dystopisch – Science Fiction Film Review ... aus einer anderen Welt: SciFi-Filme, Space-Schrott & Blobs Wed, 17 Jun 2015 17:40:21 +0000 en-US hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.5.2 Kamikaze 1989 /kamikaze-1989-krysmopompas-1982/ /kamikaze-1989-krysmopompas-1982/#respond Fri, 15 Nov 2013 13:15:04 +0000 /?p=934 kamikaze-1989_004 In naher Zukunft: Deutschland ist die reichste Nation der Erde. Alle technischen Probleme wurden gelöst, es gibt weder Umweltverschmutzung noch andere Probleme. Zwar ist Alkohol verboten, doch Drogen sind erlaubt, zudem gibt es reichlich Fernsehshows zur Bedröhnung, unter anderem der monatliche Lachwettbewerb mit 99% Einschaltquote. Der wird vom größten, wenn nicht einzigen Konzern Deutschlands veranstaltet, der auch sonst alle Medien steuert.

kamikaze-1989_094 Eines Tages erhält die Konzernspitze eine Bombendrohung. Polizeileutnant Jansen (Rainer Werner Fassbinder), 100% Aufklärungsquote, heimlicher Alkoholiker, unangenehmer Zeitgenosse, brutaler Zyniker, weder Mitläufer noch Widerständler, soll herausfinden, was dahinter steckt. Die (reichlich verworrenen) Spuren führen ihn in den 31. Stock des Konzernhochhauses, doch dieses hat nur 30 Stockwerke. Zunehmend sind Konzern- und Polizeichefs von seinen Ermittlungen genervt und wenden sich gegen ihn. Und dann ist da noch der geheimnisvolle Staatsfeind Krysmopompas

kamikaze-1989_033 Diese schwer genießbare Perle aus deutschen Landen darf man sich nur zu Gemüte führen, wenn man sich wirklich aufrichtig für abseitige Filme und bizarre SF-Szenarien interessiert. „Kamikaze 1989“ (Deutschland, 1982) ist nämlich als Science-Fiction-Film eher mäßig, trotz reichlich Zukunfts-Firlefanz. Auch wer sich eine Art „Welt am Draht“ erhofft, wird enttäuscht: Auf dem Regiestuhl saß hier Wolf Gremm, nicht Fassbinder, und als Darsteller torkelt letzterer sichtlich dem Ende seiner multiplen Drogenabhängigkeit entgegen.

kamikaze-1989_090 Doch das kann in seinem Fall immer noch ein ganz großes Vergnügen sein: Wie er als „Jansen“ im Leopardenfell-Anzug (samt mit Leopardenfell bezogenem Revolver und Leopardenfell-Armaturen im Auto) mit versoffenem Gesicht durch diese grelle, absurde Zukunftssatire stampft, das ist einfach grandios. Der Sage nach hat sich Fassbinder übrigens in diesem Anzug beerdigen lassen.

kamikaze-1989_039 Ich gebe zu: ich liebe „Kamikaze 1989“, trotz des nervtötend lieblosen Edgar-Froese-Gedudels im Soundtrack. Ich hatte den Film vor Jahren mal auf einem portablen Casio-Minifernseher gesehen und war fasziniert, auch das erneute Ansehen habe ich sehr genossen. Brigitte Mira in einem Sci-Fi sieht man ja auch nicht oft. Und Franco Nero. Gerade weil das Alles einerseits furchtbar trashig ist, sich andererseits durchaus bemüht, ein Action-Krimi zu sein – sogar mit einer für damalige deutsche Verhältnisse gewiss erstaunlichen Autojagd. Und doch den Charme einer unerhört skurrilen Zukunftsvision entwickelt.

kamikaze-1989_098 Vieles der arg überzeichneten Zukunft wurde vielleicht nicht wahr, wäre aber noch immer vorstellbar: Der OK-„Daumen“ der Polizei; das Verbot von Alkohol und selbst gezüchtetem Gemüse; der Neusprech des „unerwarteten Todes“; die Monopolisierung der Wirtschaft samt Gleichschaltung der Medien in fast 50 TV-Kanälen; die allgegenwärtige “wearable” Kamera (hier: am Ring) als Vorwegnahme der Google Glasses…
Okay, so manches wurde wohl tatsächlich wahr.
Es ist in jedem Fall bedauerlich, dass Fassbinder starb, denn weitere Jansen-SF-Krimis hätte zumindest ich gerne gesehen.

kamikaze-1989 Fazit: Wunderbar trashig-bunte, absurd-schrille Dystopie. Geheimtipp für Fans des Abseitigen. Eigentlich ein Must-see, aber gewiss nicht für jeden Geschmack geeignet.

  • Zu haben als DVD . Die Bildqualität ist noch erträglich. Das Bonusfeature dreht sich um die letzte Tage von Fassbinder – eher was für RWF-Fans.
  • Nach dem Buch Mord im 31. Stock des “Kommissar Beck”-Autors Per Wahlöö. Der Film hält sich teilweise inhaltlich erstaunlich eng an die Vorlage, dichtet aber manches hinzu. Das Buch (von 1964!) kann man noch heute lesen, und als Abrechnung mit einem meinungslosen, gleichgeschalteten Medienapparat, der sich vor allem mit Stars & bunten Bildern beschäftigt, sind die Schilderungen seiner knappen Prosa noch heute prophetisch. (Als Krimi taugt das Buch nicht viel.)

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Oblivion /oblivion-2013/ /oblivion-2013/#respond Sat, 09 Nov 2013 07:09:37 +0000 /?p=943 oblivion_2013drohnen Nach einem Atomkrieg gegen Außerirdische hat die Menschheit ihre Sachen gepackt, die Heimatwelt verlassen und ist zum Titan ausgewandert. Jack (Tom Cruise) ist als T49 einer letzten Wartungstechniker auf der zerstörten Erde, zuständig für seinen kleinen T49-Bereich. Er flickt unter anderem die Drohnen, die die Wassergewinnungsanlagen verteidigen – gegen einige versprengte Außerirdische, die sich noch auf der verstrahlten Oberfläche rumtreiben. In zwei Wochen wäre seine Schicht zu Ende und er dürfte ebenfalls seine Sachen packen und zum Titan reisen.

oblivion_2013 Da stürzt ein Raumschiff ab und Jack rettet daraus eine Frau (Olga Kurylenko), die er vorher schon in Träumen gesehen hat – trotz seiner „vorgeschriebenen Gedächtnislöschung“. Als er sie mit nach Hause nimmt, gibt das natürlich Unfrieden bei der Gemahlin (Andrea Riseborough), die seltsam eifersüchtig wird. Und auch Sally aus der Zentrale, stets nur als Videobild zu sehen, benimmt sich merkwürdig. Bald muss Jack feststellen, dass alles anders ist, als es den Anschein hatte…

oblivion_2013morpheus … und als Zuschauer stellt man das auch fest, leider schon nach 1 Minute. Und das ist das Hauptproblem dieses Films: Es ist einfach schon durch die Inszenierung sofort absolut klar, dass hier irgendwas nicht mit rechten Dingen zugeht.

Das hätte trotzdem spannend sein können: Zuzusehen, wie sich die Indizien nach und nach häufen … doch der Film trägt von Anfang diesen bunten Warn-Aufkleber eines Verdachts in jedem Bild, etwa die sektenartige Nachfrage aus der Zentrale („Seid ihr noch ein gutes Team?“), die einfach jeder als klaren Wurm im Apfel empfinden muss, oder das seltsame Bemühen der Frau Gemahlin, ihren Gatten vom Denken abzuhalten.

„Oblivion“ (2013) ist ein typischer, moderner High-Budget-Science-Fiction-Film im typischen, modernen, farbentsättigten Look. Die visuelle Inszenierung, die Bauten und die Special Effects sind vom typischen Allerfeinsten und machen diesen 08/15-Film einfach großartig anzuschauen. oblivion_2013cruise

Wenn er nur ein bisschen weniger vorhersagbar wäre; man braucht ja nur zu “Morgan Freeman spielt mit” zu sagen, schon weiß man, dass er den Chef der Widerstandsbewegung spielen wird, der Jack die Welt erklärt. Das Drehbuch ist ja eigentlich wendungsreich und gar nicht schlecht (man darf nur nichts zu sehr hinterfragen und muss die Logikfehler ignorieren), doch praktisch alle Motive hat man schon andernorts gesehen: <SPOILER> versunkene Symbole der alten Welt; Suche nach alten Büchern; letzter Mensch in verlassenen Trümmerstädten; Rebellen, die keine sind; geklonte Hauptperson ohne Erinnerung; Rohstoffe raubende Aliens; eine Bombe ins Innere des Mutterschiffs bringen; der Sonnenbrillen tragende Erwecker des Schläfers; und und und. Naja: die Mischung machts.

Fazit: Visuell überzeugendes, inhaltlich aber zu vorhersehbares und zuweilen auch etwas seelenloses Sci-Fi-Konsumprodukt. Nicht schlecht, aber das Zeug zum Klassiker fehlt einfach. Angesichts der gebotenen Opulenz eigentlich schade.

  • Zu haben auf DVD und Blu-ray .

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The Purge – Die Säuberung /the-purge-die-saeuberung-2013/ /the-purge-die-saeuberung-2013/#respond Thu, 07 Nov 2013 18:02:18 +0000 /?p=929 the_purge_2013_a Irgendwann in naher Zukunft: Die USA haben mehrere Wirtschaftskrisen, Bankrotte, Abwertungen hinter sich und würden am Boden liegen, hätten nicht “die neuen Gründerväter ” eine ganz wunderbare Idee gehabt: Einmal im Jahr, von 19 Uhr am Abend bis 7 Uhr morgens, findet der “ Purge ” statt. In dieser Zeit ist jedes Verbrechen straffrei . So haben die Menschen endlich Gelegenheit, das Böse in sich herauszulassen und sich auf diese Weise selbst zu reinigen. Das ganze Spektakel hat auch einen prima Nebeneffekt: Weil nicht jeder das Geld hat, der boomenden Industrie Waffen oder Verteidigungsanlagen abzukaufen, sind bestimmte Menschen eher dafür prädestiniert, bei der Nacht der US-Amerikanischen Säuberung draufzugehen; meist das, was heute Teile auch unserer Gesellschaft mit “ Minderleister ” umschreibt, was im Film ganz ungeniert als Abschaum bezeichnet wird.

the_purge_2013_b James Sandin (Ethan Hawke) ist einer der Gewinner des Purge, denn er hat in diesem Jahr mehr Verteidigungsanlagen verkauft als seine Kollegen. Wie seine Frau Mary (Lena Headey) bemüht er sich, öffentlich zur Schau zu stellen, dass er den jährlichen Purge-Event akzeptiert – schließlich will man ein guter US-Amerikaner sein. Doch bei Gesprächen mit Sohn und Tochter wird klar, dass die beiden Eltern heimlich eigentlich nichts davon halten.

Dann kommen mehre Dinge zusammen: Der Freund der Tochter schleicht sich ins Haus, ehe Vater James es abschotten kann – und er will mit Schwieger-Daddy nicht etwa sprechen, sondern ihn kaltmachen. Und der Sohn zeigt Mitleid, als auf der Straße ein verfolgter Obdachloser (Edwin Hodge) um Hilfe ruft, und lässt ihn ins Haus. Kurz darauf stehen Maskierte (total subtil im traditionellen Oberklassen-Highschool-Jacket) vor der Tür und fordern die Auslieferung des Obdachlosen – schließlich sei der wertloser Abschaum, ergo zu purgen . Und wenn der Familienvater dieser Aufforderung nicht nachkomme, dann würde seine ganze Familie darunter leiden.

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Immer wieder mal gibt es Filme wie “The Purge – Die Säuberung” (2013), die einen in ihren ersten 20 Minuten regelrecht sprachlos staunend zurücklassen. Die Grundidee von “The Purge” ist nämlich ebenso unglaubwürdig wie bizarr und einfallsreich, auch wenn man sie literarisch schon bei Lem oder Sheckley finden kann. “The Purge” ist damit unübersehbar eine Metapher auf die Waffenverliebtheit der US-Amerikanischen Gesellschaft. Und so wahnsinnig die These auch ist, so erschreckend ist doch irgendwie, dass man den Amis sowas irgendwie auch zutrauen würde – jedenfalls den Teaparty-Irren des Landes.

the_purge_2013 Leider kann der Film in seiner Umsetzung das Niveau seiner Prämisse nicht halten und wird schnell banal. Das liegt in vielen vergebenen Chancen, den erstaunlich platten Dialogen und vor allem daran, dass einem die “Message” hier mit dem Baseballschläger ins Gehirn gedroschen wird, als wolle uns ein wütender Regisseur sagen: “Kapiert ihr es so?!?”. Nein, Mr. DeMonaco: Denn den Feind einer (aufgeklärten?) Gesellschaft (hier sichtlich “die Waffenbefürworter”) erst völlig übertrieben und verzerrt zu servieren, nur um dann auf dieses Zerrbild durch seine Helden (aufgestiegene Mitläufer der Mittelschicht) einzudreschen, das beweist nichts und sagt wenig etwas über die real existierende US-Gesellschaft aus – außer, dass sichtlich ein Riss durch sie hindurch geht.

Daher frage ich mich Ende dieses Genre-Films nach anfänglicher Begeisterung, ob “The Purge” auf intellektueller Ebene nicht doch ein ziemlicher Rohrkrepierer ist. Nun, selbst wenn: Als Kammerspiel und Gedankenspiel ist er durchaus halbwegs interessant (ähnlich wie “ Repo Men ” oder “Die Frauen von Stepford”) und er zeigt, wie viel Kraft in der Science Fiction als Film noch immer liegen könnte, wenn sie nur aufhören würde, eine Superheldenscheisse nach der anderen aus dem Bodensatz der Recyclingtonne zu kratzen. (Eine Fortsetzung von “The Purge” ist geplant.)

Fazit: Greller, ätzender Social-Science-Fiction-Kommentar, der gegen die US-Waffengesetze und eine Spaltung der Gesellschaft in Reiche und Arme wütet, aber leider deutlicher weniger klug ist, als er glaubt.

  • Zu haben auf DVD (reicht) und Blu-ray .
  • Offizielle Homepage: http://upig.de/micro/the-purge.html

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Equilibrium /equilibrium-2002/ /equilibrium-2002/#respond Sun, 25 Aug 2013 04:24:18 +0000 /?p=839
Nach dem dritten Weltkrieg hat die Menschheit die Schnauze voll: Emotionen gelten als der entscheidende Motor für menschliche Gewalt, und wenn das so ist, dann drücken wir uns eben alle die Psychodroge Prozium , die es kostenlos im Regierungsgebäude, dem Equilibrium gibt. Und weil wir dann alle emotional tot sind, fangen wir keine Kriege und Konflikte mehr an.

Aber nicht alle spielen mit. Immer wieder lassen sich die Menschen bei Sinnesverbrechen erwischen. Ihre Vergehen: Gefühle zu haben, mit Haustieren zu schmusen, Bilder zu malen und anzugucken, Musik zu hören oder zu machen, an Parfums zu schnuppern, alle Arten von Kunst und Kultur. Glücklich im Gleichgewicht des „Equilibrium“ kann eben nur sein, wer all dem entsagt.

John Preston (Christian Bale) ist Teil einer Spezialeinheit, den Grammaton-Klerikern , die solche Kriminellen aufspüren. Dafür ist er in einer speziellen Kampftechnik ausgebildet, dem Gun Kata . Als er, der bereits seine Frau als Sinnesverbrecherin dem Schafott zugeführt hatte, auch noch seinen Partner exekutieren muss, will er mehr wissen. Er setzt mehr oder weniger freiwillig das „Prozium“ ab und macht sich auf die Suche nach dem „Untergrund“, der den Staat umstürzen will.
Um ihn dem obersten Staatschef, dem „Vater“ auszuliefern? Oder sich selbst von den Fesseln der Emotionslosigkeit zu befreien? Man wird es sehen…

Ist das Kunst oder kann das weg?

Als ich „Equilibrium“ (2002) zum ersten Mal, fand ich es einen ziemlichen Scheißfilm. Das liegt vor allem an den unübersehbaren Schwächen im Gebäude der Logik. Es beginnt schon damit, dass es höchst fragwürdig ist, ob die Kriege unserer Welt wirklich von Emotionen ausgelöst wurden und werden, oder nicht eher von ganz rationalen Entscheidungen, kühl in Hinterzimmern getroffen. Aber selbst, wenn man die These schluckt, bleibt da noch das Problem, dass viele in diesem Film nicht so gefühllos sind, wie sie es sein müssten. So grient etwa der neue Partner von Preston, Brandt (Taye Diggs), ständig vor sich hin, während Bale als Preston selbst dann noch den Gefühlskalten spielt, als er schon längst die Seiten gewechselt hat. Man könnte argumentieren, dass auch er (wie angedeutet auch ihr gemeinsamer Chef) die Droge abgesetzt hat – aber wozu? Ich glaube, hier war der Regisseur einfach nicht konsequent genug. So fand ich vor allem die schauspielerische Darstellung der Emotionslosigkeit unglaubwürdig und die Darstellung des Gegenteils, der Preston erwachsenden Emotionen, schwerfällig bis süßlich. Und an Bale liegt das sicher nicht.

Hinzu kommen die zahllosen Idiotien, der dieser Verschnitt aus Fahrenheit 451 (Kulturverbrenner), 1984 (Gefühlsverbot) und Brave New Wold (Dauerdroge) durch reichlich Actiongetöse zu kaschieren versucht. Etwa, dass etwa ein Überwachungsstaat sich auf eine Psychodroge verlässt, die sich jeder selbst verabreichen muss – statt das Zeug einfach ins Wasser zu mischen. Dass dieses „Prozium“ wohl nur in Fünferpacks ausgegeben wird und es offenbar nur eine Ausgabestelle in der ganzen Stadt gibt – die dann ausgerechnet geschlossen ist, als der Held sich eindecken will (ohne diesen zufälligen Fehler im System wäre nämlich nichts passiert). Dass für eine „Sinnesverbrecherin“ einen Spiegel zu besitzen illegal ist – Preston aber auch einen hat. Und dass niemand die anderen, super-kämpfenden „Grammaton-Kleriker“ auf Preston hetzt, sondern er nur immer das Kanonenfutter wegschnetzeln darf, das eh keine Chance gegen ihn hat (das ließe sich durch den Twist erklären, müsste dann aber wenigstens Preston auffallen). Und das “Gun-Kata” ist einfach albern (obschon der Endkampf gegen Vater hier durchaus beeindruckt). Genau wie die Legionen von Kanonenfutter-Cops in den immer gleichen Ledermänteln mit Motorrad-Sturzhelmen. Oder die aufdringlich religiösen Verweise, die letztlich doch auf nichts verweisen und daher nur leere Symbolik sind (anders als etwa in dem in dieser Hinsicht großartigen “ Perfect Creature ” von 2006).

Aber: Ich gebe zu, dass der Film mit der Zeit gewinnt. Man darf ihn nur nicht so ernst nehmen, wie er selbst es tun. Und man darf vor allem nie vergleichen, was man „selbst in der Situation tun würde“ (nämlich: nichts von allem, vor allem nicht Händchenhalten vor der Überwachungskamera).

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auf Prozium

Betrachtet man „Equilibrium“ rein als grob gezimmertes Action-Märchen, dann ist das alles eigentlich halb so schlimm. Szenen wie die mit dem Hund erscheinen dann zwar unbeholfen, aber eben als rein märchenhafte Elemente – wie der Frosch, den eben auch niemand küssen würde, oder das Pfefferkuchenhaus, von dem jedes Kind weiß, dass damit etwas nicht stimmen kann. Ein Hinweis darauf ist das Badezimmer Prestons: da ist nichts, keine Zahnpasta, kein Rasiergel, kein Waschlappen; es ist ein “Badezimmer” nur auf einer rein symbolischen Ebene. Ein weiterer Hinweis ist der „Arbeitsplatz“ des ach so einzigartigen „Grammaton-Klerikers“ Preston: In einem miesen Großraumbüro, wo er Büroklammern und ein Papierheftgerät auf dem Schreibtisch stehen hat, aber nicht einen einzigen Fitzel Papier. Weil eben auch hier nichts real ist, sondern nur symbolisch gemeint: „Preston arbeitet in einer seelenlosen Bürokratie“, will der Autor sagen (allen, die es bis dahin noch nicht gemerkt hatten); darum, *wirklich* zu zeigen, wo der Kleriker arbeitet, geht es sichtlich nicht. Alles ist nur prächtig anzuschauendes Symbol (etwas, das Regisseur Kurt Wimmer in “Ultraviolett” 2006 noch weiter auf die Spitze treibt).

auf Emotion

Inhaltlich geht der Film gar nicht so sehr an der Wirklichkeit vorbei. Kunst und Kultur werden schon heute vom Mainstream nur noch dann akzeptiert, wenn sie für jeden verständlich, also „Unterhaltung“ sind. Was nach höherem, besserem, edlerem strebt, sich intellektuell (aka „verschwurbelt“) gibt, hat keine Chance. Noch werden Opern, Theater, Klassische Musik, Kultur- und Gesellschaftskritik subventioniert, als Symbole der Hochkultur von Gestern. Aber der Tag ist nicht mehr fern (wir, Sie und ich, werden ihn noch erleben!), wo man all das allmählich abschaffen wird. Mit der Begründung, irgendwelche selbstverliebten Eliten würden sich dort gegenseitig die Posten zuschieben, aber nichts von betriebswirtschaftlichem Wert produzieren, was das Volk, also der Steuerzahler, wirklich würde haben wollen. (Und haben Sie genau das nicht selbst schon mal gedacht, etwa wenn das Feuilleton begeistert über irgendeine kryptische Wagner-Aufführung salbadert, als handle es sich um sich selbst erwärmende Hot-Dogs?)
Gewiss, vom fehlenden Wunsch, künstlerisch über das Naheliegende, Verständliche, Unterhaltsame und Mainstreamige hinauszuwachsen, ist es noch ein großer Schritt bis zu einem „Verbot von Kultur“, wie es in der Welt von Libria zu sehen ist. Aber genau das macht ja das Märchen, wie übrigens auch jede gute Science Fiction aus: uns etwas über die Gegenwart zu erzählen, indem es sie uns übertrieben und verfremdet als Zukunft serviert.

Und so konnte ich mich zehn Jahre später doch noch mit „Equilibrium“ versöhnen.

Fazit: Mit erstaunlichem Sinn für totalitäre Architektur und Bilder ins Szene gesetzt, kann man sich das um Anspruch immerhin bemühte Action-Märchen durchaus ansehen – sofern man es rein symbolisch betrachtet und sich von den Schwerfälligkeiten und vom fehlenden Realismus nicht vergrätzen lässt.

  • Zu haben als DVD und Blu-ray .

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Screamers – The Hunting /screamers-hunting-2009/ /screamers-hunting-2009/#respond Tue, 13 Aug 2013 13:19:52 +0000 /?p=969 Auf “ Screamers – Tödliche Schreie ” von 1995 folgte geradezu unvermeidlich, erstaunlicherweise aber erst 2009, die Fortsetzung: “Screamers – The Hunting”. Die Frage bei “Screamers II” schien zunächst, wie schlecht er ausfallen würde – doch für ein Sequel geriet “Screamers – The Hunting” überraschenderweise befriedigend .

screamers_2009_the-hunting2 Eine Rettungs-Mission macht sich auf den Weg nach Sirius 6B. Was sie wissen, ist, dass die Screamers sich weiterentwickelt und (fast) die gesamte Bevölkerung des Planeten ausgelöscht haben. Was sie nicht wissen (obwohl schleierhaft bleibt, warum – schließlich ist das der Kern von “ Screamers “): die Screamers treten inzwischen auch als hybride Mensch-Maschinen auf. Das Rettungsteam soll (offiziell) die Überlebenden finden und evakuieren. Inoffiziell wollen einige Leute sich natürlich die Screamers-Technik unter den Nagel reißen und Waffen draus bauen (hat denn keiner aus Alien gelernt?!?). Die Retter gehen bei dieser Mission [Spoiler] natürlich selbst drauf, was aber keine Überraschung ist, denn das ist ja wohl das Schicksal aller “Rettungsmissionen” in SF-Filmen…

screamers_2009_the-hunting1 Gelungen ist, dass sich der Film über weite Strecken visuell sehr an “Screamers” orientiert und man sich wirklich wie in einer Fortsetzung fühlt. Die Screamers sehen inzwischen anders aus und sind natürlich (2009!) CGI, aber schnelle Schnitte und reichlich Real-Effekte lassen das in den Hintergrund treten. Soweit eigentlich alles in Ordnung, und es gibt auch ein, zwei interessante Einfälle, etwa Lance Henriksen als Erfinder der Screamers, der hier mit einem Kurzauftritt einmal mehr seine Rente aufbessert.

Leider ist die Story ansonsten absolut lieblos hingepimpelt und so voraussehbar wie die Wiederholung eines WM-Endspiels. Die – bis auf Hauptrolle Gina Holden – nur noch durchschnittlichen und gesichtslosen Darsteller tapsen mühsam durch ein blödes Skript mit minderwertigen Dialogen. Und statt die Wer-ist-echt? -Paranoia des Originals und der Philip K. Dick ‘schen Vorlage ausgefeilter darzubieten, konzentriert sich “The Hunting” lieber auf die möglichst drastische Darstellung der Screamers als menschenähnliche Monstren mit ausklappbaren Kreissägen, die ihre Gegner möglichst bluttriefend zerlegen.
Dies übrigens keineswegs splattrig-billig, sondern auf beeindruckend hohem technischen Niveau. So kommen bei “The Hunting” vor allem Splatterfans und Gorehounds auf ihre Kosten. Nur Spannung und Stimmung bleiben mir im blutigen Geglitsche einfach zu oft auf der Strecke.

Fazit: Trotz (oder wegen) mehr SF, mehr Action, mehr Splatter kann “Screamers – The Hunting” das Niveau des Original-“ Screamers ” nicht halten und rangiert drei Klassen darunter. Für sich genommen ist es aber immer noch ein handwerklich anständiger SF-Horror, der trotz Plotholes wie Einschusslöchern noch zu den besseren Streifen in der B-Ecke gehört. Kann man sich schon reinziehen: für Fans.

  • Zu haben auf DVD
  • (Blu-ray nur USA)
  • lesenswert: 118 SF-Kurzgeschichten von Philip K- Dick in 5 Bänden – ein Muß für SF-Fans

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Screamers -Tödliche Schreie /screamers-toedliche-schreie-the-hunting-1995-2009/ /screamers-toedliche-schreie-the-hunting-1995-2009/#respond Mon, 12 Aug 2013 05:19:04 +0000 /?p=781 screamers_1995_2landschaft Die Erde der Zukunft hat Probleme mit der Energieversorgung – trotz Angies “Energiewende”. Am Ende des 21. Jahrhunderts ist Berynium das neue Öl; ein Element, dass eigentlich zu rar ist, um es als Treibstoff zu verwenden. Doch auf dem Planeten Sirius 6B gibts es reichlich davon, genug jedenfalls, um enorme Minen zu bauen. Doch der Abbau fördert auch gefährliche Strahlung zutage.

Als Gegner des Bergbaus sich unter dem Namen Alliance zusammentun, um das gefährliche Geschäft zu beenden, passt das den Bergbaugesellschaften des New Economic Block (N.E.B.) natürlich nicht. screamers_1995_robots Und weil in Zukunft alles privatisiert ist, bombardiert der NEB kurzerhand die Störenfriede von der Alliance. Deren Wissenschaftler rächen sich mit den “Screamers” – autonome Kleinroboter mit eingebauter und stets kreischender Kreissäge , die vollautomatisch alles zerschnetzeln, was sich ihnen in den Weg stellt. Mehr noch: die mobilen Schwerter reproduzieren sich vollautomatisch und verbessern sich auch selbstständig. (Eine Schnapsidee, wie hoffentlich jedem klar ist.)

Screamers – Tödliche Schreie

screamers_1995_compcheck Zehn Jahre später auf Sirius 6B: Ein Kurier des NEB taucht bei einem Außenposten der Alliance auf. Er wird zwar verhackstückt, seine Hand kann aber noch die Botschaft überreichen: Wir müssen reden. Just meldet sich auch das Alliance-Hauptquartier: Man habe auf Triton 4 reichlich Berynium gefunden, das sich ganz ohne die Strahlungsprobleme abbauen lässt. Kurz: Man würde nun wohl galaxisweit Frieden schließen… Doch Colonel Hendricksson (immer gut: Peter Weller) traut dem Braten nicht, vor allem, da soeben ein Alliance-Soldat vor seinem Außenposten Schiffbruch erleidet und ihm mitteilt, der General, der eben als Hologramm-Message von Frieden gesprochen habe, sei seines Wissens nach schon seit zwei Jahren tot – den behaupteten “Frieden” gäbe es also gar nicht. War die Nachricht eine Fälschung? Von welcher Seite – womöglich der eigenen?
Hendricksson macht sich auf dem Weg zu den NEBs, um selbst herauszufinden, was hinter all dem steckt.

screamers_1995_1landschaft “Screamers” – deutscher Verleihuntertitel: “Tödliche Schreie” – ist eine kleine, gemeine SF-Perle von 1995, die erst mit der Zeit gereift ist. Der 11-Mio-Dollar-Streifen spielt zwar so gut wie nie im Weltraum, doch die Bauten, Kulissen, Matte Paintings und so weiter sehen durchweg hervorragend aus und zeichnen das glaubwürdige Bild eines zerbombten Planeten, in denen sich die letzten Überlebenden kaum noch erinnern können, warum sie sich eigentlich gegenseitig an die Kehle gehen. Die Darsteller sind durch die Bank klar besetzte Typen mit echten Gesichtern, die in Erinnerung bleiben. Da passt einfach alles, auch wenn man bei genauem Hinsehen an der Vorgeschichte einige Ungereimtheiten bemängeln könnte.

screamers_1995_ams Seine Kraft zieht der Film aus der Story “Variante Zwei” von Philip K. Dick , die vielleicht nicht 1:1 umgesetzt wurde, aber im Drehbuch noch immer deutlich den Geist PKDs in sich trägt: Stets stellt er die Frage nach dem, was uns als Menschen ausmacht, und hegt ein grundlegend paranoides Misstrauen gegen gesicherte “Realität” oder “Identität” in egal welcher Form. Denn [Spoiler] Hendricksson muss schnell herausfinden, dass die “Screamers” nicht mehr nur einfach mobile Kreissägen sind, die durch den Sand auf ihre Opfer zurasen. Sie haben neue, menschenähnliche Formen gebildet, etwa einen kleinen Jungen, der von Reisenden mitgenommen werden möchte, oder einen verletzten Soldaten, der nach Hilfe ruft … beides tödliche Fallen. Und letztlich kann inzwischen jeder ein hochentwickeltes, neues Modell des “Screamer” sein.

screamers_1995_kids Berynium ist ein fiktives Element, aber es belegt als Idee sehr schön, dass gute Science-Fiction nur scheinbar mit den Problemen der Zukunft hantiert, sondern in Wirklichkeit unsere aktuellen Probleme spiegelt. Denn natürlich sind auch Kohle und Öl zu selten, um sie für das zu verwenden, wozu wir sie nutzen: tonnenschwere Blechwägen mit Einzelpersonen zum Aldi karren, um dort drei Cent zu sparen. Auch deutet sich in Screamers an, wie eine Zukunft aussieht, in der private Raumfahrt, privater Weltraumbergbau und private Kriegsführung zum Alltag gehören – alles Dinge, die wir heute schon vorbereiten. Genau wie möglichst autonome Tötungsmaschinen, an denen heute nicht nur in Form von Drohnen massiv geforscht wird. Rührt man all das mit etwas KI zusammen, kommt genau das heraus, wovon “Screamers” berichtet.

Fazit: “Screamers” ist astreine Science-Fiction mit Spannung, Paranoia und etwas Action auf handwerklich hohem Niveau. Eigentlich ein zeitloser Klassiker, den man sich immer wieder ansehen kann und als Fan einmal gesehen haben sollte.

  • Zu haben auf DVD / andere DVD-Ausgabe
  • (eine Blu-ray gibt es in absehbarer Zeit nicht)
  • lesenswert: 118 SF-Kurzgeschichten von Philip K- Dick in 5 Bänden – ein Muß für SF-Fans

Screamers – The Hunting

screamers_2009_the-hunting2 Es folgte, erstaunlicherweise erst 2009, die unvermeidliche Fortsetzung “ Screamers – The Hunting “. Sie versuchte gar nicht erst, ins Kino zu kommen, sondern verkroch sich sofort verschämt in die Videotheken, wo ausgehungerte SF-Fans wie ich sich ihre filmischen Drogen beschaffen. Und natürlich ist bei solchen Sequels (meistens) klar, das man selten mit positiven Weiterentwicklungen rechnen darf. Die Frage bei “Screamers II” war also eigentlich eher, wie schlecht er sein würde. Doch für eine Fortsetzung geriet “Screamers – The Hunting” überraschenderweise einigermaßen befriedigend… mehr im Beitrag “ Screamers – The Hunting “.

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Tykho Moon /tykho-moon-1986/ /tykho-moon-1986/#respond Mon, 29 Jul 2013 13:12:16 +0000 /?p=735 Im heruntergekommenen Überwachungsstaat einer Siedlung auf dem Mond kämpft der todkranke, zunehmend wahnsinnige Diktator Mac Bee (Michel Piccoli) nicht nur mit Terroristen und zunehmender Paranoia, sondern er ringt auch mit dem Leben.

Sein nicht minder wahnsinniger Chirurg (Jean-Louis Trintignant) verspricht ihm nicht nur eine heilende Operation, sondern will ihm auch noch die Unsterblichkeit verschaffen, oder besser: 170 Jahre. In dieser Zeit sollen seine Frau und seine Söhne das Zepter übernehmen – bis er wieder aufgetaut wird und die Führung übernehmen kann.

Doch die für die Operation notwendigen, kompatiblen Ersatzorgane hat ausgerechnet nur “Tykho Moon” (Johan Leysen). Und der ist ein früherer Widerstandskämpfer, der jedoch aus der Gefangenschaft ausbrechen und nach einer Gesichtsoperation untertauchen konnte. Dabei verlor er sein Gedächtnis – nun schlägt er sich unter dem Namen Anikst als Bildhauer durch.

Welche Rolle spielt die schöne Lena (Julie Delpy) – ist sie Prostituierte, Terroristin, Agentin? Warum hat der zwielichtige Journalist Glen Barr (Richard Bohringer, seit “Diva” ein unvergessliches Gesicht) ausgerechnet jetzt ein Buch über Tykho Moon geschrieben? Wer steckt hinter den Flugblättern, die verkünden, dass der Widerstandskämpfer noch lebt? Und wer hinter den Anschlägen auf die “Mac Bees”, die drei missratenen und vom Neid zerfressenen Söhne des Diktators, die ebenfalls nach etwas Unsterblichkeit dürsten?

In der Welt von “Tykho Moon” möchte man nicht leben. Ständig genetische Identitätskontrollen. Wohnraum ist so knapp, dass die Leute sich in Hotels pferchen. Die Zimmer darin sind unbezahlbar und nur mit speziellen Scheinen und Beziehungen zu kriegen. Und dennoch haben Hotelangestellte noch genug Macht, einen aus purer Missgunst in die Badewanne umzusiedeln (“da können Sie sich ausstrecken!”). Nur wer vom Hoteldach über die undurchdringliche Mauer blickt, schafft es vielleicht, wenigstens einen Blick auf den Palast der Herrscherfamilie zu ergattern. Doch auch dort möchte man letztlich nicht leben, denn die Mac Bees langweilen  oder zerfleischen sich gegenseitig und leiden zudem an einem mysteriösen, blauen Geschwür…

Wie bei “Bunker Palace Hôtel” (1989) verzichtet Comic-Legende Enki Bilal in seinem zweiten Realfilm auf typische SF-Effekte, sieht man von einigen eher obskuren Fotomontagen ab. Statt dessen gestaltet er eine Welt, die nur über die reichlich vagen Andeutungen und vor allem nur symbolisch zu verstehen ist. “Tykho Moon” wirkt dabei deutlich “leichter” als “Bunker Palace Hôtel” , inhaltlich leider auch deutlich dünner.Vor allem stört ein wenig, dass die Figuren sich der Grenze zur Karikatur bewegen und dadurch eigentlich nichts mehr symbolisieren können. Oder anders: Das, was Bilal angreifen möchte, verschwindet im übertriebenen Bemühen, es sichtbar zu machen. (Ein Fehler der Jugend, btw.)

“Tykho Moon” ist immer noch eine sehenswerte Erfahrung jenseits des Mainstreams. Und doch man wird das Gefühl nicht los, dass hier Style deutlich über Substance geht und das sich die Schicht der Symbole (etwa die zu Hotelrezeptionisten mutierten Verwalter von Macht) einfach nicht mit der geradezu straighten Hollywood-Story verträgt: Freiheitskämpfer mit Amnesie wird von Dritten instrumentalisiert, um eine Diktatur zu stürzen. Man muss den Film wirklich mehrmals sehen, um herauszufinden, dass es um mehr geht als das, und zugleich deutet sich an, was bei Immortal noch sichtbarer wird, nämlich dass Bilal eher filmische (politische) Gedichte machen will als Filmerzählungen.

Doch dafür kann man Tykho Moon fast wie einen normalen Spielfilm genießen, mit Gewürzen wie Spannung, Action und einem erstaunlichen Ensemble von Darstellern. Marie Laforêt als Diva und Gattin ist eine Augenweide, wie überhaupt das ganze Personal geradezu fellinisch von der Ästhetik dominiert wird. Auch wegen des traum- und rauschhaften Titelsongs “ Mister Sun ” von Brigitte Bardot lohnt das Anschauen…

Fazit: Bilderreiche, vielschichtige und ungewöhnliche Arthaus-SF über eine Liebe im Mondmeer Mare Tranquillitatis . Erreicht nicht ganz die reduziert-visuelle Wucht von “Bunker Palace Hôtel” , ist dafür aber etwas gefälliger und somit auch für SF-Fans diesseits des Kunstfilms einen Blick wert.

  • Infos beim Vertrieb
  • Zu haben als DVD

Ein kurzer deutscher und ein langer französischer Trailer:

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