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Als in Left Behind Dutzende bibeltreuer Passagiere aus einem Linienflugzeug verschwinden, dazu Millionen von Menschen von der Erde verschwinden, fragt sich der ehebrechende Pilot zu recht: Sind sie im Himmel? Und wenn ja, wo bin dann ich?

Left Behind (2014)

Left Behind: Nicolas Cage

Für den Linienpiloten Rayford Steele (Nicolas Cage) ist es ein normaler Tag: Schnell noch die Stewardess begrabschen, rein in die Maschine, Abflug, genuschelte Wetteransage über die Sprechanlage und dann auf Autopilot schalten.

Doch nicht diesmal: Mitten im Flug verschwinden Dutzende Menschen spurlos, einfach aus dem Flugzeug heraus. Nur ihre Kleidung bleibt auf den Sitzen zurück. Wo sind sie hin? Haben Aliens sie entführt? Ein Paralleluniversum? Langoliers?

Doch schon schrammt Steele eine andere herrenlose Maschine, hat mit aufgebrachten Passagieren, dem verschwunden Copiloten, einem brennenden Triebwerk zu kämpfen. Derweil stellt unten, auf der Erde, seine Tochter Chloe fest, dass auch dort zahlreiche Menschen von einer Sekunde auf die andere verschwunden sind. Und dass der Tower des Flughafens nicht mehr besetzt ist.

Left Behind: religiöser Film-Käse

Moment. Resümieren wir: Wer blieb zurück? Who was Left Behind ?

  • Die Tochter, die mit Muttis Bibelstunden nichts anfangen konnte.
  • Der religionskritische Journalist.
  • Der untreue Rayford, der seinen Ehering ablegt, um mit der Flugbegleiterin Petting zu machen.
  • Hier ein Spieler.
  • Da ein Trinker.
  • Dort übrigens auch ein Muslim.
  • Dazwischen ein schlechter Mensch.

Na, Sie erkennen das Schema?
Die haben doch nicht wirklich…
Doch, sie haben es: Left Behind (2014) erzählt nicht etwa eine SF-Story, sondern die Geschichte derer, die zurückbleiben, wenn dereinst das Königreich Gottes anbricht und er, wie versprochen, die seinen zu sich holt.

Wir Skeptiker, Atheisten, Sünder und Andersgläubige, wir bleiben zurück: Aber wir kommen, so der Film, nicht in die Hölle. Nein: Die Erde selbst verwandelt sich in diese Hölle, die wir aus ihr machen, nun, da die guten und bibeltreuen Menschen nicht mehr unter uns weilen… etc.

Left Behind (2014)

Left Behind (2014)

Left Behind ist in der Umsetzung halbwegs professionell gemacht (solides SyFy-TV-Niveau). Es ist eine passable Mischung aus Mystery-Thriller und Flugzeit-Katastrophenfilm, die ihre missionarische Botschaft eigentlich relativ unaufdringlich, wenngleich unübersehbar verbreitet. Left Behind wäre einfach bloß Schund, käme er nicht so moralinsauer daher. Nicolas Cage muss jedenfalls verdammt viele Schulden haben, um bei so einem Käse mitzumachen. Insofern sollte sich jeder, der sich in diesen Film verirrt, unbedingt die Extras mit dem Interview anschauen. Lügenprofis dabei zuzusehen, wie sie erzählen, warum es für sie wichtig & erfüllend war, in diesem christlich-fundamentalistisch-eschatologischem Quatsch mitzuspielen, hat eigenen Unterhaltungswert.

Warum nicht mal eine Bible-Fiction?

Left Behind (2014) Science Fiction und Fantasy sind ja spekulativ. Warum soll die Spekulation statt „technisch“ oder „zwergisch/elfisch“ nicht auch mal „religiös“ sein? Jeder virenfreie Zombie-Film bezieht seinen Apokalypse-Gedanken ja aus biblischen Texten, dito viele Horrorfilme. Insofern ist Left Behind bei aller versteckter Moral-Apostelei, plumpen Effekten, Drehbuchlängen und einigen (nicht allen) Plastikschauspielern immerhin ein interessantes Experiment in Sachen „Biblical Fiction“.

Aber. Auch als Christ braucht man sich den Unfug nicht anzusehen. Christen kommen im Film nur als religiöse Spinner vor. Ja, sie hatten recht, aber als Zuschauer möchte man nicht zu ihnen gehören. Die Sympathien liegen eindeutig bei denen, die Left Behind wurden, nicht in den Himmel kamen, obwohl sie „anständige Menschen“ sind.) Übrigens: Die produzierende Filmfirma Cloud Ten Pictures ist der Sage nach auf christliche Endzeit-Filme spezialisiert – dass die Amis daraus ein Geschäftsmodell machen, dafür werden sie unzweifelhaft in der Hölle brennen! <eg>

Kritik: Left Behind

Mittelmäßiger Flugzeugdrama-Apokalypse-Murks und bigottem Bibel-Firnis. Die vielen speichelspuckenden Verrisse richten sich natürlich gegen die (vorgeblich) biblische Message des Streifens – rein handwerklich und inhaltlich hat man schon weitaus Schlimmeres gesehen.

  • Auf DVD zu haben.