Science Fiction Film Review » futuristisch ... aus einer anderen Welt: SciFi-Filme, Space-Schrott & Blobs Sun, 01 Dec 2013 11:36:13 +0000 en-US hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.7.1 Kamikaze 1989 /kamikaze-1989-krysmopompas-1982/ /kamikaze-1989-krysmopompas-1982/#comments Fri, 15 Nov 2013 13:15:04 +0000 /?p=934 kamikaze-1989_004 In naher Zukunft: Deutschland ist die reichste Nation der Erde. Alle technischen Probleme wurden gelöst, es gibt weder Umweltverschmutzung noch andere Probleme. Zwar ist Alkohol verboten, doch Drogen sind erlaubt, zudem gibt es reichlich Fernsehshows zur Bedröhnung, unter anderem der monatliche Lachwettbewerb mit 99% Einschaltquote. Der wird vom größten, wenn nicht einzigen Konzern Deutschlands veranstaltet, der auch sonst alle Medien steuert.

kamikaze-1989_094 Eines Tages erhält die Konzernspitze eine Bombendrohung. Polizeileutnant Jansen (Rainer Werner Fassbinder), 100% Aufklärungsquote, heimlicher Alkoholiker, unangenehmer Zeitgenosse, brutaler Zyniker, weder Mitläufer noch Widerständler, soll herausfinden, was dahinter steckt. Die (reichlich verworrenen) Spuren führen ihn in den 31. Stock des Konzernhochhauses, doch dieses hat nur 30 Stockwerke. Zunehmend sind Konzern- und Polizeichefs von seinen Ermittlungen genervt und wenden sich gegen ihn. Und dann ist da noch der geheimnisvolle Staatsfeind Krysmopompas

kamikaze-1989_033 Diese schwer genießbare Perle aus deutschen Landen darf man sich nur zu Gemüte führen, wenn man sich wirklich aufrichtig für abseitige Filme und bizarre SF-Szenarien interessiert. „Kamikaze 1989“ (Deutschland, 1982) ist nämlich als Science-Fiction-Film eher mäßig, trotz reichlich Zukunfts-Firlefanz. Auch wer sich eine Art „Welt am Draht“ erhofft, wird enttäuscht: Auf dem Regiestuhl saß hier Wolf Gremm, nicht Fassbinder, und als Darsteller torkelt letzterer sichtlich dem Ende seiner multiplen Drogenabhängigkeit entgegen.

kamikaze-1989_090 Doch das kann in seinem Fall immer noch ein ganz großes Vergnügen sein: Wie er als „Jansen“ im Leopardenfell-Anzug (samt mit Leopardenfell bezogenem Revolver und Leopardenfell-Armaturen im Auto) mit versoffenem Gesicht durch diese grelle, absurde Zukunftssatire stampft, das ist einfach grandios. Der Sage nach hat sich Fassbinder übrigens in diesem Anzug beerdigen lassen.

kamikaze-1989_039 Ich gebe zu: ich liebe „Kamikaze 1989“, trotz des nervtötend lieblosen Edgar-Froese-Gedudels im Soundtrack. Ich hatte den Film vor Jahren mal auf einem portablen Casio-Minifernseher gesehen und war fasziniert, auch das erneute Ansehen habe ich sehr genossen. Brigitte Mira in einem Sci-Fi sieht man ja auch nicht oft. Und Franco Nero. Gerade weil das Alles einerseits furchtbar trashig ist, sich andererseits durchaus bemüht, ein Action-Krimi zu sein – sogar mit einer für damalige deutsche Verhältnisse gewiss erstaunlichen Autojagd. Und doch den Charme einer unerhört skurrilen Zukunftsvision entwickelt.

kamikaze-1989_098 Vieles der arg überzeichneten Zukunft wurde vielleicht nicht wahr, wäre aber noch immer vorstellbar: Der OK-„Daumen“ der Polizei; das Verbot von Alkohol und selbst gezüchtetem Gemüse; der Neusprech des „unerwarteten Todes“; die Monopolisierung der Wirtschaft samt Gleichschaltung der Medien in fast 50 TV-Kanälen; die allgegenwärtige “wearable” Kamera (hier: am Ring) als Vorwegnahme der Google Glasses…
Okay, so manches wurde wohl tatsächlich wahr.
Es ist in jedem Fall bedauerlich, dass Fassbinder starb, denn weitere Jansen-SF-Krimis hätte zumindest ich gerne gesehen.

kamikaze-1989 Fazit: Wunderbar trashig-bunte, absurd-schrille Dystopie. Geheimtipp für Fans des Abseitigen. Eigentlich ein Must-see, aber gewiss nicht für jeden Geschmack geeignet.

  • Zu haben als DVD . Die Bildqualität ist noch erträglich. Das Bonusfeature dreht sich um die letzte Tage von Fassbinder – eher was für RWF-Fans.
  • Nach dem Buch Mord im 31. Stock des “Kommissar Beck”-Autors Per Wahlöö. Der Film hält sich teilweise inhaltlich erstaunlich eng an die Vorlage, dichtet aber manches hinzu. Das Buch (von 1964!) kann man noch heute lesen, und als Abrechnung mit einem meinungslosen, gleichgeschalteten Medienapparat, der sich vor allem mit Stars & bunten Bildern beschäftigt, sind die Schilderungen seiner knappen Prosa noch heute prophetisch. (Als Krimi taugt das Buch nicht viel.)

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Tykho Moon /tykho-moon-1986/ /tykho-moon-1986/#comments Mon, 29 Jul 2013 13:12:16 +0000 /?p=735 Im heruntergekommenen Überwachungsstaat einer Siedlung auf dem Mond kämpft der todkranke, zunehmend wahnsinnige Diktator Mac Bee (Michel Piccoli) nicht nur mit Terroristen und zunehmender Paranoia, sondern er ringt auch mit dem Leben.

Sein nicht minder wahnsinniger Chirurg (Jean-Louis Trintignant) verspricht ihm nicht nur eine heilende Operation, sondern will ihm auch noch die Unsterblichkeit verschaffen, oder besser: 170 Jahre. In dieser Zeit sollen seine Frau und seine Söhne das Zepter übernehmen – bis er wieder aufgetaut wird und die Führung übernehmen kann.

Doch die für die Operation notwendigen, kompatiblen Ersatzorgane hat ausgerechnet nur “Tykho Moon” (Johan Leysen). Und der ist ein früherer Widerstandskämpfer, der jedoch aus der Gefangenschaft ausbrechen und nach einer Gesichtsoperation untertauchen konnte. Dabei verlor er sein Gedächtnis – nun schlägt er sich unter dem Namen Anikst als Bildhauer durch.

Welche Rolle spielt die schöne Lena (Julie Delpy) – ist sie Prostituierte, Terroristin, Agentin? Warum hat der zwielichtige Journalist Glen Barr (Richard Bohringer, seit “Diva” ein unvergessliches Gesicht) ausgerechnet jetzt ein Buch über Tykho Moon geschrieben? Wer steckt hinter den Flugblättern, die verkünden, dass der Widerstandskämpfer noch lebt? Und wer hinter den Anschlägen auf die “Mac Bees”, die drei missratenen und vom Neid zerfressenen Söhne des Diktators, die ebenfalls nach etwas Unsterblichkeit dürsten?

In der Welt von “Tykho Moon” möchte man nicht leben. Ständig genetische Identitätskontrollen. Wohnraum ist so knapp, dass die Leute sich in Hotels pferchen. Die Zimmer darin sind unbezahlbar und nur mit speziellen Scheinen und Beziehungen zu kriegen. Und dennoch haben Hotelangestellte noch genug Macht, einen aus purer Missgunst in die Badewanne umzusiedeln (“da können Sie sich ausstrecken!”). Nur wer vom Hoteldach über die undurchdringliche Mauer blickt, schafft es vielleicht, wenigstens einen Blick auf den Palast der Herrscherfamilie zu ergattern. Doch auch dort möchte man letztlich nicht leben, denn die Mac Bees langweilen  oder zerfleischen sich gegenseitig und leiden zudem an einem mysteriösen, blauen Geschwür…

Wie bei “Bunker Palace Hôtel” (1989) verzichtet Comic-Legende Enki Bilal in seinem zweiten Realfilm auf typische SF-Effekte, sieht man von einigen eher obskuren Fotomontagen ab. Statt dessen gestaltet er eine Welt, die nur über die reichlich vagen Andeutungen und vor allem nur symbolisch zu verstehen ist. “Tykho Moon” wirkt dabei deutlich “leichter” als “Bunker Palace Hôtel” , inhaltlich leider auch deutlich dünner.Vor allem stört ein wenig, dass die Figuren sich der Grenze zur Karikatur bewegen und dadurch eigentlich nichts mehr symbolisieren können. Oder anders: Das, was Bilal angreifen möchte, verschwindet im übertriebenen Bemühen, es sichtbar zu machen. (Ein Fehler der Jugend, btw.)

“Tykho Moon” ist immer noch eine sehenswerte Erfahrung jenseits des Mainstreams. Und doch man wird das Gefühl nicht los, dass hier Style deutlich über Substance geht und das sich die Schicht der Symbole (etwa die zu Hotelrezeptionisten mutierten Verwalter von Macht) einfach nicht mit der geradezu straighten Hollywood-Story verträgt: Freiheitskämpfer mit Amnesie wird von Dritten instrumentalisiert, um eine Diktatur zu stürzen. Man muss den Film wirklich mehrmals sehen, um herauszufinden, dass es um mehr geht als das, und zugleich deutet sich an, was bei Immortal noch sichtbarer wird, nämlich dass Bilal eher filmische (politische) Gedichte machen will als Filmerzählungen.

Doch dafür kann man Tykho Moon fast wie einen normalen Spielfilm genießen, mit Gewürzen wie Spannung, Action und einem erstaunlichen Ensemble von Darstellern. Marie Laforêt als Diva und Gattin ist eine Augenweide, wie überhaupt das ganze Personal geradezu fellinisch von der Ästhetik dominiert wird. Auch wegen des traum- und rauschhaften Titelsongs “ Mister Sun ” von Brigitte Bardot lohnt das Anschauen…

Fazit: Bilderreiche, vielschichtige und ungewöhnliche Arthaus-SF über eine Liebe im Mondmeer Mare Tranquillitatis . Erreicht nicht ganz die reduziert-visuelle Wucht von “Bunker Palace Hôtel” , ist dafür aber etwas gefälliger und somit auch für SF-Fans diesseits des Kunstfilms einen Blick wert.

  • Infos beim Vertrieb
  • Zu haben als DVD

Ein kurzer deutscher und ein langer französischer Trailer:

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Bunker Palace Hôtel /bunker-palace-hotel-1989/ /bunker-palace-hotel-1989/#comments Sun, 28 Jul 2013 18:19:40 +0000 /?p=734 Maschinengewehrgeknatter und Kriegsgeräusche im Hintergrund. Holm (köstlich: Jean-Louis Trintignant), sichtlich ein mächtiger Mann in Führungsposition, packt im Büro seinen Koffer, hinterlässt eine Bombe, verlässt das Gebäude. Im Auto hört er die Explosion hinter sich. Ein Chauffeur bringt ihn fort, das Auto fährt dabei durch milchig-weißen Regen (Ansage des Säureanteils per Radio) und Industrieruinen.

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Holm hinterlässt im Auto eine Bombe, betritt ein Gebäude, hält inne. Das Auto hinter ihm explodiert. Er geht weiter. Gänge. Treppen. Flure. Irgendwann ein Zug. Die schwere Lokomotive wird von außen beschossen, bringt ihn aber unbeschadet zu einer bestimmten Position. Dort befördert ihn weitere Technik sicher in den Untergrund. bunkerpalacehotel_open300x300 Und als er schließlich am Ende seiner Reise ankommt, befindet er sich im “Bunker Palace Hôtel”.

Es ist ein bizarrer Schutzbunker, offenbar reserviert für den Führungskader einer Diktatur. Die Schönen und Reichen und Wichtigen sollen hier wohl unbeschadet überleben, während “draußen” die blutige Revolution ihre Opfer fordert, natürlich nur beim Fußvolk.

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Der Industrielle und Waffenverkäufer Holm ist nicht der einzige, der nun im Luxusbunker wohnt: Andere Gäste sind schon da, einige haben es möglicherweise nicht geschafft, vor allem der Führer wird noch vermisst.

bunker_palace_hotel_3clara_300x Die meisten Gäste kennen sich. Unbekannt ist ihnen nur die schöne Clara (nervtötend distanziert: Carole Bouquet), eine Agentin (für welche Seite?) die ganz eigene Pläne zu verfolgen scheint. Und während an der Erdoberfläche (nur hörbar) der Krieg weitergeht, nimmt man im Bunker Palace Hôtel bei Smalltalk kühle Drinks zu sich.

Doch das Personal, allesamt Roboter, zeigt zunehmend Ausfallerscheinungen und Fehlfunktionen, der Pool verdreckt, aus den Leitungen kommt bald kein sauberes Wasser mehr, die Heizung fällt aus und so steigt die Laune nicht gerade …

Man muss “Bunker Palace Hôtel” (1989) einfach selbst gesehen haben, denn Worte können nicht vermitteln, was einem hier serviert wird. Allerdings braucht man ordentlich Sitzfleisch. Was der bekannte Comic-Zeichner Enki Bilal hier vorlegt, ist Science-Fiction-Kunst – und hat so wunderbar rein gar nichts mit Hollywood zu tun. Das meiste bleibt rätselhaft, nichts wird erklärt. bunkerpalacehotel_sextoy300 Nur indirekt deuten sich Motive an: Eine Diktatur, vermutlich Ostblock, kriegsführend, korrupte, kaltherzige und sinnentleerte Funktionäre, eine verbotene Sprache, eine Widerstandsbewegung – und der Umstand, dass sich letztlich nichts ändert, egal, ob die Regierung wechselt … Zugleich ist die teils absurd, konfus oder sinnlos wirkende Handlung wegen überlanger, vager, teils grotesk platter Dialoge so action-frei und spannungslos, dass man wirklich Mühe hat, beim Zuschauen wach zu bleiben.

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Doch allein die Bauten, die Innenarchitektur, die – leider viel zu wenigen – Matte Paintings, der weiße Regen, die absurden Androiden und die überall fast greifbar rauhe Textur sind das Anschauen wert. Aber vor allem natürlich die eigenwillige Filmsprache, auf die man sich einlassen muss, sonst bleibt “Bunker Palace Hôtel” nicht viel mehr als ein Experimentalvideo.

bunker_palace_hotel_300x Ich liebe diesen Film irgendwie, obwohl ich dabei fast einschlafe. Ich empfehle “Bunker Palace Hôtel” daher ausdrücklich, auch wenn zugleich davor warne, sich zu viel zu erwarten. Dieser Ritt ist zäh. Bilals erster Film ist irgendwie mehr ein absurdes Sci-Fi-Theaterstück als ein SF-Movie. Doch zugleich ist es einer der unkonventionellsten SF-Filme, die man überhaupt sehen kann. Ich würde mir sehr wünschen, dass einige seiner filmsprachlichen Ideen auch im Mainstream ankommen würden – es müsste ja nicht in der hier vorliegenden, erschlagenden Kunsthaftigkeit sein. Etwas leichter zugänglich ist Bilals zweiter Film, Tykho Moon .

Fazit: Für Arthaus-Fans höchst sehenswerter, für SF-Fans aber möglicherweise etwas schwer verdaulicher Kunstfilm über die möglichen letzten Tage der jeweils mächtigen Gesellschaftsklasse. Ausdrückliche Empfehlung für alle, die das Ungewöhnliche, Symbolische und Absurde lieben und Spannung nicht vermissen. Warnung an alle, die mit sowas eher nichts anfangen können.

  • Infos beim Vertrieb .
  • Zu haben auf DVD . Bildqualität passabel, die Synchro ist teilweise fragwürdig, wenn nicht entstellend übersetzt und auch betont. Ich rate dringend, sich den Film ein zweites Mal mit O-Ton und Untertitel anzusehen.

Trailer gibts keinen, der folgende Clip gibt die Stimmung gut wieder:

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Max Headroom /max-headroom/ /max-headroom/#comments Mon, 08 Aug 2011 08:10:46 +0000 /?p=303 Kann mir einer erklären, warum bis heute kein nennenswerter Release der nicht ganz unerheblichen TV-Serie Max Headroom zu haben ist?

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