Science Fiction Film Review » komödiantisch ... aus einer anderen Welt: SciFi-Filme, Space-Schrott & Blobs Sun, 01 Dec 2013 11:36:13 +0000 en-US hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.7.1 John Dies at the End /john-dies-end-2012/ /john-dies-end-2012/#comments Sun, 17 Nov 2013 05:15:15 +0000 /?p=968 johndiesattheend1 Die beiden Verlierer Dave (Chase Williamson) und John (Rob Mayes) ziehen sich teils freiwillig, teils unfreiwillig eine neue Superdroge namens Sojasauce rein. Das ermöglicht es ihnen nicht nur, praktisch alles zu wissen und Dinge zu sehen, die wir Nüchternen nicht sehen können (Ungeheuer aus und Türen in andere Welten …) , sondern bringt sie auch in Konflikt mit allerlei Aliens, Monstren und Untoten und verschlägt sie in diverse Paralleluniversen und/oder Dimensionen und/oder frühere oder spätere Zeitpunkte. Natürlich wartet dort auch ein Monster namens Korrok , das aufgehalten werden muss…

“John Dies at the End” (2012) ist ein klassischer “Wurde auf x. Fantasy-Filmfestivals ausgezeichnet” -Beitrag. Es wird viel gewitzelt und reichlich übertrieben gesplattert. Absurde Szene reiht sich an absurde Szene: Schon zu Beginn setzt sich ein johndiesattheend_wurstmonster1 Wurstmonster aus den Fleischresten einer Tiefkühltruhe selbst zusammen und wird dann, als es die beiden nicht besonders hellen Helden platt machen will, weil es sie für seine Erzfeinde hält, auf diesen Fehler hingewiesen; man gibt ihm dann ein Handy, um sich die Wahrheit anzuhören – vom TV-Lebensberater-Guro Dr. Albert Marconi dargebracht; woraufhin es spektakulär ablebt und dann auch nicht wieder vorkommt.

So oder so ähnlich geht das die ganze Zeit, leider ohne einen roten Faden. Das Ergebnis ist stellenweise witzig, oft absurd und bizarr, gelegentlich auch langweilig. und am Ende fragt man sich, was man eigentlich gesehen hat. Regisseur Don Coscarelli, dem wir die – meines Erachtens viel besseren – Filme “Phantasm” (1979, drei Fortsetzungen) und “Bubba Ho-tep” (2002) verdanken, verzichtet auf jede Kohärenz: das gibt “John Dies at the End” einen rauen Charme, ja; aber es nervt irgendwann auch. Die solide Darstellerriege und viele wilde Ideen reißen es halb raus.

Fazit: Stellenweise ganz witziger Trip. Doch die Aneinanderreihung von Splatter-, Komödien- und Phantastik-Szenen zündet insgesamt nicht wirklich. Überhyped, aber schon auch nett.

  • Zu haben auf DVD , Blu-ray und DVD+Blu-Ray-Kombi .
  • Autor David Wong ließ seinem Überraschungs-Underground-Buch-Hit John Dies at the End inzwischen die Fortsetzung This Book Is Full of Spiders: Seriously, Dude, Don’t Touch It folgen…
  • Offizielle Website: johndies.com

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Kamikaze 1989 /kamikaze-1989-krysmopompas-1982/ /kamikaze-1989-krysmopompas-1982/#comments Fri, 15 Nov 2013 13:15:04 +0000 /?p=934 kamikaze-1989_004 In naher Zukunft: Deutschland ist die reichste Nation der Erde. Alle technischen Probleme wurden gelöst, es gibt weder Umweltverschmutzung noch andere Probleme. Zwar ist Alkohol verboten, doch Drogen sind erlaubt, zudem gibt es reichlich Fernsehshows zur Bedröhnung, unter anderem der monatliche Lachwettbewerb mit 99% Einschaltquote. Der wird vom größten, wenn nicht einzigen Konzern Deutschlands veranstaltet, der auch sonst alle Medien steuert.

kamikaze-1989_094 Eines Tages erhält die Konzernspitze eine Bombendrohung. Polizeileutnant Jansen (Rainer Werner Fassbinder), 100% Aufklärungsquote, heimlicher Alkoholiker, unangenehmer Zeitgenosse, brutaler Zyniker, weder Mitläufer noch Widerständler, soll herausfinden, was dahinter steckt. Die (reichlich verworrenen) Spuren führen ihn in den 31. Stock des Konzernhochhauses, doch dieses hat nur 30 Stockwerke. Zunehmend sind Konzern- und Polizeichefs von seinen Ermittlungen genervt und wenden sich gegen ihn. Und dann ist da noch der geheimnisvolle Staatsfeind Krysmopompas

kamikaze-1989_033 Diese schwer genießbare Perle aus deutschen Landen darf man sich nur zu Gemüte führen, wenn man sich wirklich aufrichtig für abseitige Filme und bizarre SF-Szenarien interessiert. „Kamikaze 1989“ (Deutschland, 1982) ist nämlich als Science-Fiction-Film eher mäßig, trotz reichlich Zukunfts-Firlefanz. Auch wer sich eine Art „Welt am Draht“ erhofft, wird enttäuscht: Auf dem Regiestuhl saß hier Wolf Gremm, nicht Fassbinder, und als Darsteller torkelt letzterer sichtlich dem Ende seiner multiplen Drogenabhängigkeit entgegen.

kamikaze-1989_090 Doch das kann in seinem Fall immer noch ein ganz großes Vergnügen sein: Wie er als „Jansen“ im Leopardenfell-Anzug (samt mit Leopardenfell bezogenem Revolver und Leopardenfell-Armaturen im Auto) mit versoffenem Gesicht durch diese grelle, absurde Zukunftssatire stampft, das ist einfach grandios. Der Sage nach hat sich Fassbinder übrigens in diesem Anzug beerdigen lassen.

kamikaze-1989_039 Ich gebe zu: ich liebe „Kamikaze 1989“, trotz des nervtötend lieblosen Edgar-Froese-Gedudels im Soundtrack. Ich hatte den Film vor Jahren mal auf einem portablen Casio-Minifernseher gesehen und war fasziniert, auch das erneute Ansehen habe ich sehr genossen. Brigitte Mira in einem Sci-Fi sieht man ja auch nicht oft. Und Franco Nero. Gerade weil das Alles einerseits furchtbar trashig ist, sich andererseits durchaus bemüht, ein Action-Krimi zu sein – sogar mit einer für damalige deutsche Verhältnisse gewiss erstaunlichen Autojagd. Und doch den Charme einer unerhört skurrilen Zukunftsvision entwickelt.

kamikaze-1989_098 Vieles der arg überzeichneten Zukunft wurde vielleicht nicht wahr, wäre aber noch immer vorstellbar: Der OK-„Daumen“ der Polizei; das Verbot von Alkohol und selbst gezüchtetem Gemüse; der Neusprech des „unerwarteten Todes“; die Monopolisierung der Wirtschaft samt Gleichschaltung der Medien in fast 50 TV-Kanälen; die allgegenwärtige “wearable” Kamera (hier: am Ring) als Vorwegnahme der Google Glasses…
Okay, so manches wurde wohl tatsächlich wahr.
Es ist in jedem Fall bedauerlich, dass Fassbinder starb, denn weitere Jansen-SF-Krimis hätte zumindest ich gerne gesehen.

kamikaze-1989 Fazit: Wunderbar trashig-bunte, absurd-schrille Dystopie. Geheimtipp für Fans des Abseitigen. Eigentlich ein Must-see, aber gewiss nicht für jeden Geschmack geeignet.

  • Zu haben als DVD . Die Bildqualität ist noch erträglich. Das Bonusfeature dreht sich um die letzte Tage von Fassbinder – eher was für RWF-Fans.
  • Nach dem Buch Mord im 31. Stock des “Kommissar Beck”-Autors Per Wahlöö. Der Film hält sich teilweise inhaltlich erstaunlich eng an die Vorlage, dichtet aber manches hinzu. Das Buch (von 1964!) kann man noch heute lesen, und als Abrechnung mit einem meinungslosen, gleichgeschalteten Medienapparat, der sich vor allem mit Stars & bunten Bildern beschäftigt, sind die Schilderungen seiner knappen Prosa noch heute prophetisch. (Als Krimi taugt das Buch nicht viel.)

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Judge Dredd /judge-dredd/ /judge-dredd/#comments Sun, 01 Jan 2012 16:55:50 +0000 /?p=484 Als ich damals aus dem Kino kam, dachte ich, ich hätte einen ziemlich dümmlichen Film in schlecht kopierten Blade-Runner-Kulissen gesehen. Heute denke ich, ich hatte damals recht. Trotzdem macht “Judge Dredd” auch nach 17 Jahren irgendwie noch Spaß.

Judge Dredd: Sylvester Stallone Die Story: In einer nicht allzu fernen Zukunft sind die “Judges” Polizisten, Staatsanwälte und Richter in einem. Trotzdem kriegen sie in der 65 Millionen Einwohner zählenden “Mega City 1″ nichts mehr auf die Reihe. Während die einen versuchen, die Probleme mit Verstand zu lösen, will Jurgen Prochnow hart durchgreifen. Weil ihm dabei Ober-Judge Max von Sydow im Weg steht, intrigiert er den trickreich aus dem Weg – und bei der Gelegenheit auch seinen Schützling, den allseits gefürchteten Judge Dredd (Sylvester Stallone). Doch wer für die gute Sache mit dem Bösen paktiert, darf sich nicht wundern, wenn er plötzlich einen Dolch im Rücken spürt …

Judge Dredd (1995) Judge Dredd bietet (fast) alles, was das hirnlose SF-Herz begehrt. Harte Männer und schöne Frauen (Diane Lane in engen Kostümen), zwischen denen es nie funkt. Finstre Schurken mit bösen Mega-Kampfrobotern. Outback-Hillbilly-Mutant-Kannibalen (ja, man fragt sich, wie die in den Film kommen). Dazu wilde Schießereien und wüste Verfolgungsjagden. Und ein nervig dauerwitzelnder Sidekick, der uns regelmäßig daran erinnert, diese ganze Show bloß nicht ernst zu nehmen – wozu angesichts schwuchteliger Hodenbetoner-Kostüme von Versace, reichlich käsig geratenen Luft-Motorrädern oder Mega-City-großen Plotholes ohnehin selten Anlass besteht.

Der ganze Schmarren poltert vor allem laut und sinnlos über den Screen und wirkt dank im Dutzend verschenkter Drehbuch-Themen (Bruderzwist, Gewaltentrennung, Klonierung, Urbanität) und seiner Plastik-Kostüme in Plastik-Kulissen wie ein aus den 80ern übrig gebliebener Sci-Fi-Burger, dessen Mayonnaise am Rand der gilbenden Blätter schon etwas glasig wird.

Judge Dredd unter Kannibalen

Egal: Damals, 1995, war “Judge Dredd” richtig schlimm, weil man sich nach den 80ern endlich bessere SF-Filme erhoffte. Heute geht der Popcorn-Streifen völlig in Ordnung, weil man von damaligen Filmen eben nichts anderes erwartet als bunten Big-Budget-Trash. Und den kriegt man hier, auf Blu-ray übrigens in Top-Qualität.

Fazit: 100% Klischeeerfüllung für Fans actionreicher No-Brainer, voller herrlich doofer Oneliner und sinnloser Knallbumm-Action. Also nicht so verheerend, wie die Kritik damals sagte. Aber für echten Kult auch heute noch zu mittelmäßig und routiniert zusammengeklaut.

Die Neuverfilmung “ Dredd ” von 2012 aus UK geriet weniger schrott-spaßig und dafür total realistisch-ernst – siehe Dredd-Besprechung…

Info:

  • Judge Dredd auf Blu-ray (lohnt wegen der hervorragenden Bild- und Tonqualität; das Making-Of und das Promo-Featurette sind eher schwache Scherze)
  • Judge Dredd auf DVD
  • die Comic-Vorlage ist härter, konsequenter, hat schwärzeren Humor und ist auch sonst besser: Judge Dredd: Case Files 01

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Thor /thor-2011/ /thor-2011/#comments Tue, 01 Nov 2011 05:29:05 +0000 /?p=352 Als Erstgeborenem steht Thor, anders als seinem Bruder Loki, die Thronfolge zu. Doch Papa Odin zweifelt an seiner Weisheit … zu Recht. Denn als ein alter Konflikt mit den Eisriesen wieder aufbricht, greift der ungeduldige Thor (herrlich: Chris “Captain Kirk” Hemsworth) gegen den ausdrücklichen Wunsch seines Vaters Odin kräftig durch – und baut ziemlichen Mist.

Thor und Odin

Odin ist entsprechend erzürnt, beraubt Thor seiner göttlichen Macht, schmeißt ihn aus Asgard raus und verbannt ihn nach Midgard – bei uns Sterblichen besser bekannt als „die Erde“. Danach fällt er bekümmert in den Odinsschlaf – und macht so den Thron frei für Loki, der all das natürlich geschickt eingefädelt hat.

Thor

Thor

In New Mexiko gestrandet hat Thor erst mal schlechte Laune, weil ihn in der Klapse niemand ihn so recht als Gottheit anerkennen will. Doch die Laune bessert sich, als er nach einem kräftigen Frühstück seinen magischen Hammer Mjölnir wiederfindet, den Odin ihm (praktischer)weise hinterher geschmissen hat.

Doch ganz so einfach ist es nicht: Denn Odin flüsterte dem Hammer ein, nur dem die Macht Thors zurückzugeben, der sich seiner würdig erweist – und der einst mächtige Thor ist offenbar noch nicht soweit. Bedauerlich und auch etwas problematisch, weil doch just in diesem Augenblick Thors intriganter Bruder Loki auftaucht, um Thors eventuelle Rückkehr nach Asgard wirkungsvoll zu verhindern…

Loki

Loki

Ja, “Thor” ist ein bisschen zu glatt und zu platt geraten, aber auch spaßig: Regisseur Kenneth Branagh sorgte dank Theatererfahrung dafür, dass “Thor” nicht zu Noch-’n-Superhelden-Film verkam. Statt dessen inszenierte er den Stoff als klassischen Götterdrama-Buntfilm in der Tradition der besten Sandalen-Schinken.

Dank reichlich Rumms, ansehnlichen Effekten, vielen gut gelaunten Darstellern, einem klugen und dennoch geradlinigen Drehbuch mit humorvollen Szenen zergeht “Thor” jedem Fan von Action-Fantasy auf der Zunge, und auch Sci-Fi-Fans kommen auf ihre Kosten, denn bekanntlich ist jede hinreichend entwickelte Technik von Magie nicht zu unterscheiden…

Fazit: 100% unterhaltsames Popcorn-Bombastkino vom Allerfeinsten.

Die Blu-ray ist der DVD in jedem Fall vorzuziehen. Selbst die entfallenen Szenen der Extras sind sehenswert und hätten dem Film nicht geschadet. thor.marvel.com

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Special: Richard Kelly /richard-kelly-donnie-darko-southland-tales-the-box/ /richard-kelly-donnie-darko-southland-tales-the-box/#comments Mon, 22 Feb 2010 17:40:24 +0000 /?p=5 Ein Mann im Anzug klingelt an der Tür und überreicht Ihnen eine Schachtel mit Knopf. Wenn Sie den drücken, stirbt irgendjemand – Sie dagegen erhalten eine Million Dollar. Sie haben 24 Stunden Zeit. Was tun?

So beginnt der Film “The Box” von Richard Kelly. “Wie war er?”, wollte der Videothekar wissen. “Besser als Southland Tales, schlechter als Donnie Darko”, gab ich mit der DVD zurück. “Ach, der ist von dem?”, fragte er, als ich meine 1,50 Euro über die Ladentheke schob (die heute vielen Raubkopierern als zuviel für einen Film erscheinen, weshalb der Videothekar seinen Laden wohl nicht mehr lange haben wird). “Ja, von dem.” Denn wäre der Streifen nicht von Richard Kelly, würde er wohl irgendwo besprechungslos im Wühltisch enden, eine DVD-Kuriosität wie “Nuit Noir”.

Inzwischen Kult: der seltsame Horror-Hase

Aber von vorne: Donnie Darko , Kellys erste Langfilm-Regiearbeit aus dem Jahr 2001, wurde zwar kein Kinohit, erspielte sich jedoch via Mundpropaganda eine breite Fanbasis. Es ist schwer zu sagen, worum es bei “Donny Darko” in Wirklichkeit geht. Man muß diesen merkwürdig anrührenden Zeitreise-Pubertäts-Paralleluniversum-Film einfach gesehen haben; wie er liebevoll auf verschlungenen Pfaden zahlreiche Details miteinander verknüpft und unser Gehirn in halluzinative Fallen tappen läßt, jagt einem immer wieder wohlige Schauer über den Rücken.

Nach diesem Film war klar: Richard Kelly ist der neue David Lynch for the Masses. Hier ist einer, für den werden wir sogar wieder ins Kino gehen, der wird uns noch ganz große Filme liefern! Hat er auch.

Sehenswert: The Rock als Action-Vollpfosten

In Southland Tales (2006) wurde alles eine Nummer größer. Nämlich viel zu groß. Nach Terroranschlägen hat sich das postapokalyptische Amerika in einen Überwachungsstaat verwandelt, an dessen Spitze das Unternehmen USIDent steht. Weil das Öl knapp wird, muß ein neuer Treibstoff her – “Fluid Karma”, gewonnen aus einer neuentdeckten Quelle, die den Globus unterirdisch wie eine Schlange umwindet. Das Anzapfen ändert jedoch die Rotation unseres Planeten, öffnet ein Raumzeit-Loch und bringt prompt die üblichen Weltvernichtungsprobleme mit sich. Klingt soweit ganz plausibel, nur sehen Sie von alledem im Film nichts. Würde man das, was Sie stattdessen sehen, kurz notieren, hätte man eine unvollständige Drehbuchsammlung aus drei Dutzend Serien unterschiedlicher Genres vor sich liegen; darunter unentschlossene Komödien, böse Polit-Dokus und natürlich jede Menge Sci-Fi-Mystery-Zeugs plus News-Clips und Jesus-TV.

Man kommt in “Southland Tales”, der es hierzulande ebenfalls nicht in die Kinos schaffte, im besten Falle aus dem Staunen nicht heraus – im schlimmsten Falle gähnt man ob des unermüdlichen Ansturms immer neuer Bilder, Ideen, grotesker Einfälle und kryptischer Story-Möbiusschleifen. Es drängt sich der Verdacht auf, man starre entweder ein Meisterwerk an, das man nicht versteht (zum Beispiel weil man das Comic-Prequel nicht kennt), oder es handle sich einfach um eine mißlungene Klamotte.

Wer den Film auf DVD tatsächlich durchgehalten hat, dem war jedenfalls klar: Jetzt ist er völlig abgehoben, der Richard. Man kann “Southland Tales” wegen seiner wilden Ambition nicht wirklich schlecht finden, mag ihn irgendwie aber auch niemandem so recht empfehlen.

Ja, äh, was zur Hölle passiert hier?

Nun also: The Box . Die Familie Lewis hat Probleme. Arthur Lewis, Optik-Experte bei der NASA-Mars-Mission Viking, ist beim Psychotest für die Astronauten durchgefallen. Seine Frau Norma Lewis erfährt zur gleichen Zeit, daß die Schulgebühren für den Sohn angehoben wurden. Da wird Papa wohl die Corvette verscherbeln müssen. Kurz: Man hat kleine Geldnöte (genaugenommen wirklich sehr kleine, verglichen etwa mit denen des Ehepaars Lutz aus “The Amityville Horror”).

Eines Morgens liegt plötzlich eine hölzerne Schatulle auf der Treppe. Tags darauf klingelt ein gut gekleideter Mann mit Gesichtsnarbe an der Tür, stellt sich als Arlington Stewart vor und übergibt Norma den Schlüssel zum Knopf auf der Box. Die Bedienungsanleitung: Wenn sie den Knopf drückt, stirbt irgendwo jemand, den sie nicht kennt – sie geht straffrei aus, und als Belohnung gibt es eine Million Dollar obendrauf, steuerfrei. Norma hat aber nur 24 Stunden Bedenkzeit, dann endet das Angebot. Und sie darf klarerweise mit niemandem darüber reden. Abgang Mr. Mysterious.

Was tun: Drücken oder nicht? Also wirklich, eine Gesellschaft, in der ein solches Drehbuch eine Chance hat, sollte dringend in den Spiegel schauen; denn die Antwort kann doch bitteschön auf jeden Fall nur “Nein” lauten. Norma drückt natürlich trotzdem – und schon bereuen es Beide. Sie wollen wissen, wer jener seltsame Mann ist, der ihnen wie versprochen den Koffer mit der Million vorbei bringt. Der Gentleman rät dringend davon ab, ihm nachzuschnüffeln – und bald zeigt sich, daß man besser auf ihn hören sollte. Ehedem normale Mitbürger reden plötzlich in kryptischen Sätzen, geben dem reumütigen Paar in der einen Minute seltsame Ratschläge, und brechen in der anderen blutend zusammen. Der Geheimdienst hat wohl auch seine Finger im Spiel; doch warum wird nichts gegen den von einem angeblichen Blitzschlag entstellten Mann unternommen, der offenbar an alle Ehepaare im NASA-Umfeld seine Knopf-Schachteln verteilt?

Fast neunzig Minuten lang entwickelt “The Box” einen unglaublichen Sog auf Donnie-Darko-Niveau und fesselt den Zuschauer mit einer ruhigen Steigerung rätselhafter Ereignisse. Bis in Minute 1:15 – leider – die große Erklärung folgt. Der Rest wirkt aber wohl nur deswegen so enttäuschend, weil der Teil zuvor so brillant ist. Was am Ende des Tages vom Film übrig bleibt, ist eine knapp zweistündige Episode zwischen Akte X und Fringe, die reichlich Verschwörung und Science-Fiction mit einem Hauch Moralphilosophie verquirlt.

Ein Cocktail, den man durchaus genießen kann, wenn man sich von Erwartungen freimacht. Denn daß Kelly hier die Story eines anderen verfilmen mußte (“Button Button”, von I-am-Legend- und Shrinking-Man-Autor Richard Matheson), gibt dem Ganzen etwas erholsam Mainstreamiges. Es geht letztlich ja gar nicht darum, ob der Knopf wirklich eine Funktion hat. Marssonden-Tüftler Arthur schraubt das Gerät auseinander: es ist leer. Man darf auch bezweifeln, ob es wirklich einen ursächlichen Zusammenhang gibt zwischen Knopf und Tod, wie die Erzählung ihn suggeriert. Es geht also nur um die Entscheidung an sich, und die wird in unseren Gesellschaften bereits täglich getroffen – und zwar immer in genau derselben Weise wie vom Lewis-Paar.

Fazit? Hoffnung ist etwas ganz Wunderbares, berechtigte Hoffnung noch viel mehr. Sehen Sie sich also am besten alle drei Filme an. Auch wenn sie im Einzelnen nicht perfekt sind, bieten sie intellektuellen Radau auf unterhaltsamem Niveau. Sie machen neugierig auf die nächste schwer verdauliche Kopfgeburt dieses eigenwilligen Richard Kelly – und auch Hoffnung auf eine Zukunft des Science-Fiction-Films, die ohne Lichtschwerter-schwingende Ritter auskommt.

Wer shoppen mag:

  • Interessente Kombi: Southland Tales / Donnie Darko (2 DVDs, Steelbook)
  • The Box (DVD).
  • The Box [Blu-ray]
  • Southland Tales (DVD)
  • Donnie Darko (Single Disc) – billiger
  • Donnie Darko – Director’s Cut DVD – besser
  • Die ‘Fortsetzung’ s. Darko kann man ungesehen abhaken. Und wann gibts endlich Donnie Darko als Blu-ray ? (Derzeit: Nur als UK-Import…)

Donnie Darko: Trailer

Southland Tales: Trailer

The Box: Trailer

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Southland Tales (2006) /southland-tales/ /southland-tales/#comments Mon, 22 Feb 2010 15:49:08 +0000 /?p=7

The Rock spielt einen nicht besonders klugen Action-Schauspieler, ähem...

“Eine schwarze Komödie über das Ende der Welt” , nennt Regie-Überraschung Richard Kelly seinen wirren, lauten Science-Fiction-Streifen “Southland Tales” (2006). Der ist äußerst anstrengend anzusehen. Vielleicht kann der Rezensent Sie mit der Aussicht verführen, den meines Erachtens völlig unterschätzten Dwayne “The Rock” Johnson in einer Rolle als sich selbst allzu ernst nehmenden Action-Trottel zu sehen? Oder Sarah Michelle “Buffy” Gellar als geistig unterbelichtete, aber hellsehende Porno-Darstellerin Krysta Now?

Fazit: Nur für Liebhaber des Bizarren – für diese aber sehenswert.
Mehr im Special: Richard Kelly .

Wer shoppen mag:

  • Southland Tales (DVD)
  • Interessente Kombi: Southland Tales / Donnie Darko (2 DVDs, Steelbook)

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Ein Königreich für eine Waldnymphe: “Schwerter des Königs” (2007) /schwerter-des-koenigs/ /schwerter-des-koenigs/#comments Thu, 20 Dec 2007 16:07:00 +0000 /?p=12 Leider hat J. R. R.Tolkien nur drei Teile “Herr der Ringe” geschrieben. Und weil der ganze andere Hobbit-Krampf sich nicht für Abschlacht-Epen eignet, gucken Fantasy-Fans in die Röhre beziehungsweise Harry Potter an, und der wird ja auch immer schlechter. Da kommt die Verfilmung des Hack´n´Slay-Rollenspiels “Dungeon Siege” scheinbar gerade recht. Dummerweise klingt die Story leider so einzigartig wie ein geklonter Teebeutel: Im Fantasy-Königreich Ehb hängt ein deutlich zu alt gewordener König namens Konreid herum. Der ist eigentlich ganz in Ordnung, doch der böse Zauberer Gallian will ihm aus nicht näher benannten Gründen plötzlich ans Leder. Dazu verzaubert er die tierhaften Krugs, eigentlich eher harmlose Monster, und hetzt sie gegen das Königreich. Problem Nummer zwei: Weil kein Thronfolger greifbar ist, giert auch sein mißratener Neffe Fallow nach dem Sessel der Macht. Nur gut, daß der Held wider Willen bereits auf dem Weg ist, hier mal aufzuräumen …

Das alles könnte man als gut geklauten Kintopp durchgehen lassen, hätten die Macher ihre Story nicht so lausig erzählt. Eine knappe Stunde mittelmäßiger Szenen mit spröden Dialogen und fahrigen Verknüpfungen muß der Zuschauer über sich ergehen lassen, bis endlich die Kulissen der Erzählung stehen, die Figuren einigermaßen gezeichnet sind, der Held sein Schwert in die Hand nimmt und dem Bösewicht die Stirn bietet. Diese lange Stunde ist “gerade noch so” ertragbar, immerhin deutlich besser als bisheriger Boll-Murks. Und der boxende Regisseur mag nicht mal schuld sein: Die Figuren laufen von einem Punkt zum anderen, ohne daß genau klar wird, wieso eigentlich – da fehlt es einfach am Drama, ergo am Drehbuch. Entsprechend spannungsarm plätschert das Ganze vor sich hin, unterbrochen nur von gelegentlichen Fights.

Nach einer Stunde rücken dann die Prügeleien in den Vordergrund, die Figuren können sich endlich ein bißchen ins Spiel bringen, das große Hauen und Stechen geht los, übrigens deutlich überzeugender als noch bei “Bloodrayne”. Richtig gut ist was zwar anderes, aber das Getöse lenkt zumindest davon ab, daß das alles etwas armselig ist. Solcherart Ablenkung tut not, schon weil man da nicht allzugenau auf die angeblich so bösen Krugs achtet, die daherkommen wie billige Ork-Kopien in Gummiklamotten. Deren Anblick zerstört schon in einer der ersten Szenen die Hoffnung, beim Kinobesuch eines 60-Millionen-Dollar-Spektakels könne man nichts falsch machen. Anders gesagt: Wie gut “Der Herr der Ringe” wirklich ist, wird an diesem Wannabe besonders deutlich.

Kann man sich den Käse trotzdem ansehen? Unbedingt! Da sind zum Beispiel ein paar Ninja-Kämpfer, die immer wieder hübsch durch die Luft fliegen, auch wenn nicht so recht klar ist, wozu sie das tun und wo sie eigentlich herkommen. Dann gibt´s die Amazonen-Kriegerinnen rund um Kristanna Loken, die sich malerisch-gefährlich aus den Bäumen abseilen – sehr hübsch. Doch wer es wirklich rausreißt, das ist die überraschend üppige Schauspielerriege: Jason Statham als Held “Farmer” tröstet im Alleingang über vielen Längen hinweg; in seinen besten Szenen wirkt gegen ihn selbst Aragorn wie ein Buchhalter. Die Kinokarte kann man sich auch wegen Ray Liotta kaufen: Als finstrer Zauberer Gallian mit Schmierfresse und dunklem Lachen ist er eine echte Augenweide, auch wenn er in seinem Rüschen-Blazer gelegentlich wie ein vom gestrigen Rentnerball übrig gebliebener Elektroorgel-Alleinunterhalter wirkt. Matthew Lillard begreift seine Rolle als fieser Herzog Fallow korrekterweise komödiantisch und gibt einen übertriebenen Verlierer-Schurken, dem man Szene um Szene ein Schwert in die Rippen wünscht, am besten das von Brian J. White (als des Königs loyaler Wadenbeißer). Jonathan Rhys-Davies als Merrick gibt immerhin einen soliden “guten” Zauberer ohne allzu viel Gedöns. Und den König selbst mimt ein etwas zu entspannter Burt Reynolds, der sichtlich seine neusten Schönheits-OPs ausführen wollte.

Kurz: Ganz harte Fantasy-Freaks auf Entzug können sich das Spektakel durchaus reinziehen, wenn sie die Zähne zusammenbeißen. Aber vielleicht besser auf die DVD-Version warten: Die soll drei Stunden haben (Kino: zwei Stunden) und könnte daher etwas weniger zusammengestoppelt wirken als die Kinofassung. Und Vorsicht: “Schwerter des Königs” ist trotz einiger gelungener Szenen ein höchstens mittelmäßig unterhaltsamer Streifen. Das seinerzeit vielgescholtene B-Movie “Die letzte Legion” ist deutlich sehenswerter. Zemeckis´ übler Fantasy-Verfehlung “Die Legende von Beowulf” kann Uwe Boll mit seinem überwiegend spaßbefreiten Haudrauf-Film jedoch durchaus das Wasser reichen.

  • Schwerter des Königs – Dungeon Siege (Extended Director’s Cut, Special Edition, 2 DVDs)
  • Schwerter des Königs – Dungeon Siege – Extended [Blu-ray]

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