Ein seltsames Ei an Bord eines fremdes Raumschiffes? Quizfrage: Alles sprengen und abhauen? Oder das Ei mitnehmen zur Erde? Natürlich klemmen sie es sich unter den Arm (ja wirklich!) und reisen damit in die USA ein. Immerhin kommt das Ei nun in die Quarantäne eines Labors. Nützt aber nichts, denn als man es für einen Augenblick unbewacht lässt (man lässt diese Eier aus dem All ja immer für mindestens einen Moment ohne Aufsicht), schlüpft daraus ein kleines mechanisches Wesen, schraubt sich das umgebende Labor als Exoskelett an die eigene Mechanik und poltert Minuten später als zerstörerischer Metall-Koloss durch die NASA-Gänge.
Den ratternden Recycling-Robot kann man allerdings gerade noch aufhalten … Doch natürlich legen inzwischen Berechnungen nahe, dass das im Orbit gefundene Raumschiff vom Mond stammt. Nun liegt auf der Hand, was jeder von Routinemissionen gelangweilte Astronaut natürlich ganz genauso vorschlagen würde: Wir müssen zum Mond! Das tun sie denn auch, doch was sie dort finden, soll sich bitte jeder selbst ansehen.
Denn Moontrap – Gefangen in Raum und Zeit (1989) ist meiner Meinung nach eine der ganz, ganz großen Trash-Perlen, die man imho als SF-Fan gesehen haben muss . Ich selbst sah den Film damals, kurz nach dem Release in irgendeinem Kleinkino, danach war er jahrelang nicht auf DVD zu haben (kursierte allerdings als schäbige Raubkopie in VHS-Qualität) und ist jetzt endlich in einer sehenswerten Version auf Blu-ray und DVD erschienen.
Moontrap macht aus vielen Gründen Spaß. Zum einen ist da natürlich die Story, der es zwar stellenweise an Logik mangelt, die aber eine prima Mischung aus solider Near-Future-SF und weirder Sense-of-Wonder-Sci-Fi mit einem Schuss Buddy-Comedy zusammenpanscht. Die Hybrid-Robots, die sich aus Mensch- und Maschinen-Teilen gleichermaßen zusammen, liefern soliden Horror (und wurden dann später von „ Virus – Schiff ohne Wiederkehr (1999) “ abgekupfert). Und nicht zuletzt geben Koenig und Campbell ein ganz gutes Team ab. Hinzu kommen Szenen von einmaliger Absurdität (brutalstüberflüssige S ex-im-unpassenden-Moment -Szene).
Also Vorsicht: Richtig „gut“ ist Moontrap nicht. Der Film fühlt sich aus verschiedenen Gründen sogar ein bisschen misslungen an. Die Musik ist oft nervtötend, der stellenweise konsequent betriebene Realismus (Stille im Vakuum) stört hier irgendwie, das Timing ist nicht optimal und es gibt doch einige Längen und seltsam deplatzierte Stellen (etwa vor der Mission, der Abschied von der Familie). Trotzdem: Auf der Haben-Seite gibt’s auch viele beeindruckende Szenen sowie im Großen und Ganzen ein Weltraumabenteuer im besten Sinne, ganz ohne Laserschwerter. Einer meiner Lieblingsfilme.
Fazit: Sehenswertes, aber nicht ganz gelungenes Low-Budget-SF-Kleinod, dass man entweder sehr mag – oder halt nicht.
Von „Kultfilm“ kann eher nicht die Rede sein, aber je nach Geschmack kann man diesen Film durchaus sehr schätzen.
Es deutet sich an, dass mit
Moontrap: Target Earth
eine Fortsetzung (Start: 2015) gedreht wurde und schon in der Postproduktion ist (
Facebook
). Auch wieder ein B-Movie, und natürlich diesmal mit
sexy Schnitte
als Astronaut(in)…
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Die Brüder Josh und Mike machen einen Ausflug aufs Land, werden dort von ein paar Rowdys von der Straße gedrängt und landen im im Graben. Auf der Suche nach einer Werkstatt landen sie in einer öden Kleinstadt und stolpern vor deren einzigen Bar über eine entstellte Leiche. Als sie diese dem grummeligen Sheriff zeigen wollen, ist sie natürlich schon wieder verschwunden – und so heißt lautet dessen verstimmte Anweisung: Übernachtet hier, Jungs, aber repariert morgen eure Karre und haut ab aus meiner Stadt.
Doch im Gasthaus der höchst seltsamen Mrs. Mapes verschwindet über Nacht Joshs Bruder Mike. Und er ist nicht der einzige: Der ganze Ort und seine einsamen, nebelverhangenen Straßen erscheinen zunehmend menschenleer. Gottlob verguckt sich Josh in die schöne Lehrerin Holly. Zusammen gehen sie der grauenhaften Ursache auf den Grund, die natürlich, jeder Genrefan sieht das sofort, mit einem eingezäunten Fabrikgelände zu tun haben…
Wer eine Ein-Cent-DVD mit dem Titel “Mutant II” erwirbt, der erwartet gewiss nicht viel. Doch “Night Shadows” (1984) entpuppt sich überraschenderweise als ziemlich solider B-Film (nicht jedoch als Fortsetzung von “ Mutant – Das Grauen im All “). Das Movie bringt jenen herzlichen 80er-Jahre-Charme mit, wie ihn einfach nur die billigen SF-Horror-Filme jener Zeit hatten. Hinzu kommt ein stimmungsvoller Score von Richard Band.
Da verzeiht man gerne die reichlich unausgegorene Konzeption der Monster, die irgendwie Zombies sein sollen, irgendwie aber auch Vampire, oder Mutanten, die zudem besser geschminkt wurden als sie schauspielern können.
Sympathisch ist das Ensemble von Darstellern und Figuren, etwa der anfangs harte Sheriff mit dem Alkoholproblem, der das Problem nicht sehen will, der aber natürlich eigentlich ein goldenes Herz hat und am Ende gegen den Widerstand seiner Vorgesetzten doch eingreift. Die leicht vergilbte Landärztin, die brav die wissenschaftlichen Hintergründe erklärt. Der gelockte Held, der rasch seinen von den Monstren verspeisten Bruder vergisst, als er die kesse Blondine kennenlernt, wahrscheinlich, weil sie in der betreffenden Szene viel zu kurze Jeans-Hotpants anhat und ihr Haar lockig fallen lässt. (Ein Riesenspaß!) Hinzu kommen wirklich schön gemachte Szenen wie die Flucht aus einer von Zombie-Kindern belagerten Schul-Toilette oder die Angriffe der Zombies, die mit “glühenden” Händen durch Windschutzscheiben hindurchschmelzen. Hat was!
Fazit: Platter, aber solide gemachter Giftmüll-SF-B-Trash der besseren Art. Prima für nostalgische Fans von B-Filmen mit 80er-Jahre-Charme.
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Nur gut, dass die hübsche Clary gerade eben den hübschen Jace kennen gelernt hat. Denn der hat den Durchblick und verrät ihr, dass ihre Mutti eine “Schattenjägerin” war. Es bedarf da eigentlich keiner weiteren Erklärung: Es liegt ja wohl auf der Hand, dass es um den Kampf von Gut gegen Böse in einer Welt voller Dämonen, Werwölfe, Vampire und Zauberer geht … und wer die Schatten jagt, vertritt gewiss das Licht. Clary muss also Magie pauken und rasant in Moms Kitten-Heels-Fußstapfen treten, um das Ende von Irgendwas-Ganz-Schlimm-Magischem aufzuhalten…
Klingt ziemlich cheesy. Ist aber ziemlich gut. Ja, es ist eine weitere angesagte Coming-of-Ages-Geschichte. Ja, im angesagten Urban-Fantasy-Genre. Ja: In der sich Teenies in unglaublich hippen Kostümen (siehe Bild) gegenseitig anschmachten und allerlei knurrige Gestalten viel Mumbo-jambo veranstalten. Doch die Story ist so vielseitig, effektvoll und druckvoll umgesetzt, so reich an sympathischen Figuren, netten Details und durchaus selbstironischem Humor, dass man den “Chroniken der Unterwelt: City of Bones” (The Mortal Instruments: City of Bones, 2013) trotz reichlich Schmacht-Geschnulze einfach nicht böse sein kann.
Sie haben “Twilight” gehasst? Kann ich verstehen. Aber geben Sie den “Chroniken der Unterwelt” dennoch eine Chance! Wenn sich die auf gleichnamigen Fantasy-Büchern basierende Reihe steigern kann, könnte das mal ein Klassiker werden.
Fazit: “Chroniken der Unterwelt: City of Bones” erfindet das Rad nicht neu, bietet aber eine charmant naive und sehr unterhaltsame Mischung aus Fantasy, Action und Schnulz.
Zu haben auf DVD und Blu-ray .
Bilder: Constantin Film
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Da stürzt ein Raumschiff ab und Jack rettet daraus eine Frau (Olga Kurylenko), die er vorher schon in Träumen gesehen hat – trotz seiner „vorgeschriebenen Gedächtnislöschung“. Als er sie mit nach Hause nimmt, gibt das natürlich Unfrieden bei der Gemahlin (Andrea Riseborough), die seltsam eifersüchtig wird. Und auch Sally aus der Zentrale, stets nur als Videobild zu sehen, benimmt sich merkwürdig. Bald muss Jack feststellen, dass alles anders ist, als es den Anschein hatte…
… und als Zuschauer stellt man das auch fest, leider schon nach 1 Minute. Und das ist das Hauptproblem dieses Films: Es ist einfach schon durch die Inszenierung sofort absolut klar, dass hier irgendwas nicht mit rechten Dingen zugeht.
Das hätte trotzdem spannend sein können: Zuzusehen, wie sich die Indizien nach und nach häufen … doch der Film trägt von Anfang diesen bunten Warn-Aufkleber eines Verdachts in jedem Bild, etwa die sektenartige Nachfrage aus der Zentrale („Seid ihr noch ein gutes Team?“), die einfach jeder als klaren Wurm im Apfel empfinden muss, oder das seltsame Bemühen der Frau Gemahlin, ihren Gatten vom Denken abzuhalten.
„Oblivion“ (2013) ist ein typischer, moderner High-Budget-Science-Fiction-Film im typischen, modernen, farbentsättigten Look. Die visuelle Inszenierung, die Bauten und die Special Effects sind vom typischen Allerfeinsten und machen diesen 08/15-Film einfach großartig anzuschauen.
Wenn er nur ein bisschen weniger vorhersagbar wäre; man braucht ja nur zu “Morgan Freeman spielt mit” zu sagen, schon weiß man, dass er den Chef der Widerstandsbewegung spielen wird, der Jack die Welt erklärt. Das Drehbuch ist ja eigentlich wendungsreich und gar nicht schlecht (man darf nur nichts zu sehr hinterfragen und muss die Logikfehler ignorieren), doch praktisch alle Motive hat man schon andernorts gesehen: <SPOILER> versunkene Symbole der alten Welt; Suche nach alten Büchern; letzter Mensch in verlassenen Trümmerstädten; Rebellen, die keine sind; geklonte Hauptperson ohne Erinnerung; Rohstoffe raubende Aliens; eine Bombe ins Innere des Mutterschiffs bringen; der Sonnenbrillen tragende Erwecker des Schläfers; und und und. Naja: die Mischung machts.
Fazit: Visuell überzeugendes, inhaltlich aber zu vorhersehbares und zuweilen auch etwas seelenloses Sci-Fi-Konsumprodukt. Nicht schlecht, aber das Zeug zum Klassiker fehlt einfach. Angesichts der gebotenen Opulenz eigentlich schade.
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“Riddick – Chroniken eines Kriegers” (2004) ist einer dieser Filme, die zeigen, dass mehr Budget nicht automatisch zu einem besseren Film führt. David Twohy, der mit “ Pitch Black ” trotz aller Schwächen eine wirklich sehenswerte SF-Überraschung abgeliefert hatte, konnte bei “Riddick” endlich aus dem Vollen schöpfen und hatte sichtlich Großes im Sinn – herausgekommen ist aber nur ganz, ganz großer, sinnloser Stuss. Die Zahl der Idiotien in diesem Film ist Legion: Es gibt praktisch keine Szene, in der man sich nicht ans Hirn langen möchte. Neben der dürftigen, wirren, hin und her springenden Geschichte, die viele interessante Ideen nur andeutet, ohne sie auszuarbeiten, fallen auch die Darsteller auf, die durch die Bank in den lächerlichsten Kostümen seit “Masters of the Universe” das Stilmittel “Overacting” übertreiben. Das Ergebnis ist bunter Action-Kitsch as Kitsch can.
Und doch komme ich nicht umhin, und sei es in Ermangelung anderer, besser Filme, in “Riddick” nach dem wiederholten Betrachten ein ganz großes Weltraumabenteuer zu sehen. Es schert sich eben nicht um Logik, Hauptsache, die Action sieht gut aus. Dafür sorgt unter anderem ein CGI-Bombast, der lieber noch eine Schicht Effekte oben drüber kleistert, statt über sie nachzudenken. Und am Ende ist das ganze Weltraumgarn doch irgendwie so unterhaltsam, dass man diesem Trashfilm einfach nicht böse sein kann. So sieht “Space Opera” eben aus, wenn man sie verfilmt.
“Riddick” ist einfach ein epochal überfinanziertes, spitzenmäßiges B-Movie – ein mit zu vielen Zutaten viel zu dick belegter Cheeseburger, den man sich mit Wonne reinstopft, auch wenn man weiß, dass es sich um Tiefkühlware aus der Mikrowelle handelt.
Fazit: “Riddick – Chroniken eines Kriegers” ist ebenso oft cool wie doof und eher Weltraum-Fantasy als Science-Fiction. Als edles Trash-Spektakel genossen ist er eines der besten B-Abenteuer im Weltraum, die man sehen kann. Fans von Action und Radau können ohne Bedenken zugreifen, SF-Puristen und Lem/2001-Anbeter halten lieber Abstand.
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Die Story: Ein Transportschiff donnert durchs All, die Passagiere im Tiefschlaf. Leider kreuzt es die Trümmerspur eines Kometen, wird zersiebt, so manches geht kaputt, auch der Captain. Pilotin Fry (Radha Mitchell) hat plötzlich alle Hände voll zu tun und muss auf M6-117 notlanden, dem Mond eines entlegenen Planeten. Bloß gut, dass es dort Luft gibt. Die Passagiere, darunter einer muslimischer Prediger, seine drei Schüler, ein egoistischer Antiquitätenhändler etc. sind nur in Grenzen begeistert. Zu den Überlebenden des Absturzes gehört unter anderem der (angeblich) extrem gefährliche Killer Riddick (Vin Diesel). Der sollte eigentlich in ein Gefängnis überführt werden, von einem (angeblichen) Polizisten, der sich am Ende als drogensüchtiger Kopfgeldjäger entpuppt.
Der Planet ist heiß, drei Sonnen sorgen scheinbar dafür, dass es immer taghell ist. Bei ihrer Suche nach Wasser finden die Gestrandeten dem Planeten eine verlassene Forschungsstation, aber keine Bewohner (bis auf einen, den sie aber versehentlich erschießen). Was ist hier passiert? Riddick ahnt es bereits, ehe sie es herauskriegen: Regelmäßig (zum Beispiel ausgerechnet jetzt ) sorgt eine Konstellation für eine Sonnenfinsternis auf diesem Mond. Und wenn diese seltene Nacht anbricht, dann kommen die gar hungrigen Ureinwohner des Planeten aus ihren Löchern geflogen. Die Überlebenden haben nur eine Chance: sie müssen dem sinistren Riddick vertrauen, denn der hat als einziger die Muskeln, um die Raumschiff-Batterien (Stück 35 Kilo) von A nach B zu schleppen – mitten durch die Nacht, durch die nun auf Nahrungssuche die Raptoren-Fledermäuse flattern…
Man könnte sehr viel gegen “Pitch Black – Planet der Finsternis” (2000) sagen . Die unendlich vielen Klischees. Das reichliche Testosteron. Die Plotlöcher ohne Ende (etwa der eine Überlebende, der wohl 22 Jahre blutverschmiert auf Hilfe gewartet hat). Oder wie das dürftige Drehbuch Purzelbäume schlägt, um irgendwie zu behaupten, dass der freundliche Riddick *eigentlich* ein total fieser Killer wäre , wenn er nicht so ein weiches Herz hätte (natürlich nur für Leute, die es verdienen, weil sie entweder auch fies sind, oder jung, oder heilig, oder alles zusammen). Plus die vielen Drehbuchidiotien, die sich im völlig unlogischen Verhalten der Personen niederschlagen, die bis kurz vor den Sonnenuntergang warten, ehe sie die einzigen noch funktionierenden Jeep besteigen wollen, der dummerweise solarbetrieben ist (etc.pepe). Ganz abgesehen von der eigentlichen Finsternis, die sicher in ein bis zwei Stunden über die Bühne gehen könnte, hier aber wohl Wochen dauert, den sonst könnte man sich ja einfach in einen Container begeben und abwarten.
Aber all das macht rein gar nichts. Denn “Pitch Black – Planet der Finsternis” macht auch beim zehnten Mal angucken einfach Spaß. Die Inszenierung rockt ab der ersten Minute. Die Stimmung ist stets absolut gelungen. Die visuelle Gestaltung mit den drei Sonnen und den sich daraus ergebenden Färbungen ist großartig. Die Monster sind schrecklich, wenn auch begrenzt clever. Die Darsteller sind durch die Bank gut. Und auf die Idee, auch mal einen Muslimen einzubauen, ihn aber weder zum Täter noch zum Opfer zu machen, kommt auch nicht jeder (auch wenn die Figuren kaum Gelegenheit haben, einen eigenen Charakter zu entwickeln). Ein plattes, geistarmes B-Movie also, ja, aber ein höchst unterhaltsames!
Fazit: Sehenswerter und erstaunlich eigenwilliger Creature-Weltraum-Film, der visuell
zu überzeugen weiß
und mit ungewöhnlichen Figuren
seine Dreifach-Sternsystem-großen Drehbuchlöcher kaschieren kann.
So lange keiner was besseres dreht, heißt es:
Anschauen!
Wurde 2004 “fortgesetzt” als “
Riddick – Chroniken eines Kriegers
“.
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Irgendwann in naher Zukunft: Die Menschheit wollte das Problem der globalen Erwärmung in den Griff kriegen: mit gigantischen Kühlsystemen. Hat funktioniert – nur leider erlebt die Menschheit jetzt eine zweite Eiszeit, die meisten Menschen sind mangels Landwirtschaft und Nahrung schnell gestorben. Die Überlebenden haben sich in unterirdische Kolonien zurückgezogen. Der Film beginnt eine Generation nach der Eis-Apokalypse – und es geht sichtlich schon ums nackte Überleben. So müssen zum Beispiel die Grippekranken die Kolonie verlassen, weil keine Medikamente mehr vorhanden sind und die Epidemien immer wieder die Bevölkerung dezimieren – nur wenige Hunderte leben noch.
Eines Tages verliert eine dieser Untergrundstädte den Kontakt zur Nachbarkolonie. Soll man es ignorieren und sich lieber um sein eigenes Überleben kümmern? Oder mal vorbeischauen und fragen, ob jemand Hilfe braucht? Bürgermeister Briggs (Laurence Fishburne) entscheidet sich für letzteres, packt zwei Junioren als Begleiter ein und macht sich auf den langen, beschwerlichen Weg zur Nachbarkolonie. Dort angekommen, müssen sie feststellen, dass die Hälfte der Bewohner abgeschlachtet wurde – von der anderen Hälfte, die sich in Kannibalen verwandelt hat und nun sabbernd die Zähne feilt.
Die ersten 45 Minuten von “The Colony – Hell Freezes Over” entwickeln sich sehr gut. Die Schauspieler sind solide, die Story beginnt interessant, konfliktreich und glaubwürdig. Ein astreines postapokalyptisches Szenario, das bei den Außenaufnahmen mit visuellen Effekten fast erster Sahne punktet und bei den Innenräumen durch gute Beleuchtung Stimmung schafft.
Leider kippt das Ganze dann ins Lächerliche, weil einfach nicht klar ist, warum sich ein Teil der Kolonisten innerhalb weniger Wochen in irre Menschenfresser verwandelt haben soll, mit denen keine Kommunikation mehr möglich ist – die zwischen den Zeilen gelieferte Begründung, der Hunger würde uns eben zu Tieren werden lassen, reicht einfach nicht, weil das ganze Drumherum für Sci-Fi-Endzeitfilm-Verhältnisse sehr realistisch aufgebaut ist.
So bleibt am Ende ein postapokalyptischer Reißer, der stark anfängt, und den man sich dann halt trotzdem noch zu Ende anschaut, obwohl er stark nachlässt und spätestens dann, wenn der nur schwer tötbare Kannibalen-Anführer im (natürlich schwarzen) Klischee-Lederwams mit Uniform-Stehkragen auftaucht und immer wieder seine gefeilten Zähne fletscht. Und das ist schade, denn man hat am Ende das Gefühl, die Hälfte eines potentiell guten Filmes gesehen zu haben, der wahrscheinlich von “Da müssen noch so Zombie-Kannibalen rein, sonst kauft das keiner!”-Produzentenforderungen verdorben wurde.
Fazit: Fängt visuell als prima düsterer Endzeitfilm an, kippt leider nach der Hälfte in unausgegorene Messerstechereien mit fauchenden Kannibalen. Sauber produziert , deutlich über TV- oder Direct-2-Video-Niveau, dennoch schrottig zusammengeklaut – bei “Pandorum” und “Ghosts of Mars”. Puristische SF-Fans können sich diesen B-Film meiner Meinung nach schenken, Endzeitfans kriegen immerhin den üblichen Schund serviert, Horrorfans spritzt in der zweiten Hälfte reichlich roter Saft um die Ohren. Enttäuschend.
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