Science Fiction Film Review » Willens-Lähmstrahlen ... aus einer anderen Welt: SciFi-Filme, Space-Schrott & Blobs Thu, 11 Apr 2013 16:06:32 +0000 en-US hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.5.1 Jack Deth: Trancers /jack-deth-trancers-1985/ /jack-deth-trancers-1985/#comments Fri, 20 Apr 2012 10:00:43 +0000 Andreas /?p=597 Die Story ist absolut nicht der Rede wert, denn spätestens wenn die Hauptfigur als  ”Jack Deth” (gnihihi!) eingeführt ist, weiß man, dass man B-Trash vor sich hat. Jack Deth Also, Jack Deth , erkennbar an Schnüffler-Trenchoat, gegeltem Haar und Glimmstengel im Mundwinkel, will gerade, irgendwo 2247, in einem Diner eine Tasse Kaffee schlürfen. Da wird er misstrauisch, weist sich als Polizist aus und führt am Nachbarn einen Test durch – ob der vielleicht ein böser Trancer” ist. Puh, gottlob ist er keiner, doch da!: die nette Bedienung hat sich plötzlich verwandelt, stürzt sich als Zombie mit Riesenkulleraugen und gefletschten Zähnen auf Jack, der die Service-Dame gerade noch mit seiner Laserpistole vom Tresen blasten kann.

Trancers: 1 Trancer Die Arme wurde zum Trancer , was bedeutet, dass jemand mit psychischen Superkräften aus der Ferne ihren Willen gesteuert hat. Wer? Erfahren wir nie. Egal. Da rückt auch schon die echte Bullerei an.

Die will, dass Jack einen Job für sie übernimmt [hier stellenweise 'Blade Runner' hindenken] , und so weiter, und er macht’s natürlich, und weil im Jahr 1984, also ein Jahr vor diesem Quatschfilm, “Terminator” lief, lautet die Aufgabe für Jack Deth: Jette in die Vergangenheit, wo der Trancer-Schurke mit psychischen Superkräften schon vor Dir hingereist ist, und halte ihn davon ab, die Vorfahren des Polizeichefs umzubringen.

Jack ziert sich, klar, macht’s natürlich trotzdem, auch klar, als er erfährt, dass der Superschurke Whistler heißt, jener Whistler mit psychischen Trancer-Superkräften, der Jacks Frau auf dem Gewissen hat, haben wir ja noch nie gehört (“Er ist seitdem nicht mehr derselbe”, heißt es bei Kollegen…). Deth beamt sich also irgendwie nach 1985, das Drehen dort kostet ja auch weniger als in Zukunftskulissen, um den Schurken auf Eis zu legen… [ab hier stellenweise 'Terminator' hindenken]

Ein Riesenmüll? Nein!

Trancers Ganz ehrlich: Ich hasse ja eigentlich diese SF-Filme, die nur einen SF-Anfang und ein SF-Ende haben und dazwischen die ganze Zeit auf der Erde im Jahr [Produktionsdatum des Films hindenken] spielen. Aber beim Anschauen dieses Billigheimers rutschte ich immer tiefer in den SF-Fernsehsessel und grinste dabei immer breiter . Nein, das ist nicht gut und auch nicht klug, aber das ist ein herrlich doofer Spaß mit vielen humorigen Stellen, dem liebenswert-knurrigen Hauptdarsteller Tim Thomerson und einer ganz jungen Helen Hunt als weiblichem Sidekick im unvermeidlichen Airobic-Dress, die immerhin noch zwei Sequels dieses B-Stoffes mitgemacht hat und trotzdem irgendwann einen Oscar abräumte.

Der Käse steht in jeder Szene hüfthoch, und trotzdem hat das ganze einen enormen Charme, auch wegen der Mischung mit Noir-Elementen, die dem ganzen einen Hauch Future Noir à la Blade Runner verleihen. Einen Hauch. Dazu einige Dinge, die man eigentlich nicht erwartet hätte, etwa eine ganz frühe Bullet-Time -Szene – 15 Jahre vor Matrix! Plus 80er-Jahre-Soundtrack mit viel Synthie-Flächen-Gedudel über hallenden Umpf-Dah-Umpf-Dah-Drums.

Fazit: Kruder Zeitreisen-Käse mit coolem Trenchcoat-Timecop, der trotz hohem Trashfaktor und geringen Budget famos amüsiert , sofern man Fan von 80er-Jahre-SciFi ist.

Was wir in diesem Film lernen:

  • Jack Deth ist cool.
  • 2247 sehen die Diners aus wie heute.
  • Es gibt eine Uhr, die kann die Zeit ein einziges Mal für eine Sekunde anhalten. Es gibt nur eine einzige Uhr dieser Art. Man braucht sie in einer Mission gottlob genau ein einziges Mal.
  • Zeitreisende reisen in der Körper ihrer Vorfahren, das geht nicht anders (Dessen Leben? Uns doch wurst!). Nur Revolver und Zeit-Anhalten-Uhr werden separat gebeamt.
  • Superschurken unterwerfen Menschen mit telepathischer Willenskontrolle, haben aber noch keinen sinnvollen Einsatzzweck dafür gefunden, etwa “reich werden” oder so.

Zu haben auf DVD in schäbiger Qualität und 4:3-Beschnitt, aber billigen 2,97 Euro . Man hält es aus. Wurde als Trancers 2 , 3 (nur VHS) Trancers 4 , Trancers 5 (alle mit demselben Hauptdarsteller) und Trancers 6 fortgesetzt, wobei die Aufgüsse garantiert weniger gut sind, obwohl die Trailer nicht unsympathisch wirken.

Es ist ganz erstaunlich, wie sehr gegen diese Trailer aus den 80ern und 90ern der folgende von 2002 abstinkt, der versucht, das Franchise mit weiblicher Besetzung neu zu beleben. Irgendetwas muss mit der Jahrtausendwende verloren gegangen sein:

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Dark Planet – Obitaemyy ostrov /dark-planet-obitaemyy-ostrov/ /dark-planet-obitaemyy-ostrov/#comments Tue, 17 Apr 2012 10:02:50 +0000 Andreas /?p=577 Dark Planet - die bewohnte Insel - Obitaemyy ostrov Der junge, ja, sehr junge Mak Sim hat keine Lust, etwas ernsthaftes tun und fühlt sich, sagt er seiner Mutter am Weltraumtelefon, keineswegs zu alt, um noch zu forschen – da schrammt er einen Asteroiden, verliert den Funkkontakt und stürzt auf den Planeten Saraksh ab. Sein Raumschiff explodiert, er selbst kann sich retten und findet sich in einer seltsamen Welt wieder: Hier glaubt man, auf der Innenseite einer Hohlkugel zu leben; die Bevölkerung hat sich in zwei Gruppen gespalten, die sich seit Jahren bekriegen und die eine dritte Gruppe, die seltsamen Degenerierten jagen.

Obitaemyy ostrov - Dark Planet: Prisoners of Power Mak Sim wird gefangen genommen und strandet auf einer der beiden Seiten. Sie wird von fünf rätselhaften Machthabern regiert, die sich gegenseitig nicht besonders leiden können und ständig nur an Intrigen stricken. Immerhin hatten sie Zeit, ein System totaler Unterdrückung zu errichten, das auf der Bestrahlung der Bevölkerung mit willenslähmenden Frequenzen beruht. Doch Massaraksch! fluchen sie, denn der Widerstand bekämpft die Sendeanlagen in einem blutigen Guerillakrieg.

Jung, blond und im wahrsten Sinne des Wortes blauäugig kann Mak Sim das natürlich nicht mit ansehen. Zumal er sich soeben in die schöne Rada verguckt hat, die Schwester des Soldaten, der ihn gefangen genommen hat. So macht er praktisch überall mal mit – bei der Polizei, beim Militär, beim Widerstand – um herauszubekommen, was man wie ändern müsste, damit sich auf dem Planeten Saraksh überhaupt mal was ändert. Wie passend, dass dort eine Prophezeiung vom Befreier aus fernen Welten kündet, was ihn natürlich ins Visier der Mächtigen rückt…

Dark Planet - die bewohnte Insel

Eine Arkadi-und-Boris-Strugazki-Buchverfilmung aus Russland? Seit “Wächter der Nacht” wissen wir ja, dass die Russen zwar hübsch bunte, aber ziemlich wirre Filme machen können. Und wenn das Ganze dann noch bei einem kleinen Label wie Capelight erscheint, dann erwartet man nichts Gutes. Jedenfalls nicht, dass “Die bewohnte Insel” hier wirklich werkgetreu verfilmt worden sein könnte.
Ist aber trotzdem so.
Dark Planet - Die bewohnte Insel - Obitaemyy ostrov Mehr noch: “Dark Planet”, so der hirnrissige deutschsprachige Titel, ist außerdem ein wirklich sehenswerter Film geworden. Ein gigantomanisches Epos, das einem (im zweiteiligen Extended Cut, der einzig sehenswerten Version) fast vier Stunden lang eine wunderliche und wunderschön gefilmte Szene nach der anderen um die Ohren haut und dabei trotzdem auch vor banalsten Stellen und trivialsten Hollywood-Anleihen nicht zurückschreckt. Der Rezensent meint das ganz ernst: Wer sich auf das Abenteuer eines “Abenteuerfilms auf fernen Planeten” einlässt, der wird angesichts des phänomenalen Aufwands, der hier getrieben wurde, durchgehend mit vor Staunen hängender Kinnlade vor diesem höchst unterhaltsamen Buntfilm sitzen, in dem es eine fiese Geheimpolizei, wahnsinnige Wissenschaftler, Monster und Mutanten, schöne Frauen und echte Freundschaft gibt.

Dark Planet - Die bewohnte Insel - Obitaemyy ostrov Einige werden ihn natürlich hassen. Denn dieser oft naive und gelegentlich in visuellen Klischees gefangene, angeblich bisher teuerste russische Film wäre für sich genommen nicht im geringsten klug, hätten das Buch nicht die Strugazkis geschrieben. Ich hingegen fand ihn trotzdem ganz, ganz großartig. Denn er ist immer unterhaltsam. Und dabei oft so liebenswert, dass man ihm seine kleinen Schwächen vergibt. Etwa, dass er gelegentlich eben doch ein bisschen wirr ist. Das liegt sicher auch daran, dass hier doch reichlich Stoff verarbeitet werden musste. Und so manchen Hintergrund des Gesehenen kann man sich erst nach einiger Zeit zusammenreinem – dafür wird einem dankenswerterweise nicht alle fünf Minuten erklärt, was man gerade gesehen hat.

Wer Reviews liest, wonach man den Film überhaupt nicht verstehen könne, liest Reviews der fast auf die Hälfte gekürzten Kinoversion – die kann nämlich niemand mehr verstehen (und man muss sich schon fragen, warum diese überhaupt herausgebracht wurde). Also bitte: nur den Extended Cut (Blu-ray, 3 Discs) nehmen oder besser verzichten!

Dark Planet - Die bewohnte Insel - Obitaemyy ostrov Viele Zuschauer bemängeln die Besetzung: Vor allem der muskulöse Schönling Vasiliy Stepanov fällt Fans der Maxim-Kammerer-Trilogie sicher nicht als erste Wahl für diese wichtige Figur der Strugazkis ein und hat der Sage nach den Regisseur in den Nervenzusammenbruch getrieben.

Andererseits verkörpert gerade er in meinen Augen auf wunderbare Weise den unschuldigen, naiven Forschergeist, der ohne Vorbehalte auf mögliche Feinde zugeht, der immer nur lachen, wissen und kennenlernen möchte. Ein gestrandeter Everybody’s Darling einer höherstehenden Zivilisation, der vom Drang beseelt ist, die schurkischen Regierenden abzusetzen und die Bewohner von Saraksh mit Frieden, Weisheit und Gerechtigkeit zu beglücken. Was natürlich erstens schwer ist und zweitens nicht klappt. Massaraksch!

Fazit: Buntes, etwas naives, vergleichsweise aufwändiges und sehr unterhaltsames Planeten-Abenteuer mit interessanter Message. Für Fans russischer SF ein Muss, für alle anderen mal einen Versuch wert! Aber Vorsicht: Unseren Sehgewohnheiten entspricht das ganze eben nicht immer…

Wichtig: Nur die Blu-ray “3-Disc Limited Jumbo Steelbook Edition” nehmen! Nur sie beinhaltet neben der überflüssigen, enttäuschenden internationalen Kinofassung (120 Min.) den Extended Cut in 2 Teilen (“Die bewohnte Insel” 120 min. und “Die bewohnte Insel: Rebellion” 107 min.) plus eine Bonus-Disc mit der Dokumentation “Dark Planet: Die bewohnte Insel – Ein Film über den Film”. Eine DVD mit dem Extended Cut gibt es derzeit nicht.

Was wir in diesem Film für’s Leben lernen:

  • Panzer sind oft aus Pappe.
  • Die Dinge sind nicht, was sie scheinen.
  • Du kannst problemlos als Fremder ohne Pass in einem totalitären Staat bei der Polizei was werden.
  • Wer die einen uns nicht kontrollieren, dann die anderen.

Infos: www.capelight.capevision.de

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