Science Fiction Film Review » schockierend ... aus einer anderen Welt: SciFi-Filme, Space-Schrott & Blobs Tue, 05 Nov 2013 15:11:15 +0000 en-US hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.7.1 Der Planet Saturn läßt schön grüßen (The Incredible Melting Man) /der-planet-saturn-laesst-schoen-gruessen-incredible-melting-man-1977/ /der-planet-saturn-laesst-schoen-gruessen-incredible-melting-man-1977/#comments Sun, 03 Nov 2013 04:17:48 +0000 /?p=912 the_incredible_melting_man_2 Astronaut Steve West kehrt nach einem Flug zum Saturn zur Erde zurück, als einziger Überlebender von drei Besatzungsmitgliedern. Leider musste er unbedingt durch die hübschen Saturnringe hindurch in die Sonne starren, und dabei hat er sich eine rätselhafte Strahlenkrankheit eingefangen. Die Folge: Das Fleisch seines Körpers schmilzt ihm regelrecht von den Knochen. Und weil die Ärzte nichts dagegen tun können, nimmt er das Schicksal in die eigene Hand.

Nachdem er im wahrsten Sinne des Wortes eine Krankenschwester vernascht hat, weist er sich selbst aus dem Krankenhaus aus. Denn schnell entdeckt er, dass es doch noch eine Kur für ihn gibt: Menschenfleisch. Und so glitschert der Glibbermann diverse Passanten an, um sich von ihnen zu nähren …
… aber es hilft natürlich nichts. Armer Kerl.

the_incredible_melting_man_1 “The Incredible Melting Man” von 1977, hierzulande unter dem beknackten Titel “Der Planet Saturn lässt schön grüßen” (auch “Bluthitze”) bekannt, ist von vorn bis hinten ein übler Trashfilm, den man wirklich kaum aushalten kann. Drehbuch, Schauspieler, Locations und Regie kann man ungesehen in die Schleimtonne schippen, und das bisschen SF stammt aus NASA-Standbildern.

Und doch hat die üble Filmpampe stellenweise auch ihren Charme, wenn auch selten. So ist etwa die Figur Steve West prinzipiell ein ganz gelungenes “tragisches Monster”, das seine Untaten gar nicht begehen will … und das Schmelzen am Ende hat es wirklich in sich. Daher lautet mein verkleistert-suppiges Urteil: EIN MAL sollte man (als Impfung gegen B-Trash) diesen Film in seinem Leben gesehen haben, denn der Schmarrn um den Melting Man ist wirklich “incredible”…
… oder nein, ich korrigiere: es reicht, den Trailer zu sehen.

Fazit: Zäher Trash. Weiträumig umfahren!

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Bloodwork – Experiment außer Kontrolle /bloodwork-experiment-auser-kontrolle-2012/ /bloodwork-experiment-auser-kontrolle-2012/#comments Mon, 26 Aug 2013 04:06:59 +0000 /?p=859 bloodwork1 Rob und Greg haben kein Geld und melden sich deswegen als Probanden für medizinische Versuche an. Doch während die schöne Dr. Wilcox (lechz: Tricia Helfer ) langsam die Dosierung von RX-Z19 erhöht, scheint irgendwas nicht zu stimmen. Geht es wirklich um ein Allergiemittel?

Die Versuchspersonen finden eklige Dinge im Essen. Einige der Probanden beissen sich an Ratten fest. Andere treiben es miteinander – inmitten von Kakerlakenschwärmen. Kurz: das Gefühl des Ekels scheint verschwunden zu sein. Die Situation eskaliert, als einige Probanden feststellen, dass sie jetzt unverwundbar sind – was sich keineswegs automatisch als Vorteil herausstellt …

bloodwork2b “Bloodwork – Experiment außer Kontrolle” (2012) gelingt es erstaunlicherweise, dem schon ziemlich breit getretenen Genre des Infektions-Bodyhorrors im Gewand des Expriment-geht-schief-Setups frische Seiten abzugewinnen. Die Schauspieler haben sichtlich Spaß am Durchdrehen, die Kameraarbeit ist sauber, die Location wird stimmungsvoll in Szene gesetzt, die Spannung baut sich langsam, aber sicher auf. Solides Handwerk.

Wer allerdings auf Sci-Fi hofft, wird trotz Laboren, Arztkitteln und Science-Gemurmel eher enttäuscht.

Fazit: Routiniert runtergekurbeltes Zwischendurch-Heimvideo für Bodyhorror-Freunde, dessen Drehbuchschwächen man aushalten kann.

  • Zu haben als DVD und Blu-ray .

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Contagion /contagion/ /contagion/#comments Fri, 23 Mar 2012 15:31:11 +0000 /?p=551 Mit unangenehmer Regelmäßigkeit machen seit Jahren immer wieder Pandemien von sich reden, gleich ob Rinderwahnsinn, Vogelgrippe, Noro-Virus, Schweinegrippe oder EHEC (aka “Killergurken”). Ebenso regelmäßig liefert Hollywood die Filme dazu.

Auch in “Contagion” sieht die Menschheit mal wieder ihrem eigenen Untergang ins blutunterlaufene Auge, weil eine höchst mysteriöse Epidemie sich rasch um den gesamten Globus ausbreitet und die Infizierten ziemlich schnell den Löffel samt Pappnierenschale abgeben. Die üblichen Weißkittel schauen ratlos aus der Laborwäsche, suchen den Ursprung der Epidemie, nerven sich gegenseitig an und brauen an einem Heilmittel herum, während der Rest der Welt in Panik und Chaos versinkt….

Contagion (2011) Science Fiction Film Düster. Authentisch. Gefühllos. Und ziemlich schlimm.

“Contagion” setzt weder auf  billige TV-Katastrophen-Klischees noch auf infizierte Schlurf- oder Renn-Zombies. Regisseur Regisseur Steven Soderbergh (u.a. “Traffic”, sehenswert!) zeigt mit seiner hochkarätigen Besetzung statt dessen, wie der Ausbruch einer weltweiten Seuche wirklich aussehen könnte, und an welchen Kleinigkeiten Helden, Notfallpläne und Katastrophenmanagement scheitern. “Science” Fiction also im besten (und irgendwie auch deprimierendsten) Sinn, und gewiss inspiriert von der Kritik an der WHO.

Fazit: In diesem Biologie-Aufklärungsfilm geht es verdammt ernst zu: Keine Zombies, keine Mutanten, keine Endzeit-Klischees und auch keine Helden (oder Heldinnen) – ganz ehrlich, ein bisschen mehr Spaß hätte schon sein können. Sehenswert ist der durchweg spannende, allerdings auch etwas arg distanzierte “Contagion” vielleicht gerade deswegen. Epidemie = kein Spaß. Ein Viren-Movie für Erwachsene.

Zu haben auf DVD und Blu-ray und via VoD ( Maxdome ).

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Source Code /source-code/ /source-code/#comments Thu, 03 Nov 2011 05:00:52 +0000 /?p=381 Source Code: Explosion im Zug

Source Code: Explosion im Zug

So schnell geht’s: Gerade eben noch war Hubschrauber-Pilot Colter Stevens (Jake Gyllenhaal) in Afghanistan, plötzlich wacht er in einem Zug nach Chicago auf, der wenige Minuten später von einer Bombe aus der Welt gefegt wird.

Wieder wacht Colter auf, diesmal in einer Art geschlossenem, dunklem Hubschrauber-Cockpit, das sich zudem zunehmend verändert. Über einen Bildschirm erklärt ihm die militärische Spezialistin Colleen Goodwin nur zögernd, was Sache ist: Er befindet sich in einem Zugangsbereich zur alternativen Realitäten, dem “Source Code”, und hat die Aufgabe, herauszubekommen, wer der Attentäter ist, der den Zug sprengen will.

Dazu muss er immer wieder die letzten acht Minuten eines verstorbenen Fahrgastes durchleben und allen möglichen Hinweisen auf den Täter nachgehen. Denn der Schurke plant ein zweites Attentat, das verhindert werden muss. In immer neuen Abwandlungen versucht Colter, in den über das Bewusstsein des verstorbenen Zugfahrers zugänglichen Parallelwelten das Puzzle zur Bombe neu zusammenzusetzen … und stellt sich dabei zunehmend die Frage, wo er sich eigentlich “in Wirklichkeit” befindet.

Source Code: Wo ist Colter Stevens?

Source Code: Wo ist Colter Stevens?

Inception meets Und täglich grüßt das Murmeltier mit einem Schuss 12 Monkeys . In diesen recht philosophischen Cyber-Thriller kann man sich weich hineinfallen lassen, sobald man die Kröte der höchst konstruiert wirkenden SF-Prämisse erst einmal geschluckt hat und über den irreführenden Titel gnädig hinwegsieht. Für Köpfchen sorgt Regisseur Duncan Jones, der hier zwar etwas platteren Stoff liefert als in seinem erstaunlichen Außenseiter “Moon”, dafür in Sachen Action ordentlich Gas gibt. Source Code: Jake Gyllenhaal

Wegen seines etwas aufgesetzten Endes (nach dem “Code Freeze”) ist “Source Code” auf den ersten oder zweiten Blick vielleicht nicht ganz so klug, wie er eigentlich sein möchte – doch viele merkwürdige Entscheidungen der Regie fordern auf den dritten Blick doch zum weiteren Nachdenken heraus und machen klar, dass Jones hier keineswegs das “Arthaus” an die “Action” verkauft hat, obwohl er an bunten Explosionen und einigen höchst einmaligen Einstellungen nicht sparte.

Fazit: “Cource Code” ist ein überdurchschnittlich intelligenter Science-Fiction-Thriller nicht nur für Fans der Viele-Welten-Interpretation der Quantenphysik oder der Gehirn-im-Tank-Idee .

Zu haben auf DVD und Blu-ray (empfehlenswert). Leute, die ohne Extras auskommen, greifen zum Duncan-Jones-Doppelfeature mit “ Moon ” und “ Source Code ” in einer Box.

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Die Farbe (aus dem All) /lovecrafts-die-farbe-aus-dem-all-2010/ /lovecrafts-die-farbe-aus-dem-all-2010/#comments Mon, 15 Aug 2011 05:46:31 +0000 /?p=292 H.P. Lovecrafts „Die Farbe aus dem All“ (The Colour Out of Space, 1927, enthalten z.B. in The Best of H.P. Lovecraft und Namenlose Kulte ) gilt unter den Fans des Meisters aus Providence als eine seiner stärksten Geschichten. Sicher auch deswegen, weil sie – für seine Zeit unüblich – das Fremde nicht menschenähnlich darzustellen versuchte, sondern ganz im Gegenteil danach trachtete, es so unverständlich wie möglich erscheinen zu lassen.

Die Farbe

Die Farbe: Alles Gute kommt von oben...

Es gab schon mehrere Versuche, diesen einfachen und doch sehr interessanten Stoff zu verfilmen. Einigermaßen bekannt ist „Das Grauen auf Schloss Witley“ ( Die, Monster, Die! , 1965, Trailer hier ), ein eher wirres Stück im Roger-Corman-Stil der Vincent-Price-Ära, das letztlich mehr Motive von Poe als von Lovecraft verarbeitet. Trotz veritablem Gothic-Look ist diese Verfilmung eher eine klischeehafte Geisterbahnfahrt durch ein 60er-Jahre-Gruselkabinett, das höchstens noch im Spätnachtprogramm zu unterhalten weiß. Außerhalb der USA weniger bekannt ist „The Curse“ (1987, Trailer hier ), der das Grundthema (Meteorit, Vergiftung, Veränderung) immerhin aufgreift. Als typisches 80er-Jahre-Produkt sorgte reichlich Gore mit würgenden Ekel-Zombies in schlechten Masken für einen gewissen Kultfaktor im einschlägigen Fandom. Außerhalb von Gorehound-Kreise kann man sich den Mist sparen.

Wie viele Lovecraft-Verfilmungen scheitern diese beiden vor allem daran, die Genrebedürfnisse ihrer Zeit befriedigen zu müssen: Nebelumwaberte Schlösser in den 60ern, Blut und Zombies in den 80ern. Das gilt auch für die italienische Billigproduktion „H.P. Lovecrafts Saat des Bösen“ (Colour from the Dark, 2009, Trailer hier ), die vor allem auf zeitgemäße Extremgewaltdarstellung setzt und mit allerlei christlichem Exorzisten-Mumpitz von der eigentlich makellosen Story-Vorlage kaum noch etwas übrig lässt.

Die Farbe

Angesichts dieser drei Trash-Vorbilder ist es umso erstaunlicher, dass die bisher beste Umsetzung aus Deutschland kommt. Dabei gestattet sich die Ultralow-Budget-Produktion „ Die Farbe “ (2010, Trailer hier ) sogar einige kleinere Änderungen: Die Haupthandlung wird nach Deutschland in die Zeit kurz nach dem zweiten Weltkrieg verlegt und aus der Sicht einer Rahmenhandlung in den 70er Jahren erzählt. Ein eingefügter Double-Twist versieht den betagten Stoff mit einer interessanten Wendung, überraschenderweise ohne der Textvorlage dadurch allzu untreu zu werden.

Die Farbe

Die Kernhandlung entspricht weiterhin dem Original: Ein Meteor stürzt auf die Erde, und während sich den Bart reibende Wissenschaftler vergebens Analysen anstellen, beginnt sich die umgebende Landschaft zu verändern. Früchte und Gemüse des betroffenen Farmers wachsen auf gigantische Ausmaße an. Doch die Freude darüber währt nur bis zur Ernte, denn das Mega-Obst hat einen bitteren Beigeschmack. Und schon im Herbst wird die Vegetation grau und alles zerfällt zu Staub.

Die Farbe

Auch die Menschen werden zu Schatten ihrer selbst, die ohne jede Motivation stumm ihrem Tod entgegen vegetieren. Schuld ist die Farbe aus dem All, doch keiner der Betroffenen scheint sie als Bedrohung zu empfinden…

Die Farbe

Die Filmstudenten Huan Vu und Jan Roth wollten mit diesem Film eigentlich ihre Abschlussarbeit liefern, doch wie das manchmal so ist: das Projekt wuchs und wuchs und stellt mit seinen nunmehr 85 Minuten einen vollständigen Spielfilm dar. Zugegeben, als solcher hat „Die Farbe“ auch etliche Mängel, etwa beim Schnitt und beim Ton und vielleicht auch ein bisschen bei der Dramaturgie.

Die Farbe Doch diese Probleme darf man getrost den Beschränkungen in die Schuhe schieben, die ein Budget von kolportiert nur knapp 30.000 Euro mit sich bringt. Und nicht nur angesichts dessen ist es ganz erstaunlich, was alle Beteiligten hier – meist unter Verzicht auf Gage – auf die Beine gestellt haben. Solide Kameraarbeit, interessante und vielseitige Effekte und ein Hollywood-reifer Score machen die unleugbaren Detailfehler nämlich relativ leicht verschmerzbar.

Die Farbe Der Schwerpunkt des Films liegt dankenswerter Weise nicht auf dem schwer erträglichen Splatter-Horror, der so viele bundesdeutsche Indie-Produktionen dominiert. Regisseur Huan Vu hat seinen Lovecraft sichtlich gelesen und legt viel Wert auf die sehr stimmungsvolle Darstellung einer sich schleichend ausbreitenden Gefahr, die für ihre einfach gestrickten Opfer letztlich unverständlich bleibt.

Die Farbe Als besonders raffiniert kann hierbei der Schachzug gelten, den Film in düsterem Schwarzweiß zu drehen – und nur der Farbe aus dem All einen fremdartigen, merkwürdigen und schwer bestimmbaren Farbton zu geben. Interessanterweise beruft sich “Die Farbe” auf mehr Science als die Textvorlage, sehenswert hierzu auch die 43 Minuten langen Extras mit Hu’s Ausführungen zu verhaltensbeinflussenden Parasiten mit exotischen Lebenszyklen.

Fazit: Wer sich keine Hollywood-Perfektion erwartet, dem kann „Die Farbe“ als vor allem atmosphärisch gut gemachter Science-Horror-Film empfohlen werden.

Angesichts der vielen leider meist fragwürdigen Verfilmungen ist diese Independent-Produktion für Lovecraft-Fans ohnehin ein Muss: Besser als das Team um Huan Vu hat noch niemand den wahren Geist Lovecraft’scher Geschichten auf Zelluloid gebannt, sieht man von der charmanten Stummfilm-Perle „ The Call of Cthulhu “ (2005, Trailer hier ) ab. Er tröstet jedenfalls gewiss über die Zeit bis zur 2013 erwarteten „Berge des Wahnsinns“-Verfilmung (At the Mountains of Madness) von Hellboy-Regisseur Guillermo del Toro hinweg.

  • Info: www.die-farbe.com , dort gibts auch DVD und Blu-ray zu kaufen
  • H.P.Lovecrafts Kurzgeschichte The Colour out of Space im Original

Trailer: Die Farbe

Trailer: Die, Monster, Die!

Bei Amazon als “ Die, Monster, Die! ” auf DVD.

Trailer: The Curse

Trailer: The Colour from the Dark

Bei Amazon als DVD “ H.P. Lovecrafts Saat des Bösen ” zu haben.

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Fragment (2009) /fragment-2009/ /fragment-2009/#comments Thu, 14 Oct 2010 05:36:24 +0000 /?p=106 Fragment

Der tückische Spiegel...

Bei Aufnahmen in einem Kriegsgebiet wird der Fotograf Lloyd (gut: Wayne Bradley) von einem Fragment getroffen. Ziemlicher Mist, denn das Stück Metall steckt nun in seinem Schädel. Außerdem stammt es aus einer Waffe, in der abgereichertes Uran verwendet wurde – wir erinnern uns: Die USA, sonst nicht unzivilisiert, haben diesen Dreck im Irak verschossen, damit sie ihn nicht im eigenen Land entsorgen müssen. Kein Wunder also, dass sich um das Fragment in Lloyds Hirn ein inoperables Karzinom entwickelt.

Lloyd hat also nicht mehr lange zu leben, aber wie das manchmal so ist, macht er trotzdem weiter wie bisher und knipst munter vor sich hin. Doch dann wird es merkwürdig: Nach der Aufnahme eines toten Vogels wird Lloyd schwindelig, die Taube lebendig – sie fliegt davon. Auch ein toter Hund knurrt kurz nach dem Klicken des Auslösers den höchst verblüfften Lloyd an. Hat er etwa geheimnisvolle Kräfte entwickelt, um Tote wieder zum Leben erwecken zu können? So sieht es aus. Und leider ist er gerade umgezogen, und sein Apartment bewohnte – was für ein Zufall – vor ihm ein wahnsinniger Serienmörder, der seine Taten filmte, um sie als DVDs auf den Snuff-Markt zu verkaufen. Lloyd findet eine solche DVD, versteckt unter einer Diele am Boden. Was liegt für Fotografen näher, als nach dem ersten Entsetzen das hübsche Opfer (lechz: Bree Robertson ) direkt von der Mattscheibe weg abzulichten? Schlecht nur, dass auch der Slasher selbst im TV-Bild versteckt war …

Fragment (2009) Psycho-Grusel-Horror

Man muss nicht jeden Mist ansehen, Lloyd!

Der australische B-Thriller “Fragment” (2009) fängt mit seiner sauber inszenierten Kriegsszene erstaunlich gut an, kann sich dann aber nicht zwischen Psycho-Mystery und Slasher-Horror entscheiden und verschenkt kurz vor Ende der ersten Stunde seine Chance, ein Geheimtipp zu werden. Bei vielen Szenen hört man sich selber raunen, “Jetzt wird’s aber hinten höher wie vorne.” . Doch ebenso, wie das knappe Budget nicht zu übersehen ist, bemerkt man als Zuschauer doch auch, dass die Macher möglicherweise mehr Talent und Ideen hatten, als ihre Geldbörse finanzieren konnte. So entwickelt der stimmungsvoll fotografierte Streifen stellenweise eine gelungen schaurige Atmosphäre, der man sich schwer entziehen könnte, würde nicht regelmäßig eine ganz miese Szene dazwischen grätschen. Kurz: Schade, verhauen – aber von Regie-Neuling Andrew Miles könnte man u.U. noch was hören, sofern er deutlich bessere Drehbücher erhält.

Fragment

Aufgeweckte Typen: die Schöne und ihr Slasher

Fazit: Kann man sich mal ausleihen, wenn es sonst nichts gibt. Stellenweise ist “Fragment” ein gelungener und atmosphärisch dichter Grusel-Schocker, der aber letztlich in Handlungsarmut stecken bleibt. Für Horror-Fans sicher ganz nett, für Freunde der Grusel-Phantastik (wie ich) einen Tick zu heftig. Vorsicht: Die deutsche Low-Budget-Synchro ist unerträglich schlecht, man wechsle unbedingt zur englischen Tonspur, sonst verdirbt das wirklich alles.

  • Auf DVD: Fragment
  • Als HD: Fragment [Blu-ray]
  • Info: fragmentthemovie.com
  • Stimmiges Review auf hartigans-world.blog.de

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Haze – Ganz schön eng hier /haze-ganz-schon-eng-hier/ /haze-ganz-schon-eng-hier/#comments Thu, 21 Dec 2006 16:15:03 +0000 /?p=14 Haze - Shinya Tsukamoto Wenn Sie glauben, Sie hätten schon alles gesehen, dann schauen Sie sich diesen Film von Shinya Tsukamoto an. Mit Japan-Grusel hat das nix zu tun – das ist wahrer Horror.

Ein Mann erwacht. Um sich herum: Beton oben, Beton unten, Beton links, Beton rechts. Gerade genug Platz, um zu existieren, aber nicht genug, um sich selbst zu bewegen. Stattdessen wird er bewegt – irgendwohin. Verliert das Bewusstsein. Erwacht, erneut gefangen, diesmal eingeklemmt zwischen zwei Betonwänden.

Haze - Shinya Tsukamoto Zwischen seinen offenen Kiefern klemmt eine Metallröhre, die ihn an die Wand dahinter presst. Er kann den Kopf nicht bewegen, den Mund nicht schließen, nicht schreien. Er kann nur blind seitwärts tippeln, wobei seine Zähne über das Stahlrohr kratzen. Er tut´s trotzdem. Es dauert, aber irgendwann erreicht er doch eine Wand: Sackgasse. Er ist verzweifelt, trippelt seitwärts zurück, in die einzige andere Richtung, den Kopf zwischen Wand und Rohr geklemmt. Alle paar Meter hat das Stahlrohr einen Vorsprung, seine Zähne kreischen über das Metall – es ist entsetzlich. Endlich gelangt er ans linke Ende, das Rohr biegt ab und verschwindet in der Wand. Sein Kopf ist frei, endlich.

Haze - Shinya Tsukamoto Doch wie geht´s weiter? Nun steht er in einem Hohlraum, in dem er sich nicht bewegen kann, nicht umdrehen, nicht hinsetzen. Vor ihm: ein Loch in der Wand. Ein Hammer zischt heraus, haut ihm auf den Kopf. Wieder und immer wieder. Er bricht zusammen, doch es geht nicht, weil kein Platz für ihn ist. Doch da! Hinter seinen Beinen: ein Loch im Beton! Es ist so eng, er kann nur rückwärts hinein kriechen, das Becken voraus, Arme und Beine hinter sich herziehend, ohne zu sehen, wohin er kriechen wird.

Haze - Shinya Tsukamoto Und so geht´s weiter.

Wer sich “Haze” ansehen kann, ohne mit den Zähnen zu klappern, sollte dringend einen Therapeuten aufsuchen. Shinya Tsukamoto, Regisseur und Hauptdarsteller in einer Person, liefert einen Kurzfilm ab, der unter die Haut geht wie ein Fahrradunfall auf dem Kiesweg – in Badehose. Nur gut, dass der Horror nicht allzu lange währt: “Haze” dauert gerade mal 48 Minuten. Und von diesen spielen auch nur gut 25 Minuten in der allerschlimmsten Hölle der Einsamkeit.

Haze - Shinya Tsukamoto Dann trifft der Namenlose eine Frau, und es wird etwas erträglicher. Bei Shinya geht´s ja – wie meistens sonst – um die Liebe, ganz egal, was für ein scheinbar krudes Zeug auf der Leinwand zu sehen ist.

Für all jene, die mit dem Tsukamotoschen Oeuvre bereits vertraut sind: Von der Machart her liegt “Haze” wohl irgendwo zwischen dem Mensch-Maschine-Monsterkunstfilm Tetsuo – The Iron Man und dem Betonschluchten-Boxerstreifen “ Tokyo Fist , nur viel schlichter gestrickt und mit einfachsten Mitteln (DV-Camcorder) gedreht. Das tut der Wirkung keinen Abbruch – Shinya könnte wahrscheinlich auch mit einem Kamera-Handy interessante Filme machen.

Haze - Shinya Tsukamoto Als Extras bietet die Haze-DVD ein eher durchschnittliches Interview mit Tsukamoto (19 Minuten) und ein “Making of” (24 Minuten), bei dem man sich erstens darüber amüsieren kann, wie trödelig das Filmteam mit winzigen Pinseln große Betonflächen bemalte, und zweitens darüber staunt, wie simpel und harmlos das Set dieses Film aussieht, wenn man es nicht durch den Kopf und die Augen des Regisseurs gezeigt bekommt. Schade: Im Interview ist die Rede von einer kürzeren Fassung des Films (25 Minuten), die auf Festivals zu sehen war, der DVD aber fehlt. Es wäre schon interessant gewesen, zu sehen, was der Autor da ausgelassen hat.

Egal, trotzdem unbedingt ansehen: “Haze” ist keine Filmerzählung, er ist eine Erfahrung.

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