Operation Ganymed (1977)
Vier Jahre nach ihrem Start zum Jupitermond Ganymed kehrt 1991 ein Teil der “Operation Ganymed” zurück. Die internationale Mission ist im großen und ganzen gelungen, primitive Lebensformen wurden nachgewiesen, allerdings verlor man eines von zwei Schiffen, den größten Teil der Besatzung – und den Funkkontakt. Und hier liegt auch gleich der Hase im Pfeffer: Weil die Erde seit 900 Tagen nichts mehr von der Expedition gehört hat, sind die Raumfahrer der “Operation Ganymed” längst komplett abgeschrieben. Niemand erwartet sie, kein Rendezvous in der Erdumlaufbahn wurde vorbereitet, und als die “Ganymed 2″ mit kaputtem Funkgerät und nur mehr fünf Besatzungsmitglieder in die Umlaufbahn der Erde einschwenkt, sind sie allein – und haben noch Sauerstoff für 21 Stunden.
Der Kommandant entschließt sich zur Notlandung – die gelingt auch: allerdings in einer menschenleeren Einöde. Die fünf Männer machen sich auf den langen, langen, ja sehr langen Heimweg, das Wasser wird knapp, und zu alledem brechen die jahrelang unterdrückten zwischenmenschlichen Spannungen langsam hervor.
Es versteht sich, dass ein BRD-Streifen wie “Operation Ganymed” auch 1977 keine Hi-Budget-Produktion mit hippen Modellen, bunten Laserstrahlen und sabbernden Aliens war. Ehrlich gesagt könnte man dieses Drehbuch größtenteils als Bühnenstück verfilmen. Nach einer flotten ersten halbe Stunde im All folgen knapp eineinhalb Stunden Fußmarsch – mit zahlreichen Enttäuschungen für das Team, und mit einer wachsenden Zahl von Fragen: Wozu das alles? War die weite Reise denn ihre 38 Milliarden US-Dollar wert, wenn am Ende noch nicht mal ein roter Teppich wartet? Was bleibt vom Ruhm, wenn man nur eine Tube grünen Schleim vorzuweisen hat? Hat möglicherweise gar nicht das Funkgerät der Ganymed 2 versagt – sondern hat man sich auf der Erde in der Zwischenzeit möglicherweise nuklear ausgelöscht?
Disziplin ist sinnvoll, wenn man ein Ziel hat. Rückt das Ziel in weite Ferne, bricht sie zusammen – hartgesottene Kontrollfreaks prallen auf vermeintliche Weicheier, Russen auf Amerikaner, und der nächste Schluck Wasser wird neidisch beäugt. Ehrlich gesagt ist es trotz massiv fehlender Spannung ein stimmungsvoller Riesenspaß, den jungen Versionen von Horst Frank, Jürgen Prochnow, Claus Theo Gärtner, Uwe Friedrichsen und Dieter Laser dabei zuzusehen, wie sie sich langsam aber sicher zerfleischen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes … denn am Ende <Spoiler!> überlebt nur ein einziger </Spoiler!> .
“Operation Ganymed” ist meines Erachtens ein Muss, kann aber auch daran liegen, dass er mich schon fasziniert hat, als ich ihn als Kind sah (und da bin ich wohl nicht allein ). Er ist wahrscheinlich eher ungenießbar für alle, die auf Spannung und Action bestehen und sich märchenhaftes Effekt-Kino a là “Star Wars” (ebenfalls ’77) erwarten. Er folgt also in Realismus und Ruhe eher den Spuren von “2001” (1968) und “Solaris” (1972), erinnert stellenweise auch an den im selben Jahr gedrehten, empfehlenswerten US-Film “Unternehmen Capricorn” (Capricorn One, 1977).
Fazit: Menschliches Weltraumdrama mit Kammerspiel-Charakter für Fans realistischer und ernster Phantastik, das aus dem Pathos der ruhmreichen Raumfahrt ordentlich die Luft rauslässt und die Helden des Alls hart auf den Boden der Tatsachen crashen lässt.
- Zu haben in der Box Rainer Erler Kultfilme (6 DVDs) mit ein paar anderen SF-Perlen, u.a. Fleisch und Die Delegation .
- Wer nur diesen Film sucht: Es gibt ihn auch als Einzel-DVD .
Infos auf: IMDB , OFDB , Jerry’s Movie Blog .
Die Bildqualität darf einen nicht stören, wahrscheinlich muss man froh sein, dass dieses Material überhaupt existiert. Bedauerlich, dass das ZDF seine eigenen Produkte nicht besser gepflegt hat. Einen minimalen Eindruck gibt dieses Sample:
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