nur lachen, wissen und kennenlernen möchte. Ein gestrandeter Everybody’s Darling einer höherstehenden Zivilisation, der vom Drang beseelt ist, die schurkischen Regierenden abzusetzen und die Bewohner von Saraksh mit Frieden, Weisheit und Gerechtigkeit zu beglücken. Was natürlich erstens schwer ist und zweitens nicht klappt. Massaraksch!

Fazit: Buntes, etwas naives, vergleichsweise aufwändiges und sehr unterhaltsames Planeten-Abenteuer mit interessanter Message. Für Fans russischer SF ein Muss, für alle anderen mal einen Versuch wert! Aber Vorsicht: Unseren Sehgewohnheiten entspricht das ganze eben nicht immer…

Wichtig: Nur die Blu-ray “3-Disc Limited Jumbo Steelbook Edition” nehmen! Nur sie beinhaltet neben der überflüssigen, enttäuschenden internationalen Kinofassung (120 Min.) den Extended Cut in 2 Teilen (“Die bewohnte Insel” 120 min. und “Die bewohnte Insel: Rebellion” 107 min.) plus eine Bonus-Disc mit der Dokumentation “Dark Planet: Die bewohnte Insel – Ein Film über den Film”. Eine DVD mit dem Extended Cut gibt es derzeit nicht.

Was wir in diesem Film für’s Leben lernen:

  • Panzer sind oft aus Pappe.
  • Die Dinge sind nicht, was sie scheinen.
  • Du kannst problemlos als Fremder ohne Pass in einem totalitären Staat bei der Polizei was werden.
  • Wer die einen uns nicht kontrollieren, dann die anderen.

Infos: www.capelight.capevision.de

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Eyeborgs – Nichts ist, wie es scheint /eyeborgs-nichts-ist-wie-es-scheint-2009/ /eyeborgs-nichts-ist-wie-es-scheint-2009/#comments Mon, 24 Oct 2011 15:52:58 +0000 /?p=341 Die Story: Mit all unseren Überwachungskameras sind wir noch nicht zufrieden und fühlen uns noch nicht sicher genug vor den Bedrohungen durch Terroristen. Deswegen haben wir in Zukunft gleich zwei Erweiterungen eingeführt. Das O.D.I.N. (Optical Defense Intelligence Network) als Vernetzung aller vorhandenen Überwachungskameras mit automatisierten Auswertungssystemen. Und die Eyeborgs , mobile Überwachungskameras auf zwei oder mehr Beinen, die halbautonom agieren und überall für ODIN spitzeln. Was der Bürger nicht verhindern kann, weil es der “Freedom of Observation Act” inzwischen sogar verbietet, solche Kameras aus seiner Privatsphäre zu entfernen (schon heute darf man Kameras nicht “beleidigen”).

Eyeborgs: Freedom Of Observation

Eyeborgs: Freedom Of Observation

Vor diesem Hintergrund verfolgt DHS-Ermittler Reynolds (Serien-Highlander und B-Mime Adrian Paul) die Spur einer Verschwörung, die den Präsidenten der USA (inzwischen auf 76 Staaten angewachsen) per Attentat beseitigen will. Doch seltsam: Immer öfter scheint das, was laut Zeugen passiert ist, nicht mehr mit dem übereinzustimmen, was die überall herumkrabbelnden Kameras aufgezeichnet haben… haben die Terroristen das Überwachungsnetz manipuliert?

Nein, noch schlimmer. Denn die Grundidee von Eyeborgs ist so gut, dass sie ein größeres Budget verdient hätte. Leider lässt B-Regisseur Richard Clabaugh, der uns schon Stinker wie “Deep Core” eingebrockt hat, die interessante Fiktion eines Überwachungsstaates auf dem Höhepunkt ebenso fallen wie alle Thriller-Ansätze und setzt statt dessen nach einer knappen, aber wirklich ganz passablen Stunde Film auf ein zu lautes, zu dummes Ende mit blöden Ballereien gegen CGI-Riesenkamera-Robots, die nur selten echt aussehen. Man war wohl schlicht zu faul für ein gutes Drehbuch.

Trotzdem kann man sich den Schinken mal ansehen und wird zum Beispiel feststellen, dass Danny Trejo mehr kann, als er in “Machete” zeigen durfte. Eyeborg Denn obwohl “Eyeborgs” mit geschätzten 3,7 Mio. US$ (laut IMDB ) nur knapp über dem Budget typischer Direct-to-Video-Horrorfilme liegt, ist er nämlich nicht ganz so trashig, wie man auf den ersten Blick vermuten möchte. Es gibt sogar einige seltsam satirische Einlagen, etwa das Paar, das heimlich … in einem Autor auf einem abgelegenen Parkplatz … von einem Dealer … ganz gewöhnlichen Tabak (!) erwirbt und eine Zigarette raucht – und dafür von den Robots geschnetzelt wird. Noch Fiktion oder bald EU-Gesetz?

Fazit: Eyeborgs ist gewiss kein ernsthaftes Film-Essay über die Abschaffung der Bürgerrechte in Zeiten der Terror-Hysterie, aber ein prima SF-Quatsch für zwischendurch, der Zynikern und Verschwörungsparanoikern aus dem Herzen spricht.

Zu haben auf DVD und Blu-ray .
Infos auf www.eyeborgs.com

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