A Nightmare on Elm Street

von Andreas am 08. Dec 2010
Kein Kommentar | Beitrag kommentieren Beitrag bei Twitter teilen Beitrag bei Facebook teilen

A Nightmare on Elm Street

A Nightmare on Elm Street

Als 1984 “Nightmare – Mörderische Träume” (“A Nightmare on Elm Street”) in die Kinos kam, waren die Erwartungen nicht gerade hoch. Wes Craven kannte man nur in eingeweihten Kreisen als Regisseur, der neben bösen Reißern wie “Hügel der blutigen Augen” (“The Hills Have Eyes”, 1977) durchaus auch brave (wenn auch nicht völlig uninteressante) TV-Science-Fiction-Arbeiten wie “Exit – Ausgang in Nichts” (“Invitation to Hell”, 1984)  abgeliefert hatte.

Doch “Nightmare” wurde überraschend zum Riesenerfolg – vor allem, weil es nicht einfach ein weiterer blöder Slasher-Streifen im “Halloween”-Style war; sondern ein nicht allzu blöder Slasher-Streifen, der genreüberdurchschnittlich kunstvoll und interessant Wirklichkeit und Traumwelt ineinanderfließen ließ und dabei auch visuell ideenreich die zeitgenössischen Ängste von Teenies und Kleinstadtbürgern aufgriff: der Schwarze Mann, der grundlos meuchelt! Nach nur einer Woche hatte man die Produktionskosten herinnen. Und so ist es kein Wunder, daß eine ganze Reihe von “Nightmare”-Filmen folgte, die dem Original natürlich allesamt nicht das Wasser reichen konnten, stellenweise sehr albern wurden und nach verschiedenen Höhen und Tiefen schließlich im tumben Bodensatz von “Freddy vs. Jason” endeten.

Nun hätte es vorbei sein und man hätte Freddy endgültig begraben können, ehe diese Ikone der Popkultur vollends zur Witzfigur wurde.

Nachdem man nun aber “Batman” und “Superman” und “Terminator” und auch Horrorklassiker wie “Halloween” und “Freitag der 13.” oder “The Hills Have Eyes” auf “ernste Weise” neu gedreht hatte, war es nur eine Frage der Zeit, bis auch “A Nightmare on Elm Street” ein “ernstes” Remake erfahren mußte. Was beim geneigten Fan, und ein solcher ist der Rezensent trotz vieler Schwächen der Serie, natürlich nur geringe Erwartungen weckte.

Freddy Krueger

Freudlos: der neue Freddy Krueger

Denn was ist das Entscheidende an “A Nightmare on Elm Street”? Es ist der bösartige und gnadenlose Freddy Krueger, der im gestreiften Strickpulli mit Lederhut und Messerklingen-Handschuh durch die Träume schlafender Teenager spukt und dabei herzhafte Sprüche von sich gibt. Ihm lieh bislang der mittelmäßige Schauspieler Robert Englund sein Gesicht – man hatte sich dennoch richtig an ihn gewöhnt (und er bekam kaum gute Rollen jenseits der Elm Street). Und damit sind wir beim Remake, denn das ändert das wichtigste Element: den Freddy-Darsteller. An seine Stelle tritt Jackie Earle Haley, den man schon als grummeligen “Rorschach” in der “Watchmen”-Verfilmung einfach mögen mußte und der derzeit auch als wunderbar zwielichtiger Nebendarsteller die Knallbumm-TV-Serie “Human Target” bereichert.

Haley funktioniert überraschend gut, sehr gut sogar. Der hätte es bringen können! – Doch leider funktioniert der ganze Rest nicht. Zum Beispiel der verzweifelte Versuch, Freddy Kruegers Motive zu psychologisieren und die “wahre” Geschichte seiner Genese zu erzählen. Einmal ehrlich: Wer will das wissen? War es nicht irgendwie der Sinn geheimnisvoller Superschurken, auf sinistre Weise unergründlich zu sein? Wo bleibt denn die Furcht vor dem Schwarzen Mann, wenn man vor seinem angekündigten Auftritt erst die Tonbänder seines Analytikers zu hören kriegt? Meine Güte, wie peinlich … aber nun gut, sagt man sich, lasse ich mich drauf ein, also erzählt schön, warum wurde der brave Herr Krueger denn zu Freddy? Und auch mit dieser Sehhaltung scheitert man am Ende, weil einem der unvermeidliche Twist eines Nicht-Twists den Hintern zeigt. Natürlich so brav, daß davon keiner aufwacht, der während des müden Streifens in Sekundenschlaf gefallen ist.

Huch! Freddy Kruegers Klingen-Handschuh...

Huch! Freddy Kruegers Klingen-Handschuh...

Na ja, wer braucht schon ein Drehbuch? Wir reden hier, sehen wir den Tatsachen ins Auge, von üblem Horror-Schund in Serie. Waren es nicht vor allem die visuellen Einfälle der Traumwelt, die die Stärke der früheren ANoES-Filme ausmachten? Für den Rezensenten waren sie der einzige Grund, sich diesen ganzen Gore-Schmarrn überhaupt anzusehen. Kino ist schließlich Magie der Bilder! Man sollte nun erwarten, daß das alles mit modernen Mitteln und höherem Budget besser aussehen würde. Tut es aber nicht.

Stellvertretend kann dafür eine Szene stehen, in der Freddy über dem Bett eines Teenagers aus der Wand zu kommen scheint: Im Original prima handgemacht und schaurig, im Remake deutlich digital – und daher so reizlos wie die Unterseite eines Mauspads. Man sollte Regisseure auspeitschen, die CGI einsetzen, um schwer Zeigbares zu zeigen, und die sich dann damit zufriedengeben, schwer Zeigbares schlecht gezeigt zu haben. Selbst die handgemachten Traumszenen sehen meistens nicht aus wie Szenen eines Alptraums, sondern wie Szenen eines Films, die Alptraumszenen darstellen sollen. Man kann als Zuschauer sogar die Mühe sehen, die sich das Filmteam hier gegeben hat – nur den Horrorfilm sieht man nicht. Ab und zu ein Geisterbahn-”Buh!”; für mehr reicht es nicht.

Fazit: “A Nightmare on Elm Street” ist keineswegs ein schlechter Slasher-Streifen. Er serviert Krankenhauskost für Genrefans. Nur der Schrecken ist halt weg, und der Spaß auch. Hat man die Originale im Kopf, bietet der Film noch nicht einmal was Neues. Doch Drehbuch und Regieeinfälle überzeugen nicht, das ganze Remake wirkt wie ein Kaffeehausgespräch mit einem Psychologiestudenten, der grundlos Anspielungen auf seine mögliche Pädophilie macht. Haley, der neue Freddy Krueger, muss den Film ganz allein tragen – und das kann er nicht. Denn hier liegt das letzte Problem: Die gesichtslosen Teenies sind den Machern völlig egal, die interessierten sich bloß für Kruegers psychologischen Hintergrund, statt die Charaktere der Opfer herauszuarbeiten. Dabei wären die viel interessanter. Um sie möchte man sich als Zuschauer doch ein paar Sorgen machen dürfen – denn so ein Alptraum macht schließlich nur Angst, wenn ihn auch jemand träumt.

  • Zu haben auf DVD und Blu-ray .





"A Nightmare on Elm Street" © , publiziert: ~08. Dec 2010
Der Autor der Science-Fiction-Schund-Serie Scott Bradley bloggt auf sciencefictionlexikon.de über Filme, die er gerne sieht.

Abgestempelt als: Fantasy , Horrorfilm , Prädikat: ** (für harte Fans) , Tipps , [Blu-rays] , [DVDs] , 2010 , , Elm Street , Fluch , , , , paranoid , , Realität , Schlaf , , , , Traum , Träume , uninteressant , ...

Beitrag , twittern oder facebooken ,
Beitrag kommentieren .

Themenwolke: 1980er 2000er 2010er abgedreht actionreich Aliens apokalyptisch Ausserirdische billig dilettantisch dystopisch dümmlich endzeitlich Forschungslabor intelligent interessant kultig langweilig low-budget Monster! moralisch mysteriös Near-Future-Sci-Fi phantastisch Roboter schöne Beschützenswerte stereotypisch Superschurke trashig ungewöhnlich unlogisch USA Zombies

Bisher kein Kommentar.

Hinweis an Kommentarspammer: Nein! Weg! Pscht! Ksst! Aus! Bäh! Schämen Sie sich!

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

*

You may use these HTML tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>

Suche:


Neu:

Halo 4: Forward Unto Dawn

Lange hat es gedauert, so richtig wahr wurde der Halo-Film auch hier nicht. Immerhin setzte mal fünf Webisoden zum Halo-4-Spielstart einfach ...

Einer gegen das Imperium (Il mondo di Yor)

Yor muss seine Herkunft ergründen und tritt mit schönen Frauen und treuen Gefährten gegen Urzeitmonster, Wüstenzombies, Höhlenmenschen, Roboter und finstere Imperatoren ...

Radio Free Albemuth

Das Projekt Radio Free Albemuth, eine Philip-K-Dick-Verfilmung, sucht noch Leute, die per Crowdfunding ...

Dredd

Baller-Polizist Judge Dredd und seine Auszubildende Anderson wollen der Drogen-Baroness Ma-Ma das Handwerk legen, doch leider wohnt sie im 200sten Stockwert.

Resident Evil 5: Retribution

Paul W.S. Anderson hat mit der Resident-Evil-Reihe einen mittelmäßigen Zombie-Streifen zum milliardenschweren Franchise aufgebaut. In Teil 5 beweist er erneut, dass ...



Sunshine

Eine Gruppe psychotischer Pickelgesichter soll die Menschheit retten und verbockt es beinahe.

Scavengers / Space Soldiers

Captain Wake und Crew fällt beim Plündern von Weltraumschrott ein seltsames Artefakt in die Hände...

Total Recall – das Remake von 2012

Das Total-Recall-Remake von 2012 bietet Action und Schauwerte satt, im Radau verliert er aber das philosophische Grundthema. Ist er so schlecht, ...

Storage 24

Im Container-Lager Storage 24 treiben sich neben Charlie, Shelley, Mark & Nikk auch ein hungriges Alien herum ...

Sci-Fighter

Ein Schurke infiziert sich mit Alien-Parasiten, um seinen Nebenbuhler besser bekämpfen zu können. Oder so. Egal: In diesem prima B-Movie mischen ...

  • Tag cloud

  • Sci-Fi-Blogroll:

    • Pranke Magazin
    • The Movie Cliches List
    • Dirk van den Boom
    • Filmflausen
    • Dr. Grordborts (Intl.)
    • Kai Meyer
    • Filmterroristen
    • badmovies.org
    • Andreas Eschbach
    • http://wechoosethemoon.org
    • The Anchorpoint Essays
    • Scott Bradley